Alles hat seine Anzeichen
Kirchturmuhr in Ottendorf/Okrilla ging neun Jahre nach
Ein echtes Ärgernis war zum Beginn des 20. Jahrhunderts die Kirchturmuhr in Ottendorf./Okrilla. Sie ging in der Frühe oft bis zu 10 Minuten nach, sodass der wichtigste Frühzug um 7 Uhr in Richtung Dresden manchen Arbeitswilligen zurückließ, da dieser sich an der Kirchenuhr orientiert hatte. Der nächste fuhr erst drei Stunden später, sodass die Verspätung am Arbeitsplatz „schlimme Ausmaße annahm“, wie es in einem Protokoll jener Tage stand.
Vor allem nach Sonntagen sollen es früh manchmal bis 70 Zugreisende gewesen sein, die die Abfahrt des Zuges verpassten. Es wurde schon in der Öffentlichkeit gerüchteweise behauptet, dass der Inhaber der Bahnhofsrestauration, Ernst Guhr, hinter dem „Zeitproblem“ stecke, hätte er doch die Möglichkeit der Zusatzeinnahme für sein Geschäft gehabt. Auf jeden Fall konnten bei ihm die Leute mit oder ohne etwas zu verzehren verweilen, denn dies war eine Bedingung seiner Schankkonzession. Natürlich waren ihm die Personen lieber, die etwas zu sich nahmen. Für andere wurde neben dem Restaurant eine kleine Wartehalle eingerichtet.
Ottendorfs Gemeinderat hatte 1901 das „Nachgehen der Uhr“ erstmals auf dem Programm seiner Sitzungen. Von einem Fachmann ließ man sich „die Ungleicheit der Stunden an einer Turmuhr“ erklären. Man erfuhr etwas über die Mechanik einer Turmuhr, ihrer Walze, der dazugehörenden Leine, über den Ruhe- und den Mittelpunkt und dass sich im Zeitraum von 72 Stunden das Nachgehen wieder aufhob.
So appellierte man an die Vernünftigkeit der Bürger und erklärte seine „Nichtzuständigkeit“. Dies veranlasste Friedrich Wilhelm Löffler eine Klage einzureichen, „dass man eine nicht richtig gehende Uhr nicht einem einfachen Bürger zum Vorwurf machen könne“. Ottendorfs Gemeinderat Ernst Mißbach, von Beruf Maurer, und wegen Namensgleichheit der Einfachheit halber „Mißbach zwo“ gerufen, schlug sogar vor, ähnlich dem Theater die Kirchglocken bei dem für die Arbeiter entscheidenden Zug dreimal läuten zu lassen. Dabei könne man sich ja telegrafisch mit Laußnitz in Verbindung setzen und bei Abfahrt des Zuges dort das erste Mal läuten. Sein Vorschlag fiel ebenso durch, wie auch Löffler vom Gericht bescheinigt bekam, „für die Pünktlichkeit am Arbeitsplatz ist jeder selbst zuständig!“
So blieb es dem Gastwirt Ernst Guhr vorbehalten, vor dem entscheidenden Zugabgang mit dem notwendigen Lärmen, unter anderem soll er eine Handsirene besessen haben, den Arbeitern „Beene zu machen“, damit sie ihren Zug bekamen. Spätestens auf dem Heimweg wurde ihm das durch einen Kneipenbesuch gelohnt.
Erst im Herbst 1907 wurde nach einer Uhrreparatur ein halbwegs vernünftiger Zustand hergestellt. „Dafür bleibt die Kirchturmuhr jetzt öfters stehen“, schrieb ein Chronist damaliger Ereignisse.
haweger
Ein echtes Ärgernis war zum Beginn des 20. Jahrhunderts die Kirchturmuhr in Ottendorf./Okrilla. Sie ging in der Frühe oft bis zu 10 Minuten nach, sodass der wichtigste Frühzug um 7 Uhr in Richtung Dresden manchen Arbeitswilligen zurückließ, da dieser sich an der Kirchenuhr orientiert hatte. Der nächste fuhr erst drei Stunden später, sodass die Verspätung am Arbeitsplatz „schlimme Ausmaße annahm“, wie es in einem Protokoll jener Tage stand.
Vor allem nach Sonntagen sollen es früh manchmal bis 70 Zugreisende gewesen sein, die die Abfahrt des Zuges verpassten. Es wurde schon in der Öffentlichkeit gerüchteweise behauptet, dass der Inhaber der Bahnhofsrestauration, Ernst Guhr, hinter dem „Zeitproblem“ stecke, hätte er doch die Möglichkeit der Zusatzeinnahme für sein Geschäft gehabt. Auf jeden Fall konnten bei ihm die Leute mit oder ohne etwas zu verzehren verweilen, denn dies war eine Bedingung seiner Schankkonzession. Natürlich waren ihm die Personen lieber, die etwas zu sich nahmen. Für andere wurde neben dem Restaurant eine kleine Wartehalle eingerichtet.
Ottendorfs Gemeinderat hatte 1901 das „Nachgehen der Uhr“ erstmals auf dem Programm seiner Sitzungen. Von einem Fachmann ließ man sich „die Ungleicheit der Stunden an einer Turmuhr“ erklären. Man erfuhr etwas über die Mechanik einer Turmuhr, ihrer Walze, der dazugehörenden Leine, über den Ruhe- und den Mittelpunkt und dass sich im Zeitraum von 72 Stunden das Nachgehen wieder aufhob.
So appellierte man an die Vernünftigkeit der Bürger und erklärte seine „Nichtzuständigkeit“. Dies veranlasste Friedrich Wilhelm Löffler eine Klage einzureichen, „dass man eine nicht richtig gehende Uhr nicht einem einfachen Bürger zum Vorwurf machen könne“. Ottendorfs Gemeinderat Ernst Mißbach, von Beruf Maurer, und wegen Namensgleichheit der Einfachheit halber „Mißbach zwo“ gerufen, schlug sogar vor, ähnlich dem Theater die Kirchglocken bei dem für die Arbeiter entscheidenden Zug dreimal läuten zu lassen. Dabei könne man sich ja telegrafisch mit Laußnitz in Verbindung setzen und bei Abfahrt des Zuges dort das erste Mal läuten. Sein Vorschlag fiel ebenso durch, wie auch Löffler vom Gericht bescheinigt bekam, „für die Pünktlichkeit am Arbeitsplatz ist jeder selbst zuständig!“
So blieb es dem Gastwirt Ernst Guhr vorbehalten, vor dem entscheidenden Zugabgang mit dem notwendigen Lärmen, unter anderem soll er eine Handsirene besessen haben, den Arbeitern „Beene zu machen“, damit sie ihren Zug bekamen. Spätestens auf dem Heimweg wurde ihm das durch einen Kneipenbesuch gelohnt.
Erst im Herbst 1907 wurde nach einer Uhrreparatur ein halbwegs vernünftiger Zustand hergestellt. „Dafür bleibt die Kirchturmuhr jetzt öfters stehen“, schrieb ein Chronist damaliger Ereignisse.
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