Annette von Droste-Hülshoff – Dichterinnen-Part I

 
Guten Morgen, liebe Stler’innen, als ich begann, nach Dichterinnen für einen Blog hier im ST zu suchen, stieß ich auch auf Annette von Droste-Hülshoff. Zunächst einmal fiel es mir schwer, ihre Dichtung überhaupt an mich herankommen zu lassen. Aber langsam bekam ich einen Zugang zu ihren Gedichten; besonders zu einem, das, in einem YouTube Video sehr schön rezitiert, ich hier auch vorstellen möchte: „Der Knabe im Moor“.
 
Zunächst jedoch möchte ich die Dichterin in einem ebenfalls bei YouTube gefundenen, kleinen Video vorstellen:
 
 
Annette von Droste-Hülshoff in 3 Minuten
 
Dieses Video vermag eine schöne Einführung zu Annette von Droste-Hülshoff zu geben,  mit interessanten Bildern, Fotos und Portraits aus ihrem Leben versehen. Besser kann man einen Menschen, eine Künstlerin nicht vorstellen, meine ich.
 
Aufzurufen unter:  
 
https://www.youtube.com/watch?v=a4QZKs7Qgys
 
 
 
Der Knabe im Moor
 
Stimmungsstarkes, sehr schön rezitiertes Gedicht, das mit eindrucksvollen Bildern von Kaspar David Friedrich versehen ist. 
 
Rezitation: Fritz Stavenhagen
 
Text: O schaurig ist's übers Moor zu gehn, wenn es wimmelt vom Heiderauche, Sich wie Phantome die Dünste drehn und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt, wenn es aus der Spalte zischt und singt! - O schaurig ist's übers Moor zu gehn, wenn das Röhricht knistert im Hauche! Fest hält die Fibel das zitternde Kind Und rennt, als ob man es jage; hohl über die Fläche sauset der Wind - Was raschelt drüben am Hage? Das ist der gespenstische Gräberknecht, der dem Meister die besten Torfe verzecht; hu, hu, es bricht wie ein irres Rind! Hinducket das Knäblein zage. Vom Ufer starret Gestumpf hervor, unheimlich nicket die Föhre, Der Knabe rennt, gespannt das Ohr, durch Riesenhalme wie Speere; und wie es rieselt und knittert darin! Das ist die unselige Spinnerin, das ist die gebannte Spinnlenor', die den Haspel dreht im Geröhre! Voran, voran! Nur immer im Lauf, voran, als woll es ihn holen!
Vor seinem Fuße brodelt es auf, es pfeift ihm unter den Sohlen, wie eine gespenstige Melodei; Das ist der Geigemann ungetreu, das ist der diebische Fiedler Knauf, der den Hochzeitheller gestohlen! Da birst das Moor, ein Seufzer geht hervor aus der klaffenden Höhle; Weh, weh, da ruft die verdammte Margret: "Ho, ho, meine arme Seele!" Der Knabe springt wie ein wundes Reh; Wär nicht Schutzengel in seiner Näh, seine bleichenden Knöchelchen fände spät ein Gräber im Moorgeschwele. Da mählich gründet der Boden sich, und drüben, neben der Weide, die Lampe flimmert so heimatlich, der Knabe steht an der Scheide. Tief atmet er auf, zum Moor zurück noch immer wirft er den scheuen Blick: Ja, im Geröhre war's fürchterlich, O schaurig war's in der Heide.
 
Bilder: Caspar David Friedrich
 
Zu finden unter:
 
https://www.youtube.com/watch?v=fddwgx7y-kM
 
 
 
Letzte Worte
 
Dieses Gedicht von Annette Droste-Hülshoff möchte ich ebenfalls mit einem YouTube Video vorstellen. Die Rezitation auch dieses Gedichtes ist wieder ganz und gar gelungen,  und darüber hinaus ist es mit einer stimmungsvoller Fotocollage versehen.  Es ist nicht ganz sicher, ob dieses Abschiedsgesicht tatsächlich von Annette Droste-Hülshoff stammt, wie unten noch genauer ausgeführt wird. Jedoch habe ich es hierher doch gerne übernommen.    
 
Rezitation: Fritz Stavenhagen
 
Text: Geliebte, wenn mein Geist geschieden, So weint mir keine Träne nach; Denn, wo ich weile, dort ist Frieden, Dort leuchtet mir ein ew'ger Tag! Wo aller Erdengram verschwunden, Soll euer Bild mir nicht vergehn, Und Linderung für eure Wunden, Für euern Schmerz will ich erflehn. Weht nächtlich seine Seraphsflügel Der Friede übers Weltenreich, So denkt nicht mehr an meinen Hügel, Denn von den Sternen grüß' ich euch!
 
Bilder: Fotocollage von Wortlover

 
Mitteilung der Droste Gesellschaft zu diesem Gedicht: Wahrscheinlich ist dieses Gedicht, für das sich weder ein Manuskript noch eine Reinschrift Drostes finden lassen, von Drostes Nichte Elisabeth von Droste-Hülshoff verfasst worden.

 
Aufzurufen unter:
 
https://www.youtube.com/watch?v=CenDpqmAamg
 
 
 
Bild oben: Ruine eines Konventgebäudes des ehemaligen Frauenklosters Frauenalb. Eigenes Foto, Mai 2015
 
 
Ich wünsche viel Freude beim Anschauen und Anhören der Videos zu der Dichterin und mit Gedichten von Annette von Droste-Hülshoff.
 
Angeli44