Ein anheimelnder Kaminofen

Autor: ehemaliges Mitglied

Ein anheimelnder Kaminofen

Eben las ich in den Nachrichten, dass eine „Wetterfee“ vom RTL das Neue Jahr mit einem Feuer in direkter Nachbarschaft begrüßen musste. Das ruft mir einen Kaminbrand in Erinnerung, den wir nach fast 20 Jahren im eigenen Haus hatten.

Wir bauten unser Eigenheim 1980. Beim Aussuchen der Fußbodenfliesen fiel mir ein Kaminofen auf, der die ganze Halle des Fliesenkontors heizte. Er sah aus, wie ein kleines Schloss für sich. Und da wir schon doch einen Kamin bzw. -ofen planten, fragten wir nach dem Preis. Ja, der Ofen war käuflich und das auch noch zu einem akzeptablen Preis. Also kauften wir ihn. Leider habe ich kein Foto, das diesen Ofen auch mit seinem kronenartigen oberen Abschluss zeigt.

Der Ofen half uns in den ersten Jahren, die Feuchtigkeit des Neubaus zu ertragen. Es war eine gemütliche Wärme, die von ihm ausging. Wenn wir es gewollt hätten, hätten wir damit auch das ganze Haus heizen können, denn er hatte eine Einrichtung in sich, die es ermöglicht hätte, die warme Luft, die er erzeugte, auch per Rohre in andere Räume, sogar in die obere Etage zu bringen. Aber das war nicht geplant und wurde nie genutzt.

Meinem Mann gefiel es allerdings nicht, ein langes Ofenrohr bis hoch zur Decke vom Ofen im Hauskamin anzuschließen. Das fand er hässlich. Dass uns das aber Jahre später Probleme machen würde, ahnten wir beide nicht.

In so einem kurzen Ofenrohr von ca. einem halben Meter Länge sammelt sich im Verlauf der Zeit Ruß an, der durch die immer wiederkehrende Hitze auch langsam zu einer teerartigen Schicht verkokelte, die dann irgendwann Feuer fangen konnte, wenn der Kaminofen einmal doch stärkere Hitze entwickelte, weil Wintertemperaturen mehr Feuerholz verlangten. Um dieser Gefahr zu entgehen, hatte mein Mann die Angewohnheit, das Rohr jedes Frühjahr auszubauen und an sicherer Stelle im Garten auszubrennen – wie das Auspuffrohr eines Motorrades.

So kamen wir auch mit dem kurzen Ofenrohr fast 20 Jahre lang gut klar. Ich weiß nicht mehr, ob er es in dem betreffenden Frühjahr versäumt hatte, das Ofenrohr auszubrennen.

Wir saßen jedenfalls eines Winterabends gemütlich im Wohnzimmer. Ich war auf dem Sofa eingenickt, er saß in einem Schaukelstuhl direkt neben dem Kaminofen schlafend. Irgendwie wurden wir beide von einem seltsamen aber gemütlichen Brummton, als ob ein Schiffsdiesel in der Kabine zu hören gewesen sei, wach.

Auf der Suche nach der Ursache fanden wir nur relativ schnell heraus, dass dieser Ton doch irgendwie vom Ofen ausging. Wir suchten im Haus, fanden aber nichts. Mein Mann suchte um das Haus herum – nichts. Dann schaute er am Haus hoch – und sah dicken schwarzen Rauch aus dem Kamin aufsteigen!

Schnell rief ich die Feuerwehr. Doch die kam nicht, obwohl ich unsere Adresse bekannt gegeben hatte. Nach einer viertel Stunde, in der wir zwar das Tatütata der Feuerwehr gehört hatten, das aber nicht zu uns kam, rief ich ein zweites Mal dort an, weil sich inzwischen auch gelegentlich Flammen oben aus dem Schornstein zeigten. Es stellte sich heraus, dass die Straße in der wir wohnten – der Forstweg – noch vor 10 Jahren Heidweg geheißen hatte.

Es gab einen zweiten Forstweg, zu dem die Feuerwehren gefahren waren, aber dort natürlich keinen Brand vorfanden. Dummerweise hatte die Feuerwehr ihre Straßenliste seinerzeit nicht erneuert, als einige Straßen im Ort umbenannt worden waren – und wir wussten davon nichts. Dann aber kamen gleich zwei Leiterwagen der Feuerwehr, so dass schließlich an die 100 Mann bei unserem „kleinen“ Kaminbrand löschen wollten, wo sie dann zum Glück nur den Kamin „sauber und kontrolliert ausbrennen lassen mussten. Es stellte sich heraus, dass wir mehr Glück als Verstand gehabt hatten, denn bei der Spiegelung des blanken Kamins war kein Riss innen im Mauerwerk zu sehen ...
 

Anzeige

Kommentare (6)

ladybird

oweih,liebe Uschi...
da kamen aber gleich mehrere "Dinge" zusammen, die wohl einen riesen Brand hätten entfachen können?
Gleichzeitig war dann das große Glück auf Eurer Seite....
bei uns in Köln gibt es dafür im Kölschen Grundgesetz den § 10:
" Et hät ald immer jot jejanje".....(Es ist wieder gut ausgegangen)
und mit einem kleinen, blauen Auge seid Ihr davon gekommen, aber diese Gefahr zu bedenken hält wohl ewig?
Hast Du wieder spannend gebracht, aber das war es ja auch?
herzlichst
Renate

ehemaliges Mitglied

@ladybird  
Ja, liebe Renate, im Nachhinein lacht man darüber, glücklich, dass es gut ausgegangen ist, immer noch erstaunt, wie lang die schwarze Rauchwolke schon in Richtung Ortsmitte aus unserem Schornstein davonzog, als wir sie endlich entdeckt hatten. Wenn eine Kaminwand durch den inneren Brand gerissen wäre, hätte sehr schnell erst das Wohnzimmer und dann wohl das ganze Haus in Brand gestanden!!!

Das mit einem kleinen blauen Auge Davonkommen hat meinen Göttergatten aber nicht daran gehindert, in den Jahren nach der Jahrtausendwende im Winter auch noch in diesem Kaminofen zu grillen!! Das Fett, das mit dem Rauch aufsteigt, legt sich ja ebenfalls mit dem Ruß an den inneren Kaminwänden ab. Der leitende Feuerwehrmann verabschiedete sich (leider) mit dem Satz, nun hätte unser Haus wieder einen "jungfräulichen" Kamin - was meinen Mann gedanklich dazu verleitete, diese Dummheit immer wieder zu begehen. Es schmeckte ja auch unseren Gästen gut. Aber es verleitete niemanden, dieses Tun als gefährlich darzustellen. Ich brauchte mit ihm sowieso nicht über meine Meinung dazu zu reden ...

Vergessen werde ich dieses Erlebnis nie. Übrigens steht der Kaminofen jetzt auf meiner hiesigen Terrasse, bekommt nach der EG-Renovierung ein langes Ofenrohr ganz nach draußen und dann können meine Lieben hier demnächst auch auf meiner Terrasse bei nicht so trockenem oder auch bei kaltem Winterwetter grillen ... Darauf freuen wir uns alle schon, denn einen Kamin- oder Hausbrand wird das nicht ergeben!

Das Leben bringt so Einiges, auf das man nicht gefasst ist ...

Danke für Deinen Kommentar, liebe Renate, und einen schönen Sonntag wünscht Dir

Uschi

Manfred36

Uns brach an Weihnachten einmal das Ofenrohr zusammen, das ganz weit nach oben, sogar noch über eine Tür ging. Wir kauften uns danach einen ganz modernen Dauerbrandofen (herrliches Raumklima), von dem ich das Rohr unmittelbar in den Kamin legte.
Die Frau im Erdgeschoss war aber noch "moderner" als wir und kaufte sich danach unabgestimmt einen Gasofen, von dem sie das Rohr auch unmittelbar in den Kamin legen ließ (Handwerker taten, was man sie hieß). Außerdem drosselte sie aus Sparsamkeit die Zündflamme. Folge: eine Gasexplosion im Kamin, an die ich ungern zurück denke.

Gruß Manfred

ehemaliges Mitglied

@Manfred36  

In meiner ersten Wohnung noch im Haus meiner Eltern hatten wir auch einen Dauerbrandofen, der mit Briketts beheizt wurde und unsere ganze Wohnung herrlich warm hielt. Von ihm ging allerdings das Ofenrohr eben doch bis fast unter die Zimmerdecke.

Ich weiß nicht, ob uns die Erinnerung an diesen Ofen seinerzeit dazu animierte, unsere Kaminofen ähnlich zu nutzen. Aber das lange Rohr hat wohl die Abneigung dafür einen kurzen Anschluss an den Kamin zu nehmen beeinflusst.

Was Du dann erleben durftest dank der Sparsamkeit Eurer Hausmitbewohnerin war sicherlich ebenfalls schreckliches Erlebnis, aber dann doch vielleicht eine heilsame Erfahrung.

Gruß Uschi

Muscari


Liebe Uschi,

nachdem ich Deine aufregende Kamingeschichte gelesen hatte, stieß ich unter Deinem Bericht auf die Anzeige der Fa. Feuer und Flamme mit dem Foto eines Kamins Thema "Zeit für Gemütlichkeit".
So etwas verblüfft mich hier beim ST immer wieder. Und dieses Mal musste ich sogar lachen. Es passt so gut zu Deiner Beschreibung.

Ein Glück, dass der Brand in Eurem Haus dann doch nicht ganz so schlimm war.
Tja, und die Sache mit dem Straßennamen darf der Feuerwehr nun wirklich nicht passieren.
Alles Gute und lieben Gruß von
Andrea

ehemaliges Mitglied

@Muscari  
Es ist immer wieder erstaunlich, wie die Werbung auch beim ST funktioniert. Mich interessiert das oft nur insofern, als dass ich ein wenig Abwehr dafür empfinde. Aber - wie Du schon schreibst - hier passte es wohl gerade "wie die Faust auf's Auge"?!

Das einzig Schlimme bei diesem ersten Kaminbrand war, dass einer der Feuerwehrleute, der ja unten im Hobbykeller meines Mannes an der Öffnung des Kamins immer mal wieder das Löschmittel hineinhalten musste, damit es ein kontrollierter Brand blieb. Ich weiß nicht, ob es ein Versehen war, normale "Verteilung" des Mittels oder ob er durch den nächtlichen Einsatz frustriert war: wir stellten anderntags fest, dass der Feuerlöscher wohl einmal rund in den Keller gehalten worden sein musste! Mein Mann fand noch Jahre später hinter diesem oder jenem Modellbauteil oder Handwerksgerät immer noch mal Löschmittel.

Für mich war es in den vergangenen Jahren mehrfach gedanklich mit ziemlichen Ängsten verbunden, wenn ich daran dachte, dass mein Ex doch nicht mehr so sorgfältig mit dem Kaminofen umging, aber in dennoch stets nutzte. Ich weiß von weiteren zwei oder drei Kaminbränden, erfuhr es von unseren Mietern oder unserem Sohn ... Ich wohnte in meinem Haus ja nicht mehr seit 03/2011.

Danke für Deinen Kommentar. Auch Dir meine besten Wünsche für 2020

Uschi


Anzeige