Alfred spricht
Mein Freund ist Deutscher und lebt schon seit 30 Jahren in Thailand. Seine ersten und sogenannten wilden Jahre hat er ganz Thailand und was weiß ich sonst noch bereist. Und erlebt. Und seine Erfahrungen gemacht.
Er kennt alle Frauen und war übungshalber mehrfach verheiratet. Aber sinnvoller Weise nicht vor dem Standesamt, sondern nur vor Buddha. Was ihn aber nicht davon abgehalten hat, ihnen allen Besitz und alle Barschaft zu spenden.
Er kennt alles und jeden. Kann auch über alles und jeden Auskunft geben. Und das tut er dann auch.
So sitzt er jetzt in seinem kleinen angemieteten bescheidenen Apartment und lebt dort mit Nanchita, seiner dritten (?) Frau.
Alles prima soweit. Alles geht seinen Gang. Die sogenannten wilden Jahre sind natürlich auch schon lange vorbei. Man hat vieles erlebt und möglicherweise überlebt. Leider war in den etwa 30 Jahren wenig Zeit übrig, Thai zu lernen. Ist ja auch nicht so leicht. Aber wenigstens ein bisschen Englisch. Was sich so ergab.
Alles hat sich eingependelt. Keine Probleme. Die paar kleinen, die sich immer mal ergeben, lassen sich schnell lösen. Aber sie tragen, ein wenig aufgebauscht, zum Erfahrungsschatz bei und werden jedem Besucher zur Mahnung nahegelegt.
Alfred! Alfred heißt mein Freund. Wir sind Nachbarn. Mit seinen 65 ein echt munterer Typ. Weiß alles, kann alles! Und hat im Laufe der Jahre eine bemerkenswerte Fähigkeit entwickelt. Er kann reden! Über alles. Ganz egal, welches Thema, Alfred hat was dazu zu sagen. Und tut es auch! Und sehr redegewandt. Und überzeugend!
Das muss er wohl während seines kurzen aber erfahrungsreichen Berufslebens als Postbote in Köln gelernt haben.
Und er hat die seltene Fähigkeit, die Leute von sich abhängig zu machen. Er geht kaum irgendwohin. Er lässt die Leute zu sich kommen. Und sie kommen!
Wenn sich dann jemand am Tor unten im Haus meldet, dann schickt er Nanchita los und sie bringt ihn rauf. Alfred empfängt ihn dann mit einigen flotten Sprüchen. Manchmal sitzt er noch beim Essen, denn um halb sechs ist Essenszeit, und erzählt seinem Besucher voller Stolz, dass er Nanchita in den zehn Ehejahren nicht nur deutsch beigebracht hat, sie versteht sogar Kölsch, was er bevorzugt. „Und – das ist selten für eine Thai“, sagt er, „sie kann die wesentlichen Gerichte aus dem Ruhrgebiet so kochen, dass es auch schmeckt.“ Und er zermanscht die auf seinem Teller kleingeschnittene Roulade mit Rotkohl und Salzkartoffeln. „Ja, mein Häschen, mein Schnuckelchen“, flicht er ein: „Du könntest eigentlich mal eben zum Inter-Supermarkt fahren, wir brauchen anständigen Senf – Du weißt schon, den wo so ein Löwe drauf ist -, frische Bratwurst für morgen und schon wieder Kartoffeln!“ – „Solche Sachen gibt es einfach nicht in einem Thailaden,“ erklärt er seinem Besucher. Er gibt ihr einen Schein: „Und etwas Bierschinken in Scheiben. …Und bring Dir auch was mit“, ruft er ihr nach.
Abends, wenn es kühler ist, kocht sie sich ihr Essen. Heute lädt sie mich ein: Es gibt nämlich mein Lieblingsgericht: Tom Yum Kung, das bedeutet Krabben mit diversen Gemüsen in Kokosnussmilch. Wir sitzen gemütlich auf der gemeinsamen Terrasse und lassen es uns schmecken, während Alfred seine zwölfte Dose Bier aufreißt und mir mit den entsprechenden akustischen Begleitgeräuschen zu beschreiben versucht, was seinen empfindlichen Eingeweiden bevorsteht, wenn er so was nur riecht. Wir hören einfach nicht hin und unterhalten uns auf Englisch. Das kann er nicht so gut!
Aber er kann jedem seiner vielen Besucher eindringlich erklären, dass die Touristen, ja sogar die hier seit vielen Jahren sesshaften Ausländer es einfach nicht verstehen, sich diesem Land zu nähern, die Schönheiten Thailands auf sich einwirken zu lassen, sich den fremden Kulturen zu öffnen oder einfach nur sich den Gegebenheiten des manchmal doch extremen Klimas anzupassen
Ja, doch – da sind wir einer Meinung:
Da hat er Recht!
Und das musste mal gesagt werden!


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Also!
Ich muss da mal was richtigstellen:
Ich mag ihn. Meinen Freund Alfred. Ein echter Kumpel!
Ehrlich, verlässlich, hilfsbereit.
Kann man nicht meckern!

Leider ist er nun für anderthalb Jahre in Deutschland.
Seine Frau soll nämlich Deutsch lernen – also nicht nur Kölsch!
Das ist nämlich für die Zukunft!

Eine echte Umstellung für mich.
Jetzt muss ich doch wieder selbst denken!

Castellanos
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Kommentare (1)

finchen REDEN hilft !!!

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