Alte Postkarten ....

Autor: ehemaliges Mitglied

Alte Postkarten ....

Mein Großvater, von Beruf Malermeister, hatte neben dem Hauptberuf das Hobby, auch Glückwunschkarten zu fertigen. Im 1. Weltkrieg geriet er recht schnell in Frankreich in Kriegsgefangenschaft. Um seine - noch kleine - Familie nicht über sein Schicksal im Ungewissen zu lassen, sandte er mangels anderer Möglichkeiten zurecht geschnittene und von ihm bemalte Pappkarten nach Hause.

Gefangenschaft 1. Weltkrieg HD_Paucourt Bauerngut.JPG

Von diesen alten, selbst gezeichnete Postkarten unseres Großvaters besitzt mein Cousin , der wohl am meisten von seinem Talent geerbt hat, gleich drei Stück.

Was unser Großvater seiner Familie am 16.07.1916 schrieb, weiß ich nicht, er war in Kriegsgefangenschaft nahe Orleans in Paucourt b. Montargis, im Waldkommando. Aber er kam offensichtlich gesund und heil wieder nach Hause.

Ich stelle mir vor, dass er mit seinen Darstellungen der Umgebung, in der er seine Kriegsgefangenschaft verbrachte, seiner Frau und den beiden ältesten Kindern wohl zeigen wollte, dass es ihm dort erträglich ging. Meine Mutter war zu diesem Zeitpunkt etwas älter als ein Jahr.

Gefangenschaft 1. Weltkrieg Heinr. Delker_Montargis Schloss.JPG

Ich erhielt die Kopien der Postkarten, die mein Cousin sehr vorsichtig behandelt, per Mail erst vor drei Jahren. Bis dahin war mir gar nicht wirlich klar, dass auch mein Opa, den ich so sehr mochte, in französischer Kriegsgefangenschaft gewesen war. So wie wir Enkel ihn einschätzen, wird er sich wohl in Gefangenschaft begeben haben, um keine Menschen zu erschießen. Das lassen Erzählungen vermuten, die in der Familie kursieren. Er war ein Mann, der es liebte, in Harmonie in und mit seiner großen Familie zu leben ...
 

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Kommentare (12)

HeCaro

Liebe Uschi, 
es ist ein schönes Hobby alte Postkarten zusammeln. Es sind Zeitdokumente die den Geschmack und die gesellschaftliche Entwicklung zeigen. Dein Opa hat sie wunderschön gestaltet,
er hatte großes künstlerisches Talent.

Ich habe leider nur die für mich persönlich Wichtigen 
aufgehoben. Diese ist meine Lieblingskarte, ich habe 
sie 1969 von meinem Mann bekommen.

Liebe Grüße,  Carola 


IMAG1208~2.jpg
 

ehemaliges Mitglied

@HeCaro  
Liebe Carola,
ich habe gestern Abend sofort noch meinen Cousin in München angerufen, um zu erfahren, ob er auf Opas Postkarten (die er eingerahmt in seiner Wohnung hängen hat!) auch noch Texte lesen kann. Er hat mir versprochen, sie mir fotografiert zuzuschicken. Nun warte ich darauf ...

Ich freue mich, dass auch Rosi65 mich neugierig darauf gemacht hat, was so 1916 im Weltkrieg - ein Jahr nach der Geburt meiner Mutter - für ihn wichtig war!

Danke für Deine eigene Postkarte aus alten Zeiten sagt herzlich

Uschi

HeCaro

@nnamttor44 
das ist spannend.  Ich hoffe nur,  dass wir es auch lesen können, es ist sicher deutsch. 

LG Carola 

ehemaliges Mitglied

@HeCaro  
Das Schlimmste, was mir damit passieren könnte wäre, er hätte es in der damals üblichen Sütterlin-Schrift verfasst. Aber die kann ich lesen, hab es mit 14 Jahren kurz in der Schule mal gelernt. Auch meine Tochter hat die berufliche Möglichkeit, viele Schriften noch nachzuvollziehen.

Ich bin richtig gespannt ....

LG Uschi

HeCaro

@nnamttor44  

das ist gut,  dann kannst Du es ja evtl.
"vorlesen" 🤗

ehemaliges Mitglied

@HeCaro  
Okay ...

Rosi65

Liebe Uschi,

diese alten Postkarten, wenn auch nur als Kopie, sind eine schöne Erinnerung an Deinen Großvater. Vielleicht kann Dir Dein Cousin, zur Vollständigkeit, ja auch noch den Text der Rückseiten kopieren.

Herzlichen Gruß
   Rosi65

 

ehemaliges Mitglied

@Rosi65  

Hallo Rosi, daran hab ich seinerzeit gar nicht gedacht. Mir war nur wichtig, dass ich auch von meinem Großvater Zeichnungen zu sehen bekam. Von meiner Mutter, meinen Schwestern habe ich natürlich Arbeiten. Als ich selber mit Mitte dreißig wissen wollte, ob auch ich von diesem Talent berührt worden war,

selbstgezeichnete Portrait von Katja 1980 kl 001.jpg
sah mir meine neunjährige Tochter zu, wie ich eine allererste Bleistiftzeichnung ohne Bildvorlage (sie saß mir am Küchentisch beobachtend gegenüber) von ihr machte - das war für sie Anlass zum Start in ihr eigenes Künstlerleben ...

Mein Cousin, Architekt, hatte zuerst meiner jüngeren Schwester, Grafikerin, bei einem Besuch die Karten gezeigt, von denen sie mir dann erzählte. Was der Opa seinen Lieben nach Hause schrieb, war uns Schwestern sinnigerweise nicht wirklich wichtig ... 😩

Herzlichen Gruß von Uschi

Manfred36

@nnamttor44  
Wer ein solches Talent zum Zeichnen hat wie du, der sollte auch Gebrauch davon machen und Andre teilhaben lassen.

Bleibe gesund!
Manfred

ehemaliges Mitglied

@Manfred36  
Weißt Du, lieber Manfred, ich habe dieses Hobby lange gepflegt, musste es aber genauso lange vor meinem Mann verstecken, weil der böse darauf reagierte: musst du dich jetzt verwirklichen??

Meine Arthrosehände sowie die kaputte HWS lassen es nicht mehr zu, auch nur über 5 Minuten Stifte oder Pinsel zu halten. Meine Aquarellfarben hatte er weggeworfen und die Pinsel für sein Hobby Modellbau genutzt - teure Fuchshaar-Pinsel!!

Vorbei ist vorbei ...

Uschi

Manfred36

@nnamttor44  
Ich habe auch Arthrosehände, liebe Uschi, mit ekligen Beulen und weit abgewinkelten Fingern. Ich wollte dir erst ein Foto davon schicken, doch unesthetisch muss ja nicht sein. Immerhin kannst du doch noch schreiben. Ich habe auch keine Mal- und Zeichenausrüstung, nur Farben, die meine Enkel aus ihrem Pool aussortiert haben. Fass dir doch ein Herz; es ist im Leben nichts "vorbei" !
B.G. (beste Gesundheitswünsche)
Manfred

ehemaliges Mitglied

@Manfred36  
Ach Manfred, ich habe anscheinend immer "Hier" geschrien, als es noch irgendetwas zu verteilen gab, was man erben konnte. Ich kenne die unansehnlichen Hände mit diversen Arthrose-Erkrankungen.

Seit einigen Monaten kommt auch noch ein blinder Fleck durch feuchte Makula-Degegenration hinzu, die zwar beim Schreiben vom anderen Augen überspielt wird, aber beim genauen Hinsehen gelingt das nicht mehr wirklich ...

Ehrlich gesagt hab ich auch keine Lust mehr, mich auf das Malen wieder einzulassen. Meine Grafikerin-Schwester bestätigte mir zwar vor über 30 Jahren, dass mein Talent nicht zu verachten sei, gab mir diesen oder jenen Tipp zu Verbesserungen, die dann auch dazu führten, dass ich einige Auftragsarbeiten verkaufen konnte. Aber - wie Du sicher schon mitbekommen hast - ist mir derzeit die Unterstützung meiner Tochter bei ihrer Arbeit als Diplom-Legasthenie-Trainerin mindestens genauso wichtig. Als es für sie in den Beruf ging, war ich sehr glücklich, dass sie neben ihrem technischen Beruf auch noch ein Fernstudium zur Grafik-Designerin sehr gut abschloss (trotz Papas Widerstand!).

Bleib auch Du gesund - zumindest was die derzeitige Pandemie angeht ...

HG Uschi


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