10.01. Albanien
Mittwoch 10.01.
Albanien
Morgens packen wir zusammen, verlassen die Bucht in der wir die Nacht verbrachten und erfuhren ,dass dies ein beliebter poppen-Treffpunkt der Region war. Deswegen auch der abendliche rege Autoverkehr. Wir säubern das Chemieklo, verlegen uns total auf ein Trockenklo - so als ob wir eine Ahnung davon haben was uns strassenmäßig erwartet.
Wir starten nach dem Frühstück Richtung Albanien Shkoder. In Bar an der Adriaküste sehen wir die Kuppeln einer Kirche. Wir stellen den Caravan auf einem Supermarktparkplatz ab und fahren in die Stadt. Bereits das Gelände um diese orthodoxe Kirche ist sehr groß und ausgezeichnet gepflegt. Bänke zum Ausruhen in grosser Anzahl. Der Aufgang pompös, grosszügig und die vergoldeten Kuppeln leuchteten weit.die Eingangstüren aus Metall mit wunderschön eingearbeiteten Figuren. Das Taufbecken reichlich verziert und sieht aus wie aus Marmor. Sehr tief, so dass der ganze Körper total untertauchen kann. Innen die Wände, Decken überreichlich bemalt. Ein englischsprechender junger Mann erklärt uns dass diese Kirche 2015 fertig gestellt wurde. Wir erbitten von diesem jungen Mann auch die Erklärung, was die an Autokühlern, Häusern und Zäunen befestigten Eichenlaubzweige zu bedeuten haben. Sie sind “Mitbringsel" vom Gottesdienst am heiligen Abend. Ich kaufe im angeschlossenen Shop einen kleinen Bildband.
Bevor wir den Caravan vom Parkplatz holen gehen wir in einen montenegrinischen Obi. Dort ist Uwe vom Angebot begeistert und kann sich nur schwer wieder lösen. Vom Waschmaschinenersatzteil bis zum Schlüpfergummi gibt es einfach alles. Beim Einkaufscenter kaufen wir zwei grosse frische Fische, die wir am Abend grillen wollen. Ausserdem erstehen wir eine Abfalltonne mit grossen Plastiktüten. Jetzt fehlt nur noch Katzenstreu aus einem Petshop. Dann ist das Trockenklo fertig. Die Plastiktonne ist in der Grösse so bemessen, dass ich gut darauf Platz nehmen kann – das haben wir in dem Geschäft gleich ausprobiert. Montenegros Strassen nahe Albanien sind wirklich nichts für “ schwipp-schwapp-Klos”.
Nach einigen Kilometern weiterer Fahrt Richtung Süden ein Hinweisschild auf unebene Fahrbahn. Dabei haben wir diese unebene Fahrbahn bereits seit einigen Kilometern. Die bisherigen Schlaglöcher wechseln und es wird hügelig. Katzen, Esel, Hühner und Schafe sind gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer. Dass Schafe selbst auf Müllhalden Futter finden, war mir unbekannt. Die Strassen, wenn man das so bezeichnen möchte hatten keinen Mittelstreifen. Entgegenkommende Fahrzeuge schiessen um Kurven, halsbrecherisch und selbstmörderisch - Fahrstil wie in Zagreb oder Dubrovnik. Und dann kam uns ein Bus entgegen. Rechts der Abhang und links kaum Platz. Das war Zentimeterarbeit. Dieser Tagesabschnitt war für Uwe sehr anstrengend. An der Grenze die Grenzkontrolle wieder genau, ein Zöllner oder Polizist sammelte die Papiere aus den Fahrzeugen ein. Dann durfte man schrittweise bis zum Grenzhäuschen fahren. Und erst nachdem der darin sitzende Beamte sein ok gab, durfte Uwe mit dem Wohnwagen weiter auf den anschliessenden Platz fahren. Ich stand immer noch vor dem Häuschen und wartete auf die Rückgabe der Papiere.
Uwe unterhielt sich in der Zwischenzeit mit einem albanischen Grenzposten, der ihn nach einer Zigarette fragte und ihm dann mitteilte dass der See von Shkoder 20 km entfernt liegt. Ich wunderte mich,dass kurz nach der Grenze Obsthändler ihre Stände aufgebaut hatten. Frei nach Boris Becker dachte ich: sind wir schon drin oder was? Erst hinterher war klar, dass dieser Mann, mit dem sich Uwe unterhielt, die Grenzkontrolle der Albaner war. Ohne Häuschen, ohne Schlagbaum. In Albanien ein anderes Bild. Am Strassenrand sitzen Menschen, die Fische in Aquarien feilbieten. Eine Wage dazu, fertig ist ein Verkaufsstand. Wir sehen wieder die unterschiedlichen Häuser von ärmlichen Ruinen bis zu wunderschönen Bauten. Jedes Grundstück mit teilweise sehr hohen Mauern begrenzt. Es wird viel gebaut. Auf dem Balkan gehört offensichtlich zu jedem Haus eine kleine Betonmischmaschine. Und eine grosse Mülltonne. Trotzdem liegt haufenweise Müll herum, vor allem Plastik in jeder Form. In Shkoder ein Verkehr wie in Köln zur Rushhour - wir flüchten und Uwe findet wieder einen kompetenten Gesprächspartner an einer Tankstelle. Dieser erklärt uns den Weg zu einem Campingplatz. Ich bitte ihn den Ort aufzuschreiben.
Wir finden nach einer kurzen Irrfahrt ein grosses Hotel mit angeschlossenem Campingplatz. Die Begrüßung der Besatzung ist freundlich, zuvorkommend und bietet uns einen kostenfreien Stellplatz an. Damit ist klar, dass wir heute nicht grillen können. Wir stellen den Caravan ab, gehen ins Restaurant des Hotels. Alles ist pieksauber - die Toiletten glänzen und sind hochmodern ausgerüstet. Automatische Bewegungsmelder, die das Licht einschalten, wenn man den Vorraum betritt. Der Handtrockner läuft so lange wie man ihn braucht. Das Restaurant noch weihnachtlich geschmückt. An der Wand schmiedeeiserne Weinreben mit Flaschenhaltern in denen Weinflaschen dekorativ hängen. Ein grosser Swimmingpool hinter dem Gebäude. Wie es scheint sind wir die einzigen Gäste. Diesem Haus wäre eine 100%ige Auslastung zu wünschen. Das Essen im Restaurant sehr schmackhaft, reichlich und preiswert. Am Abend habe ich mir dort ein Glas trockenen Rotwein gegönnt. Und ich konnte am Abend dort an einer Steckdose auch mein Tablet anschliessen um den Tagesbericht zu schreiben und abzusenden. Die Beleuchtung des grossen Parkplatzes kommt der deutschen Beleuchtung mit Flutlicht eines Stadions gleich.
Hallo Johanna, bin zufällig auf deinen Bericht gestoßen und habe mich gefreut.
Da scheint sich in Albanien einiges geändert zu haben. Wir waren 1982 einige Tage dort.
Schon die Grenzkontrolle war ein Erlebnis von 2 Stunden. Campingplätze gab es damals noch keine. Und frei bewegen war auch nicht erlaubt. Doch was wir von dem Land gesehen haben hat uns gefallen. LG Anne