bei meinen Nonnen in Kaufbeuren....


...eine himmlische Zeit!
Ich wohnte dort bei ihnen, da ich in Ausbildungszeit in diesen Ort abkommandiert worden bin. Das Kloster selbst war eine "Hauswirtschaftliche Schule" für nicht ganz integrierte jugendliche Mädchen, die ein schlechtes Zuhause hatten.
Wir Vier von der Post, gehörten nicht dazu - die Rentabilität des Klosters stand auf dem Spiel. Und deshalb wurde fremdvermietet.
Gretel und ich teilten uns ein Zimmer - Gretel war ein Einzelkind mit schon sehr alten Eltern und somit auch im Klamottenstil recht altbacken.
Aber, eine Hauswirtschaftsschule, dort kann man alles lernen, besonders das Nähnen interessierte mich.
Und jedesmal, wenn ich mit der neuen "Burda" kam, war Betriebsaufstand bei den Nonnen.
Einmal im Monat kam ich mit einem neuen Stoff in den Nähraum rein.............
alle stürzten sich auf mich - was hast du wieder im Sinn?
Und sie stritten sich darum, welches Kleid oder Rock ich nähen sollte.
Die "Burda" kam auf den Tisch - hallo, das will ich daraus machen! und Punkt.
Der Schnittmusterbogen wurde freigelegt und alle waren emsig an der Arbeit dran.
Huhu, ich bin auch da....ich will das lernen....und dann ging es einfach leichter, sie beäugten mich. Und jede meiner Bewegung und meines "Nichtkönnens" wurde aufgewertet.
Jetzt durfte ich alleine schuften - mit Unterstützung - und Gretelchen bekam ganz ungezwungen einen neuen Rock in hübschen Farben.
Meine lieben Nonnen waren begeistert und fortan durfte ich den Nähsaal immer benutzen.
Der Oberin blieb nie etwas verborgen und eines Tages sprach sie mich darauf an.
Sie sprach mich an - ein Zucken in mir - die Oberin, eine heilige Respektsperson -
oh Flaute in mir drin. Selbst die Schwestern knieten vor ihr und ich armes Würstchen soll senkrecht stehen?
Doch alles kam ganz anders - sie bat mich in den Nähkurs für die Schülerinnen beizutreten - wenn es mit meiner Arbeitszeit in Einklang zu bringen isr.
Mit stolz geschwellter Brust spazierte ich aus ihrer Kemanate raus, war wie durchgedreht, brauchte erst mal einen Spiegel um mich zu erkennen.
Mein Gretelchen war schon im Bett - ich scheuchte sie hoch - ...
Gretel, Du, Du mußt mir Modell stehen...ich fange für die Schülerinnen hier zu nähen an.
-Du bist verrückt - nee - Du bist mit drin.
Du stehst mit Deinen Maßen hier Modell.
Das klappte also nicht.
Wir gemeinsam nähten für mich ein Kostüm aus der "Burda" in zartlila mit engem Rock und breitem Gürtel - ein Gedicht.
Doch jedes Gedicht hat ein Ende - eines Tages war es zu Ende - ich mußte zurück zu meinen ...,doch nicht für lange - ich konnte wieder gehen und mir ein eigenes Leben aufbauen.
Aber was immer in meiner Lebenszeit zu den einprägsamsten spricht, da ist die Zeit bei den Nonnen in Kaufbeuren.

mit wehmütigen Grüßen
Euer
Moni-Finchen


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Kommentare (3)

ortwin Kaufbeuren: ich rätsele, wo denn das Kloster war - etwa Irsee?
Ich war mehrmals zu Lehrgängen oben auf dem Berg in der Technischen Schule der Luftwaffe. Mein Rad hatte ich mir mitgebracht - bis Mittenwald und rüber nach Tirol bin ich an Wochenenden gestrampelt.
Gleich nach der Grundausbildung in Fürstenfeldbruck landete ich für ein Dreivierteljahr da in die Ausbildung. Ich war zur Bundeswehr gegangen, um für die junge und noch kleine Familie (incl. Schwiegermutter) bald eine Dienstwohnung zu bekommen und natürlich auch mit festem Einkommen.
Ein Vierteljahr ohne Familienheimfahrt - und da passierte es beim Wiedersehen, dass sich wieder ein Kindchen anmeldete. Wir hielten ein weiteres Halbjahr durch. Die Landschaft um Kaufbeuren belohnte es mit den Ausblicken: wenn bei Föhn die "Kulissen" (das Alpenpanorama) hochgezogen wurde.
Und weil sich in einer ehemaligen "Muna" die vertriebenen Gablonzer einfanden, gibt es nun da um die Ecke den Ort "Neugablonz".

Ich verriss einen Test, bekam eine Sechs im Theoretischen.
Eine Telefonanruf aus dem Schwarzwald: Mutter und Tochter wohlauf. Ein Kamerad begleitete mich Betrübten hinunter in die Stadt, wir stützten uns gegenseitig beim Aufstieg zurück zu unserer Bude in der Kaserne. An nächsten Tag wetzte ich die Sechs mit einer Eins beim Geräte-Test wieder aus. Vierzehn Tage musste ich noch aushalten, Lehrgangsende, neue Stammeinheit und endlich Familienheimfahrt.

Das Höchste, was ich in KF erlebte, war ein Orgelkonzert - so ganz für mich:
Es war kalt, das Wasser im Stadtbrunnen hatte schon Eiszapfen. Ich war noch unten in der Stadt, kam an der Stadtkirche vorbei. Schwaches Licht schimmerte durch die Fenster nach draußen. Ein Spiel auf der Orgel war zu vernehmen. Ich wagte, die schwere Tür aufzustemmen, betrat das Kircheninnere. Ich lauschte in die dunkle Halle hinein. ganz da oben, wo sich der Spieltisch befand, sah ich eine Kopf. Ich ertastete mir den Weg hinauf, näherte mich dem Organisten leise und vorsichtig, um ja nicht das Spiel zu stören.

Da saß ein Männlein, bewegte die Hände (Handschuhe ohne Fingerkuppen) über die Tasten, zog und schob Register, ließ seine Schuhe über die unteren Pedale springen.

Mir war nicht kalt, mich betäubte die Musik - "wann kann ich endlich wieder zu meinen Schallplatten?!" - Es mag wohl eine Stunde gewesen sein, bis wir, der Organist und ich uns begrüßten. Er war der Orgelbauer und prüfte dies und das mal so nebenher.

Das war Kaufbeuren. Gab es da ein Kloster?
ortwin
finchen ...unter diese Haube bestimmt nicht !
Und dennoch fühlte ich mich dort sehr wohl, doch mit dem Beten? nee, das war nichts für mich. Du weißt ja, wie im Reich der DDR mit dem Glauben umgegangen wurde.
Ich kannte es nicht und außerdem gehört auch eine innere Einstellung dazu, wie ich meine.
Die habe ich nicht.....
mit glaubhaften Grüßen
Dein Moni-Finchen
Traute da wärst Du ja nahe bei gewesen unter die Haube zu kommen?
Wie unterschiedlich uns das Leben am Wickel genommen hat und so manches hatte einen guten Nachhall.
Es ist mir mal passiert, da habe ich für die Volkssolidarität Spenden gesammelt 1953? Da bin ich auch in eine Nonnenunterkunft gegangen.Die haben alle gespendet und als ich die Liste abgab, da staunte man mich an. Heute weiß ich das das etwas besonderes ist.Ich war in dem Teenalter eben unbefangen und so haben mich die Nonnen auch behandelt, als wären sie das gewöhnt. Sie schliefen alle in einem großen Saal und hatten so weiße Raumtrenner , wie damals im Krankenhaus, das war das einzige Separate.
Danke für Deinen Lebensabschnitt, aus Deinen hoffentlich noch vollen Schatzkästelein.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute

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