Eheringe
Das ist so was mit den Eheringen. Eine Zeitungsanzeige ließ mich darüber so ein wenig nachdenklich werden.
Selbstverständlich suchten mein Zukünftiger und ich vor vielen Jahrzehnten schon vor unserer Verlobung und der Hochzeit unsere Eheringe aus, sie sollten ja uns Beiden gefallen. Vor allem zur kirchlichen Trauung erfüllten sie ihren Zweck.
Ein paar Wochen trugen wir sie auch ganz stolz. Dann bekannte mein Mann, dass er als Feinmechaniker und Optiker mit dem Ring an der rechten Hand ein Problem hatte: die handwerkliche Arbeit – Brillengläsern die überflüssigen Glasteile abzubrechen, danach die Gläser passgenau für ihre bestimmte Fassung maschinell zu schleifen – ließ ihn erkennen, dass es sehr schnell geschehen konnte, irgendwie an seinem Ring hängen zu bleiben, sogar möglicherweise den Ringfinger abzureißen. Arbeitende Maschinen sind nicht blitzschnell abzustellen, schon gar nicht mit der linken Hand, weil dann die Rechte ja verletzt an der Maschine hängen würde ... Also: bei der Arbeit kein Ring an der rechten Hand, auch keinen Ehering! Als Verlobungsring trugen wir ihn ja noch an der linken Hand. Da fiel es bei ihm nicht auf, welche Gefahr so ein Ring für mechanische Maschinenfeinarbeit bedeuten konnte,
Auch mich hatte der Alltag recht schnell wachgerüttelt. Bis zur Hochzeit hatte ich noch nie irgendwelche Hauterkrankungen an den Händen gehabt. Nun zeigte sich, dass es reichte, einmal täglich unser Geschirr abzuspülen.Mein Ring hatte etwas lockerer auf dem Finger zu sitzen, da die Knöchel meiner Finger als dickere Stelle zu überwinden waren, um an den schlankeren Fingergrund zu gelangen. Ich konnte den Ringfinger unter dem Ring so gut abtrocknen, wie ich wollte, die aufgeweichte Haut – vielleicht auch noch mit irgendwelchen Bakterien des Spül- oder Wischwassers – entzündete sich regelmäßig. Den Ring für diese Feuchtarbeiten – ja, auch für's Fußbodenwischen – jeweils abzunehmen, bedeutete irgendwann auch zu suchen: wo hast du den Ring bloß hingelegt?
Wir legten unsere Eheringe in eine Schmuckschatulle, wo sie bis heute ihr Dasein fristen, und liefen ab sofort ohne Eheringe durchs Leben. Wir wussten ja beide, dass wir verheiratet waren und das hätten wir jedem, der danach gefragt hätte, auch gesagt. Der Sinn der Eheringe ist nur ein äußeres, sichtbares Zeichen, er ist eher im Kopf verankert.
Wer seinen Ehering trägt und sich trotzdem nach fremden „Spielgefährten“ umsieht, wird wohl niemals ganz ehrlich sein … Scheint heute in Mode gekommen zu sein.
Kommentare (2)
ehemaliges Mitglied
@werderanerin
Warum sollte meine bessere Hälfte den Ehering wieder anstecken, wenn er abends zuhause in seiner Hobbywerkstatt noch Babybrillen anfertigte, die es für so kleine Köpfe gar nicht zu kaufen gab? ich hätte ihn gar nicht in der Wohnung "brüllen" gehört, wäre etwas passiert.
Da das dennoch vorkam, legte er eine Telefon-Hausleitung, damit wir uns gegenseitig in Notfällen anrufen konnten. Aber ihn in seiner Werkstatt aufsuchen sollte ich möglichst auch nicht. Er war etwas zu schreckhaft.
Es gab in unserem Bekanntenkreis auch Männer, die es überhaupt nicht störte, trotz Ehering an der eigenen oder an der Hand anderer Frauen aufdringlich zu werden, liebe Kristine ... Es hängt eben auch mit dem Bewusstsein eines Jeden zusammen!
Uschi
Eheringe sind und bleiben ein Zeichen der Verbundenheit und wer es ehrlich meint, wird diesen auch tragen, liebe Uschi.
Ich kannte aber auch einige Männer, die aus beruflichen Sicherheitsgründen diesen garnicht tragen durften und das ist auch sehr richtig so.
Das hatte jeder verstanden aber ich kenne auch Männer, die nach dem Dienst und frisch geduscht, genau diesen Ring wieder über stülpten !
Kristine