Ferien auf dem Bauernhof


Ferien auf dem Bauernhof

Mit Heimat verbinde ich kleine idyllische Dörfer durch die schmale Gassen führen.
Mit einer Kirche und einem Markt alles Mittelpunkt. Dabei denke ich an den
urgemütlichen Bauernhof meines Großonkels. Ich sehe die urige Küche noch vor mir,
die gute Stube, in der die Holzdielen knarrten, wenn man darüber ging. In der die
Mahlzeiten nur an Sonn- und Feiertagen eingenommen wurden. Und natürlich habe
ich auch das Plumpsklo auf dem Hof noch vor Augen.
Auch die Sommerfrische und die eigenwillige Landluft sind mir in Erinnerung
geblieben genauso wie die Pferde, Kühe, Schweine, Gänse und Hühner. Die Wälder
und weiten Kornfelder. Ich erinnere die unbeschwerten Sommertage und das
Barfußlaufen über Blumenwiesen. An das fröhliche Kinderlachen und neugierige
Erkunden der ländlichen Umgebung mit allem was da wächst,  kreucht und
fleucht. An die kindliche Entdeckungs- und Abenteuerlust und das Schlafen
auf kratzenden, harten Strohmatratzen. An die frischen Eiern aus dem Hühnerstall,
die zum Frühstück serviert wurden, und an das selbstgebackene, köstlich duftende
 Brot aus dem Steinbackofen vor dem Haus.
Es sind Erinnerungen an die Ferien auf dem Bauernhof meines Großonkels, die
ich dort bis zum Ende meiner Schulzeit verbracht habe. In dieser Zeit wurde wohl
meine Liebe zum Leben auf dem Land und zur Natur geprägt, die sich im Laufe
der Jahre, und ganz besonders jetzt im Alter noch einmal intensiviert hat.
 
Eine Kindheit, wie sie heutzutage kaum noch möglich ist.
Nicht einmal ein ganz normales Telefon gab es damals auf dem Bauernhof,
geschweige denn einen Fernseher. Dafür hatte man viel Zeit, die Mahlzeiten
gemeinsam an dem großen, alten Holztisch in der Küche einzunehmen.
Dort wurde gekocht, gelacht, erzählt, gegessen – alles frisch vom Feld oder
selbst geschlachtet. Und es wurde früh zu Bett gegangen, weil alle, sobald der
Hahn auf dem Mist krähte, wieder mit den Hühnern aufgestanden sind.
Es wartete jeden Tag viel Arbeit auf den Großonkel und seine Frau.
 
Heimat ! Erinnerungen aus der Kindheit ! So schön – immer wieder !
Man könnte annehmen, obige Schilderung stamme aus mittelalterlichen Zeiten.
Dabei sind inzwischen nur etwa sechzig Jahre vergangen, in denen der Fortschritt
so ziemlich alles verändert hat. Heute kommt das warme Wasser aus der Wand.
Musste man damals noch Unmengen von Holz hacken und den Ofen heizen,
schaltet sich heutzutage die Heizung vollautomatisch über einen Temperaturregler
zur gewünschten Tages- oder Nachtzeit ein. Schlafen können wir mittlerweile –
statt auf harten Strohmatratzen -, auf bequemen Taschenfederkernmatratzen.
  So ändern sich die Zeiten !
Und trotz des Fortschritts und des heutigen Komforts, hatte die damalige Zeit auch
etwas Gutes:
Die Menschen hatten trotz der vielen und harten Arbeit noch Zeit für einander,
Zeit für Gespräche, für Spiele, für Lieder, fürs Musizieren und Handarbeiten.
Wer nimmt sich heute noch Zeit dafür ?
Heute kommuniziert man virtuell mit völlig unbekannten Menschen.
In welchem Tempo sich die Zeiten doch geändert haben !
 
~**~
 
Hermann Hesse umschrieb es so:
"Heimat ist für mich nie ein politischer Begriff gewesen, sondern
ein rein menschlicher. Wo wir Kinder gewesen sind und die ersten
Bilder von der Welt und vom Leben empfangen haben, da ist unsere Heimat,
und ich habe die meine stets mit Dankbarkeit geliebt".
 
Wie gut ich diese Worte, dieses tief empfundene Gefühl  der Liebe
zur Heimat nachvollziehen kann !
Hoffentlich bleibt unsere Heimat auch den nachfolgenden Generationen
noch lange erhalten !


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Kommentare (5)

werderanerin

Wenn man bedenkt, dass ja ca. 60 Jahre fast nichts sind..., staunt man wirklich, wie rasant sich alles entwickelt hat und da darf man schon mal fragen, ob das alles wirklich zum Vorteil war/ist.

Sicherlich möchten wir heute nicht mehr auf Waschmaschine, Geschirrspüler , Telefon und schicken Fernseher u.a. verzichten, schließlich erleichtert so manches unseren Alltag beträchtlich. 

Ich stimme dir zu, dass nicht alles gut ist, es scheint, dass heute zu viel der Kommunikation per PC, Smartphon geht...das Persönliche ist weniger und das ist wirklich schade. Nicht nur das, der Mensch ist nun mal ein "Herdentier", braucht andere Menschen, sonst verarmt er seelisch.

Aber du siehts ja selbst, wir schreiben hier im ST, obwohl wir uns alle nicht persönlich kennen. Ich empfinde dies als gut, der weile habe ich oft das Gefühl, einige recht gut zu "kennen".

Fortschritt ist gut aber um welchen Preis...?

Kristine dankt für deine, sehr schöne Erzählung

Winterrose

@werderanerin  

 
Danke, liebe Kristine für deine Gedanken zu meiner Kindheitserinnerung.
Das Tempo des Fortschritts ist wirklich unglaublich. Gut war sicher nicht alles, man denke nur an die Belastung und Verschmutzung der Umwelt.
Der Komfort, der uns das Leben sehr erleichtert und auch verschönert, hat einen sehr hohen Preis.
Vergleicht man die damalige Zeit mit der heutigen, dann waren die Menschen früher trotz der eher bescheidenen Verhältnisse und der harten Arbeit, zufriedener, als so mancher Mensch heutzutage.

Ich finde es sehr interessant, dass man Menschen, wenn man deren Gedichte und Texte regelmäßig liest, tatsächlich recht gut kennen lernt. Schön, dass es diese Möglichkeit gibt,  gerade in dieser unwirklichen Zeit, wo viele doch schon aus Sorge vor einer Ansteckung oft alleine zu Hause sind.
Hab einen entspannten Abend, liebe Kristine, es wird ja jetzt schon sehr früh dunkel – eine gemütliche Zeit wie ich finde, mit viel Kerzenlicht und der Vorfreude auf die Adventszeit.
Liebe Grüße Laura
 

Manfred36

Ich habe es noch erlebt.

Winterrose

@Manfred36  

Es wäre schön, lieber Manfred, mehr von dir darüber zu erfahren.
Mich würde es freuen.
 

huehnerhof.gif
 
 
Wenn die Gänse laut schnattern hinter mir hergelaufen sind,
habe ich immer die Flucht ergriffen. Die waren sehr angriffslustig :o)).

Manfred36

@Winterrose
Ich will mich hier in die Reihe der langen Erzählungen nicht einreihen, nur ab und zu etwas thematisch Kürzeres. Sind aus den Bärchen jetzt Hühner geworden? Ich vermisse sie unter Malen so sehr. 


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