Die mitfühlende Tiffy (6.5.2020)


Die mitfühlende Tiffy   (6.5.2020)

06.05.2020                                           
Die mitfühlende Tiffy
Es gab einmal ein grünes, menschenähnliches Pferd, mit Namen Tiffy. Es lebte in der „Moosstrasse“. Dort lebten viele Tiere, die alle sprechen konnten. Von jedem Tier gab es ein Portrait, das die Haiitianerin Aurora Summerfield gemalt hatte in ihrem grünen Haus. Am Ende der Moosstrasse stand ein großes Haus, das ein Atelier und eine Galerie hatte, wo Aurora wohnte und ihre Tierportraits malte und ihre Bilder, wenn sie fertig waren, in ihrer Galerie“Sunshine“aufhängte. Die Tiere besuchten sehr gerne ihre liebe Freundin Aurora Summerfield und bestaunten fröhlich ihre Bilder. Die Lieblingsfarbe von Aurora war grün. Sie malte die Tiere alle in verschiedenen Grüntönen, die sie untereinander und auch mit weiß mischte. Sie hatte die sprechenden Tiere sehr lieb und unterrichtete sie im Schreiben, Theaterspielen und Nähen. Sie schrieb auch viele Geschichten, in denen ihre vielen Tiere aus der Moosstrasse die Hauptpersonen spielten. Sie hatte schon viele Geschichten geschrieben und 5 Bücher drucken lassen, die sie selber geschrieben und illustriert hatte. Die Tiere liebten ihre Aurora Summerfield sehr und sie lebten glücklich und zufrieden miteinander in der Moosstrasse. Es gab auch einen Raum mit Stühlen, wo Aurora Summerfield mit den Tieren Yinshiutsu machte. Der Raum war getäfelt mit lauter Spiegeln. In einem anderen Raum standen viele Tische mit Nähmaschinen, wo Aurora mit den Tieren grüne Kleider nähen konnte, womit sie sich und die Tiere verkleidete. Sie spielten dort auch Theater. Sie waren alle sehr glücklich miteinander.
Doch eines Tages wurde Aurora Summerfield sehr krank. Sie fing an, grüne Masken für ihren Mund zu nähen und versteckte ihren Mund dahinter. Sie nähte eine Maske nach der anderen. Sie befahl sogar den Tieren, auch diese Masken zu tragen. Die Tiere wurden sehr unglücklich. Früher gaben sie sich jedesmal zur Begrüßung einen Kuss. Das ging jetzt nicht mehr mit diesen grünen Masken. Sie durften sich auch nicht mehr liebhaben und umarmen. Es durften keine Streicheleinheiten mehr ausgetauscht werden. Aurora verbot es den Tieren. Sie wurden alle krank. Die Liebe verschwand aus der Moosstrasse. Die Fenster wurden verhängt mit dicken, samtenen, grünen Vorhängen, die die Tiere an den Nähmaschinen nähen mußten. Die Bilder stellte Aurora Summerfield in den Keller und verpackte sie in grüne Leintücher. Es war traurig anzusehen, wie die Schönheit aus der Moosstrasse verschwand. Wo früher an jeder Ecke der Moosstrasse ein Springbrunnen gesprudelt hatte, waren keine Wasserfontänen mehr zu sehen. Niemand durfte mehr mit dem anderen sprechen, weil sie alle Masken aufhatten. Alle Liebe und Zuneigung wurde strikt von Aurora Summerfield verboten.
Doch eines Tages, als es besonders streng und kalt war, kam ein Mann in die Moosstrasse. Er war Arzt und eröffnete eine Arztpraxis neben dem grünen, verschlossenen Haus von Aurora Summerfield. Er hatte einen großen Garten, wo viele, rote  Mohnblumen blühten. Er liebte seine Mohnblumen sehr. Er backte aus den Mohnkapseln, wenn die Mohnblumen verblüht waren, einen ganz süßen, schwarzen Mohnkuchen für die sprechenden Tiere, der Moosstrasse. Sie liebten den Mohndoktor sehr. Er hatte einen schönen Namen. Er hieß: “Jean Moon“ ! Und er liebte seinen Mohn und denVollmond sehr. Dann badete er immer nackt in seinem swimming pool, der in seinem Garten stand. Er liebte die Aurora Summerfield sehr, und er hatte den Wunsch, sie zu küssen und mit ihr nackt im swimming pool zu baden. Denn dann würde sie ihre Maske ablegen müssen und auch ihre schweren, samtenen, grünen Kleider. Er wußte, dann wäre Aurora Summerfield wieder gesund. Und er bat die Tiere, ihm zu helfen. Er versammelte sie in seinem Garten und ließ sie alle ihre Masken ablegen. Dann baute er mit ihnen allen einen riesigen Springbrunnen aus Speckstein. Die Tiere durften sich küssen und umarmen, soviel sie wollten, mußten aber an dem Specksteinspringbrunnen arbeiten. Sie legten eine Pumpe, die das Wasser des Baches in dem Garten, in eine Spritzfontäne verwandelte. Die Tiere liebten ihren Jean Moon sehr. Sie durften schnitzen am Speckstein, wie sie wollten. Als der Brunnen fertig war, hatten die Tiere eine riesige Skulptur aus Speckstein erschaffen, nämlich ihre geliebte Aurora Summerfield, der sie alle helfen wollten. Sie liefen ins Nachbarhaus von Aurora Summerfield und begannen ein wunderschönes, gefühlvolles Lied zu singen. Es ging so: “Sommer, Sonne, Specksteinbrunnen, überall die Bienen summen. Es gibt süßen Honigtee und wir lieben uns im Klee.“
Das sangen die Tiere ohne Maske, mit voller Hingabe und tanzten dazu einen wunderschönen Reigen. Als Aurora dieses Lied hörte, bekam sie Tränen in den Augen. Sie mußte ihre Maske ablegen, weil sie sonst von den vielen, vielen Tränen ganz nass wurde und begann sich nackig auszuziehen. Sie suchte nach ihrem grünen Pfauenbikini und zog  ihn an. Dann legte sie sich ihren grünen Moospareo um und lief in Jean Moons Garten. Als sie die tanzenden Tiere sah, begannen ihre Beine, wie von selber zu tanzen und sie mischte sich unter die Tiere. Plötzlich sah sie Jean Moon in einer grünen Badehose, wie er sich zu dem wunderschönen Gesang der Tiere bewegte und sie verliebte sich in ihn. Sie wurde magisch von ihm angezogen und ging lächelnd auf ihn zu. Sobald Jean Moon sie sah, bewegte er sich auch auf sie zu und schwups küßten sie sich. Sofort war Aurora Summerfield wieder gesund und sie nahm Jean Moon bei der Hand und sie hopsten fröhlich in den swimming pool von Jean Moons Garten.
Als Aurora Summerfield ihre Skulptur sah, stieß sie einen verzückten Schrei aus und küßte Jean Moon auf seinen wunderschönen Mund. Sie umarmten sich glücklich und begannen zu lachen. Da rissen die grünen Samtvorhänge von Aurora Summerfields Fenster entzwei und die Springbrunnen in der Moosstrasse begannen wieder zu sprudeln.
Nach einem ausgiebigen Bad im swimming pool begleitete Jean seine Aurora in ihren Keller und holte die ganzen Portraits wieder aus der Verpackung und hängte sie in der Galerie: “Zur Moosstrasse“  wieder auf. Alle Masken wurden verbrannt und, wenn sie nicht gestorben sind, so lebten sie glücklich und zufrieden, bis ans Ende ihrer Tage.
(Autorin: Heidi Grünwedl)


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