Ein Puckel als Wachhund

Autor: ehemaliges Mitglied

Ein Puckel als Wachhund
Ein Puckel als Wachhund

Irgendwann, nachdem unsere damals 15-jährige Tochter sich von ihren gesundheitlichen Schlägen so langsam erholte, durch ihren durch Bluttransfusionen bei einer schweren OP neu erworbenen Diabetes sie sich recht in sich gekehrt zeigte, war ich doch bereit war, meine bis dahin bestehende Angst vor Hunden zu überwinden. Ich stellte aber die Bedingung, es müsse ein allenfalls „halbhoher“ Hund sein, der uns ins Haus käme. Mir war schon klar, dass ich es sein würde, die letztlich mit dem Tierchen fertig zu werden hatte.

Auf einer Fahrt zu Verwandten entdeckte unsere Tochter in der Nachbarschaft eine kleine Hundefamilie. Eine Rauhaardackeldame hatte sich mit einem schwarzen Königspudel eingelassen und sechs Welpen das Leben geschenkt. Vier Hundemädchen waren der Mama wie aus dem Gesicht geschnitten – also Rauhaardackel. Die zwei Rüden kamen auf den Papa, wuschelig-lockiges Fell mit Pudelgesicht und etwas längeren krummen Dackelbeinen. Unsere Tochter verliebte sich gleich in einen der beiden Rüden. Und sie durfte ihn mit nach Hause nehmen.
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Wuschel war ein total liebes Kerlchen. Wenn wir gefragt wurden, was für eine Rasse er sei, haben wir uns stets einen Jux draus gemacht, zu antworten: „... ein Dadel“ oder „... ein Puckel“. Er war kein Kläffer, ein sehr kluges Hundchen und hat uns so manches schöne Erlebnis geschenkt. Und er hatte eine ziemlich dunkle laute Stimme! Wenn man ihn nicht sehen konnte, ihn nicht kannte, konnte man glatt annehmen, wir hätten einen großen Hund im Hause.

Für meinen Mann war das eine angenehme Seite des Kleinen. Eines Nachts klingelte irgend ein nicht wirklich nüchterner Mann bei uns, erklärte, er habe gerade ausprobiert, ob unser vor der Garage stehende Pkw abgeschlossen sei – war er nicht!! – und deshalb würde er mit dem jetzt wegfahren. Natürlich war ich aufgestanden, denn mein Mann lehnte es ab, so mitten in der Nacht aus dem Bett geholt zu werden. Also ging ich zur Tür, hörte mir diese dumme Ansage an und drohte der „herumlaufenden vollen Pulle“, umgehend die Polizei zu verständigen.Der Betrunkene suchte das Weite, zumal auch Wuschel nicht mit der nächtlichen Störung einverstanden war.

Diese Geschichte brachte uns auf den Gedanken, von den Hunden, die zu dieser Zeit schon zur Familie gehörten, Fotos in den Hausflur zu hängen, denn die Haustür hatte neben dem Türblatt auch ein Fenster, dass durchaus einen Blick in den Flur zuließ. Unser Sohn hatte inzwischen einen Bernhardiner-Schäferhund-Mischling, der aber nicht im Haus lebte. Wir rahmten also je ein Foto von Wuschel und dem
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richtig großen Sam, einem Schaf von Hund, den ich nie hab bellen hören, ein und hängten die Bilder – von draußen gut sichtbar – in den Hausflur. Wir hatten das Gefühl, diese Fotos sowie das Bellen unseres kleinen Wuschels
würde das Eindringen eines möglichen „Räubers“ doch abwehren. Wir Erwachsenen waren ja tagsüber nicht zu Hause, unser kleiner Puckel musste viele Stunden allein bleiben, bis er eines Tages von unserem Sohn gemeinsam mit dem großen Sam die Arbeitstage unseres Sohnes in dessen Arbeitsstelle teilen durfte. Endlich konnte der kleine „Wachhund“ sein Leben im Alter wieder hundemäßig genießen. Die Bilder hingen trotzdem – schützend?? – noch lange im Hausflur.

Ich glaube allerdings, die beiden Nachfolger von Sam wären als Warnung vor unberechtigten Besuchern sicher etwas richtiger gewesen.
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Luke und Spike kamen aus einem Mischlingswurf, wo die Mutter eine Schäferhund-Husky-Mischung war und der Vater ein Rottweiler. Und die Zwei sahen ihrem Vater sehr sehr ähnlich ...

Durch all diese Mischlingsrüden habe ich im Verlauf der Jahre doch meine Angst vor Hunden verloren, allerdings nie den Respekt!
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Den hab ich durch den Umgang mit Utz, Nachfolger von Wuschel, in der Hundeschule zusammen mit meiner Tochter gelernt.


 

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Kommentare (8)

indeed

Liebe Uschi,

deine Erzählung hat mir sehr gut gefallen und insbesondere auch deshalb, weil du so viele gute Erfahrungen mit den Hunden gemacht hast. 

In meinem Leben gab es drei Hunde: Bobby, Vicky und Chris und  jeder neue Hund war größer .
Gewiß,  Tiere brauchen viel Zeit, gute Pflege und entsprechenden Auslauf. Letzteres trägt aber auch den positiven Effekt, dass man nicht mehr so oft erkältet ist . . .

Ich habe diese Zeiten (ganz besonders in meinen schwersten) mit unserem Hund genossen, obwohl es manchmal nicht so leicht war, allem gerecht zu werden. Unterm Strich aber, bin ich dankbar für die Zeit mit den Tieren. 

Schöne Erinnerungen hast du in mir geweckt, sagt mit Dank

Ingrid, die dich hier ganz lieb grüßt







 

ehemaliges Mitglied

@indeed  
Danke, liebe Ingrid für Dein so liebevolles, positives Feedback. Vor allem in der Zeit, als Wuschel, der erste Hund unserer Tochter bei uns lebte, habe ich die nächtlichen Spaziergänge mit dem Hund als Trost empfunden, denn in Gedanken konnte ich so manches Mal dabei mit meinen verstorbenen Eltern "reden",  was sie zu meiner damaligen Situation, in der ich mich befand, wohl zu sagen gehabt hätten.

Dass auch unser Sohn, der sich gern den Touch eines starken Alleskönners gab, zu starken Gefühlen fähig war, lernte ich, als unser Wuschel nach 17 Jahren bei uns aus gesundheitlichen Gründen eingeschläfert werden musste. Ich musste mit Wuschel beim Tierarzt 3 Stunden warten, weil auch noch zwei weitere Tiere ihr Leben beenden mussten und dann ging die Tür auf und mein Riesensohn stand im Raum.

Als es dann daran ging, unserem Liebling die einschläfernde Infusion zu geben, brach mein Junge in Tränen aus, hielt aber sehr tapfer aus, bis alles vorbei war - einfach, um mir seine tröstende Schulter zu geben ... Das war auch für mich nicht einfach, meinen fast 2-Meter-Jungen weinen zu sehen, weil dieser kleine Hund auch in seinem Herzen längst einen Platz hatte!!

Ach, es hängen so viele Erinnerungen an all diesen "Familien-Mitgliedern". Auch sein großer Sam wurde so alt wie Wuschel. Man sagt ja immer, die kleinen Mischlingen werden älter. Doch das stimmte bei Sam nicht. Auch von ihm mussten nicht nur wir uns aus gesundheitlichen Gründen von Sam, sondern auch von seine Besitzer sich von ihm verabschieden. Sie wohnten in der ersten Etage auf einem Bauernhof und damit Sam sich erleichtern konnte, musste er natürlich abends noch einmal nach draußen. Doch die Treppe schaffte er zuletzt nicht mehr und vor allem das Tragen dieses großen schweren Hundes überforderte auch meinen Sohn oder seine Partnerin.

Utz, der Schäferhund unserer Tochter, überlebte die Nachsorge eines verantwortungslosen Tierarztes nach einer OP des Hundes nicht, weil dem seine Flugreise in den Weihnachtsurlaub wichtiger war, als dem Tier die notwendige Beobachtung zukommen zu lassen. Er hätte es nicht operieren dürfen, so dass eine andere Praxis aufgesucht worden wäre, die das leisten wollte und konnte. Aber die 1000 € für die OP wollte der Doc wohl unbedingt mitnehmen ...

Utz wurde nur 6 Jahre alt. Anschließend mussten wir unserem knapp 2-jährigen Max erklären, warum Utz nicht mehr bei uns war. Der Junge trauerte noch mehrere Jahre dem Hund hinterher, bis seine Mama den kleinen Eddy bekam. Seither weiß Max vom Hundehimmel und wir konnten ihm auch darüber erklären, dass die Uroma und sein Opa im Menschenhimmel seien.

1001 und eine Geschichte zu diesem Thema ...

Herzlichen Gruß und Dank für Deinen Kommentar sagt
Uschi

 

ladybird

Oh,liebe Uschi,
das ist ja eine köstliche Geschichte und der Titel ist zunächst etwas irreführend,lach..
außerdem war es eine sehr gute Idee und gleich auch eine bleibende Erinnerung an Eure Wegbegleiter.
Meine Angst vor Hunden nahm mir mein "Enkelhund" (Labrador) er lebt leider in Schottland, aber er hat uns selbst nach einem Jahr sofort wieder erkannt.....kannst Dir vorstellen, wie Omas Herz dann freudig klopfte...
Echt Hundefreunde /Besitzer haben immer ein kleines Plastiktütchen bei sich um die Hinterlassenschaft direkt zu entsorgen, das habe ich schon oft gesehen und begrüßt.
SCO 09.11 051.jpgMit einem fröhlichen Wau-Wau
herzlichsRenate

ehemaliges Mitglied

@ladybird  
Schön, liebe Renate, dass Du - wie ich - die im Grunde überflüssige Angst vor Hunden lostgeworden bist. Hauptsache man verliert den Respekt, verbunden mit den notwendigen Kenntnisse über Hunde nicht.

Eigentlich sind ausgerechnet Schäferhunde nicht wirklich geeignet, die Angst vor großen Hunden abzulegen. Aber ein Collie in der früheren Nachbarschaft hat mir den Weg ein wenig geebnet. In seiner Familie verbiss er nach Lust und Laune alle: die Mutter, die drei Jungs und auch den Vater - nur meine damals zweijährige Tochter und mich nicht!

Seit ich mit dem Schäferhund meiner Tochter Kontakt haben "musste", lernte ich, wieso: der Hund liest die Menschen und wenn man ihnen stumpf den Rücken (oder auch nur die Seite) zuwendet, ihn ignoriert, antwortet er ebenso. Er ignoriert dich auch. So konnten wir beide gleichzeitig in die Familie meiner Tochter hineinwachsen. Für unseren kleinen nachgeborenen Max war er nie eine Gefahr. Was Frauchen - und später Max, als er laufen konnte - ihm befahl: Utz gehorchte beiden bedingungslos, mir auch, nur dem Herrn des Hauses nicht. Die zwei rangelten stets um das Recht, etwas zu bestimmen!

So ab und zu neige ich dazu, irrige Ausdrück in dei Welt zu setzen, zu provozieren. Daher der Ausdruck "Puckel", zusammen gesetzt aus Pudel und Dackel. Verblüffte so manchen in meiner Umgebung ...

Klar haben wir auch stets ein Hunde-Nachlass-Tütchen in der Tasche, wenn wir mit Eddy einen Gang machen!

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Ein Herzliches Dankeschön für Deinen lieben Kommentar sagt
Uschi

Manfred36

Schön erzählt. Hunde mag ich, obwohl meine Einfahrt permanent von nicht aufzuspürender Seite als Hundeklo benutzt wird. Ich hatte nur in der Kindheit einen, mit dem ich ein problematisches Herz-und-eine-Seele war: ein Drahthaar-Fox-Terrier: Felix mit Namen.



Im Baumarkt habe ich mir die verschiedenen Klingel-Gongs mal angehört. Da gibt es welche mit ganz aggressivem Hundegebell.




















 

ehemaliges Mitglied

@Manfred36  
Mein Elternhaus in meiner Heimatstadt lag an einer Straßenecke. Im Erdgeschoss gab es den Eingang des Friseursalons direkt in dieser Ecke. Viele Leute nutzten die kleine Abkürzung von einer Straße in die andere und oft genug war morgens direkt von der Fußmatte des Geschäftseingangs ein dicker Hundehaufen zu entfernen!

Es nützte auch nichts, die Matte oder den Eingangsbereich mit für Hunde abstoßenden Gerüchen zu versorgen - uns schien es oft, als ob die Tiere ihre Gewohnheitsecke nicht aufgeben wollten - oder waren es die Hundebesitzer??

Nachdem wir als Kinder zu Weihnachten einen kleinen Dackel als Trost für die plötzlich fehlende Mutti bekamen, Filou aber leider fast jede Nacht sich unsere Kleidung zum Zerbeißen holte, kam er recht schnell zu einem Onkel, der ihn als Jagdhund abrichtete. So gings für mich in der Stadt erstmal ohne Hund ...

Danke für Dein wohl selbst gefertigtes Portrait Deines Hundes ...?
Dir einen schönen Sonntagabend
 

protes

@Manfred36  
ja es zeigt wieder
wie schnell man sich an so ein tier
gewöhnen kann
würde ich nicht in der stadtmitte wohnen
hätte ich mit sicherheit einen hund
aber das ist mir dann doch zu viel aufwand
schöne geschichte hast du uns erzählt
lg hade

ehemaliges Mitglied

@protes  
Da hast Du völlig Recht, lieber hade, in der Stadt ist die Hundehaltung doch sehr viel umständlicher.

Wir wohnten zwar seinerzeit in der Stadt, aber derart ländlich (Straßenname: Forstweg), dass es eher nicht städtisch zu nennen war. Keine 10 Minuten zu Fuß und wir waren im gebirgigen Wald. Aber auch keine 10 Minuten zu Fuß und wir waren in der Fußgängerzone mit vielen Geschäften. Es waren schöne Jahrzehnte dort zu wohnen.

Danke für's lesen und Deinen Kommentar. Einen schönen Sonntagabend wünscht Uschi


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