Einkauf mit Hindernissen
Es hat mal wieder recht lange gedauert, bis sich meine Beine dank einer LWS-Stenose endlich halbwegs schmerzfrei zum Gehen bewegen ließen. Also war es fast schon Mittag, bis ich meine Einkäufe tätigen konnte.
Dank meiner Polyarthrose in den Händen ziehe ich es vor, mir meine tägliche frisch geschnibbelte Salatportion an der Salattheke des Discounters zusammenzustellen. So auch heute. Klar, nicht immer kann ich allein an der Theke meine Salatschüssel füllen. Heute stand dort bereits ein grauhaariger alter Herr, der gleich drei Schalen, die er auf dem Sims der Theke verteilt gestellt und mit verschiedenen Salaten zu füllen hatte.
Das ist an und für sich für mich kein Problem. Ich kann warten. Doch dieser Herr verteilte recht langsam (vielleicht konnte er ja nicht schneller entdecken, was er in die einzelnen Schüsselchen verteilen sollte), sich vielleicht auch nicht mehr flott bewegen wie in jüngeren Jahren. Er ging hin und her, hatte keinen Einkaufswagen mitgenommen, sondern seinen bzw. den Einkaufskorb seiner besseren Hälfte auf den Boden vor die Salattheke gestellt. Ich konnte nur vom Seitenrand der Theke aus zuschauen, wie er sammelte.
Endlich fiel ihm auf, dass sich da tatsächlich noch eine Kundin bedienen wollte. „Oh, mein Korb!“ hörte ich ihn leise brummeln. Ich hatte meinen Einkaufswagen schon an einer Stelle deponiert, wo er aller Voraussicht nach anderen Kunden nicht im Weg stehen würde. Er nahm seinen Korb und stellte ihn – zu Füßen meines Einkaufswagens! Nun konnte auch ich mir halbwegs frei wählend meine Schüssel füllen, war eher fertig als der alte Herr und wollte sie in meinen Einkaufswagen stellen.
Aber das ging nicht, der Einkaufskorb dieses Herrn stand so ungünstig vor meinem Einkaufswagen, dass ich nicht mal drüber weg steigen konnte, wenn ich dazu heute auch noch fähig gewesen wäre, geschweige denn, meine Salatschüssel auf den Boden des Einkaufswagens zu stellen, nicht einfach fallen zu lassen. Auch daneben war rechts oder links kein Platz auch nur einen Fußbreit.
In meinem ärgerlichen Unverständnis über so viel fehlende Umsicht löste sich beim Wegschubsen meines Einkaufswagens, was mir nur mit lang ausgestrecktem Arm gelingen mochte, ein lautes „Mann!“ Ich hatte das dringende Bedürfnis, mir doch mit einem hörbaren Spruch und einem tiefen Atemzug ein wenig den Ärger von der Seele zu schaffen. Bin halt ein HB-Männchen ... Aber ich denke, der Discounter hatte Schuld, einfach die Salattheke an so einem Engpass zu deponieren – geht das??
Ein paar Kunden blickten erschrocken hoch, wichen meinem weiter geschubsten Einkaufswagen aus, da ich ja nicht folgen konnte, um ihn rechtzeitig zu stoppen. Ich umging ein paar andere Angebotsständer und erwischte meinen Einkaufswagen in doch recht aufgebrachter Stimmung. Ob der Betroffene Salat“pflücker“ sich durch mein „Mann!“ angesprochen gefühlt hat, es überhaupt gehört hat, ist mir entgangen, denn ich musste – auch seinetwegen – noch weitere Angebotsständer umgehen, um zu dem nächsten angepeilten Artikel gelangen zu können, ohne ihn wieder vor mir berücksichtigen zu müssen ...
Kommentare (8)
Nein, liebe Christine,
einen gehetzten "bloß-raus-hier-Einkauf" gönne ich mir noch nicht. Ich schau mir zu Hause an, womit ich meine täglichen Vorräte an Frischware ergänzen muss und dann gehe ich der Reihe nach vor. Manchmal gerät auch noch etwas in den Fokus, was ich zu Hause übersehen habe.
Solche nervigen Einkäufe gerieten mir früher, als ich noch berufstätig war und zu Hause der Hund auf seinen Gang wartete, ich aber reichlich spät erst nach Hause konnte und noch einkaufen musste, eher. Da nervten dann schon mal junge Mütter, die ihre müden Kinder nach der Arbeit von der Tagesmutter geholt haben und mit ihrem quengelnden Nachwuchs Kunden und Kassiererinnen zur Last fielen.
Über die Bedienung in meinem hiesigen Supermarkt kann ich mich nicht beklagen, allenfalls über die räumliche Enge, wo sich sehr oft Kunden und Angestellte in die Quere kommen ...
Ist schon spannend, wie so ein Jeder diese täglichen Erlebnisse sieht ...
Herzl. Dank für's Lesen und Kommentieren
Uschi
Wie wohltuend ist es doch hier in meinem ländlichen Städtchen... Niemand drängelt im Supermarkt, weder an den Auslagefächern, am Gemüsestand, den Kühlregalen noch an der Kasse. Im Gegenteil, man trifft sich an der Fleischtheke oder beim Backwarenstand und unterhält sich ein Weilchen über das Wetter, den Tag, die Kinder und mehr. Die Kassiererin hilft der alten Dame mit den Rheumafingern, kleine Münzen aus dem Geldtäschchen zu fischen und ein Kunde nach ihr hilft, die Tasche zu packen... Das alles habe ich in der Anonymität der nervösen Großstadt nie in dieser Weise beobachtet. Oder war ich dort vielleicht auch so stadthektisch? – Heute jedenfalls genieße ich mit Nachsicht und Geduld diesen angenehmen Umgang miteinander und lasse auch öfter mal eine Mutter mit dem unruhigen Kleinkind oder einen Kunden, der nur ein Stück in der Hand zur Kasse bringt, vor. Aber ich glaube, das gibt es auch nur noch dort, wo man sich kennt...
...schön ist es aber und selbst ist man ja auch nicht mehr der Schnellste und Hellste, meint
Syrdal
Lieber Syrdal, ich glaube nicht, dass mein Wohnort soviel städtischer ist als Deiner. Auch hier wird im Supermarkt an vielen Ecken getratscht, miteinander geredet, weil ein zufälliges Treffen von Nachbarn dazu einlädt.
Nur dieser Supermarkt ist räumlich doch etwas eingeschränkter als der in der nahen Stadt. Dort sind die Gänge breiter, da wäre es nicht möglich gewesen, dass ich am Stand, wo ich etwas einpacken wollte, nicht weiter gekommen wäre. Aber auch dort standen manchmal richtig Gruppen zusammen, die sich unterhielten und ein Durchkommen fast unmöglich machten.
Auch das freundliche Geld zählen der Kassiererin für eine mit Rheumafingern gequälte alte Dame erlebe ich auch noch oft genug. Ich habe es nirgendwo anders erlebt! Insgesamt aber kann ich Deiner Schilderung nur zustimmen!!
Aber es gibt eben auch die Ausnahmen, die Anderen doch etwas mehr Geduld abfordern, weil da Jemand so sehr seinen Gedanken folgen muss, das ein Bemerken des Umfeldes nicht mehr gestattet. Eigentlich tun mir solche Menschen schon leid. Man hofft, selber nie in solche Situationen zu kommen. Aber auch das kann morgen jeden urplötzlich auch treffen ... Ob ich es dann auch für mich selber wahrnehme??
Herzl. Gruß und Danke fürs Lesen
Uschi
Ja, liebe Uschi, das sind "die Erlebnisse" im Supermarkt, die wohl Jeder auch schon mal mitgemacht hat. Was mich am meisten stört ist, wenn Menschen, die eben nicht mehr so schnell und fit sind, sich immer dort hinstellen, wo sie am meisten stören, alles ohne jegliche Rücksicht als wenn sie ganz allein auf dieser Welt wären...
Langsamkeit ist an sich kein Problem für mich, kommen wir wohl Alle mal hin ...aber einfach mal den Grips etwas anstrengen und an Andere denken..., wäre schon hilfreich aber das ist wohl oftmals zu viel verlangt.
Kristine
Liebe Kristine, Langsamkeit - da kommen wir alle wohl hin, ob wir wollen oder nicht. Aber nur weil die Knochen nicht mehr so wollen, muss ja der Kopf nicht jede Umsichtigkeit zunehmend außer acht lassen.
Aber auch da will ich mir kein Urteil erlauben, wen es dann doch trifft, der hat es auch nicht in der Hand gehabt, gewollt. Ausgerechnet dort ein Schwätzchen mit einem zufällig getroffenem Bekannten zu halten, wo das Stehenbleiben sogar die automatischen Türen ununterbrochen auf und zu fahren lässt - könnte auch ein langsames Hirn bemerken. Da mag ich nur beten, dass ich mich selbst nie in solch eine Position begebe - fände ich schon peinlich ...
Danke für Deinen Kommentar
Uschi
Das klingt ja fast wie mit dem berühmten HB-Männchen. Rücksicht (slosigkeit) tut Not, will man im Leben bestehen.
Ja, da magst Du wohl richtig liegen, lieber Manfred. Aber ich unterstelle meinem alten Herrn im Laden keine Rücksichtslosigkeit, eher meine wohl doch nicht sooo große Geduld, ihm eine heute vielfach zu beobachtende Gleichgültigkeit seiner Umwelt gegenüber.
Ist ja auch nicht so einfach, wenn vielleicht außer ihm noch zwei hungrige Mäuler zuhause warten, aber ihn geschickt haben?
Da gibt es doch auch noch die Gingko-Werbung ...
Danke für Dein Lesen und Schreiben
Uschi
Früher kaufte überall ich sehr gern ein, jetzt nehme nur das Notwendigste aus den Regalen, und - weg. Die vielen Menschen, die laute Musik, die müden oder unfreundlichen Personen an den Kassen, das macht mich auch nervös und ungeduldig. Zum Glück gibt es auch hier in der Nähe einen kleinen Laden, wo ich niemanden störe, und auch kaum von anderen Kunden gestört werde. Die Bedienung sehr nett.
Mit Grüßen
Christine