Frieden findet man nur in den Waeldern


"Frieden findet man nur in den Waeldern"

Das sagte Michelangelo schon im spaeten Mittelalter.
Als ich diesen Satz neulich las kam mir die Idee diese
Geschichte zu erzaehlen.

Ich war noch sehr jung, ein rechter Wildfang, liebte
die Natur und konnte mich schon als Kind stundenlang im Wald
aufhalten.
An einem sonnigen Augusttag hatte ich mich aufgemacht, um im nahen Wald Pilze
zu suchen. Es war Steinpilzzeit und damals gab es sie noch, man musste nur die
Plaetze kennen.
Ich marschierte lustig pfeifend tief in den Wald hinein, dorthin wo Buche- und
Eichemischwald war.

Hier traf ich, gemuetlich mit dem Ruecken an eine dicke Eiche gelehnt, einen alten Bekannten. Wir nannten ihn Schaefermichel. Wie alt er wirklich war, wusste kein Mensch genau. Seine grossen Herden versorgte er schon einige Jahren nicht mehr, dafuer waren nun seine beiden Soehne zustaendig.
Ich sagte: Hallo Schaefermichel, wie geht es dir und was tust du hier so ganz alleine im Walde? "Er antwortete, ich hoere dem Wald und den Baeumen zu und lausche ihren Gespraechen.“ Als ich fragte, was ihm der Wald denn erzaehle, schaute er mich mit seinen strahlend blauen Augen verschmitzt an und meinte: „Gar viele schoene und geheimnisvolle Dinge hat er zu erzaehlen, wenn man nur imstande ist, ihm ruhig zuzuhoeren. Also setz dich hierher, schliesse Deine Augen, und lausche ganz konzentriert, solange du dazu im Stande bist“.

Ich tat ,wie er es geheissen. Zuerst kam es mir langweilig und ein wenig dumm vor. Jedoch nach einiger Zeit, ich weiss nicht wie lange es gedauert hat, begann das leise Rauschen und Wispern der Blaetter und Zweige sich immer mehr in eine ausdrucksvolle Symphonie von Worten und Toenen zu verwandeln. Mir war es als wuerden um mich herum die seltsamsten Dinge geschehen. Mich selbst erfasste eine tiefe innere Ruhe und ich hatte das Gefuehl, als wuerden die alten Eichen ihre starke ausdruckvolle Kraft ganz sanft ueber mich ausschuetten.

Ich war so vertieft, dass ich erschreckt auffuhr als der Alte mich an die Schulter fasste und meinte: „ So jetzt wird es aber hoechste Zeit fuer dich, wenn du noch Pilze sammeln willst“. Ich musste lange dort gesessen haben denn es daemmerte bereits. Zum Abschied sagte der alte Mann und laechelte mich schelmisch an: „Na glaubst du nun was ich dir gesagt habe“.??

Diese stillen Zwiegespraeche mit der Natur habe ich in meinem spaeteren Leben noch oft wiederholt und egal wie abgespannt ich gerade war, sie haben mir immer geholfen.
Und heute noch, wenn ich dort Ruhe und Frieden suche, und neue Energie und Kraft tanke, glaube ich des alten Michels Stimme zu hoeren, welche sagt, „Komm her Junge setz dich zu mir und lausche was der Wald dir zu sagen hat.“

guana/Guntram



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Kommentare (4)

guana Herzlichen Dank fuer Deine schoenen Zeilen.
Ist doch toll, wenn man im Stande ist die Staerke der Natur zu
spueren und daraus die oft so noetige Kraft zu schoepfen.Oder??
Lieber Gruss
Guntram
Medea was der Wald, die Bäume Dir zu sagen haben.

Zum Haus meiner verstorbenen Freundin führte eine
Ahornallee, die ich besonders liebte. Einige Bäume gab es
nicht mehr, aber 123 standen noch - ich ging diesen Weg
immer zu Fuß und ließ den Wagen an der Straße stehen.
Dem Flüstern und Raunen aus den alten dichten Kronen lauschte
ich aufmerksam, manchmal umarmte ich auch einen Baum.

Lieber Guntram, wie für Dich ist das auch für mich eine
wunderbare Erinnerung.

Herzlich Medea.
guana Herzlichen Dank fuer Deine Zeilen.
Lieber Gruss
Guntram
stefanie Verweilen im Wald,Still werden und Zuhören ist ein ganz besonderes Erlebnis.
Danke für Deine Erinnerung sagt stefanie

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