Biedermann und die Brandstifter

Über Gorkis 'Der Graue' hatte ich berichtet (vgl. Blog vom 20. März 2010). 'Der Graue' ist Frischs vorweggenommener 'Biedermann'.

Unter dem Titel "[Herr] Biedermann und die Brandstifter" - ausgestrahlt 1953 als Hörspiel vom Bayerischen Rundfunkt, als "Biedermann und die Brandstifter" 1958 am Schauspielhaus Zürich uraufgeführt - beschreibt Max Frisch den Typ, ohne den das ganze Elend der Verdummung gar nicht möglich wäre. Der 'Biedermann' windet und wendet sich, wo er nur kann. Gerne bringt er markige Sprüche - dass man aufpassen müsse, dass er aufpassen werde, dass er, wenn es denn soweit sei, schon die richtige Gegenwehr finden werde. Aber das sind nur Worte. Beim ersten Windstoß dreht sich 'Biedermann' um und tutet ins Horn der 'Brandstifter' und behauptet das Gegenteil dessen, was er zu windarmen Zeiten von sich gegeben hatte.

Der Mann ohne Rückgrat

Denn 'Biedermann' ist der ängstliche Typ. Ruhe und Ordnung gehen ihm über alles (und seien es die Friedhofsruhe und die Lagerordnung). Immer hat er eine Ausrede dafür, warum er gerade jetzt nicht einschreitet und den 'Brandstiftern' die Unterkunft verweigert. Ewig entschuldigt er die 'Brandstifter', nicht ohne darauf hinzuweisen, listig, wie er ist, dass er auf der Seite der Brandopfer sei und nur deren Bestes wolle.

Wendezeit

Glaubt denm 'Biedermann' nicht! Noch ziert er sich. Doch ist er schon auf der Suche nach Zündhölzern. Er hört das Gras wachsen. Er bemerkt, dass die 'Brandstifter' alles vorbereitet haben und finster entschlossen sind, ihr Ding durchzuziehen.

Schon 1948 skizziert Frisch den 'Biedermann' in seinem Tagebuch und schreibt: "Du sagst dir mit Recht, dass ein Brandstifter, ein wirklicher, besser ausgerüstet wäre, und gibst auch das, ein Heftlein mit gelben Streichhölzern, und am andern Morgen, siehe da, bist du verkohlt und kannst dich nicht einmal über deine Geschichte verwundern...".