Ein triumphales Literatur-Quartett

Ein triumphales Literatur-Quartett. Eine Fabel

Er, der kluge Hahn, eine Koryphäe der Literatur mit internationaler Reputation, umgab sich gerne mit zwei eitlen Hennen, die beide sich in Selbstgefälligkeiten ergaben, vortäuschten, dass sie beste Freundinnen seien, ihre literarischen Leistungen aber einander neideten, wobei die Jüngere der Älteren zu Willen war, der Alten Seitenhiebe nicht parierte.
Die drei nun produzierten mancherlei Prosa, Gereimtes und vieles Ungereimtes, er, der Gockelhahn, der absolute Meister der Rezension, vollbrachte mit Leichtigkeit das Kunststück, zu einem einfach strukturierten Vierzeiler seitenlange intellektuelle warmherzige Kommentare anzufügen, dass der beflügelte Leser darüber die Primär-Literatur übersah oder gänzlich vergaß! Wobei er gerne einmal die Fakten zu seinem Gefallen beugte.
Natürlich ließen es die drei an gegenseitiger Unterstützung, Bewunderung, Testaten und Gutachten nicht mangeln.
So erwarben ihre Kunstwerke, deren überwiegend banale Aussagen in verkünstelter Verbrämung feilgeboten werden, schnell einen elitären Ruf, der die Dichtergilde zur Gründung eines literarischen Quartetts verleitete.
Unter frenetischen Beifall ihrer Fans hielten sie Vorlesungen, Lesungen und andere Belehrungen ab.
Eines Tages mischte sich Reineke Fuchs unter die Hörerschaft. Unter großem Geschrei rannte der stolze Hahn an den Hühner-Damen vorbei um sein Leben.
„ Haltet ein! Ich möchte euch nur bekunden, dass ich eure literarischen Werke durchgehend bewundere, sie zur Weltliteratur zähle!“, sagte der Fuchs süffisant.
Bei „Weltliteratur“ bremste der stolze Gockel scharf ab, drehte um und überholte die aufgebrachten Hühner erneut.
„Hört, ihr Lieben, ihr nennt euch Quartett, seid aber in Wahrheit ein Terzett, nehmt mich auf, dann sind wir wahrlich ein Quartett! In Demut will ich von euch das Schreiben lernen!“, sagte der Reineke salbungsvoll.
Trunken der süßen Worte stimmte das dumme Federvieh zu.
Der Fuchs riss den Hahn und die Hennen.
Die Moral der Geschicht‘: 

Oftmals verstellt die Eitelkeit den Blick auf ihre Schwester, die Dämlichkeit.