Cäsars Raubgut
Cäsars Raubgut
Einst in Ägypten war reich sein Erfolg,
dann zog er zurück ins Heimatland,
es war ja erreicht, was er dort gewollt,
Cäsar* war nun als Sieger bekannt,
zieht ein in Rom unter Lorbeerehren*
mit seinen Mannen mit Schild und Speer
und manch Raubgut aus fremden Kulturen
der heißen Länder am Mittelmeer.
Unter all den erbeuteten Gütern
führen Soldaten am Strick ein Tier
mit einem Hals von beinah drei Metern,
noch niemals sah man so etwas hier.
Das Fell könnt’ stammen vom Leopard
mit dunklen Flecken auf falbem* Grund,
hingegen ist’s wohl von anderer Art,
manch Ähnlichkeit zum Kamel man fand,
denn der Kamelhals hat gute Länge
zwischen dem Korpus bis zum Schädel,
doch gibt’s keine anderen Einklänge,
auch das Fell entspricht nicht der Regel.
Zudem fehlt dem fremden Tier der Höcker,
ein Kamel kann es also nicht sein,
auch ist es so groß, denn es schaut locker
im Oberstock durchs Fenster hinein.
Man rätselt nun hin und rätselt nun her,
einigt sich schließlich auf eine Art
die wenigstens zutrifft - so ungefähr:
genannt wird das Tier Kamelopard* ,
so steht es in den Annalen von Rom
und hat sich in der Welt etabliert,
sogar im unendlichen Himmelsdom
der Name ein ganzes Sternbild* ziert.
© Syrdal 2018
Sternbild „Kamelopard“ am Nordhimmel
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Erklärungen:
46 v. Chr. brachte Julius Caesar die erste Giraffe nach Europa. Die Römer nannten sie Camelopardalis – „Kamel-Leopard“ –, weil sie glaubten, es sei ein Nachkomme von einem Kamel und einem Leoparden.
*Cäsar = (Gaius Julius Caesar, *13.07.100 v. Chr.; † 15.03.44 v. Chr.) römischer Staatsmann und Feldherr
*Lorbeer = der Lorbeerkranz (Siegerkranz) ist ein Symbol für eine besondere Ehre oder Auszeichnung, insbesondere für einen Sieg oder einen herausragenden Erfolg.
*falb = fahles Gelb
*Kamelopard (auch: Kamelparder) = soviel wie Giraffe
*Sternbild Kamelopard = das Sternbild der Giraffe, das nur aus Sternen der vierten, fünften oder sechsten Größenklasse besteht
Kommentare (4)
@Marlen13
Liebe Marlen, es bleibt in der Tat zu hoffen, dass Staunen und Wundern ewig präsent sein wird, denn geht dieses verloren, geht das menschliche Leben verloren. Das aber möcht man sich nicht vorstellen...
...meint mit Abendgruß
Syrdal
Kein Wunder, dass man staunte: nie vorher über so ein Tier gehört, nie gesehen. Wenn man eine Giraffe zu einem ersten Mal live sieht, macht sie auch einen großen Eindruck, obwohl man ja in der Schule gelernt hatte, wie groß sie sein kann, und der Hals dazu auch noch.
Die drei in deinem Gedicht erwähnten Tiere, lieber Syrdal, zeichnen sich durch eine besondere Art der Anpassung aus: die Giraffe kann an den Akazien zupfen, das Kamel wandert durch die Wüste mit kaum Durst, Leopard kann sehr gut jagen. Wäre das dann ein Vorteil, oder ein Nachteil, dass der Mensch über so etwas eigentlich nicht verfügt? "Weder Fisch noch Fleisch"... Wir Menschen sind wohl so Kameloparden.
Mit Grüßen
Christine
@Christine62laechel
Liebe Christine, das ist eine hübsche Interpretation mit der Überleitung zur Frage, was uns Menschen wohl fehlt und vor allem auch gut anstehen könnte. Aber nichts ist wirklich vollkommen… Hier fehlt dies, dort fehlt jenes oder an anderer Stelle gibt es zu viel. Vielleicht liegt darin der evolutionäre Schlüssel und zugleich die immerwährende und imaginäre Triebkraft, dass sich alles auf dieser Welt stets und ständig verändert, freilich mit dem erkennbaren Bestreben, sich zu verbessern, gar zu vervollkommnen.
Danke für Deine interessante Überlegung zum Inhalt des Gedichtes sagt
mit lieben Grüßen
Syrdal
Habe mit großem Interesse deine wunderbaren Zeilen gelesen lieber Syrdal. Staunen und Wundern wird ewig präsent sein, so lange es Menschen auf der Erde gibt. Wünsche dir einen schönen Abend. Mit lieben Grüßen Marlen.