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THEMA:   Bevormundung durch Kinder !

 11 Antwort(en).

Arno_Gebauer begann die Diskussion am 25.09.06 (14:56) :

Hallo, Forumsbeteiligte,

auf einer Geburtstagsfeier war auch eine 54 jährige Frau
mit ihrer über achzig Jahre alten hilfsbedürftigen Mutter.
Immer wenn die Mutter etwas erzählen wollte, fuhr ihre
Tochter ihr über den Mund:
„Mutter, das interessiert doch nicht!“
Danach war es am Kaffeetisch stets für ein paar Sekunden
ruhig.

Hätte man die Tochter vor versammelter Geburtstags-
gesellschaft auf ihr unverschämtes Verhalten hinweisen
sollen?

Viele Grüße
Arno Gebauer


 baerbel1 antwortete am 25.09.06 (18:32):

Also ICH wäre dann in diesem Fall einfach der Tochter über den Mund gefahren mit der Bemerkung: Also, MICH interessiert das, was Sie/Du sagen möchte - erzähl doch mal! Und hätte die Mutter zum Erzählen aufgefordert.
Wer dann die Blamierte wäre, ist wohl ziemlich klar,
meint Bärbel (die auch eine alte Mutter mit 92 Jahren hat).


 wanda antwortete am 26.09.06 (07:29):

man kann das ja so geschickt machen, dass nicht gleich die Geburtstagsfeier Schaden nimmt. Ich hätte die Tochter nicht unterbrochen, mich aber dann der Mutter zugewandt, evtl. hätte es dann keine Blamierten gegeben.


 Tabaiba antwortete am 26.09.06 (08:39):

Meine Mutter ist mit 86 Jahren gestorben und auch meine Schwiegermutter war über 80 als sie starb. Sicher haben wir uns die gleichen Geschichten des öfteren angehört, aber es wäre mir nie in den Sinn gekommen Mutter oder Schwiegermutter über den Mund zu fahren. Ich denke schon diese Dame hätte eine Lektion verdient.

Wie Wanda schon schreibt, hätte man es ja so diplomatisch anfangen können, dass die Stimung nicht getrübt wurde, obwohl es mich bestimmt in den Fingern gejuckt hätte, die Tochter in ihre Schranken zu verweisen, was aber den Ablauf der Feier gestört hätte.


 schorsch antwortete am 26.09.06 (10:48):

Wir waren froh, als unsere Mutter mit 98 Jahren sich noch hin und wieder zu Worte meldete. Niemandem wäre es eingefallen, ihr über den Mund zu fahren. Im Gegenteil: Wenn sie wieder mal den Mund zum Reden öffnete, wurde es still ringsum....

...und heute komme ich hin und wieder in Situationen wo ich mir denke: schade, dass du Mutter das nie gefragt hast.


 Karin antwortete am 27.09.06 (10:21):

Jede Geschichte hat zwei Seiten.
Es gibt Mütter die ihre Töchter nie geliebt haben, immer abgelehnt haben. Irgendwann kommt nun die Mutter in ein Alter wo sie ihr Leben nicht mehr ganz im Griff hat. Dann kommt die „ungeliebte Tochter“ und übernimmt die Kontrolle für immer mehr Lebensbereiche der Mutter. Die Tochter hat aber auch ein Anrecht auf ein Leben in Würde. Vielleicht ist das eine Schutzmaßnahme der Tochter um nicht ständig negativ in den Mittelpunkt gestellt zu werden.
Bei uns kann es auch mal vorkommen, dass meine Mutter mich schlagen will wenn ich in ihr Leben eingreifen muss, weil sie z.B. Tabletten einnimmt die sie nicht darf.

Karin


 Gudrun_D antwortete am 27.09.06 (12:28):

Wenn man sich einer alten Mutter gegenüber so verhält,wie man im hohen Alter selber gerne respektiert werden möchte,ist eigentlich alles ganz einfach!


 Tabaiba antwortete am 27.09.06 (12:30):

Karin ich kann Deinen Standpunkt verstehen, auch das Verhältnis zu meiner Mutter war nicht immer ungetrübt, aber der Respekt hätte es mir verboten, ihr über den Mund zu fahren. Du schreibst, dass Deine Mutter nach Dir schlägt, wenn Du eingreifst, weil sie die falschen Tabletten nehmen will. Kann es sein Karin, dass Deine Mutter Dement ist? Das sind m. E. die typschen Verhaltensweisen dementer Menschen, die ihr Leben nicht mehr unter Kontrolle haben und somit zwangsläufig fremdbestimmt sind. Habe das in meiner eigenen Familie mehrfach erlebt und weiß, dass man da die Geduld verlieren kann, aber bei der alten Dame, um die es in dieser Diskussion geht, war nicht die Rede von Demenz und selbst wenn, sollte man als gesunder Mensch, dieses Verhalten nicht überbewerten. Man weiß nie, wieviel Demenzkranke noch von ihrer Umgebung mitbekommen, auch die fühlen und denken, nur anders.


 Karin antwortete am 27.09.06 (16:11):

Wahrscheinlich liegt eine Erkrankung vor. Es gibt noch andere Anzeichen die dafür sprechen. Mein Vater hat mir aber untersagt mit dem Arzt zu sprechen. Alle ihre negativen Eigenschaften, die sie Jahrelang unterdrücken konnte, sind jetzt mit doppelter Stärke hervorgebrochen. Wir wissen, dass sie noch alles mitbekommt, aber das kann nicht heißen, dass wir ihr alles durchgehen lassen können. Ich bin (leider) ausgerastet als ich sah wie viele Schmerzmittel sie nahm.
3 X 1 IBU 400 1A Pharma für den Rücken
3 X 1 Aktren sprezial (Ibu 400) für die Knie
bei Bedarf noch Declofenac
Alles an einem Tag
Ihre liebsten Tabletten sind „ihre Herztabletten“ (Herz ASS 100)
Es war ein Kampf über Wochen sie dazu zu bewegen diese Tab. rechtzeitig vor einer OP abzusetzen. Sie ist so Willenstark das sie zu Terminen, z.B. OP, auch mal zu spät kommt. Es gibt kein entgegenkommen ihrerseits, alles endet im Kampf. Bei einer Demenzberatungsstelle für Angehörige sagte man mir das ich lernen muss mit der Situation umzugehen, damit ich nicht als Wrack untergehe.


Karin


 mart antwortete am 27.09.06 (16:38):

Karin,
Warum läßt du dir von deinem Vater verbieten mit dem Arzt zu sprechen. Es betrifft vor allem dein Leben - oder beteiligt sich dein Vater ähnlich intensiv wie du an der Betreuung?

Genauere Informationen über die Art der Erkrankung, wenn denn jemals eine genauere Abgrenzung zwischen Altersdemenz und Alzheimer gemacht worden ist, kann zwar nicht sehr viel ändern aber du wüßtest, worauf du dich in Zukunft einstellen mußt. Dann kannst du für dich Grenzen setzen, wie weit du dein Leben das dem deiner Eltern hintanstellen möchtest.

Niemand, auch nicht deine Mutter hat etwas davon, wenn du dich seelisch/körperlich ruinierst. Du solltest dich auch nicht in ein schlechtes Gewissen hineinreden, wenn es dir unmöglich ist, deine Mutter so zu lieben, wie m a n meint, eine Mutter lieben zu müssen.
Du solltest auch zu deinen Gefühlen der Ablehnung ihres Verhaltens stehen, diese Gefühle sind durchaus normal. Du mußt dich freimachen aus der Vereinnahmung, du mußt eine gute Tochter sein - ich denke dein Denken geht in diese Richtung. Du mußt deine Mutter als kranken Menschen sehen und lernen ihn so zu akzeptieren.

Das Eingeständnis, daß die Betreuung immer oder zeitweise über deine Kräfte geht, ist keine Schande. Es ist auch kein Zeichen von mangelnder Elternliebe. Selbst, wenn das Mutter/Tochterverhältnis früher konfliktfrei gewesen wäre, kann die alleinige Betreuung und Pflege der Dementkranken zur totalen Überforderung führen.

Schau einmal in den untenstehenden Link und versuche die einzelnen Seiten aufzurufen; es gibt auch zu diesem Thema auch Buchempfehlungen.
Alles Gute

Internet-Tipp: https://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/20/0,1872,2256660,00.html


 Karin antwortete am 27.09.06 (18:53):

Mein Vater muss mit Muttern zusammen leben und möchte vielleicht deshalb die Krankheit nicht stoppen. Aus seiner Sicht betreibt er Sterbehilfe.
Da Mama Willenstark, Dominant, Eigensinnig, Egoistisch, Aggressiv ist haben wir Angst vor ihrer Reaktion wenn sie erfährt wer sie beim Arzt angeschwärzt hat. Wie ihre Krankheit heißt ist dabei vollkommen nebensächlich. Es läuft auf das Selbe hinaus. In der Beratung sagte man mir, dass es Medikamente zur Beruhigung Dementer gebe, ich bin kein Gegner dieser Medikamente, aber ich Denke es ist noch zu früh. Alles was du über Gefühle geschrieben hast Mart, weiß ich, aber ich bin ein Mensch und kein Computer den man umprogrammieren kann.

Karin


 mart antwortete am 28.09.06 (08:08):

Karin,
So wie du es beschreibst, kommst du mit dem Verhalten deiner Mutter nicht zurecht und entwickelst Agressionen.
Warum meinst du, daß ein Gespräch mit dem behandelnden Arzt ein "Anschwärzen" sei?- ich denke mir, das sollte das Normalste der Welt sein. Klarerweise ist der Name ihrer Erkrankung nicht wichtig, sondern nur, wie die Symptome dieser Erkrankung am besten behandelt werden können,- eine Heilung gibt es nicht, wie du sicher weißt.

Wenn du meinst, du hast den optimalen Weg im Umgang mit deiner Mutter und deinem Vater gefunden, dann bleib dabei - wenn du erkennst, für dich führt der Weg an die Grenzen deiner psychischen Belastbarkeit, dann kannst du etwas ändern oder nichts ändern.
Im letzeren Fall wirst du dich selbst seelisch und körperlich und nebenbei auch deine Mutter ruinieren, - gerade weil du kein gefühlloser Computer bist.

Du hast es allein in der Hand, wie es weitergehen soll.