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THEMA: Anspringen durch Hunde
11 Antwort(en).
navallo
begann die Diskussion am 11.12.05 (12:37):
kommt aus verschiedensten Anlässen vor (Dominanzverhalten, Angriff, Spielangebot, Balgerei, Übermut, Dressur-Gags ... ), am häufigsten aber wohl als Begrüßungsritual.
Was kann man in letzterem Falle dagegen tun? Hier einige Varianten (wer kennt weitere?):
1. Freudenausbrüche des Hundes völlig ignorieren, das heißt stumm wegdrehen bzw. abwenden, so daß der Hund ins Leere springt, und - falls möglich - weggehen. Dabei sollte der Hund auf keinen Fall angesprochen werden. Er könnte auch das harscheste "Pfui" noch als Zuwendung fehldeuten und seine unerwünschten Kontaktversuche beibehalten. Beginnt man damit früh und halten sich alle Rudelmitglieder daran, so wird der Hund später zwar die Nähe des Ankommenden suchen, ihn jedoch nicht anspringen. Die Wiedersehensfreude findet schwanzwedelnd gedämpften Ausdruck.
2. Dem Hund entgegengehen, ihn vor dem Anspringen überschwenglich "abrubbeln", bis sich seine angestaute freudige Erregung einigermaßen abgebaut hat. Er darf dabei gar nicht erst zum Anspringen kommen. Wird das von allen konsequent eingehalten, so wird der Hund künftig seinen Freudentanz ohne anzuspringen vor dem Begrüßten absolvieren. Vorteil: Ungedämpfte Freude bleibt auf beiden Seiten erhalten.
3. Den Hund vor einer Begrüßung absitzen lassen oder ablegen (mart hatte in "Beißende Hunde" darauf hingewiesen). Das setzt voraus, daß er die hierzu erforderlichen Kommandos selbst unter emotionsgeladenen Interessenskonflikten zuverlässig beherrscht. Bei manchen Hunden kann das schwierig werden, wenn sie merken, daß Ausnahmen unter bestimmten Bedingungen möglich sind. Sie werden dann auch in anderen Situationen das Kommando Sitz oder Platz nach Gutdünken abbrechen oder ignorieren.
4. Eine Sonderform zu 3. ist, den Hund bei auftauchenden Besuchern auf seinen Liegeplatz innerhalb des Hauses zu verweisen, bis man ihn ruft. Ähnlich wie bei 3. sind hierzu aufwendigere Vorbedingungen zu erfüllen, die sicher nicht jeder aufbringen kann. Sofern es sich um hundefreundliche Besucher handelt, kann man den Hund nach einiger Zeit hinzuholen. Er ist ja neugierig und will wenigstens genauer wissen, wie die riechen. Da er aber längst weiß, daß Gäste im Hause sind, ist sein Emotionsstau schon etwas abgebaut und das Begrüßungsritual fällt weniger stürmisch aus.
5. In einigen Hundebüchern wird eine Art "Brutalski-Methode" favorisiert: man faßt den anspringenden Hund an den Vorderpfoten und tritt ihm dabei dosiert (!) auf die Hinterpfoten. Man kann vermutlich damit auch bei älteren notorischen Anspringern noch relativ schnell Erfolg haben. Das Zufügen von Schmerzen stört aber das Vertrauensverhältnis zwischen Hundeführer und Hund, was für andere Aufgaben, z. B. das Herankommen oder Apportieren, dringend benötigt wird. Insofern halte ich nichts von diesem Vorgehen.
6. Variante Leinenruck nicht immer praktikabel, weil der Hund vor dem Anspringen angeleint sein müßte.
Ein Problem haben alle Varianten gemeinsam: Hunde können sehr wohl unterscheiden, wen sie zur Begrüßung anspringen dürfen oder wen nicht. Daher müssen alle Familienmitglieder gleichermaßen konsequent reagieren. Mein Hund springt nie jemanden an - mit einer einzigen Ausnahme: meine Frau. Der Hund genießt es, von ihr beschimpft zu werden (s. Variante 1).
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mart
antwortete am 11.12.05 (14:08):
Danke, navallo, - für deinen ausgezeichneten Überblick!
Habe ich ausgedruckt - für meinen Mann. Sein Verhalten gehört wie das deiner Frau zur Variante 1 - er wundert sich schon, er ist auch auf mich und meine Tochter eifersüchtig, - aber bis jetzt ließ er sich nicht belehren.
Vielleicht glaubt er nun dir. :-))
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hugo1
antwortete am 11.12.05 (17:58):
hallo mart,, freu,,wie hoch springt Dein Mann normalerweise ? ob da Belehrung ohne "Belohnung" hilft ? *g*
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dutchweepee
antwortete am 11.12.05 (23:12):
danke NAVALLO! ...so kann ich ich ihm vielleicht wirklich seinen enthusiasmus besuchern gegenüber abgewöhnen.
p.s.: ...übrigens seit ich wieder single bin, stelle ich fest, daß mein hund eine affinität zu frauen auf der strasse entwickelt. sucht der ein "weibchen" für mich?
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schorsch
antwortete am 12.12.05 (11:03):
Ich hatte selber schon Hunde, bin mit einem in die Hundeschule gegangen, dort sogar bei Prüfungen den "Bösen Mann" gespielt mit Pistole und dickem Schutzanzug.
Leider ist man sich sogar bei den Experten nicht einig, wie man sich gegenüber anspringenden oder bösartigen Hunden zu verhalten habe; der eine Experte sagt dies, der andere das.
Hier noch ein Müsterchen wie Prüfungsexperten taxieren: Ein Kriterium für Bewachungshunde ist, einen seinem Meister gehörenden Gegenstand neben den liegenden Hund zu legen, dann der Befehl "Bewachen", und dann weggehen vom Hund. Der Experte versucht nun dem Hund den Gegenstand weg zu nehmen. Die meisten Hunde knurren und bellen, machen gar Scheinangriffe. Einer aber machte eine Ausnahme: Er nahm die Mappe, die der Meister hingelegt hatte zwischen die Zähne und suchte seinen Meister, dem er die Mappe vor die Füsse legte, eifrig mit dem Schwanz wedelnd. Dieser Hund wurde disqualifiziert. Nun stelle man sich mal vor, dass man einem Kind den Auftrag gegeben hätte, diese Mappe zu bewachen. Hätte das Kind genau so reagiert wie der Hund, hätte man es seiner Intelligenz und Fantasie wegen belobigt!
Fazit: Der Hund ist ein guter Hund, wenn er zum Kadavergehorsam dressiert werden kann!
Aber mal ehrlich: Werden Soldaten nicht genau so dressiert?
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navallo
antwortete am 13.12.05 (18:52):
Hallo schorsch, Danke für Dein Beispiel. Es unterstreicht, wie irre diese starren Prüfungsbestimmungen sind. Ich hatte in "Absurdes in der Hundeausbildung" auf ähnliches hingewiesen. Meine Unzufriedenheit führte dazu, daß ich mich vor 2 Jahren gänzlich aus dem Hundesport (Vorsitz in Verein) verabschiedet habe, nachdem ich Jahrzehnte diesen Quatsch mitgemacht hatte. Für diejenigen, die überhaupt erst anfangen oder einen Problemhund haben, bleibt trotzdem die vorübergehende Mitgliedschaft in einem Verein oder der Besuch einer Hundeschule empfehlenswert. Es muß ja nicht jeder eine Prüfungsurkunde erhalten.
Für viele Funktionäre scheint der von dir erwähnte Kadavergehorsam das Non-plus-ultra der Hundehaltung zu sein. Dabei versuchen sie, sich gegenseitig permanent zu übertreffen. Der Hund ist dabei nur Mittel zum Zweck, seine Bedürfnisse werden ignoriert.
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navallo
antwortete am 14.12.05 (18:28):
@dutchweepee Du mußt halt sehen, welche Variante Dein Hund am ehesten akzeptiert. Kombinationen sind möglich. Patentrezepte, die für jeden Hund & Besitzer zutreffen, gibt es nicht. Oben unerwähnt blieben noch Ablenkungsvarianten, mit denen der Hund von seiner ursprünglichen Absicht Anspringen natürlich ebenfalls abgebracht werden kann. Das könnte mit seitlich geworfenem Leckerli oder einem von ihm bevorzugten Spielzeug möglich werden. Hat aber seine Tücken – schon weil beides nicht immer parat ist, aber auch, weil das Ergebnis fraglich ist. Die Schreck- und Straf-Varianten habe ich bewußt vernachlässigt.
Ich habe jederzeit – also nicht nur, wenn wir rausgehen - Leckerli in einer kleinen Blechschachtel (etwas mehr als doppeltes Streichholzschachtelformat) in der Hosentasche. Günstig sind Kaustreifen, die ich auf 3 cm zurechtschneide. So reichen sie länger und der Hund wird nicht fett. Wenn sie Pansen enthalten oder etwas stinken, werden sie besonders gern genommen. Da mein Hund beispielsweise immer, wenn er auf Zuruf kommt, auch mit seinem Leckerli rechnen kann, habe ich auch keine Probleme, ihn heran- oder abrufen zu können. Wenn ich ihn allerdings irgendwo längere Zeit ablege, wird er nicht dafür belohnt, weil mit der Erwartung auf Leckerli seine innere Spannung zu sehr ansteigt und er vielleicht deshalb nicht liegen bleibt.
Wenn Dein Hund sich zu fremden Damen besonders hingezogen fühlt, spielen freundliche Erinnerungen im Zusammenhang mit dem Geruch (Kosmetik, Körpergeruch, Futter, Streicheleinheiten ...) eine Rolle. Mädels riechen nun mal wirklich anders als Kerle und machen dem Hund weniger bange. Und Dir wird er auf diese Weise ja auch Anbandelungsgelegenheiten verschaffen, was Dir vermutlich nicht unwillkommen sein wird. An den Reaktionen (der Damen oder des Hundes?) kannst Du vielleicht sogar erkennen, wer nun überhaupt nicht zu Dir passen würde.
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dutchweepee
antwortete am 15.12.05 (12:06):
@navallo *LACH* ...vielleicht sollte ich meine nächste partnerin wirklich durch "jazz" auswählen lassen. mein "riecher" war ja bislang nicht so gut.
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übrigens hat eine woche konsequentes abstrafen beim anspringen schon erfolge gezeigt. gestern wollte er es wieder machen, besann sich auf halbem weg und blieb schwanzwedelnd vor mir sitzen (wofür er natürlich sofort ein leckerlie bekam).
ich bin überzeugt, daß ein normler hund es prinzipiell seinem "maaster" recht machen möchte, es aber kommunikationsprobleme gibt, weil er nicht versteht WAS ZUR HÖLLE wir grad von ihm wollen.
da helfen nur geduld, liebe und präzise kommandos.
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dutchweepee
antwortete am 17.12.05 (19:30):
@NAVALLO (oder jeder andere, der mir helfen kann)
das nächste problem auf dem weg zum "perfekten hund" ist folgendes:
führe ich "jazz" an der leine auf bekanntem weg zum strand, oder auf die wiese, läuft er perfekt rechts von mir mit leicht gestraffter oder durchhängender leine.
nehme ich ihn jedoch mit zum einkaufen, oder es sind besucher dabei, zieht er wie ein schlittenhund. ich habe es wirklich oft versucht und hatte hinterher schweren muskelkater und gelenkschmerzen, da ein 40 kilo ridgeback eine enorme dauerzugkraft entwickelt.
gibt es dagegen auch ein mittel? ...vielleicht von ratiopharm?
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navallo
antwortete am 21.12.05 (18:02):
Korrekte Leinenführigkeit ist mit das Schwierigste, was ein Hund lernen muß. Sie erfordert lange Zeit geduldiges Üben, besonders wenn der Hund schon über das Welpenalter hinaus ist und zu den temperamentvolleren Rassen gehört. Es kann durchaus 2 Jahre dauern. Der vielfach empfohlene Ruck an der Leine führt oft nur zu einem empfindunglosen Hund, dem das kalt am A... vorbei geht, d. h. er zieht trotzdem. Deshalb Leinenruck sehr selten einsetzen! Ähnliches gilt für Stachelhalsbänder, auch wenn abgestumpft, und sog. Würger (=eine Art Henkerschlinge an Stelle eines Halsbandes). Die sogenannten Flexi-Leinen (abrollbare verlängerte Leine) sind hinsichtlich Leinenführigkeit absolut kontraproduktiv, weil der Hund dann überhaupt nicht mehr weiß, ob er nun angeleint ziehen darf oder nicht. Ziehen sollte er eigentlich nur dürfen, wenn er ein Geschirr (Suche, Schlitten, Fahrrad ...) trägt, nie aber am Halsband.
Aus meiner Sicht die günstigste Variante: Wenn Dein Hund bereits in reizloser Umgebung einigermaßen gut an der Leine läuft, solltest Du das dadurch stützen, daß Du ihm auf der Führungsseite ein Leckerli (siehe oben, anknabbern lassen aber nicht gleich hingeben) oder ein von ihm bevorzugtes Spielzeug vor die Nase hältst, wobei der Hund immer wieder bestätigende Erfolgserlebnisse braucht. Es wird ihm sonst schnell langweilig. Du mußt rauskriegen, ob er er mehr durch Spielzeug oder durch Leckeli zu motivieren ist. Je mehr Leckerli in Deiner Hand versteckt bleiben, umso gieriger wird er auf ihrer Höhe bleiben; er riecht die Menge. Pellets sind als Leckerli ungeeignet und verlieren schnell an Reiz. Außer den oben erwähnten Kaustreifen benutze ich auch Käsestückchen oder zurecht geschnittene Wiener Würstchen. Das gilt besonders in den Situationen, wo es drauf ankommt, daß er folgt. Anfangs häufig belohnen und allmählich damit etwas nachlassen, aber nie ganz. Loben nicht vergessen. Später in stärker frequentierte Umgebungen mitnehmen (Kaufhaus, Bahn, Innenstadt ...). Mit dieser Variante erreicht man auch letzlich Freifolge, d. h. korrektes Bei-Fuß-Gehen ohne Leine. Beim Losmarschiern nicht das entsprechende Kommando "Fuß" (oder ein beliebiges anderes) vergessen. Beim jedem Hinreichen eines Leckerlis oder Spielzeugs Kommando wiederholen.
Außrdem gibt es auch hier wieder technische Varianten, die z. T. auf Strafen hinauslaufen. Die harmlosesten sind noch jene, bei denen über ein Funkgerät der Hund mit ihm unangenehm riechenden Flüssigkeiten bespritzt werden kann. Nicht empfehlenswert.
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Claude
antwortete am 21.12.05 (20:00):
dutchweepee schrieb, gibt es dagegen auch ein mittel?
ja Old Genever mindestens vier Jahre alt :-)) Gruß Claude
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navallo
antwortete am 22.12.05 (11:19):
Gegen Leinenzerren hilft auch, immer wieder so lange stehen zu bleiben, bis der Zug von der Leine genommen ist. Der Hund merkt nach einiger Zeit, daß genau das, was er gierig anstrebt, von ihm selbst durch Leinenzerren vereitelt wird. Er darf also nicht mit seinem Verhalten zu einem Erfolg kommen. Das Verfahren kostet zwar Langmut, ist aber recht wirksam. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, ihn gelegentlich dabei ablegen oder absitzen zu lassen. Das nimmt ihm etwas die innere Spannung.
Eine weitere Möglichkeit ergibt sich mit speziellen, im Heimtierbedarf erhältlichen Halterungen und Geschirren – z. B. „Halti“ (google mal danach). Am günstigsten sind die, wo die Nasenspitze des Hundes gegen seine Brust gezogen wird, sobald er zieht. Am wenigsten geeignet sind Geschirre, bei denen zwei Schnüre unter den Achselhöhlen einschneiden. Nachteil ist, daß der Hund sehr wohl merkt, wenn er derartige Geräte auf hat. Er zieht erfahrungsgemäß häufig wieder, sobald das Ding ihn nicht mehr stört. Außerdem ist die Eingewöhnungszeit etwas quälend. Zu Beginn der Antizerr-Ausbildung kann ein Halti durchaus nützlich sein. Auf die Dauer wird ständiges Mitführen eines Haltis lästig.
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