Der Einzelgänger - Georg Elser. Der Mann, der Hitler töten wollte
Liebe ST-ler*innen,
etwas verfrüht stelle ich heute o.g. Buch vor. Eigentlich wollte ich es im April hier vorstellen. Aber ich weiß nicht, ob bei der Umstellung auf einen neuen Computer, die bei mir notwendig wird, alle alten Dateien von mir erhalten bleiben werden. Dieser Blog über Georg Elser ist mir jedoch sehr wichtig, und so habe ich mich entschlossen, ihn jetzt schon hier hineinzunehmen.
Wieder ist es ein Beitrag von meiner vorherigen Homepage Anfang der 2000-er Jahre, und so werden Sie einen Blog vorfinden, auf den Sie bei näherem Interesse immer wieder zugreifen können.
"Mit seiner Biographie des 'einsamen Attentäters' Georg Elser, der den Anschlag im Alleingang plante und durchführte, will Helmut Ortner diese faszinierende Gestalt des Widerstandes gegen das NS-Regime endlich dem unverdienten Vergessen entreißen. Auf der Basis zum Teil noch unveröffentlichten Materials sowie eigener Gespräche mit noch lebenden Zeitzeugen entwirft Ortner das Bild eines Mannes, der früher als andere die Konsequenzen von Hitlers Wahnsinn erkannte und anders als andere versuchte, diese schrecklichen Folgen zu verhindern."
(Dem Umschlagtext des 1989 erschienenen Buches entnommen)
Meine (damaligen) Gedanken zum Buch:
Über Georg Elser, sein völlig allein geplantes und durchgeführtes, jedoch missglücktes Attentat auf Hitler im Münchener Bürgerbräukeller am 8. November 1939, seine nach der sofort erfolgten Verhaftung lange Gefangenschaft in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau und seine Ermordung kurz vor Kriegsende am 9. April 1945 im KZ Dachau hatte ich vor etwa 5 Jahren einen längeren Beitrag in einer Zeitung gelesen. Ganz unbekannt war mir Georg Elser auch vorher nicht. Aber seitdem ich den Artikel gelesen hatte, ist mir Georg Elser nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Es ist mir daher eine Freude, eines der über Georg Elser bisher erschienenen Bücher jetzt hier vorstellen zu können.
Es ist unverständlich und vor allem schlecht für die deutsche Gesellschaft, dass Georg Elser als einer der wenigen Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus, der seine Gedanken mutig in die Tat umsetzte, in der Vergangenheit so wenig Beachtung gefunden hatte. Georg Elser wurde am selben Tag wie der Theologe Dietrich Bonhoeffer ermordet, welcher als Leiter des illegalen Predigerseminars der Bekennenden Kirche ab 1941 Rede- und Schreibverbot erhalten und sich einer politischen Widerstandsbewegung um Canaris angeschlossen hatte. Im März 1943 war er verhaftet und am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg ermordet worden.
Hinweisen möchte ich auf: www.georg-elser.net "Dieses Portal wurde zum 66. Jahrestag von Georg Elsers Attentat auf Adolf Hitler im Münchener Bürgerbräukeller im November 2005 freigeschaltet." Es enthält Internet-Adressen zu Initiativen und Arbeitskreisen zu Georg Elser und die Möglichkeit, einen Newsletter zu abonnieren.
Im November 2005
Über den Autor:
Ich habe bisher zu Helmut Ortner im Internet keine biografischen Hinweise gefunden. Helmut Ortner hat ein weiteres Buch über Roland Freisler, Richter und seit 1942 Präsident des Volksgerichtshofs, geschrieben: "Der Hinrichter".
Mehr zum Inhalt des Buches:
Durch die Zeittafel zu Georg Elsers Leben, die ich aus dem Buch abgeschrieben habe, können sich Leser/innen einen schnellen Überblick über sein Leben und das von ihm geplante und durchgeführte Attentat verschaffen. Raten möchte ich jedoch, das gesamte Buch von Helmut Ortner über Georg Elser zu lesen. Es ist äußerst präzise recherchiert und sehr einfühlsam geschrieben!
ZEITTAFEL
1903 Johann Georg Elser wird am 4. Januar in Hermatingen/Kreis Heidenheim als erstes von vier Kindern der Holzhändlerleute Ludwig und Maria Elser geboren.
1904 Übersiedlung der Familie nach Königsbronn bei Heidenheim.
1910-1917 Besuch der Volksschule in Königsbronn.
1917-1919 Beginn der Eisendreherlehre im Hüttenwerk Königsbronn; aus gesundheitlichen Gründen Abbruch der Lehrzeit.
1919-1922 Schreinerlehre in Königsbronn.
1922 Gesellenprüfung in der Gewerbeschule in Heidenheim als Bester seines Jahrgangs. Arbeit als Schreinergeselle in der Werkstatt seines Lehrmeisters.
1923 Schreinergeselle in einer Möbelfirma in Aalen.
Herbst 1923 Elser kündigt der Inflation wegen seinen Arbeitsplatz und hilft den Eltern gegen freie Unterkunft und Verpflegung bei Wald- und Feldarbeiten.
Sommer 1924 - Frühjahr 1925 Arbeit in einer Möbelschreinerei in Heidenheim.
Februar 1925 Elser geht auf Wanderschaft und arbeitet als Schreiner in Bernried.
August 1925 - Frühjahr 1930 Schreiner in der Konstanzer Uhrenfabrik "Oberrheinische Uhrenindustrie".
1928/1929 Eintritt in den Rotfrontkämpferbund.
1930 Eintritt in den Trachtenverein "Oberrheintaler" in Konstanz.
1930-1932 Schreiner in einer Uhrenfabrik in Meersburg/Bodensee. Im Frühjahr 1932 Entlassung wegen eines Vergleichsverfahrens der Firma.
Frühjahr 1932 Rückkehr nach Königsbronn, um seiner Mutter in der Landwirtschaft zu helfen.
1933 Eintritt in den Königsbronner Musikverein.
1936 Arbeit in einer Königsbronner Schreinerei, in der u.a. Schreibtische für die Wehrmacht hergestellt werden. Elser kündigt wegen zu geringen Stundenlohns.
Dez. 1936 - März 1939 Arbeiter in einer Armaturenfabrik in Heidenheim; zuerst Hilfsarbeiter in der Großputzerei, dann Prüfer für Materialeingänge in der Versandabteilung; er erfährt von der "Sonderabteilung" der Firma, in der für die Rüstung produziert wird.
Herbst 1938 Während der Sudetenkrise Entschluß, auf die Führung der NSDAP einen Anschlag zu verüben.
8. Nov. 1938 Fahrt nach München und Teilnahme als Zuschauer an den Veranstaltungen in der Innenstadt und im Bürgerbräukeller, um die örtlichen Gegebenheiten für seinen Plan zu recherchieren.
April 1939 Hilfsarbeiter im Königsbronner Steinbruch; er beschafft sich Sprengkapseln.
Mai 1939 Arbeitsunfall: Knochenbruch des linken Fußes. Während des Krankenurlaubs Beschäftigung mit dem technischen Problem der Übertragung einer Uhrbewegung auf einen Zündmechanismus. Experimente mit Sprengstoff im elterlichen Obstgarten.
Juli 1939 Konstruktionsplan der "Höllenmaschine" fertiggestellt.
August 1939 Übersiedlung nach München in die Blumenstraße 19. Umzug in die Türkenstraße 94.
Sept./Nov.1939 Elser arbeitet 30-35 Nächte auf der Galerie des Bürgerbräusaales, um die Säule über dem Rednerpult für den Einbau des Zündapparates zu präparieren. Tagsüber Arbeit an der Konstruktion des Apparates: die dazu nötigen Teilstücke läßt er in verschiedenen Werkstätten anfertigen.
1. Nov. 1939 Unterbringung von restlichem Schwarzpulver, Sprengpatronen, Sprengkapseln und Gewehrmunition in der Säulenhöhlung.
5. Nov. 1939 Teilnahme an einer Tanzveranstaltung im Bürgerbräusaal; anschließend Fertigstellung des Einbaus und Einstellung der Uhrzeit für die Zündung auf den 8. 11. 1939, 21.20 Uhr.
6. Nov.1939 Besuch seiner Schwester in Stuttgart, um bei ihr seine Habe unterzustellen.
7. Nov. 1939 Fahrt nach München; Überprüfung der Sprengstoffkammern und des Uhrwerks.
8. Nov.1939 Fahrt nach Konstanz.
20.45 Uhr Festnahme im Garten des Wessenbergschen Erziehungsheimes.
21.20 Uhr Explosion der Bombe.
22.00 Uhr Elser wird zum Grenzkommissariat Konstanz gebracht und nach München überstellt.
13./14. Nov. 1939 Elser legt ein volles Geständnis im Beisein von Nebe (Reichskriminaldirektor), Huber (SS-Obersturmbannführer, Regierungs- und Kriminalrat) ab.
14. Nov. 1939 Überstellung nach Berlin ins Reichssicherheitshauptamt/Gestapo.
19. - 23. Nov. 1939 Vernehmung.
1939-1944 Sonderhäftling im KZ Sachsenhausen.
Ende 1944/April 1945 KZ Dachau - Abteilung für begünstigte Häftlinge ("Kommandantur-Arrest")
5. April 1945 Weisung Himmlers, den "Schutzhäftling" Georg Elser umzubringen.
9. April 1945 Ermordung Georg Elsers.
(S. 229 - 231 des Buches)
Mit freundlichen Grüßen
Angeli44
Kommentare (2)
@Federstrich
danke, lieber Federstrich! - Ich hatte jetzt auch nachgeschaut, aber doch wohl recht flüchtig. Umso bessser, dass du uns hier diese Angaben machst.
LG,
Angeli44 😏
https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Ortner_(Journalist)
Er hat auch eine eigene Homepage mit Vita:
https://www.helmutortner.de/#Vita
Grüße von Federstrich