Frau Holle, Stinksteinwand und Birkenwasser
Frau Holle , Stinksteinwand und Birkenwasser….
Über Frau Holle gibt es viele Geschichten – und immer handelt es sich um Gut und Böse um fleissig und faul oder um artig und unartig.
Doch eigentlich ist Frau Holle mehr – sie ist ursprünglich eine alte, eine uralte Göttin, die viele Namen hat. Sie ist u.a. die Huld, die Holde oder einfach auch nur Holle. Eine Göttin namens Hludana verehrten die Stämme am Mittelrhein bereits im 2. Jahrhundert.
In dem Dekret eines Bischofs (ca. 1010) ist von einer Hexe Hulda (Holle) die Rede, welche zu den nachtfahrenden Frauen, die durch Lüfte reisen und sich verbotener Zaubereien bedienen, gehört.
Allerdings sind sich Forscher darin einig, dass Frau Holle eine Form der grossen Mutter ist, welche man in allen Hochkulturen findet. Sie ist eine Erd- und Unterweltgöttin, welche die Fruchtbarkeit verkörpert, mit der Kunst des Ackerbaus verbunden ist und die Magie beherrscht. Sie ist eine Verkörperung der Natur mit allen ihren Erscheinungsformen – verbunden nicht nur mit Menschen, sondern auch mit Pflanzen und Tieren mit der Erde und allen Elementen. Als Herrscherin der Naturgewalten kann sie Regen, Schnee und Sturm gebieten. Diese Idee der Schöpfergöttin geht zurück bis in die jüngere Altsteinzeit und findet im Volksglauben der Naturvölker wie auch in der Mythologie der Antike ihre Entsprechungen.
Und auch die Gebrüder Grimm sahen in den Mythen um Frau Holle einen Zusammenhang zum Kult um die römische Göttin Diana – ebenso zu nordgermanischen Erdgöttinnen. Als Göttin ist Frau Holle (in etwa die Huldvolle) unter diesem Namen von Luxemburg bis Sachsen, mit einem Schwerpunkt in Hessen und Thüringen bekannt. In Bayern und im Schwabenländle wird sie dagegen Frau Percht genannt – in Sachsen Anhalt und Brandenburg ist ihr Name Frau Herke und in Niedersachen ist die Bezeichnung „der wilde Jäger“ geläufig.
Zu Beginn des Märchens der Gebrüder Grimm sitzt das Mädchen am Brunnen und spinnt. Auch von Frigg der nordischen Göttin, Gattin von Odin, kennen wir dieses spinnen des Schicksalsfadens. Auch Frigg reitet in den Rauhnächten durch die Lüfte – genau wie man es von einer Hexe Hulda (Holle) kennt. Der Einfluss Roms auf die Germanen war im 4. und 5. Jahrhundert stark und so verschmolz Frigg immer mehr mit Diana, ihrem italienischen Gegenstück. In mittelalterlichen Handschriften wird Diana oftmals „Hulda“ genannt.
Als Irminsul – die grosse Säule aus der Heidenzeit – von Kaiser Karl dem Grossen ca 720 zerstört wurde durfte der Name Frigg bald nicht mehr genannt werden. Allerdings liess das Volk der Bauern die Göttin Frigg mit dem Namen Holle (nebst ihren vielen anderen Namen) weiterleben.
Am Hohen Meissner gibt es einen Frau Holle Teich – hier ist auch das Frau Holle Land. Damit wird gerne für diese Gegend geworben und auf den Prospekten sieht der Teich auch klar und grossartig aus.
Wir kamen dort an bei strahlendem Sonnenschein. Da ich längere Strecken nur mit Rollstuhl bewältigen kann blieb nichts anderes übrig, als den Teich zu Fuss zu begutachten. Also kein grosser Ausflug ins Frau-Holle-Land - klein war dieser Teich – man sah kaum eine freie Wasserfläche weil alles von abgestorbenem Rietgras zugewuchert war. An einer Seite war die Holzfigur der Frau Holle aufgestellt. Sie ähnelt einem jungen Mädchen mit schlanker Figur und langen geflochtenen Haaren.
Man sagt, dass am Fuße des Hohen Meißners im Teich der Frau Holle die ungeborenen Kinder leben. Neugeborene – so heisst es – kommen aus diesem Teich. Und dass Frau Holle alle Seelen der verstorbenen Kinder aus dem letzten Jahr hier einsammelt und sie fortan bei ihr in der Unterwelt leben.
Der Boden rings um den Naturteich herum war matschig, man hörte das Quaken der Frösche. Sehr viele Familien waren unterwegs, fotografierten, schauten sich die Wanderrouten auf den Tafeln an und nahmen den Weg dann unter ihre Füsse. Auf Tafeln werden den Wanderern, die sich zu Fuß das Holle-Land erobern wollen nicht nur die Wanderwege aufgezeigt, sondern es gibt Hinweise zu markanten Punkten, die als sehenswert erachtet werden.
Und ausserdem sind grosse Schautafeln aufgestellt auf denen vermerkt ist, welche Tiere man hier mit einigem Glück beobachten kann. Unter anderem Luchs, Wildkatze, Geburtshelferkröte oder den grossen Schillerfalter und Wanderfalken.
Grosse Bereiche des Meissners sind als Naturschutzgebiet ausgewiesen – es gibt ein Gebiet mit Namen Kitzkammer (hier leben keine Katzen, sondern sehr faule Mädchen, die Frau Holle in Katzen verwandelt hat. Damit ihr diese hier für alle Zeiten zu Diensten sein müssen), einen Barfußpfad (da habe ich schlechte Erinnerungen/Erfahrungen gemacht! - siehe auch mein Bericht vom 23.6.2018), der Kalbesee, ein Trinkwasser-Museum und ebenso gibt es Spielplätze für die Kleinen sowie Gasthöfe, die allerdings jetzt zur Corona Zeit geschlossen sind.
Ausserdem gibt es hier eine Besonderheit: Denn was sich innerhalb des Meißners tut, ist an manchen Tagen unübersehbar. Die Kohle unter dem alten Tagebau an der Kalbe brennt – das tut sie schon seit Jahrhunderten wie man auch in der Zeitung lesen konnte. Das Feuer dieses Flözbrandes unter Kontrolle zu bringen oder gar zu löschen würde Millionen kosten und so bleibt alles wie es ist. Denn wenn etwas viel Geld kostet dann ist Niemand dafür zuständig!
Dass die Feuer immer wieder angefacht werden, liegt auch an der Beschaffenheit des Meißners. Durch die Verbindung mit Schwefel reicht nur wenig Sauerstoff und die Kohle gerät in Brand. Wahrscheinlich würde das Feuer auch ohne den Bergbau brennen meinte ein Sachverständiger.Und dafür spricht auch der historische Name „Stinksteinwand“, wo der Rauch immer wieder zwischen den Steinen hervortritt. Wer sich dort aufhält, dem steigt eine strenge Mischung aus Kohle und Schwefel in die Nase.
Am Weg zu unserem geparkten Auto fanden wir einen grossen Baumstumpf, aus dem reichlich „Wasser“ hervorkam – Birkenwasser. Früher wurde das als Haarwuchs- und -Pflegemittel verkauft und viele Männer massierten sich so ein Mittel namens Birkenwasser auf die beginnende Glatze.
Kommentare (0)