Der Faden
Als er ein Kind war, da stand sein Bett am Fußende des Elternbettes im gemeinsamen Schlafzimmer.
Meistens war er bereits eingeschlafen, wenn Vater und Mutter ebenfalls zu Bett gingen.
Heiligabend aber wollte und konnte er nie freiwillig in die Federn steigen, war alles doch so spannend.
„Was mag mir das Christkind wohl bringen in der heiligen Nacht?
Hat es wohl meinen Wunschzettel gelesen, ist er noch rechtzeitig im Himmel angekommen?“
Und endlich half der Sandmann ihm doch, auch in der heiligen Nacht das Reich der Träume zu finden.
Und am nächsten Morgen schreckte er aus seinem Schlaf auf ,- er hatte ein lautes Geräusch gehört.
Es war die Wohnungstür gewesen, die laut und eindeutig ins Schloss gefallen war.
„Vati“, rief er, „es war da, das Christkind war da!“
Die Eltern in ihrem Bett rieben sich verschlafen die Augen und richteten sich auf.
„Das hast Du Dir nur eingebildet!“ meint seine Mutter und will sich wieder niederlegen.
„Nein, ganz bestimmt nicht! Hört doch!“
Und tatsächlich ertönt aus der Wohnküche der helle Ton eines Glöckchens, immer wieder, und nun mussten auch Vater und Mutter zugeben, dass sie sich das „Stille Nacht, heilige Nacht“ wie aus einer Spieluhr nicht einbildeten.
„Dann schau doch nach!“ schlägt der Vater vor, aber der Junge kann sich vor Aufregung gar nicht bewegen.
Da steht der Vater auf, nimmt den Kleinen an die Hand, winkt noch die Mutter herbei und... alle drei gehen langsam auf die Schlafzimmertür zu und... öffnen sie langsam.
Da glänzt alles in der großen Küche, kein Lichtstrahl dringt durch die Fensterscheiben mit ihren Eisblumen herein, aber... der Baum erstrahlt in einem festlichen Glanz.
„Der war aber gestern doch noch nicht da“, sagt die Mutter und schaut den Vater verdutzt an.
Der Junge sagt nichts.
Mit großen Augen steht er da und kann es nicht fassen.
Der Vater drückt ihn leicht ins Zimmer, die Beine des Jungen zittern vor Aufregung oder vielleicht auch vor Kälte, denn das Feuer im Ofen ist noch nicht entzündet.
Seine Augen sind auf den Gabentisch gerichtet, der vor dem Tannenbaum aufgebaut ist und sie versuchen, Zeichen ausfindig zu machen, die wohl verraten könnten, welche Geschenke denn nun für ihn sind...
Er ist immer noch stocksteif...
Es ist der Morgen des ersten Weihnachtstages, an dem immer Bescherung war bei mir zuhause.
Wir haben zuallererst gesungen, dann die Geschenke ausgepackt, während mein Vater den Ofen anfeuerte und dann konnte ich den ganzen Tag spielen mit den wunderbaren Dingen, die das Christkind gebracht hatte, zusammen mit dem goldenen Weihnachtsbaum, der Spieluhr und dem Glöckchen, das gebimmelt hatte, nachdem das Christkind die Wohnungstür wieder hinter sich zugeschlagen hatte und weitergeeilt war, zum nächsten Kind.
Und Mutter ging unbemerkt zur Nachbarin, um sich dafür zu bedanken, dass sie die Beleuchtung eingeschaltet hatte am, über Nacht geschmückten, Baum und dann die Tür heftig zugezogen hatte und nahm den Wohnungsschlüssel zurück.
Und Vater durfte nicht vergessen, heimlich den langen Faden vom Glöckchen zu seinem Bett wieder aufzurollen, damit niemand darüber fiel, am ersten Weihnachtstag.
© Werner N.
Meistens war er bereits eingeschlafen, wenn Vater und Mutter ebenfalls zu Bett gingen.
Heiligabend aber wollte und konnte er nie freiwillig in die Federn steigen, war alles doch so spannend.
„Was mag mir das Christkind wohl bringen in der heiligen Nacht?
Hat es wohl meinen Wunschzettel gelesen, ist er noch rechtzeitig im Himmel angekommen?“
Und endlich half der Sandmann ihm doch, auch in der heiligen Nacht das Reich der Träume zu finden.
Und am nächsten Morgen schreckte er aus seinem Schlaf auf ,- er hatte ein lautes Geräusch gehört.
Es war die Wohnungstür gewesen, die laut und eindeutig ins Schloss gefallen war.
„Vati“, rief er, „es war da, das Christkind war da!“
Die Eltern in ihrem Bett rieben sich verschlafen die Augen und richteten sich auf.
„Das hast Du Dir nur eingebildet!“ meint seine Mutter und will sich wieder niederlegen.
„Nein, ganz bestimmt nicht! Hört doch!“
Und tatsächlich ertönt aus der Wohnküche der helle Ton eines Glöckchens, immer wieder, und nun mussten auch Vater und Mutter zugeben, dass sie sich das „Stille Nacht, heilige Nacht“ wie aus einer Spieluhr nicht einbildeten.
„Dann schau doch nach!“ schlägt der Vater vor, aber der Junge kann sich vor Aufregung gar nicht bewegen.
Da steht der Vater auf, nimmt den Kleinen an die Hand, winkt noch die Mutter herbei und... alle drei gehen langsam auf die Schlafzimmertür zu und... öffnen sie langsam.
Da glänzt alles in der großen Küche, kein Lichtstrahl dringt durch die Fensterscheiben mit ihren Eisblumen herein, aber... der Baum erstrahlt in einem festlichen Glanz.
„Der war aber gestern doch noch nicht da“, sagt die Mutter und schaut den Vater verdutzt an.
Der Junge sagt nichts.
Mit großen Augen steht er da und kann es nicht fassen.
Der Vater drückt ihn leicht ins Zimmer, die Beine des Jungen zittern vor Aufregung oder vielleicht auch vor Kälte, denn das Feuer im Ofen ist noch nicht entzündet.
Seine Augen sind auf den Gabentisch gerichtet, der vor dem Tannenbaum aufgebaut ist und sie versuchen, Zeichen ausfindig zu machen, die wohl verraten könnten, welche Geschenke denn nun für ihn sind...
Er ist immer noch stocksteif...
Es ist der Morgen des ersten Weihnachtstages, an dem immer Bescherung war bei mir zuhause.
Wir haben zuallererst gesungen, dann die Geschenke ausgepackt, während mein Vater den Ofen anfeuerte und dann konnte ich den ganzen Tag spielen mit den wunderbaren Dingen, die das Christkind gebracht hatte, zusammen mit dem goldenen Weihnachtsbaum, der Spieluhr und dem Glöckchen, das gebimmelt hatte, nachdem das Christkind die Wohnungstür wieder hinter sich zugeschlagen hatte und weitergeeilt war, zum nächsten Kind.
Und Mutter ging unbemerkt zur Nachbarin, um sich dafür zu bedanken, dass sie die Beleuchtung eingeschaltet hatte am, über Nacht geschmückten, Baum und dann die Tür heftig zugezogen hatte und nahm den Wohnungsschlüssel zurück.
Und Vater durfte nicht vergessen, heimlich den langen Faden vom Glöckchen zu seinem Bett wieder aufzurollen, damit niemand darüber fiel, am ersten Weihnachtstag.
© Werner N.
Kommentare (5)
franziska
Kann Erinnerung stark machen? Ich glaube, sie gibt unendlich viel, wenn man sich an liebevolle Begebenheiten erinnern kann. Und wenn ich Deine Geschichte lese, gehe ich mit Dir mit und danach führst Du mich in meine Kindheit und dann geht es mir so gut ! Und es muss doch anderen ebenso ergehen. Also, sorgsam und liebevoll miteinander umgehen, das ist, was zählt im Leben, glaube ich.
desoxy
bisher war mir noch gar nicht nach Weihnachten......Gründe dafür gibt es viele...aber jetzt wo ich deine kleine Geschichte gelesen habe, ist plötzlich ein Stückchen Kindheit wieder in mir vorhanden....und die Erinnerung an bescheidene aber dafür kreativere Weihnachten sind wieder da und damit auch die weihnachtliche Vorfreude. Drum sag ich einfach nur "Danke" für deine Erinnerungen, die meine wieder erweckt haben.
Liebe Grüße
Angelika
Liebe Grüße
Angelika
ehemaliges Mitglied
Ich bin dankbar, dass ich diese wunderschöne Weihnachtsgeschichte von Dir lesen durfte.
Mir selbst steigen schöne Erinnerungen auf. Ich hoffe, ich kann diese Stimmung noch eine ganze Weile halten.
Jedenfalls geht es heute Abend ans Backen - dreimal darfst Du raten, was!
Liebe Grüße Hanne
Mir selbst steigen schöne Erinnerungen auf. Ich hoffe, ich kann diese Stimmung noch eine ganze Weile halten.
Jedenfalls geht es heute Abend ans Backen - dreimal darfst Du raten, was!
Liebe Grüße Hanne
cariha
...da bin ich doch wirklich ein wenig wehmütig geworden! Die Eisblumen am Fenster, der Ofen in der Küche, die Spanung vor der Bescherung und diese wunderbare Zufriedenheit als Kind, ich dich hatte, als ich dann die Weihnachtsfeiertage freudig und stolz zugleich, mit meinen neuen Spielsachen spielte. Ganz versunken in diese friedvolle Stimmung, die an diesen Tagen herrschte....
Ich danke dir für diese Geschichte -- auch meine Kindheitserinnerungen sind wieder da.
Liebe Grüße von Conny
Ich danke dir für diese Geschichte -- auch meine Kindheitserinnerungen sind wieder da.
Liebe Grüße von Conny
Diese erwartungsvolle Zeit.... schön war's.
Schöne Adventszeit wünsche ich dir.
Gruß Mo.