Die Sandbank in der Mulde.....


... irgendwann im Sommer, noch zu Kindheitszeiten - als das Spielen auf der Straße und im Wiesenhang, wieder gefahrlos beginnen konnte................
ereignete sich eine Geschichte, die wir "VIER" vom Hang, nicht mehr vergessen konnten.
Wir "Vier" waren Spielkameraden: die andere Monika, Heidemarie, Harald und ich.
Harald war ein mongoloides Kind, was uns nichts bedeutete. Er war klein und knubbelig, viel älter als wir, doch an Körpergröße überhholten wir ihn langsam und mit dem Sprechen ging es bei ihm auch nicht vorwärts.
Unbeholfen rannte er uns immer hinterher, bis wir eines Tages beschlossen: den nehmen wir einfach zwischen uns und ziehen ihn mit.
Harald strolchte mit uns durch die Eichen und Akazien, sammelte fleißig die Eicheln auf. Das war seine Lieblingsbeschäftigung.
Nie vergaßen wir auf Harald aufzupassen, brachten ihn immer wieder nach Hause und lieferten ihn bei seiner Mutter ab.
"Wie seht ihr denn wieder aus?" hörte ich seine Mutter schon von Weitem kreischen.
Naja, wir waren unten im Sumpf um Frösche zu fangen.
-aber Harald hat es Spaß gemacht und er hat auch eine Sumpfkröte gefangen!
Die Mutter schnappte ihren Sohn und zog ihn brüllend ins Haus hinein.
Einige Tage durfte er dann nicht mit uns spielen gehen -- wir klingelten an der Tür.
Nichts tat sich auf, wir waren ratlos und Heidemarie beschloss, mal über den Gartenzaun zu "schauen", denn sie wohnte direkt nebenan.
Nach 3 Tagen kam sie angelaufen - Himmel, Hölle.....ich habe ihn gesehen, der sitzt im Hühnerstall!!
Der Dieter, der neben der anderen Monika wohnte, wurde eingeweiht und als Fünfter im Bunde aufgenommen.
Über drei Gartenzäune schlichen wir uns an....und fanden ein elendes Bündel in grün und blau ... das war Harald, noch "kleiner" als sonst.
Wir rannten alle nach Hause und berichteten, was wir dort gesehen haben. Die Eltern trafen sich sofort, nachdem sie sich verständigt hatten und gingen zu dem Haus von Harald hin.
Und niemand machte auf..................
Und Harald hörte man in seinem Hühnerstall "röhren".
Dieters Vater sprang über den Gartenzaun, brach den Hühnerkäfig auf, holte den nun völlig verstörten Harald raus und ging zur Eingangstür und trommelte so lange bis...
sie sich öffnete ... er hätte sie auch eingeschlagen.
"Wo war der Krüppel nun schon wieder?" waren ihre Worte. Dauernd stellt er solchen Unsinn an.
Doch Harald durfte nicht mehr mit uns spielen, er hatte Hausarrest.
Und eines Tages sah man die Eltern mit dem Fahhrrad und Harald hintendrauf zur Mulde fahren.
Mutti rannte zur Mutter der anderen Monika hin - du haste das gesehen, die fahren zur
Sandbank hin. Beide schnappten sich ihre Räder und hinterher.
Doch zuviel Zeit war vergangen - Harald hat die Strömung mitgerissen - Harald ist ersoffen.
Die betroffenen Eltern kamen in tiefer Trauer zurück....wurden sogar angespuckt.
Seine Leiche fand man 3 Tage später am Wehr in Dessau vor der Jonitzer Mühle.....
Und mehr hörte man nicht mehr davon.
Die Eltern sind dann weggezogen, denn jeder dachte, daß es nicht mit rechten Dingen zugegangen ist.
Doch Harald war uns ein Freund, den wir manchmal auch verlachten, doch nie ausgeschlossen haben.
mit muldigen Grüßen
Euer Moni-Finchen







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