Brünelle und grüne Heringe


Brünelle und grüne Heringe

Kauziges und Kurioses aus der früheren Weihnachtszeit

Und man kaufte Brünelle und Max sagte, damit kann man ja gar nicht sehen! Eine solche Mitteilung aus dem Radeberger Weihnachtsgeschäft von 1895 ist ähnlich jener netten Anekdote, demnach in der Zeitung die Annonce zu finden war „Und zum Weihnachtsfest frische grüne Heringe zum Braten empfiehlt, Rössler, Oberstraße“. Die Haushaltshilfe des Amtsrichters wurde zum Einkauf geschickt und wollte am vierten Advent etwas Besonderes anbieten. Sie hatte noch nie Braten mit grünen Heringen gegessen. Der Schweinebraten war angerichtet, wie sollte man nun die grünen Heringe dazu geben. Die Nachbarin empfahl die Heringe einzuzuckern und mit Johannisbeergelee zu kredenzen. Das Rezept machte in Radeberg seine Runde. Die Haushaltshilfe wurde entlassen und beschwerte sich sogar beim Händler Rössler. Wie kann man aber auch annoncieren „Grüne Heringe zum Braten empfiehlt!“

Und Brünelle, kam erstmals 1894 auf den Radeberger Weihnachtsmarkt. Man hatte in der Mund-zu-Mund-Propaganda in Anlehnung an das Wort Brille behauptet, man würde dann besser sehen. Der Händler aus dem Elsass war erstaunt, dass man nur zwei Stück haben wollte. Und Max hatte recht, zwei Augen, zwei Mal Brünelle. Dabei kauften Kenner ein Pfund und mehr. Da der Begriff auch heute nicht mehr geläufig sein dürfte, sei hier nur kurz angemerkt, Brünelle ist eine in Frankreich erzeugte Trockenpflaume. Die vor der Reife geerntet wird, danach entsteint, geschält und gepresst. Sie soll das Körperinnere positiv beeinflussen.

Eine Idee hatten Lotzdorfs Saalradsportler im Jahre 1904. Die Klubkasse für die weihnachtliche Vereinsfeier war leer, hatte man doch viele Spesen für die Wettkämpfe verbraucht. Bis nach Breslau oder Berlin war man unterwegs gewesen. Sportlich top, waren einige Preise in ihren Besitz gekommen. So vier Weinbowlegefäße, sechs verschiedene Weinservice und weitere diverse Gläser. Und so lud man zur „weihnachtlichen Saalfeier“ in den Lotzdorfer Gasthof ein. Plakate verkündeten „Uns fehlt der Wein!“ Frauen, die mindestens eine Flasche mitbrachten, hatten freien Eintritt. Ein ungenannter Gönner spendierte weitere 60 Flaschen französischen Rotwein. Zum Beginn der Veranstaltung fassten die aktiven Sportler den einstimmigen Beschluss, gegangen wird erst, wenn alles leer ist. Die letzten sollen am späten Vormittag des Folgetages heimwärts gewankt sein. Von da an wurde Wein gestrichen und weitere Preise dieser Art einer Vereinstombola zur Verfügung gestellt.

Gewinnen konnte man auch auf der Junggesellenfeier 1912 in Wachaus „Anker“. Man hatte sich eine Formation Zither spielender junger Frauen aus Dresden eingeladen. Nach einem kurzen Weihnachtsprogramm wollten manche der Herren tanzen. Doch die Damen hielten sich die Dorfjugend und ihre Gäste vom Leibe. Erst sollte ein Gaudi für den Startschuss sorgen. Als Hauptpreis wurden eine „Umsonst – Zither“ und zehn frische Bratwürste ausgelobt. Bedingung war, mit Fausthandschuhen „zu popeln“. Es schaffte niemand und so war der Weihnachtstanz eigentlich in weite Ferne gerückt. Ein Wachauer erbarmte sich und zahlte den Zitherspielerinnen 30 Mark Gage. Dann ging die Post ab, nach Zithermusik. Nach der nicht vorhandenen „Umsonst-Zither“ fragte niemand mehr.

haweger

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