Du - Ich - Streiten ...

Autor: ehemaliges Mitglied

Du - Ich - Streiten ...

Irgendwann kam ich auch auf eine Art, Gespräche am besten in einem von mir ausgehenden Satz zu beginnen, um mich zu schützen.

Am präsentesten ist mir eine Situation diesbezüglich im Kopf geblieben. Wenn man in seinem Umfeld ständig auf einen Streit liebenden Narzissten trifft, wird einem mit der Zeit klar, dass man sich stets überlegen sollte, ob man überhaupt ein Gespräch beginnt oder eine Neuigkeit im Freundeskreis von sich gibt. Es ist dann doch manchmal gut, sich in Sekundenschnelle zu entscheiden, ob man sich einem Streit stellen will oder nicht. Wichtig war mir seitdem, jeweils so zu beginnen – wenn überhaupt – dass ich von mir anfing. Doch auch das verstand mein Gegenüber umgehend für mich negativ auszulegen. Ich habe so manches Mal im Lokal, in dem wir mit Bekannten brunchten, zitternd vor Empörung am Tisch gesessen. Doch die folgende Geschichte brachte für mich das Fass zum Überlaufen!

Ich liebe es heute noch, morgens beim Frühstück in aller Ruhe und ausgiebig die Tageszeitung zu lesen. Auch an jenem Samstagmorgen war das geschehen und ich erinnerte mich, dass ich abends zuvor die Feuerwehr von ferne gehört hatte. Meine Neugier ließ mich die Zeitung nach einer Polizeimeldung durchsuchen. Ich fand einen kleinen Artikel darüber, dass in einem alten Bauernhofgebäude am Mühlenteich, der ehemaligen Tenne, ein Feuer ausgebrochen war. Dort hatte ein Oldtimer-Verein seine Fahrzeuge wind- und wettergeschützt untergebracht. Das Feuer war recht schnell unter Kontrolle gebracht worden, so dass kein allzu großer Schaden entstanden war. Die ehemalige Bäuerin, die zu der Zeit noch eine gewisse Aufsichtspflicht gegenüber dem Besitzer, der es vorzog, in Luxemburg als Schlossherr zu residieren, hatte, war abends noch einmal am Hof vorbei gefahren und hatte die Flammen entdeckt.

An diesem Samstagnachmittag hatte unser Schiffsmodellbauklub direkt nebenan am Mühlenteich sein monatliches Treffen mit Kaffeeklatsch. Ich stand in einem Klübchen von drei Damen und erzählte, was ich gehört und gelesen hatte. „Na, tischst du schon wieder Lügengeschichten auf, um dich interessant zu machen?“ unterbrach mich mein Göga just in dem Moment, als die Exbäuerin hinzukam. Sofort bestätigte sie meine Erzählung und ergänzte sie mit ihrem Wissen, das sie in der Nacht ja brühwarm erlebt hatte.

Mein Narzisst fühlte sich erwischt dabei, versucht zu haben, mich mal wieder anderen gegenüber schlecht zu machen, um selber über mir zu stehen, hakte sich bei den beiden Damen ein und nahm sie zu einem kleinen Spaziergang zum benachbarten Brandherd mit. Was er ihnen dabei erzählte, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich jedenfalls war so gebügelt, dass ich es keinen Moment länger mehr am Schiffchenteich aushielt! Ein über zweistündiger Spaziergang in die entgegengesetzte ländliche Umgebung verschaffte mir wieder Beruhigung und die Möglichkeit, tief durchzuatmen, mich von meinem Zorn innerlich zu trennen! Ich musste ja noch für den Grillabend die bestellten frisch gebackenen Brötchen für alle vom Bäcker holen, am Teich dafür sorgen, dass alle ihr Grillbrötchen mit der obligatorischen Wurst erhielten.

Es war mein Beginn, mich vor allem innerlich von meinem Angetrauten zu trennen. Wir redeten kaum noch miteinander, die Kinder waren aus dem Haus, wir waren Rentner. Ich hatte mich beim Essen, sofern das überhaupt noch gemeinsam geschah, so an den Tisch zu setzen, dass ich, sah ich von meinem Essplatz aus hoch, ihn nicht automatisch ansah. Das jedenfalls hätte bereits morgens für ersten Streit gesorgt, denn er fühlte sich dadurch kontrolliert! Ich vermied das, indem ich weiterhin recht früh aufstand, während er bis nachmittags seine Räusche ausschlief. Wieder einen halben Tag streitfrei gerettet …

 

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Kommentare (6)

Manfred36

 Eine Narzisstische Persönlichkeitsstörung ist geprägt durch ein extremes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Anerkennung. Hinter dem oft selbstverliebten oder arroganten Auftreten stehen meist Schmerz und Leid – und ein im Grunde schwaches Selbstwertgefühl. Ein Pascha ist nicht wirklich ein Pascha.
Der historische Narziss der griechischen Legende war auch so ein armes Wesen.
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ehemaliges Mitglied

@Manfred36  
Ja Manfred, ich kenne die "antike" Geschichte. Es dauerte lange, bis ich ihm seine Wesensart irgendwie nachsehen konnte, denn es war ganz bestimmt nicht seine "Schuld", sich so entwickelt zu haben.

Dennoch ist das, was so ein narzisstischer Mensch seiner Umgebung antut, nur um - sag ich mal so - als Sieger, als Bester dazustehen, nicht okay und irgendwann ist das Maß voll. Wenn alles seinen Weg gegangen, die Zuneigung verschwunden ist, gibt es keine Gründe mehr, dem kirchlichen Gebot Folge zu leisten: in guten wie in schlechten Tagen ...

Es ist mir inzwischen klar, dass mein Ex vermutlich sein Leben lang gelitten hat, aber nicht durch mich oder unsere Tochter, sondern durch die Krankheit seiner Mutter. Oder ist es hinnehmbar, die eigene zwölfjährige Tochter nach einem Sturz beim Rodeln wegen des verlorenen Hausschlüssels wie einen Sklaven mit dem Pkw kilometerweit vor sich her wieder zur Sturzstelle zu treiben, obwohl er wusste, dass ihre LWS dabei war, sie zum Krüppel werden zu lassen? Dieses Geschehen erzählte sie mir erst vor kurzem, nach über 35 Jahren ... Hätte ich es damals erfahren, es wäre der perfekte Grund für die Scheidung gewesen!!

Distel1fink7

@nnamttor44  
Es gefällt mir, dass Du den Mut hast, das so zu schreiben.
Tja Du bist Deinen Weg gegangen. 
Ich fand mich in manchen Situationen wieder.  Hab mich vor
langen Jahren scheiden gelassen, trotzdem fast zu spät-
Ich sah ihn auf der Beerdigung meines (unseres ) Sohnes wieder.
Sah seine Augen, kalt wie Eis.

Haben alles richtig gemacht.

Danke für Deine ( Eure ) Geschichte(n) 
Distel1fink7

ehemaliges Mitglied

@Distel1fink7  
Es gehört schon etwas Mut dazu, vor allem Überwindung, offen dazu zu stehen, dass man - um sich selbst immer noch wieder - dem anderen klar seine vergessene Verantwortung zuzuschieben.

Klar gibt es in der ganzen Zeit der Gemeinsamkeit diverse Meinungsverschiedenheiten, zu denen es dann Streit gibt. Aber es gab auch eben solche Geschehen, wo er genau wusste, wenn ich von seinem Tun erführe, dass er den Kürzeren ziehen würde. Also verschwieg er es und verbot auch der Tochter, davon zu erzählen.

Es fällt mir immer noch schwer, all die Geschichten als Vergangenheit abzutun, um sie zu vergessen. Es war halt mein Leben ... Ich bin nur glücklich, dass beide Kinder (😉 ) heute als Erwachsene ganz klar sehen, dass da Einiges geschah, das nicht gut zu heißen war. Doch sie stehen beide voll und ganz zu mir!

Ich kenne übrigens auch diesen stechenden, eiskalten Blick: wenn Blicke töten könnten, ich würde hier nichts schreiben, läg längst unter dem Rasen!

Alles Liebe auch für Dich

Uschi

ehemaliges Mitglied

In meinem Stammbuch hat meine Oma rein geschrieben:
    Eine Ehe ist kein Fertighaus,
    sondern ein Gebäude,
    an dem ständig konstruiert
    und repariert werden muss.
und meine Mutter:
      Sorgsame Pflichterfüllung in allen Belangen  ist das sicherste Mittel,
      der beständig fortdauernden Zärtlichkeit seiner Ehehälfte gewiss zu sein.

Es ist furchtbar traurig, das eine Ehe so auseinander geht.
Warum dann noch zusammen bleiben, stellt sich mir die Frage ?

                      
       

ehemaliges Mitglied

@Krümmel  
Wenn man als Ehefrau stets darauf bedacht ist, dass ER nicht so schlimm behandelt wird, wie es durch seine psychisch kranke Mutter geschah - so hatte ich gedacht - müsse er sich in seinem neuen Zuhause wohl führlen. Dass er sich bereits als Teenager innerlich entschieden hatte, sein Leben als Frauenhasser zu leben, das andere Geschlechtt stets schlecht zu behandeln (inklusive seine eigene Tochter von klein auf), stellte ich erst im Verlauf der Jahre fest ...


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