Eigenschaften

Autor: ehemaliges Mitglied

Im Senioren Treff wird darum gebeten, auf seiner Homepage anzugeben, was man mag und was man nicht mag. Das muss man nicht ausfüllen, aber so mancher dreht sich mit den Angaben dabei selbst einen Strick. Es fällt immer wieder auf, dass alle betonen, Ehrlichkeit zu mögen und Streitsucht abzulehnen.

Diese Eigenschaften beansprucht wohl jeder für sich. Das ist schnell geschrieben. Kaum einer überlegt lange, ob man sich selber wirklich als so ehrlich sehen kann, so Streit ablehnend in jeder Situation wäre.


Fehler haben wir alle ...

Leider darf fast jeder im Laufe des Lebens – wie auch ich – immer wieder mal erfahren, dass oft genug die Meinung des Anderen dazu führte, dass alles nichts half, ehrlich zu sein, dem Anderen gegenüber nicht verletzend zu bleiben – es wurde dennoch ein Streit mit Kränkungen daraus! Ehrlichkeit durfte dann damit bezahlt werden, dass einer dem anderen Streitsucht vorwarf. Ziel des Gegenparts war dann nur noch, den Gegner in die Knie zu zwingen.

Man könnte ja eine Sache ausdiskutieren, egal, ob ein langes „Streitgespräch“ oder eine kurze Beschreibung beider Ansichten zu einem wie auch immer gearteten Schluss führt. Doch ab einem gewissen Punkt wird zuhören schwer. Und wenn es dabei ein Streitgespräch wird, kann das durchaus – und das sollte es auch – dazu führen, dass man bei sich bleibt, den Anderen nicht bewusst kränkt, verletzt!

Es gäbe ja auch die Möglichkeit, dem anderen seine Meinung zuzugestehen, denn Ansichten, Meinungen können unterschiedlich und nebeneinander bestehen. Doch es fällt so manchem Mitmenschen überhaupt nicht leicht, das zuzulassen. Die Kriterien, die man dem „Mitstreiter“ lassen sollte, fordern dann so massiv, dem „Gegner“ die eigene Meinung zwingend über zu stülpen, seine Ansicht als die richtige anerkennen zu lassen, dass ein Streit schnell eskaliert.

Es mögen Lappalien sein, aber die sind dann offenbar so wichtig, dass ein gutes Miteinander total in den Hintergrund gerät. Sich dann an die eigene Nase zu fassen, sich bewusst werden, dass durch die nun vorherrschende Rechthaberei sogar daran hindert, wieder zum normalen Alltag zurückzukehren, dazu ist dann der eine oder andere nicht mehr imstande. Oft wird danach gehandelt: ICH habe Recht – und DU gibst Ruhe – Punkt! Manch einem kommt dann in den Sinn, sich einfach das gesamte Umfeld zu nutze machen zu wollen ...

Die eigene Nase sitzt mitten im Gesicht, weiß jeder. Aber sehen tut man sie eher nur im Spiegel.
 


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Kommentare (11)

katerignotus

Liebe Uschi,

"Hut ab", - das hast Du hervorragend formuliert. Daumen hoch

Leider werden es manche Zeitgenossen nicht verstehen. Sie sind überzeugt von ihrem Sendungsbewusstsein, verblendet von ihrer eigenen, vermeintlichen Vollkommenheit. Sie blicken auf andere Menschen mitleidig herab, suhlen sich in ihrem Querulantentum, prahlen mit Titeln und sonstigen Aufgeblasenheiten, und sind in Wahrheit, menschlich gesehen, kleine Lichter. Sie verdienen unser Mitleid.

Bedauerlich ist es, wenn solche Zeitgenossen mit ihrer unqualifizierten Verhaltensweise in einem Forum Angst verbreiten und damit den Sinn und Zweck einer wertvollen Einrichtung untergraben.

Liebe Grüße
Paul







 

ehemaliges Mitglied

Lieber Paul,
genau das war der Hintergrund, meine Gedanken nicht nur zu Papier zu bringen, sondern auch als Blog hier einzustellen. Doch gerade die Person(en), die es lesen sollte(n), sich ihrer eigenen Nase mitten im Gesicht bewusst zu werden, hat/haben es leider nicht lesen oder gar kommentieren wollen. Was soll man da machen??

Es wird hier leider lustig oder überhaupt nicht lustig weiter gepöbelt und so manch einer, der den Hintergrund nicht kennt oder am eigenen Leibe erfahren durfte, gibt seine unqualifizierte Meinung dazu zum Besten.

Trotzdem freue ich mich, dass Du ein wenig bei mir geblättert hast. und Danke für Deine Zustimmung.

Lieben Gruß

Uschi

ladybird

Liebe Uschi,
aus eigener Erfahrung habe ich erkannt :
der Streiter, der seine Gegner immer "klein hält"
braucht das, um sich selber "größer" zu fühlen,

und " Sieger " zu bleiben.
Diese Menschen können kein normales Miteinander leben.

Wie arm sie sind merken sie nie, selbst dann nicht, wenn sich ihr Umfeld zurück zieht. Es sind bei ihnen immer nur die anderen.....
einen  Winker in die Woche
herzlichst
Renate

ehemaliges Mitglied

Liebe Renate!
Die Erfahrung habe ich auch gemacht. Notfalls, wenn der Gegner immer noch Widerworte gibt, wird böse angegriffen!! Bis der Klein-zu-haltende schweigt!

herzl. Gruß
Uschi 

ehemaliges Mitglied

Liebe Uschi,
ich denke, es kommt auf die Art des Streites an und daran, wie viel einem die andere Peerson bedeutet. 
Ist es eine permanente Rechthaberei und dieser Mensch neigt unentwegt dazu, würde ich mich eher zurückziehen. Genau so, wenn man eine grundlegende Feindseligkeit bei dem anderen spürt. Solchen Menschen sollte man als Eigenschutz aus dem Wege gehen. Wer möchte sich schon tiefgehenden persönlichen Verletzungen aussetzen, dazu müßte man ja Masochist sein.
Geht es um Sachthemen, dann ist eine Einigung eher möglich oder man läßt es einfach mal so stehen mit aller Unterschiedlichkeit der Meinungen.

Einen friedlichen Sonntag wünsche ich Dir
und sende liebe Grüße
Elbstromerin
 

ehemaliges Mitglied

Liebe Elbstromerin,
natürlich kommt es darauf an, ob man sich näher steht oder jemand (eigentlich) Fremdes sich als Streithansel herausstellt. In der heutigen Zeit scheint das Gefühl dafür aber oftmals verloren gegangen zu sein. Warum sonst fühlen sich so Viele berufen, im Internet Hasskommentare zu posten?

Erleben durfte ich, dass sich bei einer nahestehenden Person der Charakter derart veränderte, dass mit zunehmendem Alter immer mehr Aggressionen auftraten. Einmal geschah es - und da fand ich mich wunderbar unterstützt - dass derjenige umgehend nach seiner Beleidigung von allen Anwesenden quasi herausgeworfen wurde! Er trat die Flucht an - "Entschuldigung", das Wort wusste derjenige vermutlich nicht mal zu schreiben Zwinkern ...

Herzl. Gruß Uschi

werderanerin

Da sprichst du etwas an, was ja nicht nur hier im ST Bestand hat sondern im ganzen Leben vorkommt...was aber ist eigentlich "Ehrlichkeit" und "Streitsucht"...die meisten werden doch auf jeden Fall von sich sagen, sie seien ehrlich und mögen keinen Streit..., denn ich finde, so manches ist eben relativ.

Eine gute Streitkultur kann bereinigend sein und am Ende hat man im besten Falle ein Einvernehmen, auch wenn vielleicht keiner gänzlich überzeugt wurde. Muss man ja auch nicht.

Ich denke, dass man eine gewisse Gabe haben muss, seine Meinung sachlich darzulegen, ohne den Anderen diese "überzustülpen". Dies Gabe hat aber nicht Jeder. Wenn nur die eigene Sicht etwas gilt und man keine andere Meinung zuläßt, handelt man egoistisch aber wer mag das "bewerten"....geht das überhaupt ...?

Ich persönlich stehe auf dem Standpunkt, dass Jeder das Recht hat, seine Meinung darzulegen aber bitteschön sachlich und vor allem höflich. Das nennt man Meinungsfreiheit !

Meine Enkeltochter ist in der 4. Klasse und nimmt an einer AG teil, die "Schlichtungsstreit" heisst...das fand ich richtig toll, dass es sowetwas gibt und die Kinder lernen, zu streiten aber  auch zu schlichten.

Kultiviert und sachlich streiten, ist sehr schwer, Uschi... und ich würde sogar behaupten, das können nur Wenige wirklich !

Kristine



 

ehemaliges Mitglied

Hallo Kristine,

es stimmt schon, dass es sehr schwer ist, sich selbst ein Art Streitkultur anzueignen. Und nicht immer gelingt es in einem Streit, bei sich selbst zu bleiben, beim Streitpunkt und seiner Ansicht - oder sich zu überlegen, ob nicht die Ansicht des Anderen akzeptabel wäre - und das zuzugeben. 

Doch das ist eine Aufgabe, die die Pädagogik - nicht umsonst eine Studienaufgabe für viele Berufe - beherrschen sollte. Erlebt man doch immer wieder, dass auch Kinder in der Schule an Personen geraten, die das nicht verinnerlicht haben.

Mir blieb irgendwann nichts anderes mehr übrig, als mich jeweils selbst zu fragen, ob der gerade auftretende Streitpunkt mir so wichtig wäre, dass ich mich gegen ungerechtfertigte Vorwürfe stellen wollte. Damit konnte ich so manch Konfrontation einfach ins Leere laufen lassen.

Ob das aber immer der richtige Weg ist?

Herzl. Gruß
Uschi
 

Willy

Die sind überall!

shf2ujd5o8t.pngGruß
Willy

ehemaliges Mitglied

Hallo Willy,
hst ja Recht! Angefangen bei Mr. Trump ...

Uschi

Hallo Manfred!
Das dem Gegner seine Meinung "überstülpen wollen" ist eine der schlimmsten Art. Geht gar nicht! Überzeugungsarbeit kann angenommen oder abgelehnt werden. Aber im Überstülpen liegt eine Art Vergewaltigung vor. Der Gegner wird nicht mehr als selbstbestimmender Mensch geachtet.

In so einem Fall Verleumdungen zu korrigieren, hieße, der Verleumder, "Überstülper" müsste sich entschuldigen. Das scheint heutzutage eine der schwersten Übungen zu sein - liest man in allen möglichen Foren die Hasskommentare, gibt es so gut wie keine Rücknahmen ... Eher wird noch eins drauf gesetzt!

Auch darin hast Du Recht: Toleranz sucht immer wieder neue Ansatzpunkte, um zu einer Akzeptanz zu kommen. Aber auch das wird gerne schon im Ansatz von der Gegenseite torpediert, mit einem neuerlichen stärkeren Angriff zunichte gemacht ...

Manchmal will einer der Kontrahenten auch nur erreichen, dass der andere einfach klein beigibt, berechtigter Weise oder weil man des Streitens überdrüssig geworden ist.

Es gibt viele Pudelkerne ...

Herzl. Gruß
Uschi

Manfred36


Liebe Uschi,

du bist eine Frau, die sich viele Gedanken über dieses menschliche Konglomerat macht, das sich Seniorentreff nennt. Die Meisten in ihrer ST-HP meinen, Ehrlichkeit insoweit verlangen zu können, als sie sie selbst doch zumindest ein Wenig bestätigt, kein Palaver also. Streit liegt indes immer auf der Hand, man nehme nur die diversen politischen Meinungen. Den Streit als Diskurs zu ertragen und über Niemanden den Stab zu brechen, ist auch ein Stück Ehrlichkeit, selbst wenn der Gegenüber das selbst noch nicht richtig begriffen hat. Du schreibst „Fehler haben wir alle“, und ich habe ganz viele, z.B. den, in schnoddriger Weise den Andern zu kränken.

Überstülpen muss man sich nichts lassen. Auch wenn der Andere glaubt, Formalien für sich einsetzen und eine ganze Armee gegen einen aktivieren zu können. Man kann mit sanften Händen den Stülp-Vorgang verhindern (beim Ankleiden können wir es doch auch) oder beiseite treten. Auch Verleumdungen kann man ja durch Kommentare korrigieren.

Allerdings nicht immer, denn es gibt auch Ignore-(Index-)Blogs. Wenn man auf dieser Liste steht, kann man zu dem Blog nicht direkt antworten (wie ich jetzt hier) und einen eigenen neuen Blog mit Bezug zu setzen, wäre in der „Streitkultur“ schon wieder ein Schritt zu weit. Toleranz muss immer neue Ansatzpunkte suchen und „verurteilt“ nicht. Untereinander zu sagen gibt es ja so viel und vielleicht kommt man sich doch schrittweise ein Wenig näher, zum Kern des Pudels.

Gruß
Manfred
 


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