Abschied

Lenny, der Kater, war 17 Jahre alt geworden, und jeder Tag mit ihm war ein Geschenk gewesen. Von dem Moment an, als er als kleines Kätzchen in mein Leben trat, hatte er das Haus mit seinem sanften Schnurren und seiner ruhigen Anwesenheit erfüllt. Lenny war nicht der verspielteste Kater, aber er war der treueste. Er lag immer dort, wo jemand ihn brauchte – sei es auf dem Schoß, auf dem Sofa oder am Fenster, wo er stundenlang die Vögel beobachtete, als würde er über das Leben nachdenken.
Die Jahre vergingen, und Lenny alterte in Würde. Sein Fell wurde ein wenig grauer, seine Schritte langsamer, und sein Schnurren leiser. Doch er blieb der gleiche liebenswerte Kater, der mich mit seiner bloßen Anwesenheit beglückte.  Aber eines Tages bemerkte ich, dass etwas nicht stimmte. Lenny war nicht mehr derselbe. Er fraß kaum noch, zog sich zurück und seine Augen, die einst so lebendig gewesen waren, hatten ihren Glanz verloren.
Der Tierarzt stellte die erschütternde Diagnose: ein Milzkarzinom, unheilbar. Die Schmerzen, die Lenny ertragen musste, ließen sich nicht mehr lindern. Ich wusste, dass es an der Zeit war, sich zu verabschieden, auch wenn der Gedanke daran mein Herz brach.
An seinem letzten Tag verbrachte ich jede Minute mit ihm. Ich streichelte sein weiches Fell, flüsterte ihm liebevolle Worte zu und erinnerte mich an all die Jahre, die ich mit ihm geteilt hatte. Lenny lag ruhig auf seinem Lieblingsplatz, das Sofa im Wohnzimmer, und schloss die Augen, als wüsste er, das es das letzte Mal ist, meine Wärme und Liebe zu spüren.
Als ich zum Tierarzt fuhr schien die Welt stillzustehen. Der Abschied war ruhig, doch schwer wie ein Stein auf meinem Herzen. Vertraute Blicke, ein letztes Mal. Der Tierarzt sprach sanfte Worte, als er Lenny das Mittel gab, das ihn von seinen Schmerzen erlösen würde. Lenny schlief friedlich in meinen Armen ein, ohne einen Laut von sich zu geben.
Die Leere, die er hinterließ, war unermesslich. Das Haus, das immer von seinem Schnurren erfüllt gewesen war, fühlte sich plötzlich kälter an. Doch in der Trauer wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Lenny war nun frei von Schmerzen und in meinem Herzen würde er für immer weiterleben – als treuer Freund, der mir 17 Jahre lang so viel Liebe geschenkt hatte.
Und jedes Mal, wenn ich am Fenster vorbeigehe, kann ich ihn fast sehen – wie er dort saß, die Vögel beobachtete, als sei nichts geschehen.  
 


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Kommentare (5)

doep56

Liebe/r  Klara, Rosi, Christine und Herbert wie sehr einem so ein treuer Freund ans Herz wächst muss ich keinem Tierbesitzer erklären. Vielen Dank für eure lieben Worte !! 

Christine62laechel


Liebe Doris,

die Katzen gehörten fast mein ganzes erwachsenes Leben lang zu meinen besten Freunden. Der Preis für ihre Liebe, für unser Kommunizieren ohne Worte, war die Tatsache, dass ich auch ihren Tod miterleben musste. Dass es nicht leicht war, muss ich dir nicht sagen, ich war aber immer dabei. Jetzt habe ich viele Erinnerungen und Fotos, die mich an meine Freunde erinnern. Sie sind nun sicher.
Dein Lenny war ein hübscher und intelligenter Kater, das kann man in seinen Augen lesen.

Mit herzlichen Grüßen
Christine

Samick

Hallo Doep56 , ich kann  es dir nachfühlen wie es dir damit ging .
Im April 2021 mußten wir unsere Emma ,- eine Kangal Hündin ,- auf ähnliche Weise gehen lassen .
Als ich gerade deine Geschicht las , kam mir direkt wieder die Erinnerung hoch an Emma .
Die Schönen Dinge und auch der Abschied......
Gruß Herbert

Rosi65


Wie gut ich Deinen großen Kummer um den Verlust von Lenny verstehen kann, liebe doep.
Doch Dein kleiner Freund hatte ein wunderschönes Leben bei Dir gehabt.
Du darfst (auch wenn es schwer fällt) keine Gewissensbisse haben, denn der letzte Gang zum Tierarzt hat ihm sicher viel Leiden erspart.
Versuche Dich deshalb nur an die schönen Momente mit ihm zu erinnern.
Und sicher wird Lenny Dich jetzt in Deinen Träumen besuchen kommen, weil er für immer in Deinem Herzen weiter leben wird.💖

Rosi65

 

Klara39

Hallo doep56, das "gefällt mir" Herzchen soll bedeuten, dass ich mit Dir
fühle. Ich habe eine gute Bekannte, der es mit ihrem Katzen-Abschied
ebenso wie Dir erging. Bei nahen Freunden habe ich es erlebt, als
sie ihren treuen Schäferhund gehen lassen mussten...
Klara


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