der Schneemann.............


...mitten auf der Kreuzung der Felderwege stand
er...groß und breit, mit Hut und Nase und ausgebreiteten Armen. Wie ein Verkehrspolizist.
Es war ein schneereicher und kalter Winter, wir waren ständig am Schaufeln, um die Gehwege frei zu halten.
Das "Wir" waren Maria, unser Dienstmädchen und ich. Und eines abends kamen wir auf die Idee einen Schneemann zu bauen und zwar mitten auf der Kreuzung, auf einem Weg, der sowieso nicht genutzt wurde und ins Leere führte. Die Felder waren abgeerntet und danach kam nur Wald.
Wir schaufelten mal wieder und trapierten eben dort einen Schneemann hin. Maria war größer als ich ich und packte obenauf und irgendwann
stand ein riesiges Monument mitten auf der Dorfstraße. Ich besorgte Kohle aus dem Schuppen für die Augen, schlich in den Keller um aus dem Sand eine Mohrrübe auszubutteln, lief nach oben an Mutters Schrank und klaute einen schwarzen Hut mit Schleier.
Der Schneemann stand, wohl behütet und sehr mächtig, mitten auf einer Wegekreuzung, die ins Nichts verschwand...............
Dieses Standbild hat am nächsten Morgen ziemlich viel Heiterkeit erzeugt, doch dann kam der Bauer, der bei uns immer die Asche abtransportierte, mit einem Pferdegespann und ausgekleideten Leiterwagen an. Wir schaufelten die Asche auf dieses Tranportmittel rauf, die Pferde kannten diese Prozedur und standen still. Das waren so schöne braune Kaltblüter, die Brauereirösser mit dickem Hintern und gepflegtem Schweif und ausgeprägten dicken Hufen. So richtige Stampfer.
Wagen voll, Asche weg, brrr und zurück und nun voraus - und da stand der Schneemann mitten im Weg.
Die Rösser scheuten und stiegen auf, der Bauer auf seinem Wagen stand auch - er hielt die Zügel mit aller Kraft und ließ sie einfach ein großes Stück rennen. Der Schneemann? ja, der war weg -- und der Bauer auch!
Den Hut, den wir dann noch fanden, der war recht platt, aber wieder aufwertbar.
Maria und ich, wir hatten ein ganz schlechtes Gewissen und die Standpauke haben wir nie vergessen. Aber- wie konnten wir auch wissen, daß genau am nächsten Tag der Bauer kam und seine Pferde so erschrecken?
Diese Ackegäule, so lieb und brav?

mit lieben Äppel-Grüßen
Euer Finchen





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Kommentare (1)

Traute ja sag mal, ihr Schelme? Aber so waren unsere Alltage mit kleinen Heiterkeiten.
Es gab ja noch nicht die harte Konkurrenz, TV!
So haben wir unsere Unterhaltungen selbst gemacht und darüber gelacht.
So richtige Abrisse aus unserer Zeit schreibst Du uns hier. Da ist manches Stichwort dabei, bei dem auch bei mir eine Schublade voller Erinnerungen aufspringt.
Freundliche Grüße, bis zum nächsten Erinnerungsstückchen,
sendet Traute

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