Die Heilerin
Die Heilerin
 
Personen;
Professor
Patientin
 
Professor
Frau Steinberg habe ich Ihnen nicht wiederholt gesagt; Sie sind weder eine hier praktizierende Ärztin, noch eine Heilerin!
Sie sind unsere Patientin und würden, ginge es nach mir, im Loch brummen, anstatt von uns hier gehätschelt zu werden.
 
Patientin
Hu, hu, hu
 
Professor
Lassen Sie ihre Krokodilstränen, mich, meine Beste; führen Sie nicht hinters Licht
 
Patientin
Hu, hu. hu! Warum sind Sie immer so gemein mit mir armen alten Frau
 
Professor
Sie sind weder arm noch alt, Frau Steinberg, aber lassen wir das. Ich sage Ihnen heute und jetzt zum letzten Male, hören Sie auf ihren Mitpatienten und meinen Schwestern irgendwelche Krankheiten einzureden.
 
Patientin
Ich sage doch nur- was ich sehe, Herr Professor!
 
Professor
Natürlich bei Schwester Monika haben sie durch die Bekleidung hindurch gesehen, dass sie einen akuten Nierenschaden hat. Das arme Mädchen erlitt daraufhin einen Nervenschock und fällt mir ein paar Wochen aus. Zum Glück ist Sie ansonsten kerngesund, wie der Kollege  Oberarzt feststellte.
 
Patientin
Dann ist er auf wundersame Weise abgeheilt; schließlich habe ich für Schwester Monika jede Nacht gebetet.
 
Professor
Dann haben Sie sicher auch für den Patienten Richter gebetet, dem sie Lymphdrüsenkrebs diagnostizierten und den wir seitdem ans Bett fixieren müssen, dass er keinen Suizid begeht.
 
Patientin
Ich bete für alle meine Patienten, Herr Professor! Auch für Sie!
 
Professor
Ach ja, Frau Wunderheilerin und das Sie die "Hohe Gabe" haben, menschliche Körper mit ihren Röntgenaugen zu durchleuchten, was ist mir? Wächst mir in Bälde ein Kropf?! Klopft Papa Alzheimer schon an meine Tür!?
 
Patientin
Nein, Herr Professor, aber ich sehe ganz deutlich eine noch kleine, kaum wahrnehmbare, Geschwulst an ihrem linken Schläfenlappen. Das ist auch der Grund warum Sie Nachts schlecht schlafen, übermüdet ihren Dienst antreten und sich wegen jeder Kleinigkeit aufregen.
 
Professor (verlässt dann, die Tür zuknallend, den Raum)
Ich bin weder übermüdet, noch rege ich mich wegen jeder Kleinigkeit auf! Ich rege mich nie auf! In keinster Weise!
Sie aber werden eine Woche ihr Zimmer nicht verlassen, keinerlei Kontakt mit Patienten haben und meinen Schwestern....., denen lasse ich die Ohren mit Paraffin zustopfen, dass sie vor Ihnen sicher sind!
 
Patientin (hört dann ruckartig mit ihrem Geheule auf, nimmt die Hände vom Gesicht und lächelt versonnen vor sich hin)
Hu, hu ,hu
 
Professor (auf dem Gang- wischt sich den Schweiß vom Gesicht und spricht dann in sein Handy)
Schwester Rita, guten Tag! Hier- Professor Anders!
Machen Sie doch bitte für mich einen Termin. Nein, für mich persönlich- das ganze Programm.
Morgen 10 Uhr- lässt sich einrichten. Danke Schwester Rita!
Ja, wünsche ich Ihnen auch!

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Text © Willy Rencin (d. i. Sweder van Rencin)
 

Anzeige

Kommentare (6)

Manfred36

Du und Syrdal müsst künftig zusammenarbeiten. Diese subtilen Situtionsbeschreibungen ...

Willy

Ja, aber solche Dinge (meine Ich) kann man nicht direkt planen – es muss sich ergeben. Mal sehen was sich ergibt ...
Bis demnächst

Sam 2

Lieber Willy,

da haben wir den ganzen Schwachsinn. Hirnfrei, es ist angerichtet.

Herzliche Grüße
Sam 2

Syrdal


Hallo Willy, die Fortsetzung dieser Geschichte könnte aus meiner Feder etwa so ausgehen:
 
 
Schwester Rita: Ja, Herr Professor Durchblick,selbstverständlich... Ich verbinde.
 
Professor Anders: Guten Tag, Herr Kollege, schön dass Sie mir gleich Bescheid geben, ich habe schon sehr gewartet. Aber machen Sie mir bitte keine Sperenzien.
 
Professor Durchblick: Aber nein, Herr Kollege, es ist alles halb so schlimm, Sie werden daran nicht gleich morgen sterben.
 
Professor Anders: Na sagen Sie schon, was haben Sie festgestellt.
 
Professor Durchblick: Nun ja, Kollege Anders, nach der intensiven neurologischen und diffenentialdiagnostischen Untersuchung mittels unserer modernen bildgebenden Verfahren – sie wissen schon: CT + MRT –  lautet unter Einbeziehung der Ergebnisse aus der Farbdopplersonografie und sämtlicher Laborwerte der multidisziplinär mehrfach gesicherte Befund: Glioblastoma multiforme Stadium III. Sie müssen sich also nicht beunruhigen, immerhin beträgt die verbleibende Lebenserwartung doch noch etwa 10 bis 12 Monate. Es ist also genügend Zeit, alles Erforderliche zu regeln und einen Nachfolger gründlich einzuarbeiten. Alles Gute und viel Erfolg, Kollege Anders.
Ach ja, wenn ich Ihnen behilflich sein kann, lassen Sie es mich bitte wissen. Ich kenne da eine sehr gute jungen Kollegin...

...Hallo... hören Sie mich noch... Hallo... Hallo...
 
(Professor Anders ist auf seinem Stuhl zusammengesackt...  Stille)


 

wolke07

einfach köstlich der Lachanfall ist da!!!!!

Willy

Der arme Professor- hätte er bloß die Heilerin nicht befragt ... Danke für die gelungene (rabenschwarze) Fortführung.
LG
Willy


Anzeige