Eine ungewöhnliche Panne in den Lagunen von Abidjan
Abidjan ist ja eine Lagunen-Stadt, wo es auch sehr schöne und teure Wohnquartiere gibt mit Anstoss an die Lagune. So auch das Wohnhaus von Hans und Mino, deren grosser Garten direkten Zugang zur Lagune hatte. Sogar ein Bootsplatz war vorhanden, der es ermöglichte, das Boot aus dem Wasser zu nehmen.
Nach einem schönen Ausflugstag mit dem Schiff auf den Lagunen, wo wir ungestört auf die Wasserski stehen konnten, ging es wieder auf den Heimweg. Apropos Wasserski, da gab es von meinem Können ein Foto, allerdings war ich gerade am «Absaufen», sodass die Betonung auf «gab» steht!
Ca. 500 m vor dem Zuhause machte der Motor plötzlich «pfufffpfuffff» und gähnende Ruhe. Nichts zu machen, der Motor startete nicht mehr. Für solche Fälle ist es Pflicht, einen kleineren Ersatzmotor mitzuführen, damit man doch die Möglichkeit hat, sich in Sicherheit zu bringen.
Unser Schiffsführer, Hans, hatte einen solchen Ersatzmotor an Bord, aber KEIN Benzin. Also, was tun???
Meine Freundin, Mino, war in Frankreich mal Junioren-Schwimm-Meisterin, was uns allen in dieser Situation sehr zu Gute kam. Sie schwamm nämlich diese ca. 500 m nach Hause, um Benzin zu holen. Dabei muss man aber wissen, dass an dieser Stelle es gar nicht so einfach war, in der Lagune zu schwimmen, denn die Wasseroberfläche hatte den Charakter eines riesigen «Nüsslisalat-Feldes» (= Feldsalat). Die Mino musste also aufpassen, dass sie nicht allzu viel von diesem Feldsalat abbekam (die Salatsauce fehlte ja).
Nach einer Weile entdeckten wir die Mino wieder, aber nicht im Wasser, sondern im Garten eines entfernten Nachbarn, auf dessen Höhe wir mit dem Schiff die Panne hatten und geduldig warteten – mutig wie sie war, nahm sie die Abkürzung. Das überraschte Gesicht dieses Nachbarn hätte ich gerne gesehen, als Mino im Bikini vor ihm stand, ein Luftkissen in den Händen, worauf zwei Literflaschen Benzin gebunden waren und sie ihn gebeten hat, ob er ihr Durchlass durch sein Haus und Garten zur Lagune gewähren würde, um schwimmend das Schiff zu erreichen, das wegen einer Motorpanne ankern musste. So war der Wasserweg zum Schiff doch etwas kürzer!.
Auf diesem Foto sieht man den Garten des freundlichen Nachbarn:
Dazu muss ich unbedingt erwähnen, dass es in Abidjan von jetzt auf gleich dunkel wird und zwar um ca. 18:00 Uhr - und dann sind solche Abenteuer gefährlich. Denn die Afrikaner sind in der Dunkelheit nicht zu sehen, ausser sie lachen gerade oder tragen ein weisses Hemd.
Die Mino war inzwischen wieder auf dem Schiff und der Pannen noch nicht genug:
Um den Ersatzmotor starten zu können, musste er entsichert werden, wofür es einen speziellen Schlüssel braucht. Aber dieser Schlüssel war nicht auf dem Schiff………., sondern zuhause. Die Dunkelheit war ebenso angebrochen.
Meine mutige Freundin, Mino, stieg erneut in den Nüsslisalat, um im Dunkeln nach Hause zu schwimmen und holte den besagten Schlüssel.
Wenn Hans irgendwelche Geräusche auf dem Wasser wahrnahm, leuchtete er mit einer Taschenlampe, damit er gesehen wurde und die Pirogen am Schiff vorbei ruderten.
Mino sorgte noch einmal für grosse Verwunderung bei dem freundlichen Nachbarn, als sie schon wieder vor seiner Tür stand und um Durchlass bat, versicherte ihm aber, dass es das letzte Mal war.
Endlich brachte uns der Hilfsmotor nach Hause, wo wir uns überlegten, ob wir gerade geträumt haben.
Ich persönlich habe meine Freundin sehr über ihrem Mut und Leistung bewundert und zu einem späteren Moment, als wir beide so richtig ins Tratschen kamen, waren wir uns einig, dass diese Geschichte mit umgekehrten Personen (anstatt Hans + Mino, Mino + Hans) NIE so glimpflich ausgegangen wäre!
Um dieses Schiff handelte die beschriebene Panne:
Sollte mir noch eine weitere ungewöhnliche Geschichte von der Elfenbeinküste in den Sinn kommen, werdet Ihr es erfahren.
Jutta
Kommentare (8)
@ladybird
Liebe ladybird-Renate,
Danke für Deinen rheinischen Humor, den ich ganz sicher richtig verstanden habe und schmunzle. Vergiss nicht, Majorie hatte ja ihren Ursprung auch in Deiner Ecke - und glaube mir, sie hat mich immer wieder auf die Schippe genommen - sogar noch im Hospiz, meinte aber, ich habe wirklich was gelernt!!!
Ja, ich erinnere mich sehr gut, wie klein unser Kapitän war, aber ich denke, das sie in ihrem Garten verweilte, denn nicht nur in Dörfern, sondern auch in Quartieren gibt es afrikanische Buschtrommeln!!
Vielen Dank, liebe Renate und
herzliche Grüsse
Jutta
Klasse Jutta, das ist wirklich eine nette Geschichte. Den Mut deiner Freundin bewundere ich. Da habe ich eine ganz bescheidene Frage, sind Hans und Mino danach verheiratet geblieben?😂
Liebe Gruesse
Gisela
@Globetrotter
Liebe Gisela,
Vielen Dank für deinen Beitrag und ich freue mich, dass dir die Geschichte gefallen hat. Zu deiner Frage kann ich dir bestätigen, dass die Beiden heute immer noch verheiratet sind, was allerdings nichts über die "Qualität" aussagt!
Ich grüsse dich herzlich
Jutta
Wenn man sich an solch schöne Erlebnisse erinnern kann, darf man das Leben als froh und gelungen betrachten. - Hat mir gut gefallen, liebe Jutta…
...sagt mit Dank für Deine hübsche Geschichte
Syrdal
@Syrdal
Lieber Syrdal,
Das freut mich doch sehr, dass Dir meine Geschichte gefallen hat. Ich gehe mit Dir einig, dass ich bis heute ein spannendes Leben hatte, trotz oder gerade deshalb, komplizierter Gegebenheiten.
Ich wünsche Dir einen schönen Tag und sende Dir
herzliche Grüsse
Jutta
Liebe Jutta,
du hast echt einen amüsanten Schreibstil, der mich total zum Lachen bringt. Mit dem Schweitzer Wortschatz als zusätzlichen Charme. (Nüssli-Salat)
Und klar ist auch, dass Männer genau wissen, warum sie heiraten. Ohne den Mut der Frauen wären die ja wohl total aufgeschmissen.
Ich hoffe, inständig, dir fällt eine Fortsetzung zu deiner Reise an die Elfenbeinküste ein.
Bis dahin schon einmal herzlichen Dank für das tolle Leseerlebnis und liebe Grüße
Irmina
@Claudine
Liebe Irmina,
Ist doch schön, dich zum Lachen gebracht zu haben. Vielen Dank für deinen Kommentar. Mal sehen, was meine Erinnerungen noch so alles hergeben.
Geniesse einen schönen Tag und sei herzlich gegrüsst
Jutta
......liebe Jutta, in mir steckt noch ein kleiner Grusel, wenn ich an die mutigen Taten Deiner Freundin denke.....sie hatte jedoch keinen Munt, ihren Mann umzubringen, denn schließlich war er KEIN sicherer Kapitän für Euch beiden Damen?
Weißt Du mit Sicherheit, dass Deine Freundin nach ihrer kühnen Tat, nicht noch öfters durch Nachbars Garten ging.......schließlich war sie ihm ja zum Dank verpflichtet?
So hoffe ich, dass Du unseren "rheinischen Humor" verstehst und eventuell auch schmunzeln kannst....
Wir haben hier in Köln einen Paragraphen für solche "Abenteuer"
"Es hat noch immer gut gegangen".....
darüber freut sich und dankt Dir
mit lieben Gruss ladybird-Renate