DIE SCHLAUE MAUS

Die schlaue Maus

Es war ein angenehmer und friedlicher Vormittag, im letzten Jahr meiner Berufstätigkeit.
Nur wenige Teilnehmer waren da, die aber ganz konzentriert an ihren schriftlichen Übungen arbeiteten. Also Ruhe pur. So stand mir genügend Zeit zur Verfügung, um neuen Nachschub für den Lagerbestand auf der Internetplattform zu ordern.

Wenn da nicht plötzlich eine blitzschnelle Bewegung, die ich nur kurz aus dem Augenwinkel registrierte, gewesen wäre. EINE MAUS!!! Was denn, hier in unserem Übungsladen? Wo kam die denn jetzt auf einmal her?
Das schnelle Tierchen flüchtete sofort in heller Panik vor mir, durch die weit geöffnete Tür, in den benachbarten Lagerraum. Sandra und Semra, beide total erschrocken, ließen sofort ihre Stifte fallen und sprangen auf ihre Stühle. Und ich eilte der Maus hinterher. Doch ich konnte sie dort nicht mehr entdecken. Zu spät! Das Lager, mit seinen vielen Regalen und den unzähligen Aufbewahrungskästen, bot der kleinen Maus nämlich unzählige und herrliche Verstecke an.

Mir fiel dazu auch eine kürzliche Begebenheit ein, die ich mir gar nicht erklären konnte. In einem kleinen Metalleimer, den wir nur zur Inventurzählung von Hartgeld (Getränkeautomat) benutzten, fand ich eine größere Ansammlung von unappetitlichem Schmutz und Dreck. Wer schon mal den Inhalt eines vollen Staubsaugerbeutels erblickt hat, weiß sicher was ich meine. Ob das die Maus war? Betrieb sie eventuell eine kurzfristige Familienplanung in unserem Laden? Na, das fehlte gerade noch.
Als ich aus dem Lager zurückkehrte, standen die beiden Mädchen noch immer auf ihren Stühlen. Diese Szene war wirklich zu lustig, richtig filmreif, und ich konnte mir das Lachen kaum verbeißen. Erst als die Luft wieder rein war, trauten sie sich etwas zögerlich wieder herunter.

Jetzt konnte nur noch eine Mausefalle Abhilfe schaffen. Stefan, ein Kollege aus dem Gartenlandschaftsbau kannte sich gut mit dieser Art von Jagd aus. Er reichte mir eine Lebendfalle und erklärte mir kurz ihre Funktion. „Wenn Du die Maus gefangen hast, dann melde Dich bitte sofort bei mir. Ich bringe sie dann nach drüben in das Wäldchen. Dort lasse ich sie wieder frei“, bot er mir freundlich an. „ Die Falle aber nicht direkt auf der Wiese vor dem Haus öffnen, denn dann kommt sie gleich wieder zurück“, rief er mir noch laut hinterher.

Nachdem ich nun die Falle mit einer Mini-Schokowaffel, genau an der richtigen Stelle bestückt hatte, stellte ich die Falle im Laden auf. Jetzt wartete ich gespannt. Viele Tage vergingen, doch es passierte nichts, denn die Falle blieb leer. Was für eine Spielverderberin! Ich war richtig enttäuscht.
Vielleicht war die Maus ja bereits nach nebenan umgezogen, überlegte ich. Bestimmt würde sie sich ja in unserer Großküche oder in der Cafeteria viel wohler fühlen. Dort war das neue Heim sicher viel gemütlicher als bei uns.

Einen Tag vor meinem Sommerurlaub wollte ich die Mausefalle gerade wegräumen. Schließlich wäre in diesem Zeitraum niemand da, der die Gefangene dann wieder rechtzeitig befreit hätte.

Doch ich traute meinen Augen kaum, denn die Falle war leerer als vorher. Das Türchen stand immer noch offen, aber die Schokowaffel war verschwunden.
Ob die Maus vielleicht ein Werkzeug benutzt hatte, um an den Köder zu kommen?
Rosi65


maus uli (2).jpg


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Kommentare (5)

Rosi65


Bedanke mich herzlich bei Roxanna, Muscari, Tulpenblüte und Manfred36
für die feinen Herzchen.

weihnachtsmaus.jpg Rosi65

Roxanna

Es ist schon merkwürdig, liebe Rosi, dass Menschen oder sind es vor allem die Frauen Angst vor Mäusen haben. Ratten könnte man noch verstehen, denn die gehen sogar auf Menschen los. Aber so ein Mäuschen. Auf einen Stuhl würde ich nun nicht flüchten, aber der Stresspegel würde schon gewaltig nach oben schnellen. Deine Maus nun scheint besonders schlau gewesen zu sein. Da hast du es gut gemeint mit der Lebendfalle und so hat sie es dir gedankt 😁. Freche Maus!

Danke für den Schmunzler zum Abend und herzlichen Gruß
Brigitte

Rosi65

Liebe Roxanna,

es wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben, wie das Tier es geschafft hat an die Waffel zu gelangen, ohne dabei den Mechanismus der Türklappe auszulösen. Ich freue mich aber sehr, dass Dir die kleine Geschichte gefallen hat. 

Herzliche Grüße
   Rosi65

 

Christine62laechel


Eine echt schöne Geschichte, liebe Rosi. :) Ich habe auch keine Angst vor Mäusen, würde nicht auf einen Stuhl springen wollen. Schade eigentlich, dass es da keine versteckte Camera gegeben hat: Wer weiß, vielleicht gäbe es da einen sensationelle Aufnahme auch wirklich, von einer Maus, die ein Werkzeug benutzt hat. :)

Mit lieben Grüßen
Christine

Rosi65

Liebe Christine,

Deine Idee mit der versteckten Kamera gefällt mir sehr gut. Sicher wäre dann unser schlaues Mäuschen auf YOU TUBE eine kleine Berühmtheit geworden.😊

Herzliche Grüße
   Rosi65


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