Das Traumauto
Die junge Frau trat ihre neue Stelle als Sachbearbeiterin bei einer Firma an, die Laborgeräte und Produktionsmaschinen für die Pharmaindustrie herstellte. Diese Firma war noch sehr klein und der Umgang des Chefs mit den Angestellten sehr streng, aber doch freundlich und in gewissen Situationen zeigte er sich sogar mit grossem Herzen.

In einer kleinen, im Aufbau befindlichen Firma sind die Aufgaben sehr vielfältig und beinhalten die ganze Palette, wie Einkauf, Verkauf, Spedition, Montage-Organisation usw. Der Kontakt zur Kundschaft ist intensiver resp. persönlicher – ebenso zu den Lieferanten.

So war die junge Frau oft mit dem Auto des Chefs und in seinem Auftrag unterwegs – war der Chef mit dabei, durfte sie sogar chauffieren, denn Autofahren war ihre grosse Leidenschaft und offenbar vertraute ihr der Chef. Tja, dann war das nicht «nur» ein O8/15 Auto, sondern ein BMW. Das war für die Frau natürlich das Non-plus-ultra und dann fuhr das Auto auch noch sooo toll, sooo rassig, sooo geschmeidig – «was habe ich doch für ein Glück» dachte sie sich und genoss es offensichtlich.

Voller Begeisterung für dieses Auto, begann sie zu rechnen und zu überlegen, wie sie das wohl schaffen könnte, eines Tages auch ein solches Auto zu besitzen, «muss ja nicht die gleiche Grösse resp. Stärke sein………….».
Die junge Frau fuhr zu dem Zeitpunkt ein französisches Auto, einen Peugeot 204, das sie von einem Freund günstig erstanden hatte. Mit diesem Auto wollte sie vor allen Dingen Fahrerfahrung sammeln und auch herausfinden, wie sie eigentlich in brenzligen Situationen reagiert. So fuhr sie damit erstmal nach Südfrankreich, später nach Nürnberg, Brunn und Egloffstein, nach Italien und Österreich. Und im Hinterkopf immer den BMW.

Eines Tages geschah das Unglück: an einem 13. Dezember fuhr sie auf eine ihr bekannten Kreuzung zu, da schnitt ein schwarzer Mercedes von links her kommend ihr den Weg ab und es machte PENG. Der Peugeot war Schrott und die Vorderachse des Mercedes auch, sodass auch der andere Fahrzeughalter nicht mehr weiterfahren konnte.

«Mein Peugeot ist ein gutes Jahr zu früh kaputt. Was mache ich jetzt mit meinem BMW, der ja noch gar nicht mein ist???» Die junge Frau entschloss sich, einen Kredit in Höhe des noch fehlenden Betrages zu beantragen und bestellte den sooo sehnlichst gewünschten BMW in Rot, aber mit schwächerem Motor als der des Chefs.
Und sie war sooo stolz und machte die erste grosse Reise wiederum nach Südfrankreich. Sie war so zufrieden mit ihrem Auto, dass sie der Marke treu blieb. Irgendwann kam noch ein Wohnwagen dazu, mit dem sie fast ganz Europa bereiste.

Sie liebt das Autofahren heute immer noch und ihr heutiges Auto ist auch knall rot, aber kein BMW mehr, sondern wieder ein Peugeot der Grösse 107.

Jutta

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Kommentare (7)

Syrdal



Weiterhin allzeit gute Fahrt mit dem "Traum in Rot" wünscht
Syrdal

Rosi65

Liebe Jutta,

wie schön, wenn man sich im Leben selber seinen eigenen Traum erfüllen kann!
Allerdings waren damals die Benzinpreise wesentlich günstiger, die Parkplätze überschaubarer und die Umwelt noch nicht so zerstört. Deshalb ist Dein kleiner und sparsamer Roter, wie ich finde, einfach ideal. Wünsche Dir weiterhin viel Freude damit.

Herzliche Grüße
    Rosi65
 

Jutta

@Rosi65  

Danke, liebe Rosi65 für deinen Kommentar und du hast recht mit dem kleinen, sparsamen Roten. Als Rentnerin kann man sich keine grossen Sprünge leisten, aber es ist gut, wie es ist und ich geniesse es.

Herzliche Grüsse
Jutta

Agathe

Kann sie damit auch einen Wohnwagen ziehen? Einen Kleineren? Das wäre doch herrlich! Ich möcht es ihr gönnen. 
Liebe Grüsse, Agathe und danke für die schöne Geschichte. 
 

Jutta

@Agathe  
Nein, liebe Agathe, mit dem kleinen Auto kann sie keinen Wohnwagen mehr ziehen. Zudem wurde der Wohnwagen von ein paar Lausbuben abgefackelt und total verbrannt. Aber das kleine Auto bleibt ihr und damit ist sie auch fleissig unterwegs.
Für deinen Kommentar danke ich dir und

grüsse dich herzlich
Jutta

 

Globetrotter

@Jutta  
Oh je, das wusste ich noch gar nicht.
LG von Globetrotter (entsetzt)

Jutta

@Globetrotter  

Du bist entsetzt - damals war "entsetzt" nur der Vorname. Ich fühlte mich persönlich angegriffen und konnte es nicht fassen, dass man mir einfach so mein "Wohnzimmer" vernichtet hatte. Da die Jungs minderjährig waren, durfte ich nicht mal an der Gerichtsverhandlung teilnehmen, denn ich hätte den drei Jungs gerne mal in die Augen geschaut.
Aber das ist Vergangenheit!!!

Hier und jetzt ist viel wichtiger. In diesem Sinne

grüsse ich dich herzlich
Jutta


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