die karierte Hose

Autor: ehemaliges Mitglied


mit 11 fing ich an, mich für Kleidung zu interessieren, sehr zur Freude meiner Oma, die mich nun nicht mehr mit Besuchen im Spielwarenladen ködern mußte, um mit mir zum Einkaufen zu fahren. Ihre Freude wurde allerdings dadurch gedämpft, daß ich auf einmal genau wußte, was ich wollte, und das unterschied sich oft von dem, was sie für mich angemessen fand! Besonders, als ich unbedingt eine karierte Hose wollte!

Ich hatte eine etwas ältere Schulkameradin mit einer dezent dunkelrot-grün-karierten Hose gesehen.

Die Eltern dieses Mädels waren in der Modebranche und kleideten ihre Kinder immer nach der neuesten Mode.

Meine Oma fuhr extra mit mir nach Düsseldorf, der einzigen Stadt in der Nähe, die modisch up-to-date war. Und tatsächlich fanden wir DIE KARIERTE Hose! Sowas von kariert hatte kein Clown. Sowas hatte selbst besagte Schulkameradin nicht! Da waren aber auch alle Farben vertreten! Das war le dernier cri, fast könnte man sagen, der "letzte Kreisch!"

Und sie paßte mir wie angegossen!

Das gute Stück war nicht billig! Oma warnte mich: wenn ich dir die jetzt kaufe, mußt du sie aber auch tragen. Mindestens eine Woche lang! Kein Problem, meinte ich.

Aber es war ein Problem. Und was für eines! Es fing beim Schulweg an. Jung und alt glotzten und lachten! Der Weg über den Schulhof war ein Spießrutenlauf! Sogar die Lehrer verzogen ihre Gesichter! Die Pausen waren eine reine Tortur und der Heimweg war mir noch nie so lang vorgekommen!

Und nachmittags ging es weiter. Meine Spielgefährten zogen mich nach Strich und Faden auf.

Wie ich diese Woche überstanden habe, weiß ich kaum noch. Nur, daß ich die Schulpausen im Schrank versteckt verbracht habe, weil wir eigentlich nicht in den Klassen bleiben durften.

Und daß ich eine ganze fürchterlich lange Woche nachmittags nicht draußen gespielt habe.

Es ist aber typisch für mich, daß ich mich an mein Versprechen gebunden fühlte, die Hose tatsächlich eine Woche lang zu tragen. Unglücklich und pflichtbewußt und treudoof! Bin ich heute noch! Wär ich ein bißchen schlauer und listiger gewesen, hätt ich Tinte drüber gegossen, oder sie sonst irgendwie untragbar gemacht!

Nach dieser schrecklichen Woche verschwand die Hose für eine Weile im hintersten Teil des Kleiderschrankes!

Doch siehe da, auf einmal tauchten in der Schule immer mehr karierte Hosen auf, dezente aber auch schreiend bunte wie meine!

Und da sie mir eigentlich ganz gut stand mit weißem oder schwarzem Rollkragenpulli dazu, wagte ich mich damit auch wieder in die Öffentlichkeit.

Das war das erste und einzige Mal, daß ich in Modefragen sowas wie Trendsetter gewesen bin!

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Kommentare (1)

outofspain nach einer Woche warst du schon Trendsetter.
So ähnlicher ,aber in einer anderen Rolle,nämlich derjenigen,die eine Jacke gekauft hat für ihren 17 jährigen Sohn.
Diese Jacke,in meinen Augen ein Traum, war für meinen Sohn nur schrecklich hässlich,gar widerlich! ^^
Seine Worte: " Die ziehe ich nicht an!"
"Pech" waren meine Worte,der Winter kann sehr kalt werden. Ich muss noch erwähnen,diese Jacke habe ich stundenlang durch Krefled geschleppt und war irre schwer.
Am darauffolgende Tag hatte der Sohn Berufsschule. Es blieb ihm, da die Mutter stur geblieben war, nichts anderes übrig, als die Jacke dem Erfrierungstod vorzuziehen.
Mit bösen Blicken in meine Richtung trabte er los.
In der Schule angekommen, empfingen ihn die Schulkollegen mit den Worten:
"Ey,Björn, wo hast du denn die geile Jacke her?"

Mein Grinsen bekam ich tagelang nicht aus dem Gesicht. Er war so fair es mir zu erzählen! )

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