die "Maus"

Autor: ehemaliges Mitglied

Die "Maus" war keine Maus, sondern die verspielteste und verrückteste Goldhamsterin, die ich je kannte

Ich hatte sie von einer Kollegin geschenkt bekommen. Nachdem ich als Kind bereits Erfahrungen mit Goldhamstern sammeln konnte, hatte ich Vergleichsmöglichkeiten. Natürlich wusste ich, dass Hamsterinnen lebhafter sind als die Männchen; sie müssen in der Natur schließlich alleine ihre Jungen aufziehen, d.h., sie hamstern mehr, sie sind reger, verspielter und wachsamer als die Männchen. Und – so scheint es mir – auch intelligenter.

Die "Maus" bekam den größten, luxuriösesten Hamsterkäfig, den ich auftreiben konnte.
Trotzdem gelang es ihr bald, mich davon zu überzeugen, dass sie täglich mehrere Stunden frei in mindestens 2 Zimmern herumlaufen musste! Sie benötigte ferner einige Blumentöpfe mit Erde, um sich dort einzubuddeln. Trotzdem hielt sie es zusätzlich für nötig, die Teppichböden an diversen Stellen zu zerfetzen.

Meine Mutter, die Hamster zwar niedlich fand, aber vor Berührung mit ihnen unüberwindliche Abneigung hegte, musste beim abendlichen Fernsehen ihre Füße in eine hohe Plastikwanne stecken, damit die "Maus" nicht an ihren Beinen hochkletterte. Konrad Lorenz nannte sowas in anderem Zusammenhang "das umgekehrte Käfigprinzip".

Jeder Hamsterfreund und –kenner weiß, wie es ist, wenn man ein Hamsterchen auf seinen Händen laufen lässt. Man schiebt abwechselnd eine Hand vor die andere, um zu verhindern, dass das Tierchen von den Händen gleitet und auf dem Boden weiterläuft. Denn der Hamster will weg, - runter von den Händen!

Es dauerte lange, bis ich feststellte, dass dies bei der "Maus" umgekehrt war. Sie kletterte an mir hoch, suchte die Hände, und versuchte sie "in die Gänge" zu kriegen, um auf ihnen zu laufen! Ich nannte sie bald "meine kleine Handarbeit"! Das war für sie interessanter als ihr Laufrädchen, weil sie dabei gelegentlich aufs Schnäuzchen fallen konnte (was ich natürlich zu verhindern suchte).

Die "Maus" und ich erfanden auch ein herrliches Spiel, das ich "Hamsterwerfen" nannte: wenn ich abends im Bett noch ein bisschen las, kletterte sie von Zeit zu Zeit an der Bettdecke hoch und suchte die freie Hand, - die, welche nicht das Buch hielt. Sie setzte sich drauf, und ich musste sie zurückwerfen – natürlich auf die weiche Bettdecke. Dann lief sie wieder auf die Hand, um sich erneut werfen zu lassen. Das Spielchen dauerte einige Minuten, dann war sie's leid und kletterte wieder die Bettdecke runter, um im Zimmer rumzudüsen, aber es vergingen meist nur wenige Minuten bis mich ihre Barthärchen wieder an der Hand kitzelten und ich die kleinen scharfen Krallen spürte, weil sie wieder "Hamsterwerfen" spielen wollte.

Sie hatte überhaupt eine positive Beziehung zu meinen Händen. Die "Maus" war das einzige Hamsterchen, das nicht erschrak und biss, wenn meine Hand es aus dem Schlaf aufweckte!
Sie schlief abwechselnd in ihrer Villa und in meinem Bettkasten. Morgens musste ich mich immer erst vergewissern, dass sie tagsüber in der Villa eingesperrt wurde, denn sie unbeaufsichtigt herumlaufen zu lassen, war mir zu riskant. Allerdings schlief sie tagsüber sowieso meistens.

Nun, irgendwann – viel zu früh – war ihr Leben zu Ende. Hamster sind leider nicht sehr langlebig. Ich werde sie nie vergessen.

An dieser Stelle eine Warnung: bitte schenkt kleinen Kindern keine Hamster! Gründe: sie werden erst spät abends aktiv, und es ist Quälerei, sie tagsüber zu wecken. Sie toben abends spät in ihren Käfigen (weil sie lieber raus möchten), und rauben den Kindern den Schlaf! Sie sind keine "Knuddeltiere" - meine "Maus" war da wohl eine Ausnahme. Meerschweinchen sind für Kinder geeigneter, leben glaub ich auch länger!

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Kommentare (1)

oessilady Ach Gummibrötchen du hast so ein Talent,Geschichte zu erzählen,wo man glaubt sie direkt mitzuerleben. Köstlich !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!111111
ich das heißt meine Enkelin hatte auch einmal einen Minihamster,der so süß war.
Wir hatten ihn Benjamin genannt .Er wurde von der Zoohandlung als Schlangennahrung verkauft, weil er kleinwüchsig war.Er sollte eigentlich als Futter für die junge Boa,die mein Sohn damals hatte,sein..Er war aber so mutig und tanzte dieser regelrecht auf dem Kopf herum ohne daß sie ihn gefressen hätte.Wir waren der Meinung daß er es nicht verdient hat gefressen zu werden,weil er so mutig war und wir haben ihn dann aus dem Schlangenterrarium geholt. Das war ein kleiner Schelm und er war komischerweise tagsüber hellwach und wurde von meiner Enkelin meistens überall mitgebommen.Leider ist er nicht sehr alt geworden,was wohl mit seinem Geburtsdefekt zu tun hatte.

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