Miteinander,füreinander da sein, das ist Freundschaft.


Die Diagnose Krebs war für sie nichts Neues, eine Brust wurde vor Jahren amputiert.
Doch die neue Diagnose traf sie wie ein Blitz. Die Hoffnung, den Krebs besiegt zu haben, war von einer Sekunde auf die Andere dahin. Tapfer ertrug sie die Behandlungen. Chemo, neue Operationen folgten. In dieser Zeit lernten sich die späteren Freundinnen kennen, sie waren sich sofort sympathisch. Die spätere Freundin lebte in der unmittelbaren Nachbarschaft.
Eine gemeinsame Liebe zu den Tieren verband sie zusätzlich.

In der Zeit der erneuten Krebstherapie kam man sich näher. Die Nachbarin besuchte sie im Krankenhaus und musste oft mit den Tränen kämpfen, beim Anblick dieser tapferen Frau.
Eines Tages saß sie, nach einer Chemotherapie, in ihrem Krankenbett und sagte im Brustton der Überzeugung: „ So, nun bin ich geheilt!“
Diesen Augenblick zu beschreiben ist nicht einfach, ein Überschwang an Gefühlen erlebte die Nachbarin. Von Mitleid bis zum Trost spenden wollen.
Aber das behielt sie für sich, sie redete, über Alltäglichkeiten, um die Kranke abzulenken von ihrem Schicksal.

Die Jahre vergingen, Jahre inniger Freundschaft, die durch den Wegzug der Freundin nur noch intensiver wurde.
Eine Brieffreundschaft entwickelte sich ganz nebenbei, lange Briefe wurden geschrieben.
Die Nachbarin, die nun eine Freundin geworden war, brachte bei ihren Besuchen stets etwas mit, da es der Freundin und deren kranken Mann finanzielle nicht gut ging. So organisierte die Freundin viele wichtige Dinge für das tägliche Leben. Jahre der innigen Freundschaft gingen dahin.
Eines Tages sagte diese zu ihr: „ Nun sind wir 10 Jahre befreundet und noch nie gab es ein böses Wort zwischen uns, ich bin so froh dass es dich gibt.“ Das tat der Freundin gut und war der größte Lohn für ihr Bemühen.

Später entdeckte sie das Schreiben für sich, alsbald stellte sich der erste Erfolg ein. Das erste Buch wurde veröffentlicht. Ein großer Erfolg.
Stolz präsentierte sie der Freundin ihren Erstling, der natürlich gebührend bewundert wurde.
Es folgte das zweite, bald das dritte Buch. Nun steht sie in Kürze auf dem Olymp der Literaten. Ist glücklich, lässt sich feiern. Zu Recht, ein bewundernswerte Leistung. Wenn man bedenkt, das sie zwischendurch immer wieder an neuen Tumoren erkrankte. Die Freundin im Heimatort stets um ihr Leben bangte.
Sie ist eine starke Frau.


Nun kam die Nachricht, per E-Mail, das sie der langjährigen Freundin die Freundschaft kündigt. Als Grund gab sie an, dass man sich in verschiedene Richtungen bewegt hätte. Sie schrieb:
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Ich denke ganz einfach, unsere Zeit ist um. Sie war schön und so sollten wir sie auch in Erinnerung behalten.
Du siehst doch selbst, dass du überhaupt nicht verstehst, was ich schreibe, oder sage. Wir sprechen inzwischen nicht mehr die gleiche Sprache. Wir haben uns in verschiedene Richtungen entwickelt. Es passt einfach nicht mehr. Dafür hatten wir eine schöne Zeit, an die ich gerne zurückdenken werde. Für die vielen Jahre inniger Freundschaft danke ich dir sehr.

Lebe wohl

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Lebe wohl?

Nie gab es ein böses Wort, sie hatten sich gut verstanden.

Sie versteht nicht was sie schreibt oder sagt?

Viele gemeinsame Gesprächsthemen hatten sie, nie gab es Leerlauf in ihren Gesprächen. Egal welches Thema aktuell war, sie haben miteinander gesprochen, gelacht, geweint.

Aber die Freundin soll nicht verstehen was sie schreibt oder sagt?


Nein, die Freundin versteht es nicht!

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Kommentare (4)

ehemaliges Mitglied die in der Realität sicher sehr viel öfter vorkommt und den anderen rat- und hilflos sein läßt. So etwas schlägt heftige Wunden.
hisun Eine wundervolle, wehmütige Geschichte. Ich bewundere Dein Talent zum Schreiben. Vor dem Schreiben sind Gedanken. Was für eine Gedankenwelt....

Gruss Hisun Sonja
outofspain diese Geschichte steht ebenfalls bei Opinio. Ich darf das, ich habe sie geschrieben.^^

Gruß Mo.
minu So ging es meiner Mutter, sie hat für jemand alles getan,
als die Person ihr Ziel erreicht hatte, warf sie meine Mutter einfach weg.
Sie ist daran gestorben. Sie konnte es nicht verstehen.
Das ist sehr traurig.

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