Erlebnisse mit diversen Bankern

Autor: ehemaliges Mitglied


Wie ich an einen Computer geriet

Im Februar 1980 hatten wir begonnen, unser Haus zu bauen. Die Zinsen waren noch niedrig, lagen für Baukredite bei 6 % und unser Banker riet uns, den Rest meines eigenen Geldes erst einmal zu nutzen, um dann, wenn es erforderlich sei, einen Kredit aufzunehmen. Die Zinsen würden noch sinken.

Auch unser Steuerberater, der Bruder meines Mannes, war dieser Meinung. Doch ich hatte Bauchgrummeln, mochte das nicht glauben. Mein Göga hatte es nicht mal geschafft, sich ein eigenes Bankkonto einzurichten, überließ es mir, und überließ alle finanzellen Dinge ohne jemals nachzuhaken, mir. Aber nun bei der finanziellen Regelung der Baufinanzerung tat er so, als ob er ganz selbstverständlich genauso sicher dazu seine Meinung, sein Wissen hätte, wie der Banker, wie sein Steuerberater-Bruder.  Als Frau sich gegen drei gestandene Männer, von denen zwei sicherlich mehr Ahnung von Gelddingen hatten als ich, konnte ich mich nicht durchsetzen.

Wir mussten dann erst einen, dann einen zweiten Baukredit aufnehmen, die Restsumme meines geerbten Geldes war inzwischen auch in den Bau geflossen und – die Zinsen stiegen! Auf Anraten des Bankers hatten wir - dummerweise - einen variablen Zinssatz vereinbart, um dann – sollten die Zinsen genügend gefallen sein, einen festen Zinssatz zu vereinbaren. Doch das Gegenteil stellte sich ein! Die Zinsen stiegen auf 7, 9, 12 und schließlich 13 %!

Das war mit einem Gehalt nicht mehr zu stemmen! Es bedeutete für mich, baldmöglichst eine Arbeit zu finden und wenigstens täglich halbtags dazu zu verdienen. Nach 14 Jahren als „Nur Mutter“ und Hausfrau eine Stelle zu finden – fast unmöglich. Ich probierte dies und das, aber das Richtige war kaum dabei.

Dann hatte mein Mann die Idee, ich könnte als Vertreterin in seiner Branche hinzu verdienen. Dazu benötigte ich aber einen PC. Ich hatte so gar keine Idee, wie so ein Ding funktionierte, aber ich war bereit, mir in dem Betrieb, in dem er arbeitete, mit handschriftlichen Kundendateien in deren PC zu übertragen den Umgang mit so einem Gerät einzuüben. Wir kauften für mich einen Computer, der damals noch sehr viel teurer war, als so ein Ding heute kostet. Mein Mann vereinbarte mit einem guten Berufskollegen, ihm seine Ware ab sofort über mich zu bestellen und das klappte auch einigermaßen.

Wir hatten inzwischen die Bank gewechselt, weil der erste Banker uns nicht wirklich gut beraten hatte. Nun hatte ich für den PC ebenfalls einen Kredit aufgenommen. Doch die Einnahmen flossen nur leidlich. Ich hatte mich entschlossen, diesen Kredit zumindest mit 5 DM monatlich zu bedienen (beinem Preis von mehreren tausend DM eigentlich eine Frechheit meinerseits!), bis ich endlich einerseits mehr Einkommen erzielen und zum anderen auch ein angesparter Bausparvertrag ausgezahlt werden würde. Das war auch gesetzlich so geregelt, dass die Bank das akzeptieren musste.

Doch der Filialleiter in unserem Ort war keineswegs damit zufrieden. Eines Tages fand er es erforderlich, mich mitten im Eingangsbereich – für Jedermann zu hören und zu sehen – lauthals anzusprechen, was mir einfiele, meinen Kredit nicht zu bedienen!! Sein Geschimpfe war so hässlich und laut, dass ich es eher als „Gebölke“ empfand! Einfach ungezogen. Er hätte eigentlich akzeptieren müssen, dass ja monatlich ein wenn auch klitzekleiner Betrag abbezahlt wurde.

Zur gleichen Zeit war nämlich ein Bausparvertrag auszahlungsbereit. Aber die Angestellte des Filialleiters zog es vor, ihren Urlaub anzutreten und war für mich nicht mehr – obwohl noch anwesend – zu sprechen. Sie zögerte die Auszahlung sogar heraus! Für mich war diese Auszahlung endlich DER Lichtblick, um finanziell wieder etwas auf die Beine zu kommen – und dieser Hallodri von Filialleiter hielt es für richtig, mich lauthals vor allen Leuten „in seiner Bank“ trotz besseren Wissens herunterzuschreien … Er brauchte wohl gerade ein Hochstufen seines Auftretens.

Ich hatte ja inzwischen den PC mit Drucker zuhause. Ich ließ den Filialleiter Filialleiter sein und ging nach Hause. Es fiel mir gar nicht schwer, einen Beschwerdebrief über ihn und seine Mitarbeiterin an die Direktion in der nahen Stadt zu schreiben. Es dauerte keine Woche und der Baukredit der Bausparkasse war auf unser Konto ausgezahlt. Der Filialleiter ward nie mehr in seiner(?) Filiale zu sehen. Er wurde in eine kleinere Filiale im kleinsten Ortsteil unseres Zuhauses strafversetzt. Die Mitarbeiterin bekam eine heftige Abmahnung und wurde ebenfalls in eine andere Filiale versetzt.

Das war nicht wirklich meine Absicht gewesen. Doch ich wollte nicht weiterhin Strafzinsen zahlen, die inzwischen überflüssig geworden waren. Und ich wollte mich nie wieder von diesem hochnäsigen Banker vor anderen Menschen anschreien lassen ...

Ich selbst fand auch endlich eine richtige Arbeitsstelle, wo ich mich ausreichend einbringen konnte. Ist es verwunderlich, dass ich ein wenig Schadenfreude empfand?

 

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