das Puppendrama Nr. 1
...es waren Antje, Frank und Andreas, die mich schon immer begleitet haben.
Ihre Porzellanköpfe und die weichen Körper, die dich zum Kuscheln eingeladen haben.
Dieses "Mama"-Quäken in ihren Körpern, daß die Seele weicher werden ließ. Und die Augen, die sich schlossen, wenn man sie behutsam in ihr Bettchen legte.
Eine ungestühme Schwester kann das Bild ganz schnell zerstören...er flog mit ihr die Treppe runter, doch die Augen machte er nicht mehr zu und hatte eine Platzwunde am Kopf.
Der Puppendoktor mußte ran. 3 Tage lag er in der Klinik und endlich dann kam er mit klimpernden Augen wieder zurück.
Ein neues Höschen, in blaukariert, bekam er angezogen. Meine Mutter hatte alles gut im Griff.
Die arme Antje mit ihren schwarzen Zöpfen, die ich nicht so mochte -- lag immer im Hintergrund.
Doch dann kam Andreas noch dazu, oja, der wurde rausgeputzt.
Und meine Schwester flog mal wieder mit ihm die Treppe runter.
Wie sie das immer machte, keine Ahnung.
Eigentlich war ich kein Puppenmensch, ich fand sie einfach nett, zog sie an und wechselte auch mal die Bekleidung - Hauptsache, sie waren hübsch angezogen.
Der Kopf von Andreas war total zerstört, nur das Gesicht blieb erhalten.
Mein Onkel klebte jedes Teil mit gelb/grünen Klebestreifen zusammen, sodaß es wie eine Mütze aussah. Ich häkelte Mützen um dieses Klebeband abzudecken.
Doch irgendwann saß er mit seiner grün/gelben Klebebandmütze in der Ecke rum.
Und wie das Schicksal manchmal so spielt, wurde ich durch den Tod meiner Mutter in den Westen umgezogen und all mein Hab und Gut, bis auf das Akkordion, blieb alles hinter mir. Nach etlichen Jahren kam die Omi nachgezogen und brachte mein "Erbgut" mit. Unter anderen auch meine Puppen.
Als ich erwachsen war - zog ich in meine eigene "Welt", Onkel und Tante waren abgemeldet und ich fing von vorne an, mit NICHTS.
Nur das Akkordeon und die Nähmaschine schleppte ich mit.
Nach ca.15 Jahren traf ich meine Schwester wieder und ich besuchte sie.
Und was sehe ich dort auf der Kommode sitzen ?
Meine Puppen - Antje, Frank und Andreas..........................
Das Faß war voll!
Meine Schwester wollte entrümpeln - sie ist eine Sammlerin - und ich das Gegenteil, deshalb braucht sie mich!
Ich packte meine Puppen - schmiß sie in den Sack - und lud sie in den Wagen.
An der Müllkippe angekommen- das willst du doch nicht wirklich - doch, ich brauche das. Ich schmiß den Müllsack in den Container - meine Schwester stand daneben und hörte eine Stimme "Mama" schreien.
Das war Andreas.
-ich hole den wieder raus...schrie sie mich an!
-haste nicht gehört, wie der geschrien hat?
-doch, der Tag ist lange vorbei -
-ich will nicht mehr an die Zeit erinnert werden.
Schweigsam fuhren wir nach Hause - sie sagte nichts, schüttelte nur ab und zu den Kopf.
Was sollte es auch, in mir brodelte Vergangenheit und alles was ich vermissen mußte,
warum sollte ich jetzt intensiv daran erinnert werden ?
Der letzte Schlußstrich war vollzogen.
Und Andreas lag im Müllcontainer...Ende aus...
mit puppigen Grüßen
Euer Moni-Finchen
Ihre Porzellanköpfe und die weichen Körper, die dich zum Kuscheln eingeladen haben.
Dieses "Mama"-Quäken in ihren Körpern, daß die Seele weicher werden ließ. Und die Augen, die sich schlossen, wenn man sie behutsam in ihr Bettchen legte.
Eine ungestühme Schwester kann das Bild ganz schnell zerstören...er flog mit ihr die Treppe runter, doch die Augen machte er nicht mehr zu und hatte eine Platzwunde am Kopf.
Der Puppendoktor mußte ran. 3 Tage lag er in der Klinik und endlich dann kam er mit klimpernden Augen wieder zurück.
Ein neues Höschen, in blaukariert, bekam er angezogen. Meine Mutter hatte alles gut im Griff.
Die arme Antje mit ihren schwarzen Zöpfen, die ich nicht so mochte -- lag immer im Hintergrund.
Doch dann kam Andreas noch dazu, oja, der wurde rausgeputzt.
Und meine Schwester flog mal wieder mit ihm die Treppe runter.
Wie sie das immer machte, keine Ahnung.
Eigentlich war ich kein Puppenmensch, ich fand sie einfach nett, zog sie an und wechselte auch mal die Bekleidung - Hauptsache, sie waren hübsch angezogen.
Der Kopf von Andreas war total zerstört, nur das Gesicht blieb erhalten.
Mein Onkel klebte jedes Teil mit gelb/grünen Klebestreifen zusammen, sodaß es wie eine Mütze aussah. Ich häkelte Mützen um dieses Klebeband abzudecken.
Doch irgendwann saß er mit seiner grün/gelben Klebebandmütze in der Ecke rum.
Und wie das Schicksal manchmal so spielt, wurde ich durch den Tod meiner Mutter in den Westen umgezogen und all mein Hab und Gut, bis auf das Akkordion, blieb alles hinter mir. Nach etlichen Jahren kam die Omi nachgezogen und brachte mein "Erbgut" mit. Unter anderen auch meine Puppen.
Als ich erwachsen war - zog ich in meine eigene "Welt", Onkel und Tante waren abgemeldet und ich fing von vorne an, mit NICHTS.
Nur das Akkordeon und die Nähmaschine schleppte ich mit.
Nach ca.15 Jahren traf ich meine Schwester wieder und ich besuchte sie.
Und was sehe ich dort auf der Kommode sitzen ?
Meine Puppen - Antje, Frank und Andreas..........................
Das Faß war voll!
Meine Schwester wollte entrümpeln - sie ist eine Sammlerin - und ich das Gegenteil, deshalb braucht sie mich!
Ich packte meine Puppen - schmiß sie in den Sack - und lud sie in den Wagen.
An der Müllkippe angekommen- das willst du doch nicht wirklich - doch, ich brauche das. Ich schmiß den Müllsack in den Container - meine Schwester stand daneben und hörte eine Stimme "Mama" schreien.
Das war Andreas.
-ich hole den wieder raus...schrie sie mich an!
-haste nicht gehört, wie der geschrien hat?
-doch, der Tag ist lange vorbei -
-ich will nicht mehr an die Zeit erinnert werden.
Schweigsam fuhren wir nach Hause - sie sagte nichts, schüttelte nur ab und zu den Kopf.
Was sollte es auch, in mir brodelte Vergangenheit und alles was ich vermissen mußte,
warum sollte ich jetzt intensiv daran erinnert werden ?
Der letzte Schlußstrich war vollzogen.
Und Andreas lag im Müllcontainer...Ende aus...
mit puppigen Grüßen
Euer Moni-Finchen
Kommentare (3)
Traute
So ein bisschen Wehmut kommt bei der Erinnerung auf.
Ich hatte vor der Flucht, mit 7, eine Zelluloidpuppe zu Weihnachten bekommen. Meine Schwester hat sie noch am Weihnachtsbaum, an den Lichtern angebrannt.
Danach habe ich nur die Puppen anderer Kinder gesehen und mir manches mal vorgestellt wie lieb ich sie hätte wenn es meine wären.
Dann musste ich Erwachsenenleben leben.
Wie Du Deine Puppen geliebt und versorgt hast, habe ich es mir erträumt.
Ich kann mich auch von Sachen trennen. Das Leben lehrt es uns. Du hast auch durch Verlust gelernt, dass man loslassen können muss.
Eine kleine ergreifende Puppengeschichte hast Du geschrieben. Sie lässt tiefer blicken, als es oberflächlich den Anschein hat.
Mit freundlichen Puppenkindergrüßen,
Traute
Ich hatte vor der Flucht, mit 7, eine Zelluloidpuppe zu Weihnachten bekommen. Meine Schwester hat sie noch am Weihnachtsbaum, an den Lichtern angebrannt.
Danach habe ich nur die Puppen anderer Kinder gesehen und mir manches mal vorgestellt wie lieb ich sie hätte wenn es meine wären.
Dann musste ich Erwachsenenleben leben.
Wie Du Deine Puppen geliebt und versorgt hast, habe ich es mir erträumt.
Ich kann mich auch von Sachen trennen. Das Leben lehrt es uns. Du hast auch durch Verlust gelernt, dass man loslassen können muss.
Eine kleine ergreifende Puppengeschichte hast Du geschrieben. Sie lässt tiefer blicken, als es oberflächlich den Anschein hat.
Mit freundlichen Puppenkindergrüßen,
Traute
floravonbistram
können Puppenerlebnisse sein.
Ich bin ein sehr nostalgischer Mensch, allerdings verliere ich nie den Bezug zu heute.
Liebe Grüße
Flo
Ich bin ein sehr nostalgischer Mensch, allerdings verliere ich nie den Bezug zu heute.
Liebe Grüße
Flo
Liebe Grüsse luzi