Das Mädchen und der "Regentropfen am Fenster"


Das Mädchen und der


Viele Geschichten beginnen: «Es war einmal……»
Ein Mädchen, schüchtern, sehr ruhig und zurückhaltend, gut beobachtend, was um sie herum so geschah, konnte einfach keine Aufsätze schreiben. Es fiel ihr nichts ein, was man auf das noch leere Blatt hätte schreiben können. Schon im Vorfeld mit der Kenntnis, dass heute in der Schule ein Aufsatz geschrieben wird, machte sich das Mädchen grosse Sorgen, «was soll ich bloss schreiben……?» Am liebsten wäre es erst gar nicht unter der Bettdecke hervorgekrochen, aber da war die sehr strenge Mutter, die meinte, «ich geb’ dir denn was (den Hintern versohlen), von wegen Schule schwänzen!!».
So sass das Mädchen in der Schule vor dem leeren Blatt und das Bleistift in der rechten Hand und überlegte ohne Ende. Das Thema an jenem Tag war: «Regentropfen am Fenster». Das Mädchen hätte im Grunde sooo viele Ideen schreiben können, was es für den Regentropfen am Fenster alles in dem Zimmer zu sehen und zu entdecken gab. Aber das konnte das Mädchen doch nicht tun, ansonsten alle Menschen, die das lesen, ja wissen, was sich in diesem Zimmer abspielt, das geht doch nicht.
Mama trichterte dem Mädchen doch immer ein, das gehe niemanden etwas an, was sich hinter unserer Wohnungstüre abspielt! Also kann ich doch gar nicht schreiben, was der Regentropfen alles sehen kann.
So geschah, was geschehen musste, das Mädchen gab der Lehrerin ein weisses Blatt zurück, worauf nur die Überschrift stand: «ein Regentropfen am Fenster».

Jutta
 


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Kommentare (11)

indeed

Liebe Jutta,

Deinen Blog habe ich mit Interesse gelesen als auch deine Antworten zu den Kommentaren hierzu.
Es macht mich jedoch nachdenklich, finde es aber sehr positiv, dass "dieses Mädchen" sich von den "häuslichen Lehren - oder Auflagen -" befreit hat. 👍😊

So ist es im Leben, entweder man bleibt aufmerksam dem Leben gegenüber und auferlegte Hemmungen, die eine freie Entwicklung stören, sollte man weg trainieren. Das erfordert allerdings auch, dass man "aufgeweckt" schon als Kind sein muss. Den Mut nicht zu vergessen.

Dieses Mädchen hat es geschafft - bravo!

Mit lieben Grüßen von
Ingrid
 

Jutta

@indeed  
Liebe Ingrid,
Hab herzlichen Dank für Deinen Kommentar und dass Dich diese Mädchengeschichte interessierte.
Du hast recht, es macht nachdenklich zumal ich nicht davon überzeugt bin, dass so etwas heute nicht mehr passieren kann! Da spielt die Empathiefähigkeit eine grosse Rolle.
Ich wünsche Dir einen schönen Abend und

grüsse Dich herzlich
Jutta

Syrdal


Ach wär ich ein Regentropfen an der Scheibe, wüsste ich, was im normalen Leben so alles geschieht…

...so aber bin ich (k)ein „armer Tropf“, bedauert
Syrdal

ehemaliges Mitglied

danke, für die berührende Geschichte, liebe Jutta

💜
lieben Gruß
WurzelFluegel

ladybird

liebe Jutta,
könnte es sein, dass diesesMädchen, (inzwischen eine gestandene Frau)
 über ein gravierend, erlebtes Ereignis, einen ihrer besten "Aufsätze" des Lebens nieder geschrieben hat? Und es ergab viele beschriebene Blätter darüber?
mit Dank und lieben Gruß
herzlichst Renate (ladybird)

Jutta

@ladybird  
Liebe Renate,
Für deinen Kommentar resp. Frage danke ich dir sehr.
Du hast wahrscheinlich recht mit dem "einer ihrer besten Aufsätze".
Ich weiss zufällig, dass sich das Mädchen in seinem späteren Leben von den häuslichen Zwängen befreien konnte und als gestandene Frau weit- und umsichtig durch das Leben schritt, sich auch keine neuen Zwänge und Einschränkungen beugte.
Herzliche Grüsse von
Jutta
 

Muscari

Liebe Jutta,

das war wirklich eine Lehrerin mit wenig Einfühlungsvermögen. Das leere Blatt hätte ihr zu denken geben müssen.
Wie man wieder sieht, bleibt all das in einer Kinderseele haften, was ihr daheim befohlen wird.
Dabei frage ich mich, wie sich eine heutige Lehrerin in einem solchen Fall verhalten würde.
Wichtig finde ich allerdings, dass das Mädchen im späteren Leben keine derartigen Probleme mehr hatte.
Während meiner frühen Schulzeit wurde ich vor allem von Mathe- Lehrerinnen völlig ignoriert, da ich in diesem Fach eine einzige Niete war.

Mit herzlichem Gruß von
Andrea

Jutta

@Muscari  
Liebe Andrea,
Hab vielen Dank für Deinen Kommentar.
Man müsste meinen, dass die Lehrer und Lehrerinnen doch auch mal eine Kinderseele hatten, die unter Umständen ähnlichen Situationen, wie das Mädchen, ausgesetzt waren. Aber leider gab und gibt es auch überall die "Anwendung des Stärkeren" gegenüber den Schwächeren, ob in Schulen, in  Heimen und Familien. Wenn ich jetzt gerade so darüber nachdenke, scheint es eben das "normale" Leben zu sein.
Liebe Grüsse von
Jutta

Klara39

Danke, Jutta, für die berührende Geschichte!
Da hatte die Lehrerin mit Psychologie nicht allzuviel "am Hut",
sonst hätte sie mal diskret nachfragen müssen.
Es geht einem ja im Alter (wenigstens mir..) auch öfter mal so,
dass man zu einem Beitrag viel zu schreiben wüsste, aber nicht
weiß, wie man anfangen soll und es dann lieber ganz sein lässt!
Mit guten Wünschen grüßt Dich
Klara

ehemaliges Mitglied

Liebe Jutta

da ist schon was Wahres an deiner Geschichte!
Da würden viele Blätter leer bleiben.

LG Sonja 

Jutta

@Sofia 54  
Liebe Sonja,
Danke, dass Du reingeschaut hast.
Das ist eine sehr wahre Geschichte, und ich weiss "zufällig", dass dieses Mädchen fast jeden Aufsatz nur mit der Überschrift auf dem Papier der Lehrerin abgegeben hatte. Und niemand interessierte sich für den Grund dieser "Leere"!
Aber ich kann Dir versichern, dass dieses Mädchen im Laufe seines Lebens sich sehr verändert hatte und als gestandene Frau viele Geschichten zu erzählen hatte!!!
Ich wünsche Dir einen schönen und erfolgreichen Tag und schicke Dir 

herzliche Grüsse
Jutta
 


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