eine alte "DDR"-Geschichte..................


...sozusagen auf Wunsch eines Mitglieds hier im ST.
Schon lange war ich in der BRD, doch jeden Urlaub nutzte ich und fuhr in meine Heimat zurück.
Es brachen neue Zeiten an..."Erika"... im HO gibt es Jeans, ich habe sie gesehen!
Das Rollkommando war unterwegs....
....doch eigentlich brauchen wir Dosenmilch und Klopapier!
Wieder rauf aufs Rad und in die nächste Dorfgemeinschaft fahren.
Dort, das wußte ich, gab es einen kleinen Krämerladen, fast so wie ich diese Läden aus meiner Kindheit noch kannte.
Alleine schon der Geruch, der sein mußte und typisch war für einen Krämerladen. Etwas nach Holz und Dielenöl, nach Seifenpulver und Strichnin.
Und gelüftet wurde dort nie.
Und dann die großen offenen Gurkenfässer, in denen die Weinblätter noch oben schwammen und man nach den Gurken mit dem Arm nach unten tauchen mußte.
Ach waren das "Kinderzeiten", in die man eintauchen konnte.
Ein kleiner Kratzer auf oder in der Haut und es brannte wie verrückt.
Diese Salzlake war unverkennbar und spiegelte Heimat wider.
Und draußen auf dem Dorfplatz saßen die alten Leute und hielten ihren Mittagstratsch.
Ach ja, Klopapier und Dosenmilch!
"Ham wa nich".....fahr doch mal nach Kleutsch zu Minna hin".
Anrufen war keine Möglichkeit, meine Cousine wartete seit 13 Jahren schon auf einen Anschluß.
Unsere telefonische Verbindung war das Pfarramt, die Pastorin war sehr kooperativ. Und wenn ich kam, dann brachte ich ihr Wäschestärke für ihr "Frettchen" mit.
Zurück zum Klopapier.....in irgendeinem Krämerladen auf dem Land fand ich welches und lud mein Fahrrad damit voll.
Die Krämersfrau half mir noch dabei und wir hatten einen Riesenspaß dabei.
Und so ganz nebenbei, äußerte sie ihre Wünsche nach Blumenzwiebeln.
Kein Problem...Adresse aufgeschrieben und zu Hause den Auftrag sofort ausgeführt.
Ein Dankeschön erreichte mich über meine Groß-Cousine, eine Sicherheitsmaßname ihrerseits.
An was man alles denken mußte?!?
Gut, ich war daran gewöhnt und machte mir deswegen auch keine Sorgen.
Nur zu Hause, bei meiner Cousine, schlug man die Hände über den Kopf zusammen....Mensch Mächen, was haste denn nu wieder jemacht?
Ich? nix, nur ganz normal eingekauft und die Kassenzettel sind hier!
ganz kleinlaut gab ich zu, daß mich jemand mit meinem Klopapier-Fahrrad fotografiert hatte....und wo und wer, haste den gekannt?
Frage an Frage prasselte auf mich nieder, die ich nicht beantworten konnte. Ich ging erstmal zum See und schwamm genüßlich eine Runde.
Jetzt war ich wieder daheim.
Und meine Seele fand ihren Frieden wieder, zwar langsam, doch ganz fest und inniglich.
Und wie ein Außenseiter schaute ich dem jetzigen Treiben zu, vieles verstand ich sofort und an manches mußte ich mich gewöhnen.
Damit bin ich klargekommen - nur damit, daß es unsere Bäckerei und mein Zimmer nicht mehr gab, damit nicht.
Naja, in meinem Alter darf man doch mal träumen.......
In diesem Sinne und für die Nachfolger unserer Gesellschaft als Mahnung, was Kriege anrichten können - nur Seelenstreß.
es grüßt
das Moni-Finchen

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Kommentare (4)

Syrdal
in jungen Jahren war ich eine Zeitlang als Werbeleiter angestellt in der HO. Diese Abkürzung hieß ausgeschrieben "Handels Organisation", und in diesen beiden Worten steckt schon die allerwichtigste Funktion, die ein jeder damals beherrschen musste: "Organisation"! Man musste "organisieren" können, um sich mit dem Nötigsten fürs tägliche Leben zu versorgen. - Im Laufe der Zeit hat man dieses fragliche Talent dann aber perfektioniert und vieles lief über den mehrschichtig organisierten Privattausch, ganz nach der Devise: "gib mir das, ich gebe dir dafür das..." - Heute kann man sich kaum noch vorstellen, wie gut das über lange Zeit funktionierte.
Und wer sich besonders gut auskannte, bekam auch die "Bückware", also das, was der Verkäufer unter dem Ladentisch versteckt hielt und der sich dann bücken musste, um es hervor zu holen.
Ähnlich war es mit der "FDGB"-Ware. FDGB war ja eigentlich die Abkürzung für den "Freien Deutschen Gewerkschaftsbund", aber im kleinen privaten Tauschhandel war es die hintergründige Bezeichnung all der Waren "für die guten Bekannten". - Und auf diese Weise hatte das Geschehen rund um die HO eine besonders "sportliche" Prägung, die man heute nur noch mit ungläubigem Staunen beschreiben kann.
Deine Geschichte, liebes finchen, passt da recht gut hinein.

Komet ach meine Liebe sind das Erinnerungen. Ich könnt sie glatt mit Dir teilen.
So war das Leben in der ehemaligen DDR.
Noch eine schöne Erinnerung von mir.....an der Ecke im Konsum gab es Senf aus dem Fass und mit dem Finger geschleckt schmeckte er noch mal so gut.

Mit lieben Grüßen von Deiner Ruth.
indeed du hast diese Erinnerung, so scheint es mir, mit viel Herzblut geschrieben. Dafür hab meinen Dank.
Ansonsten schliesse ich mich klapperstorch mit ihrer Meinung an, die ich auch vertrete.

Es macht mich traurig, wenn selbst heute in vielen Köpfen unseres Volkes das Miteinander immer noch nicht zusammen gewachsen ist. Meine Großeltern kamen in den frühen Jahren 19.. aus Sachsen nach Hamburg.
Die junge Generation tut sich offensichtlich leichter. Böse und gute Menschen gibt es überall auf unserem Erdball . . .
Mich zieht es wieder in den Norden, wo für mich meine Heimat ist.

Dir noch einen schönen Sonntag und sei gegrüßt von
Ingrid
klapperstorch Eine schöne Beschreibung deiner Erinnerung. Etwas Wehmut, etwas Traurigkeit aber auch Spuren von Hoffnung und Zuversicht!
Letztens sah ich einen Film im 3sat - Barbara -. Der war so bedrückend, dass ich manchmal die Luft anhielt.
Ich kann die Zeiten in der DDR nicht beurteilen; war immer schon im Münsterland zu Hause.
Finchen, deine DDR-Geschichte hab ich gern gelesen und gebe Dir Recht - Krieg zerstört Seelen -!
Jeder sollte es wissen..............aber ?????

Dir noch einen schönen Sonntag und herzliche Grüße
Karin

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