Zur Seniorentreff Homepage

Neues ChatPartnersuche (Parship)FreundeLesenReisen LebensbereicheHilfe



Archivübersicht | Impressum

THEMA:   Tabu?

 116 Antwort(en).

mart begann die Diskussion am 15.09.06 (04:08) :

Ca. 1,8 Millionen Menschen leiden derzeit in Deutschland an Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
Ca. 4,3 Millionen Menschen sind in Deutschland alkoholkrank, „davon sind ca. 2,5 Millionen behandlungsbedürftige Alkoholkranke,
1,6 Millionen Menschen sind alkoholabhängig,

weitere 3,2 Millionen sind "trockene" Alkoholiker
5-/ -7 Millionen sind "Mitbetroffene", z.B. Familienangehörige, die mit einem alkoholkranken Menschen zusammenleben.“
Weitere ca. 5 Millionen konsumieren Alkohol in riskanter (suchtgefährdeter) Weise
Quelle: https://www.krebsgesellschaft.de/alkohol_wertrinktwas,1060.html

So wie bei Vorsorgeuntersuchungen die Risken für die Volkskrankheit „Nr.1“, Herz/Kreislauf erhoben werden, sollte es auch möglich sein über die Risken für die wirkliche Volkskrankheit „Alkoholismus“ zu sprechen.
Es wird wahrscheinlich nicht auf heftigsten Widerspruch und Abwehr stoßen, wenn jemandem gesagt wird, mit diesen LDL/HDL-Cholesterinverhältnis, diesem BI und dieser sitzenden Lebeweise besteht ein sehr gr. Erkrankungsrisiko für das Herz/Kreislaufsystem. Und so sollte es möglich sein, auf ein riskantes Verhalten für die Alkoholerkrankung hinzuweisen.
Auf https://web4health.info/de/answers/add-alcohol-when.htm kann man sich bei Interesse ja darüber informieren.

Oder mit Hilfe des Cage-Tests:
Quelle: https://www.mdr.de/hauptsache-gesund/2272076-hintergrund-2269232.html

Sind Sie alkoholgefährdet?

Vier Fragen:

1. Hatten Sie schon das Gefühl, dass Sie Ihren Alkoholkonsum reduzieren sollten?

2. Hat es Sie auch schon aufgeregt, wenn andere Leute Ihr Trinkverhalten kritisieren?

3. Hatten Sie wegen Ihres Alkoholkonsums auch schon Gewissensbisse?

4. Haben Sie morgens nach dem Erwachen auch schon als erstes Alkohol getrunken, um Ihre Nerven zu beruhigen oder den Kater loszuwerden?

Resultat
Mindestens zwei positive Antworten bezeugen das wahrscheinliche Vorhandensein von Problemen, die im Zusammenhang mit übermäßigem Alkoholkonsum stehen.

Die Wahrscheinlichkeit eines Alkoholmissbrauchs beträgt:
62 Prozent bei einer positiven Antwort und
89 Prozent bei 2 positiven Antworten.
Bei drei und vier positiven Antworten beträgt die Wahrscheinlichkeit 99 Prozent.



Es sollte also meiner Meinung nach möglich sein darüber zu sprechen, ist es aber nicht.
Warum wohl?
Nun die Alkoholabhängigkeit ist eine Tabuerkrankung, Tabus schützen ein Thema vor dem Diskurs in einer Gruppe oder in der Gesellschaft.
Ich denke, daß sich die meisten unter einem alkoholkranken Menschen jene armseligen Gestalten vorstellen, die unter der Brücke und mit der Schnapsflasche in der Hand vor sich hinlallen oder den früher sehr beliebten Schauspieler, der nun weiße Mäuse sehend im Pflegeheim den Tod erwartet. Ein Alkoholiker ist derjenige, wo die Polizei regelmäßig zukehrt, weil er die Familie verprügelt und das Mobiliar zerschlägt.
Das ist eine Verzerrung der tatsächlichen Gegebenheiten und beschreibt den Endzustand dieser Erkrankung. Dieses Bild behindert auch einen offenen Umgang mit dieser Problematik, sowohl von den Betroffenen, als auch von den Angehörigen, den Freunden und Bekannten und der gesamten Gesellschaft. Es wird auch m.M .nach eine der Hauptursachen für dieses „Darüber redet man nicht oder nur hinter vorgehaltener Hand“ sein.
Die allermeisten der über 4 Mill. Alkoholiker leben nicht auf der Straße, sondern sind Menschen wie du und ich, die sich sogar sehr lange der besonderen Wertschätzung bei ihren Mitmenschen erfreuen, da sie oft besonders nett, besonders umgänglich, einfach Stimmungskanonen sind und bei diversen Festen und Zusammentreffen als besonderer Gewinn angesehen werden.

(Ich weiß, daß ich hier eine gr. Gruppe anderer Alkoholkranker auslasse, z.B. diejenigen, die erst im Alter mit dem Mißbrauch anfangen.)


 dutchweepee antwortete am 15.09.06 (04:16):

ja und was soll ich jetzt machen?


 mart antwortete am 15.09.06 (04:41):

Das weiß ich nicht, das mußt du und nur du allein wissen und nicht nur wissen, sondern auch die Konsequenzen ziehen.


 mart antwortete am 15.09.06 (04:41):

Nach einer üblichen Einteilung des Krankheitsverlaufs wird in den beiden ersten Phasen, die oft jahrelang bis jahrzehntelang dauern, vom weiteren Umfeld und sehr oft auch vom näheren Umfeld wenig bemerkt. Da der Alkoholkranke in der Anfangsphase meist nicht offen betrunken ist, erscheint sein Trinken weder ihm noch seiner Umgebung verdächtig und wenn er betrunken ist, läuft das meist unter dem Titel „besonders lustiger Abend“. Allerdings wird ihm selbst in der zweiten Phase immer stärker bewusst, daß er anders trinkt als andere, „…Er denkt dauernd an Alkohol. Wegen der verstärkten Abhängigkeit tritt das „gierige Trinken“ auf, das Herunterkippen des oder der ersten Gläser. Der Alkoholiker spürt, dass etwas nicht stimmt und entwickelt Schuldgefühle und Scham wegen seiner Trinkart. Er vermeidet Anspielungen auf Alkohol und Trinkverhalten in Gesprächen…“
Wehe aber, die dritte Phase wird erreicht, da wenden sich die Freunde mit Grauen ab und die vierte Phase, die chronische Phase, wo der alkoholkranke Mensch ethisch total abbaut und die Rauschzustände immer länger werden, endet mit der Zerstörung. https://de.wikipedia.org/wiki/Alkoholismus

So und nun zur Rolle des Co-alkoholikers, des Co-abhängigen, also meiner Rolle.
Kurz zusammengefasst: Ich verschloß meine Augen vor dem Offensichtlichen, ließ mich wiederholt beruhigen, einschläfern, es gibt ja diese langen alkoholfreien Phasen, übernahm überreich Verantwortung, damit „Familie“ funktionierte, damit kein Streit entsteht, damit friedliche Stimmung herrscht, beschönigte vor ihm, vor mir die Situation, verschleierte -- ja Decke drüber. .
Also dreht sich in der Familie letztlich alles nur mehr um ihn, um seine Bedürfnisse, um seine Stimmungen und Stimmungsschwankungen – ein Paradies also für einen Alkoholiker, womit sich aber auch jede Notwendigkeit seinerseits erübrigte sich zu ändern. Eine Änderung kommt nur dann zustande, wenn jemand mit dem schädlichen Konsequenzen seines Trinkverhaltens konfrontiert wird. Auf diese Weise verlängert und unterstützt der Co-alkoholiker die Alkoholsucht und ruiniert sich selbst dabei. Dieses zu erkennen, ist offensichtlich fast ebenso schwer wie die Erkenntnis, daß eine eigene Abhängigkeit besteht.
EineBeschreibung, die mir gut gefällt und die jedenfalls auf mich zutrifft, ist:
„Co-Abhängigkeit ist eine Beziehungsstörung in dem Sinne, dass wir uns in schädlicher und ungesunder Weise von anderen Menschen abhängig machen. Wir neigen dazu, andere Menschen (Partner, Eltern, Kinder, Freunde, usw.) als einzige Quelle unserer Identität, unseres Wertes und unseres Wohlbefindens zu benutzen.“
„Er macht sich das Alkoholproblem des Alkoholikers zu seinem Problem.
Er gibt sein Leben für die Bedürfnisse des Alkoholikers selbst auf, entwickelt ein starkes Helfersydrom und hat auch meist Schuldgefühle sich selbst gegenüber, weil er sich nicht in der Lage sieht, dem Alkoholiker zu helfen.“
Daß damit natürlich Tür und Angel für Manipulierbarkeit geöffnet wird, -(übrigens, einige Bemerkungen in der KK kommen mir wie derartige Manipulations-Versuche vor), sollte klar sein.

Nun, was kann ich tun?
Den gesunden Egoismus pflegen und den Partner „in Liebe fallen lassen“, ihn nicht vor den Konsequenzen des Trinkens „beschützen“. Vielleicht bewegt ihn das, anzuerkennen, in welcher Situation er ist – nur er kann etwas ändern – hoffentlich rechtzeitig, und nicht erst dann, wenn er wirklich und endgültig in der Sch…e sitzt.


 mart antwortete am 15.09.06 (04:48):

Was kann ich tun?
Also sehr wenig, aber auch sehr viel. Wenig für ihn, aber viel für mich.

Wer nun einen der üblichen Berichte über Zustände in einem Trinkerhaushalt erwartet hat, muß ich enttäuschen.
Die wenigsten würden etwas merken; einfach endlich wieder ein Ort so wie die Kneipe, wo man zu feiern weiß und wo man sich ruhig von des Tages Anstrengungen niederlassen kann.

Habe ich mir nun meinen Absacker verdient? Ich denke ja - und ich werde ihn genießen.

Ach wie gerne würde ein Alkoholiker seine Getränke genießen, aber leider er kann es nicht mehr - aus dem Lusttrinker wird allmählich und fast unmerkbar ein Frusttrinker.


 Medea. antwortete am 15.09.06 (08:19):

Danke Mart für diesen offenen schonungslosen Bericht. Aus eigenem Erleben kann ich bestätigen, was Du schreibst. Vor ca. 25 Jahren war ich in Bonn mit einem bekannten Journalisten liiert, seine Alkoholabhängigkeit habe ich lange nicht erkannt und äußerst geschickt wußte er das auch zu verbergen. Er war ein äußerst liebenswerter, kluger, humorvoller und rücksichtsvoller Partner und ein beliebter Kollege. Was mich stutzig machte und langsam aufzuregen begann war, daß auf den täglichen Pressekonferenzen in der Redaktion bereits um elf Uhr morgens der Cognac auf den Tisch kam, der sogenannte "Elf-Ührche". Zum Mittagessen wurde ein Halber bestellt, abends saßen wir gemütlich bei einer Flasche Wein zusammen aus der auch schnell mal zwei Flaschen wurden. Einen guten Tropfen habe ich noch nie verachtet und die Abende waren ja immer wunderbar, charmant plauderte er, berichtete von seinem interessanten Tagesablauf, die Journaille ist ja immer bestens über alles informiert und ich genoß die Stunden mit ihm.
Irgendwann kam ich dahinter, daß er erst einmal in einer kleine Kneipe einkehrte, bevor er nach Hause kam - ich begann nachdenklich zu werden und suchte das Gespräch mit ihm über sein Trinkverhalten. Mit seinem üblichen Charme räumte er ein, vielleicht dann und wann ein wenig zu viel zu trinken, aber es gäbe ja immer einen Grund, Streß sei in seinem Beruf unvermeidlich, aber wenn ich besorgt sei, könne er jederzeit den Alkohol reduzieren, das sei doch gar keine Frage. Wäre mir schon lieber, sagte ich.
Eine Zeitlang hatte ich auch diesen Eindruck und war beruhigt, bis eines Tages unsere Hilfe hinter seinen Bücherregalen diese vielen kleinen "Flachmänner" fand .....
Zerknirschung, Reue, Versprechungen, die ganze Skala rauf und runter, ich drohte mit Weggehen, er gelobte Besserung.


 Medea. antwortete am 15.09.06 (08:34):

Ich war aufgewacht und das Thema ließ mich nicht mehr los und ich begann, mich über Alkoholismus zu informieren. Ich war bereit, mit ihm in eine entsprechende Gruppe zu gehen, Das fand er dann doch übertrieben. Unsere schöne Beziehung hatte den ersten Riß bekommen. Mir war sehr schnell klar, daß ich mein Leben nicht mit einem alkoholabhängigen Menschen verbringen wollte, meine mehrfachen Vorstöße in Richtung Hilfe von außen lehnte er entrüstet ab. Er hätte sich immer und jederzeit im Griff.
Das Ende der Beziehung war dann sehr dramatisch, darauf möchte ich hier nicht eingehen. Meine Liebe zu ihm starb Stück für Stück jeden Abend ein wenig, einen nach Alkohol 'duftenden' Mund konnte ich einfach nicht mehr küssen und seine Umarmungen wurden mir zuwider.
Aber ich bin froh und dankbar, an mich gedacht zu haben und damit auch an einen rechtzeitigen Absprung.
Ich bin nach wie vor keine Verächterin guten Weines und genieße ihn, wenn er aufgetischt wird. Habe auch kein Problem damit, ihn genußvoll zu trinken. Aber ich weiß um die fatalen Abhängigkeiten, in die Menschen durch den Alkohol geraten können.


 Gudrun_D antwortete am 15.09.06 (08:48):

Danke meinem Schicksal-nur beruflich- mit Alkoholkranken
in Berührung gekommen zu sein!

Mart und Medea
Eure schonungslosen Erlebnisberichte haben mich sehr nachdenklich gemacht!

Mart,es tut mir leid,Dich so "angegangen" zu sein!
Bitte entschuldige!
Kannte ich den Hintergrund doch nicht und sah nur
die "Absackervermieserin" in Dir.

Werde in Zukunft "hellhöriger" lesen!

Medea

eine grosse Liebe so teil-weise sterben zu erleben,muss sehr weh tun.


 Arno_Gebauer antwortete am 15.09.06 (09:01):

Hallo, Forumsbeteiligte,

"Gefahr erkannt, Gefahr gebannt" heißt ein Spruch.
Beim Rauchen und Alkoholismus gilt dieser Spruch nicht.
Da ist der Staat gefordert. Diese Konsumprodukte müssen
schnellstens auf oder über das schwedische Niveau
gehoben werden. Die Folgekosten beider Krankheiten sind
ein Vielfaches von dem, was im Medizinbereich daran
verdient wird.

Viele Grüße
Arno Gebauer


 Lara antwortete am 15.09.06 (09:05):

Hallo mart,
in solchen Momenten wünschte ich mir ich könnte so gut schreiben wie ich sprechen kann. Ich versuche es jetzt einfach.

Seit Tagen läßt mich dieses Thema nicht mehr los. Für mich ist Alkoholismus kein Tabuthema mehr. Als in unserer Familie dieses Thema offensichtlich war, fiel für mich meine kleine Welt zusammen. Es hat auch bei mir lange gedauert bis ich merkte dass das Trinkverhalten meines Partners nicht in Ordnung war.
Auch ich war und bin es auch noch heute Co-Abhängig.
Was ich viele Jahre praktiziert habe, kann ich nicht so schnell ablegen. Alkoholismus ist eineFamilienkrankheit bei der jedes Familienmitglied seine eigenen Wunden bekommt, und jeder geht damit anders um. Der Alkoholkranke versteht es einem noch Schuldgefühle an seinem Trinkverhalten zu geben. Dann kommt noch dazu dass ich nicht wollte dass die Kinder etwas merkten. Aber auch da habe ich mir etwas vorgemacht, sie hatten schon lange gemerkt dass der Alkohol unsere Familie reagierte.
Liebe mart es liegt schon so viele Jahre bei mir zurück und doch bin ich ziemlich aufgewühlt durch dieses Thema.

Aber ich glaube nicht dass Alkoholismus heute noch ein Tabuthema ist. Ich bin jahrelang in Selbsthilfegruppen gegangen und habe dadurch viele Betroffene kennen gelernt.Meine Heimatstadt ist nicht sehr groß, aber ein Alkoholkranker könnte heute jeden Tag eine andere Gruppe aufsuchen.
Ein Tabuthema ist es nach meiner Meinung nur dann, wenn der Betroffene und seine Angehörigen nicht Hilfe in Anspruch nehmen.
Was mich allerdings heute noch immer ärgert ist dem Betroffenen wird alle Hilfe zuteil, nur die Angehörigen müssen selber sehen wie sie klar kommen.
Dass Du in der KK so reagiert hast, kann ich gut verstehen. Du bist einfach in diesem Thema gefangen.
Aber ich glaube nicht, dass durch Wörter wie Absacker oder Fotos über Alkohol jemand rückfällig werden kann oder aber zum Trinken animiert wird.


 hl antwortete am 15.09.06 (09:11):

Der Staat ist gefordert? Nein, Arno, die Gesellschaft ist gefordert. d.h. Du und Ich und Alle.

Überleg mal, bei wievielen alltäglichen Gelegenheiten alkoholische Getränke ganz selbstverständlich angeboten werden.


 schorsch antwortete am 15.09.06 (11:55):

Die Crux an der Alkoholkrankheit ist ja, dass sie nicht von einem Tag auf den anderen entsteht, sondern dass immer ein bisschen mehr getrunken wird - bis man es nicht mehr lassen kann.

Ist der Alkoholkranke mal "ertappt", braucht er seine Sucht nicht mehr zu verbergen, sondern tuts ganz ungeniert vor Partnern und Familie.

Wer einen solchen Partner hat, soll nur wenige Versuche machen, ihn davon abzubringen. Suchtkranke geniessen nämlich mit der Zeit die (Für-)Sorge des Partners. Und man soll ihm/ihr nicht Dutzende von Ultimaten stellen, dass man ihn/sie verlasse, wenn..... Jedes verstrichene Ultimatum bestärkt den Partner nämlich darin, dass es dem/der PartnerIn ja gar nicht so Ernst sei.


 pucki antwortete am 15.09.06 (13:22):

schorsch, kann Dir aus eigener Anschauung zustimmen.
In unserem Bekanntenkreis gab es zwei Alkoholiker.
Die Frau des einen meinte immer, wenn wir mit "guten!"
Ratschlägen kamen, wie z.B. : verlaß ihn doch, versteck
die Flaschen!

Nein, meinte sie, entweder er geht am Alkohol zugrunde oder
er merkt, was er sich und uns antut.

Mich erstaunte, mit welcher nach außen gezeigten Ruhe sie
dem ganzen Treiben ihres Mannes zusah. : Soll ich dem Kerl
die Flaschen wegnehmen? Dann holt er sich neue!

Sie selbst ging putzen, damit sie das nötigste zum Essen
kaufen konnte. Er versoff sein Geld. -Er litt unter Nesselsucht und vielleicht hat ihm der Arzt die Augen
geöffnet, denn eines Tages hat er sich den Anonymen
Alkoholikern angeschlossen. Bis heute ist er trocken.
Ein Segen war , daß der Mann immer ruhig blieb, nie
agressiv. Er hatte großes Glück, daß er eine Frau an seiner
Seite hatte, die zwar kein Verständnis für seine Saufgelage
hatte, aber ihn einfach laufen ließ, ohne Vorwürfe.
Vielleicht wäre sie sonst daran zerbrochen. Und noch eins, sie hat nie versucht, etwas schön zu reden oder gar ihren
Mann in Schutz zu nehmen. Evtl. war das auch ein Ventil.


 chris antwortete am 15.09.06 (13:55):

Ich möchte mal versuchen eine Schilderung eines Falles
zu geben, der mir bekannt wurde.

Es war in einem anderen Chat, ich wurde gefragt, ob man
mich mal anrufen dürfe, es wäre ein persönliches
Problem. Ich sagte ja und erfuhr dann dieses weniger
schöne Schicksal, dass eine Frau Trinkerin ist und dies
aber ableugnet und sich auch weigert an Entziehungskuren
teilzunehmen.

Das ging oft soweit, dass sich die Frau eine Fl. Schnaps
kaufte und dann bis zum Abend war die Fl. leer.
Ihr dürft mir glauben, der Mann war mehr als verzweifelt.
Er fragte mich: "sag mir, was soll ich tun"? Ich liebe doch
meine Frau!

Mein Rat war, versuche sie zur Entziehungskur zu
zwingen und hilf ihr, diese Sucht zu überwinden.

Leider habe ich irgendwann den Kontakt verloren und ich
kann nur hoffen, dass diese Frau eines Tages doch die
Entziehungskur mit Erfolg durchgehalten hat.

Wichtig scheint mir, den Familienangehörigen Hilfen an
die Hand zu geben, damit sie wissen, wie man in
solchen Fällen reagieren kann und soll!


 Lara antwortete am 15.09.06 (14:54):

Hallo Chris,
es wäre schön wenn man den Alkoholkranken zwingen könnte eine Therapie zu machen. Leider ist es so wenn der Betroffene nicht will, ist leider nichts zu machen.

Eine Zwangseinweisung geht nur wenn der Betroffene sich oder andere gefährdet.
Liegt eine Zwangseinweisung vor, wird der Betroffene nach einer Woche von einem Richter vernommen, liegt dann keine Eigengefährdung oder Fremdgefärdung mehr vor, kann der Betroffene die Klinik wieder verlassen.


 mart antwortete am 15.09.06 (15:34):

Lara, danke für deine Beiträge und die Richtigstellung einer gravierenden, aber allgemein verbreiteten Fehlmeinung.


Eine Entziehungskur dient NUR zur Entgiftung des Körpers vom Alkohol und hat den Sinn, die möglicherweise tödlichen ! Entzugsymptome medizinisch zu therapieren.
Jemanden zur Entziehungskur zu zwingen, also diese mit Hilfe versch. Methoden oder besser gesagt Psychotricks aufzuoktruieren, führt zum fast sicherem, späteren Rückfall.
Man kann NIEMANDEN langfristig aus seiner Abhängigkeit durch eine erzwungende Entziehungskur, auch wenn sie rechtlich möglich wäre, befreien. Die Verlockungen der überall angebotenen alkoholischen Getränke wird einfach zu groß sein. "Ein Gläschen in Ehren wird niemand verwehren", nicht wahr? Und hier am Stammtisch haben sich Wasser- und Colasäufer nicht einzufinden:-) Was sind das für mieselsüchtige Abstinente, geht, schert euch in Eure Ecke; wir wollen hier lustig sein.
Eine Entziehungskur macht NUR Sinn und kann NUR dann erfolgreich sein, wenn die Einsicht im Abhängigen entstanden ist, daß er SEIN Leben ändern will, wenn er es FÜR SICH macht und nicht für jemanden anderen.
Eine Entziehungskur ist auch überhaupt keine Hilfe für einen "Quartalsäufer". Auch diese können sehr stark abhängig sein, obwohl sie monatelang nicht trinken.

Der Rat, "Hilf ihr die Sucht zu überwinden", ist dagegen naiv bis zum Gehtnichtmehr.

Da finde ich den Beitrag von Pucki von 13.22 über diese Frau großartig und ich bewundere ihre Klugheit - Es stellt offensichtlich den einzigen Weg dar, der dem Partner hilft. "In Liebe fallen lassen!" Wobei ich mich frage, ob sie selbst zu dieser Erkenntnis gekommen ist oder ob sie dafür professionelle Hilfe bzw. eine Selbsthilfegruppe gebraucht hat.

Und Chris, ein einziges, winziges Schlückchen kann die weitere Talfahrt wieder in Schuß bringen - ein LEBENLANG.
Das hat weniger mit mangelnder Selbstbeherrschung zu tun, sondern vielmehr mit dem dauerhaft geänderten Stoffwechsel.

Und deshalb finde ich diesen lockeren Umgang mit dem Trinken, die Ausgrenzung von Menschen, die aus welchen Gründen auch immer, einmal oder öfters oder immer nichts alkoholisches trinken mögen, und deren Abqualifizierung als Spielverderber sehr kontraproduktiv.

Ich zum Beispiel, stelle sofort die Haare auf, wenn mir mit diesen Argumenten etwas zum Trinken fast aufgezwungen wird, besonders, wenn es sich um Spirituosen, die ich einfach nicht mag, handelt.


 mart antwortete am 15.09.06 (16:21):

Ich würde auch folgenden Gedanken zum Sinnieren anbieten:

Diejenigen, die auch bei ehrlicher Selbsterforschung kein Gefährdungspotential bei sich erkennen, könnten denjenigen Millionen Menschen, die Schwierigkeiten haben, das richtige Maß an Alkohol für sich zu finden und einzuhalten, ein wunderbares Beispiel geben, daß gute Unterhaltung, Small Talk, Entspannung und Lachen auch ohne das tägliche, oft wiederholte Kredenzen an Alkoholia und Absackern möglich ist.

Oder wie würde es goutiert werden, wenn ich Tag für Tag eine Portion Hasch und Koks zur Selbstbedienung, als Absacker bzw. Aufmunterer auf den Tisch legen würde?
Es muß doch keiner nehmen, oder?
Aber das wäre dann doch kein harmloses Spielchen, meine ich.
(Dabei ist Hasch und Koks sehr wahrscheinlich sehr viel harmloser als die Droge Alkohol und hat ein wesentlich geringeres Suchtpotential.)


 Lara antwortete am 15.09.06 (16:35):

Hallo mart,
aus meinem eigenen erleben sehe ich die Entziehungskur etwas anders als du.
Vor der Entziehungskur fand eine zweiwöchige Entgiftung im Krankenhaus statt.
Dann folgte eine 6 monatige Langzeittherapie.
In den ersten 6 Wochen bestand Kontaktsperre. Mein Partner durfte nicht telefonieren und auch nicht schreiben. Der Ausgang nach jedem einzelnen Therapietag war in den ersten Wochen nur zu dritt gestattet. Nach drei Monaten zu zweit und nur die letzten vier Wochen durfte er alleine das Klinkgelände verlassen.
Nach der Hälfte der Therapie fand ein fünftägiges Ehegespräch mit den Therapeuten statt.
Mein Partner war dann etwa drei Jahre trocken. Die Angst vor einem Rückfall hat mich und auch meine Kinder ständig begleitet.
Bei der nächsten Therapie war die Therapiedauer nur vier Monate.
In der Zeit meiner Ehe hat sich immer alles um den Alkohol gedreht. Ich hatte oft das Gefühl eine Ehe zu dritt zu führen.
Ich würde mir wünschen das Familienangehörige viel mehr gestützt würden, denn die ganze Familie ist krank.


 mart antwortete am 15.09.06 (16:58):

Einverstanden,
da haben wir einfach Schwierigkeiten mit der Terminologie gehabt bzw. unter "Entziehungskur" wird hier oft nur die Entgiftung im Krankenhaus verstanden. Manchmal, aber nicht immer, gibt es eine anschließende stationäre oder ambulante Langzeittherapie, wo ein Leben ohne Alkohol erlernen werden soll.

Vielen Alkoholkranken geht es aber nach der Entgiftung gut, der Alkohol ist ja aus dem Körper weg, der Kopf ist nicht mehr umnebelt, sodaß sie die anschließende Therapie ablehnen oder von sich aus abbrechen. Der Rückfall ist da ziemlich sicher vorprogrammiert.
Grob gesagt, sie sind noch nicht tief genug in der Sch...e gesessen, Feinfühligkeit ist hier fehl am Platz.

Allerdings habe ich darüber nur Wissen aus Selbsthilfegruppen.


 pucki antwortete am 15.09.06 (16:59):

Mart, genau das hatte ich meinem Mann nach dem Straßen-
fest gesagt, ob nicht mehr möglich ist, ohne Alkohol
einen lustigen Abend zu verbringen. Mich hat das nämlich
unheimlich genervt, ständig serviert zu bekommen:
Na,einen kannst Du doch mittrinken!

Aber wenn ich nicht will, dann will ich nicht!!!

Übrigens hat mein Mann auch nichts getrunken, er aber aus
gesundheitlichen Gründen.

Ich bin jedesmal froh, wenn ich in einer netten Runde
zusammensitze in der es keinen Alkohol gibt, die Unterhaltung normale Lautstärke behält
und wir trotzdem uns vor Lachen nicht halten können.
Wie gestern mit meinen Kegelschwestern, da wird auch keine
Flasche Schnaps auf den Tisch gestellt, sondern alle
trinken meistens Wasser. Wenn wir anstoßen, dann wegen
eines Geburtstages oder wenn ein Enkelkind geboren wird.

Mich könnte übrigens -denke da an Deinen Satz:

Oder wie würde es goutiert werden, wenn ich Tag für Tag
eine Portion Hasch und Koks zur Selbstbedienung, als
Absacker bzw. Aufmunterer auf den Tisch legen würde.....

so etwas keinesfalls zum Nehmen reizen:-)))) -aber es
würde mich auch nicht stören. Meine Gedanken wären sicherlich, naja, wenn er bzw. sie es braucht:-))))
Mart, so etwas habe ich noch nie erlebt und möchte es
auch nicht. Nur -so etwas wäre real -- und nicht vergleich-
bar mit virtuellen Absackern:-))))


 Lara antwortete am 15.09.06 (17:01):

Liebe mart,
ich antworte dir später bin jetzt in Zeitnot.


 Lara antwortete am 15.09.06 (19:49):

Hallo mart,


durch die Besuche der Selbsthilfegruppen kenne ich viele Alkoholiker, trockene und nasse. Es gab auch welche bei denen die Entgiftung gereicht hat um ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Aber auch solche bei denen alle Therapien nichts gebracht haben.

Bist du nicht jetzt etwas zu überempfindlich was den Alkohol betrifft?

Ich komme nur deshalb auf die Frage, weil ich mich erinnere wie es am Anfang mit dem Alkoholismus in meiner Familie war. Als meine Kinder in dem Alter waren, dass sie auch mit Alkohol in Kontakt kamen, war ich voller Ängste. Ich habe sie genau so kontrolliert wie ich es mit meinem Partner gemacht habe. Meine Tochter hat in einer Gaststätte serviert, ich konnte es nicht verstehen. Mir war jeder Mensch suspekt der mehr als zwei Gläser getrunken hatte.
Auch heute noch habe ich Probleme mit allen Suchtmitteln die den Charakter verändern können. Ich habe heiße Diskussionen mit meinen Kindern geführt über Haschisch. Für mich war es eine Einstiegsdroge da konnten mir meine Kinder erzählen was sie wollten. Sie haben zwar nie Drogen genommen, aber diskutiert haben wir oft darüber.
Obwohl ich nun schon einige Jahre geschieden bin, habe ich noch immer zwiespältige Gefühle wenn Alkohol getrunken wird.


 simba antwortete am 15.09.06 (20:07):

Mein Vater war Alkoholiker und mein Mann war auch einer. Beide kamen auf der Strasse ums Leben,der eine mit dem Motorrad und der andere mit dem Auto, wohl weil sie ein oder zwei Gläschen zuviel getrunken hatten und so die Herrschaft über ihr Fahrzeug verloren. Ich las später mal das Buch : "Wenn Frauen zu sehr lieben" von Robin Norwood und ich kam zu einigen interessanten Erkenntnissen über mich selbst - draufhin hab ich beschlossen, keinen Mann mehr in mein Leben zu lassen....


 mart antwortete am 15.09.06 (22:25):

<<Bist du nicht jetzt etwas zu überempfindlich was den Alkohol betrifft?<<(Lara)

und

<<Bei allem Verständnis für jemanden, der sich in einer schwierigen Situation mit Alkoholismus im familiären Umfeld befindet: Deshalb ausgerechnet hier so auf die Pauke zu hauen, ist daneben.<<(Claudiawien)

Keine soo extreme Situation, nur der normale Wahnsinn mit dem knapp 20% der Menschen in Deutschland konfrontiert sind. Du würdest überhaupt nichts merken, wenn du bei uns wärst - die reinste Idylle, so wie in der KK --- aber pst, pst ...... Achtung Tabu, darüber spricht man nicht:-)

Überempfindlich werde ich in dieser Hinsicht im Augenblick wirklich sein, aber weißt du, claudiawien, ich schau äußerst selten in die KK, aber wenn ich in hineingeschaut habe, habe ich mir gedacht, mein Gott, die prosten sich schon wieder zu, schon wieder ein netter Absacker, und jetzt wärmen sie die Erinnerung an fröhliche Feste mit vielen, vielen Flaschen bereits am Vormittag auf, - einfach das ganz Normale, da stimme ich Dir und anderen zu.


 pilli antwortete am 16.09.06 (00:32):

ja und diese "Normalität", die mart anspricht,

möchte ich für mich nutzen, den einstieg zu finden, die gemachten erfahrungen zu schildern, die mir, wie ich meine, im laufe der wiederholten begegnungen in vielen jahren, signalisiert haben:

klar war und bin ich gefährdet, mit jedem schluck alkohol, den ich trinke und mit jeder regung, die mich verführen könnte, verständnis für andere zu haben, die trinken.

ob nun in der position der co-alkoholikerin oder die der trinkerin oder aber auch nicht, weiß ich "noch" nicht so genau einzugrenzen, vielleicht gelingt es mit hilfe der hier gelesenen beiträge, mir selbst ein bild zu machen? :-)

weit zurück gehen die gedanken...

am 01.04. dieses jahres...feierte ich mit dauerverlobter freundin M. und partner den 40. jahrestag unserer ersten begegnung und die daraus entstandene freundschaft; wie fast immer...bei kaffee und wasser.

gleich zu beginn unserer bekanntschaft erfuhr ich so "nebenbei", dass sie schon mal verlobt war und dieser mann gestorben sei an Leberzirrhose. zum zeitpunkt seines todes hatte sie sich aber schon von ihm getrennt, weil sie die ständigen ausfälle nicht weiter miterleben wollte.

so weit klingt das "normal" und "normal" war für mich, weil ich verständnis für sie entwickelt hatte und beide sehr mag, dass sie mehr als kritisch "beäugte", was nun der partner trank. gelegenheit, das mitzuerleben und immer wieder mal abzuschwächen mit einer lockeren bemerkung, hatte ich all die jahre, die wir uns kennen, weil wir jeweils einmal in der woche...noch heute...gemeinsam im restaurant essen oder auch mal frühstücken.

"du hast schon drei gläser getrunken..." oder "ich meine, es ist genug jetzt"...diese "sprüche" wurden von mir und auch von seiten des partners locker kommentiert. niemals aber galten diese gespräche mir, obwohl M. wußte, wie gerne ich mit alkohol feierte und das zu vielen anlässen. nie hörte ich eine abwertende bemerkung; nie eine frage; wenn ich meine karaffe wein bestellt habe oder den cognac nach einem guten essen genoss.

es kommt mir heute vor, dass wir vielleicht beide eine Tabu-Zone errichtet haben, die toleranz zeigen sollte?


 pilli antwortete am 16.09.06 (00:32):

warum habe ich M. nie daruf angespochen, dass ihr verhalten nicht "normal" ist und warum hat M. bei beiden trennungen von den partnern, die sie später bei mir kennenlernte, mit allen facetten meiner erlebten geschichte, nur gemeint:

"gut so!" und das andere mal "so schnell...na, wird schon!"

dass alkohol mit ein grund war, dass ich konsequent die beziehungen beendete und beiden partnern nicht mehr erlaubte, mich zu begleiten...

auch darüber haben wir beide nicht gesprochen; es schien mir so, als ob sie mich (sich) schonen wollte, mit einer bestätigenden meinung.

ich hatte ihr nix verschwiegen und hatte doch ein zweitesmal einen unserer meinung nach, fehler begangen, weil ich meinte, den partner bewegen zu können, ein "normales trinkverhalten" zu zeigen.

wie sehr aber ihr kontrollzwang, was ihren partner betrifft, immer noch, nach all den jahren ist, erlebte ich bei den vorbereitungen zum 30. geburtstag von Anne, die wir drei, wie von geburt der tochter an, gemeinsam gestalteten.

während einer ruhepause im nebenzimmer, werkelte ihr partner, ein ehemaliger koch, an einer salatsauce und rief Anne, mit der bitte, eine flasche cognac zu bringen, den geschmack der sauce abzurunden.

kurz darauf sprang sie so heftig auf, dass der stuhl umkippte, auf dem sie saß und lief regelrecht in die küche und da hatte ich zum ersten male das sehr starke gefühl:

du mußt mit ihr reden, das geht zu weit!

aber wieder haben wir "normal" reagiert, ich habe den stuhl aufgehoben und aus der küche hörte ich den partner scherzen:

"jaja...guck mal M., die flasche ist schon leer, habe ich in einem zug getrunken!"

warum kann ich die Tabu-Zone nicht überschreiten und sie ansprechen; spielt vielleicht die in den 40 jahren entstandene "Normalität" dabei eine rolle?

offensichtlich aber leidet sie doch unter der vorstellung, es könnte...


 pilli antwortete am 16.09.06 (02:56):

im freiberuflichen umfeld begegnete ich V. einer jungen lehrerin, von der cheffin bei der einstellung meinte, sie sei wohl nicht sehr stabil aber gut geeignet, die fachlichen fragen der kundschaft zu beantworten. dem angeschlossen war die dezente bitte an mich, geduld und verständnis zu zeigen.

das habe ich guten willens und wegen des "lieben friedens" befolgt...aber nicht lange und doch eher offen und ungeduldig so manches hinterfragt!

unsicher und flattrig schien sie mir zu sein; errötete bei weiterführenden nachfragen und m.e. bereiteten ihr gerade die reklamationen der kunden, peinvolle begegnungen.

der beruflichen stellung nach war sie befugt, anweisungen zu erteilen...auch an mich der freiberuflerin, wenn cheffin abwesend war. immer dann aber wurde es schwierig für mich, denn ich saß "zwischen zwei stühlen". einerseits hätte ich sie seelenruhig gewähren lassen können, was da alles eigenartig verlief, aber andererseits bemerkte ich, dass sie verschlungene wege suchte, meine meinung zu dieser oder jener angelegenheit zu hören; aus sorge falsch reagieren zu können.

sehr geschickt machte sie das und ich ließ es zu, weil ich, einerseits geschmeichelt war und andererseits "gebraucht" wurde, ihr zu helfen.

irgendwann sah ich, dass V. erst kleine kahle stellen am kopf hatte, die sie...im gespräch mit anderen...mit der zeit vergrösserte, weil sie sich das haar ausrupfte. später dann trug sie zeitweise haarbänder, weil es wohl nicht mehr zu verdecken war.

zu dieser zeit bat sie mich um ein privates gespräch und ich erfuhr von ihr, dass sie probleme im häuslichen umfeld habe. der mann, ein doktor der chemie, war entlassen worden wegen alkoholgeschichten; er trank zum zeitpunkt der entlassung bereits zwei flaschen sekt täglich. beide hatten eine eigentumswohnung gekauft, in der er nun "verweilte" und sich bemühte, den konsum einzuschränken.

auf meinen hinweis, dass "sich bemühen" wohl nicht ausreichen dürfte, reagierte V. sofort mit flattrigen bewegungen bis hin zum ausrupfen der haare. ich habe das nicht kommentiert und das gespräch endete mit der bitte an mich, ihr "ruhe zu lassen"; sie werde "bestimmt...ganz bestimmt" für eine klärung sorgen und solange, bat sie mich um stillschweigen gegenüber den anderen kollegen.

das habe ich wieder zugesagt und auch diesmal wieder nicht eingehalten. ich hatte das gefühl, die V. sortiert sich das umfeld als co-alkoholikerin so, dass möglichst ihr "funktionieren" abgesichert ist und alles "verdeckt" so weiter geschehen kann.


 pilli antwortete am 16.09.06 (02:57):

also habe ich, ohne wissen von V. und der cheffin, den mann, den ich zwischenzeitlich kennengelernt hatte, angerufen und um ein gespäch gebeten, das er auch zusagte.

das gespräch begann damit, dass er gleich, dass anordnen gewohnt, mich bat, gläser aus der küche zu holen; er kümmere sich um getränke. ich war so verdutzt, dass ich das tatsächlich gemacht habe und weiß bis heute nicht, warum ich ihm das glas nicht ins gesicht geschüttet habe!

nix hat meine gute tat bewirkt; ich, die mutig ausgezogen war, einen alkoholiker zu retten, saß da und hörte der dann folgenden jammerei mitfühlend zu.

"er" hatte es geschafft! :-)

monate später dann verliess uns V.; mittlerweile war ihre mutter zu den beiden gezogen und hatte dann ein haus für alle in einer anderen stadt gekauft; wie sie mir glücklich berichtete..."ein neuer anfang!"

und dieses mal, das glaubte V., würden sie es schaffen. ich traf sie danach dann zufällig in der stadt und erfuhr von ihrer einstellung als lehrerin; morgens sei die mutter da und am nachmittag sie, vieles sei nun leichter geworden.

wir verabschiedeten uns und später habe ich darüber nachgedacht, warum ich es wiedermal nicht geschafft habe, sie zu fragen, was der grund sei, dass sie ein haarband trüge, dass breiter war, als ich es in erinnerung hatte.

warum fehlte mir der mut, wirklich und richtig zu helfen? warum habe ich nicht klartext gesprochen?


 mart antwortete am 16.09.06 (11:57):

Hallo pilli,

Habe nun etliche Male deinen Bericht gelesen, um mir klar zu werden was du meinst. Du weißt, es ist schwierig, aus den kurz zusammenfaßten Ereignissen und Gedanken, das Wesentliche, um was es dir offensichtlich geht, zu abstahieren.

Darüber denke ich erst einmal intensiv nach und werde dir sicher antworten, - ich muß allerdings erst meine Gedanken ordnen und klar kriegen.
Für mich kristallisieren sich jedenfalls wesentliche, mit der Problematik "Alkoholkonsum" verbundene Aspekte heraus.

Bis später!


 Medea. antwortete am 16.09.06 (12:43):

Mag sein, daß das zu kurz gegriffen ist - aber mir hat das Jahr, das ich mit einem Alkoholiker verbrachte, restlos gereicht, dieses seelische Auf und Ab, die Lügenmärchen, denen ich doch so gerne geglaubt hätte und die dann wiedermal nur Schaum waren, die Versprechungen, die emotionalen Achterbahnfahrten - ich bin gegangen und diese so endgültige Entscheidung ist mir weiß Gott nicht leichtgefallen. Er oder ich - ich war nicht bereit, mich noch länger in dieses Wechselbad der Gefühle hineinzubegeben. Co-Pilotin wollte ich auch nicht werden - für mich war die Trennung genau die richtige Entscheidung.


 mart antwortete am 16.09.06 (13:00):

Der einzig richtige Weg, ich gratuliere dir, Medea.

Und, weißt du, wie es mit deinem Freund weitergegangen ist?


 pucki antwortete am 16.09.06 (13:23):

So ähnlich kann ich den Verlauf eines guten Bekannten
meines Mannes schildern, der ebenfalls Alkoholiker war.
Seine Frau, die die Nase gestrichen voll hatte, stellte
ihn vor die Wahl: Saufen oder du bist mich los. Doch
er glaubte nicht, daß seine Frau auch tatsächlich ihre
Worte in die Tat umsetzte. -Sie tat es!

Er kam heulend zu meinem Mann. (Übrigens schrecklich, was
der Alkohol aus einem Menschen macht). Mein Mann sagte
ihm klipp und klar: entweder du gehst sofort ins Kranken-
haus und läßt dich dort behandeln -oder du krepierst.
Ich jedenfalls kann dir nicht helfen, nur du dir selbst.
Er versuchte in seinem Selbstmitleid auch noch bei anderen
Hilfe, aber mit dem gleichen Hinweis.

Er muß wohl so fertig gewesen sein, daß er selbst nun
auch keinen anderen Ausweg sah, als sich ins Krankenhaus
zu begeben.

Heute ist er trocken! Seine Frau wieder zu ihm zurückgekehrt. Allerdings zu uns kommt er nicht mehr -
er schämt sich wohl seiner Vergangenheit. Wichtig ist,
er hat dem Alkohol den Rücken gekehrt.


 pilli antwortete am 16.09.06 (16:20):

ja das dachte ich mir heute nacht schon, mart

dein gewählter begriff "Normalität" war der auslöser, bissel länger zurück zu erinnern.

zur erklärung:

angedacht hatte ich spontan vorerst meine gedanken zum langjährigen verhältnis zu M., der freundin, sowie meine akzeptanz ihrer dargestellten befremdlichen verhaltensweisen zum thema alkohol, zu schildern.

im gegensatz dazu sollten dann von den eigenen reaktionen, wie ich sie seinerzeit empfand, berichtet werden.

aber auch, die an mich jeweils gerichteten "empfehlungen und ratschläge" anderer personen des familiären umfeldes gehören dazu, meine "nicht normalen" (?) :-) kurzen abschiede im privaten bereich zu schildern.

warum?

weil ich bis heute überzeugt bin, richtig gehandelt zu haben, aber dennoch aufgrund von kritischen bemerkungen meines umfeldes manchmal "gewissensbisse" spüre.

ist womöglich doch eine art von abhängigkeit entstanden, oder auch der wunsch da, allen gerecht werden zu wollen?

diese mitteilungen nur vorab mart,

bevor ich dann fortfahre, weiteres zu berichten von den menschen, die von mir erwartet haben, vieles "normal zu sehen, sich selbst aber m.e. nicht "normal" verhielten.

:-)
p.s. ach ja, noch watt :-) gestern nacht noch ist mir aufgefallen, dass sich einiges im kopp zu ordnen beginnt. da sind es zum einen die menschen im beruflichen umfeld:

da wurde von mir erwartet (nie gefordert), dass ich diese oder jene verhaltensweise zeige. der nächste beitrag zum mitarbeiter W. schildert das wesentlich deutlicher als die geschichte von V. (diese geschehnisse beschäftigen mich heute noch)

anders war es bei den privaten begegnen zu menschen mit der vorliebe, gerne...auch mal reichlich...und vor allem oftmals alkohol zu trinken. da habe ich eiskalt und konsequent gewußt, watt ich zu tun hatte:

nicht einen tag länger erlauben, mich begleiten zu dürfen!


 pilli antwortete am 16.09.06 (16:42):

doch noch watt vergessen, mart

- Medea und ihr beitrag haben mich erinnert:

für andere sicherlich auch nicht "normal", reagiere ich auf "lügen" höchst empfindlich...is so!...da geht dann nix mehr!:-)

- pucki und ihre worte "in liebe fallen lassen...", da "knausere" ich aber hart dran! wer das kann, braucht m.e. keine sekunde zu bereuen, sich abgewendet zu haben!


 pucki antwortete am 16.09.06 (17:42):

pilli, ich hoffe, ich habe Dich richtig verstanden.

Du meinst, Du verstehst den Bekannten?

Du wirst es nicht glauben, aber uns wurde gesagt, daß
wäre der einzig richtige Weg gewesen. Alles Bemitleiden
hätte den Alkoholprozess nur verlängert. Das war ja nur
das Ende des Weges. Vorhergegangen sind ja bereits Dis-
kussionen, als mein Mann glaubte, noch Einfluss zu haben.
Er hat oft genug mit ihm gesprochen, ihn darauf hingewiesen, was passieren könnte. Nichts half!!! Alkoholiker sind keinen Argumenten zugänglich. Sie sagen
ja und meinen nein. Natürlich bin ich kein Experte und
kann nur von dem berichten, was wir erlebt haben.
pilli, wer bei uns an der Tür klopft und um Hilfe bittet,
der erhält sie auch.


 mart antwortete am 17.09.06 (18:05):

Normalität – was mir dazu einfällt:

 Alkoholismus 3. oder 2. häufigste Erkrankung in Industriestaaten

 mitgeteiligt an 25% der Auto- und Arbeitsunfälle

 seit 1950 vervierfachter Konsum in Deutschland mit überproportionale Zunahme an Spirituosen

 Ausgrenzung derjenigen Personen, die auf mögliche Probleme hinweisen, - vor allem Hinweise auf Überdenken von Angewohnheiten in einem Stadium der Abhängigkeit, wo das Ruder noch relativ leicht herumgerissen werden kann. Erst im chronischen Stadium, wo beim besten Willen nur mehr schwer „Normalität“ vorgespiegelt und gesehen werden kann, reagiert das Umfeld nun mit Ausgrenzung der „willenschwachen, süchtigen Person.“.


Das ist eben das Normale; zuerst Hochleben der Gemütlichkeit, Schande auf die Spieleverderber, dann krokodilsartige Tränen, Ausstoßung, und vollkommen untaugliche Ratschläge wie „Red ihr doch zu die Sucht zu bekämpfen.“

Das Normale am Normalen ist nur die Demonstration des offensichtlichen Tabus.


Normal ist auch, daß Alkohol wie selbstverständlich in vielen Situationen dazugehört.

und so sieht dann diese Ausgrenzung aus:

Internet-Tipp: " target="_blank">


 mart antwortete am 17.09.06 (18:13):

Auch das Einfügen eines alten Bildes mit dem Titel "Der Säufer - der Trinker" *g*, zum Zusprosten wohlgemerkt, ist Normalität. ---

Normal ist es, erst wieder in die Kneipe zurückzukehren, wenn die Blaukreuzschwestern abgezogen und die Luft rein ist.

Na, gibt es bessere Beispiele für die herrschende Normalität des Verdrängens.


 mart antwortete am 17.09.06 (18:17):

Normal ist es,

wie mir der Mann einer stark Abhängigen, die bereits ein paar Mal in die Klinik eingeliefert werden mußte, berichtet hat, daß er von den gemeinsamen Bekannten intensiv zur Rede gestellt wurde, warum er es wage, seine Frau als Alkoholikerin zu bezeichnen.

Internet-Tipp: " target="_blank">


 mart antwortete am 17.09.06 (19:15):

Zu deinem Posting, pilli, möchte ich doch nur kurz sagen.

Du wirst sicherlich nicht in die Fehler eines Co-piloten verfallen, der die Abhängigkeit eines Menschen durch sein Verhalten verlängert. Da Lügen und Tricksen besonders im zweiten Stadium zum Erkrankungsbild dazugehört, - da dreht sich schon alles um die Stoffbeschaffung, allerdings ist der Intellekt in der Lage, dieses vor sich und dem Umfeld, inkl. Ärzten sehr erfolgreich zu verheimlichen und zu verharmlosen, da du genug Selbstbewusstsein besitzt und sicherlich nicht zum Helfersyndrom im schlechten Sinn neigst, sagst du bestimmt rechtzeitig „Ich oder der Alkohol“. Da habe ich überhaupt keine Zweifel.

Das seltsame Verhalten deiner Freundin M. ist sicher aus ihrer früheren Beziehung zu erklären. Daß sie ihren jetzigen Freund „spaßeshalber“ auf seine Trinkmenge anspricht, der das offensichtlich ebenfalls mit Spaß nimmt und kein Problem damit hat wie ein echt Gefährdeter oder Abhängiger es hätte, der mit Protest und Agression reagieren würde, finde ich nicht problematisch. Da sie aber möglicherweise dich damit indirekt ansprechen will, spricht für ihre Eignung als Co-Pilotin. Ich könnte mir vorstellen, daß du ihr die entsprechenden Fragen einmal ganz offen stellen solltest – unter Freundinnen sollte das möglich sein und könnte bei ihr zum Nachdenken führen.

Na, ja … deine ehemalige Mitarbeiterin V, ihre Mutter und der abhängige Mann sind natürlich ein klassisches Beispiel, wie Familienmitglieder in den Sog der Zerstörung gezogen werden. Daß du mit deinen „Bekehrungsversuchen“niemals erfolgreich sein konntest, sollte klar sein – du hast ja die Selbstverständlichkeit gesehen, mit der ein Alkoholkranke die Umwelt einseift – und du warst hier doch überhaupt nicht emotionell beteiligt, denke ich – um wie viel schwieriger ist dann der schmale Pfad für Angehörige zwischen Anteilnahme, Helfenwollen und der zerstörerischen Haltung eines Co-alkoholikers!
Und daß du dich gescheut hast, V. direkt auf ihre schlechte seelische Verfassung, siehe Haarezupfen, anzusprechen, erstaunt mich eigentlich nicht. Wer will schon als eher Unbeteiligter mit den Qualen eines Betroffenen konfrontiert werden und möglicherweise hineingezogen werden.
Geschadet hätte es aber sicher nicht – aber wer weiß, welche Schleusen sich dann geöffnet hätten. Also hast du dir da einiges erspart.


 pilli antwortete am 18.09.06 (02:05):

danke mart;

"einiges gespart" sicherlich; aber nicht immer bleibt es bei den einmaligen begegnungen und frau kann das "abhaken" und in die ablage "erledigt" einordnen, wenn der übermässige genuss von anderen als "normal" eingestuft wird und damit war ich nur ein jahr später im selben beruflichen umfeld (junges team) konfrontiert, dann schärft sich der blick für ungewohnte situationen.

aber was nutzt es, wenn andere die augen verschließen?

eine junge mitarbeiterin (26) war es, die bei einem gespräch, die cheffin bat, ihren partner W.(40) vorstellen zu dürfen, der auf jobsuche war.

sie wußte, das haus suchte zu diesem zeitpunkt einen handwerker und meinem argument: "kann der datt denn?" wurde, wie immer, :-) fröhlich von cheffin entgegnet:

"wenn nicht, dann lernt er es..."

ich schreibe das, um meine von beginn an bestehende skepsis, zu erwähnen. :-)

ich weiß nicht mehr, nach wie vielen wochen ich dann bei einer abendlichen besprechung für die aufgaben des nächsten tages, tief luft holte und meinte, dass ich das gefühl habe, W. trinke m.e. während der arbeitszeit alkohol.

ich hatte mehrfach alkoholgeruch wahrgenommen, seine starken schwitzanfälle bemerkt (fast täglich) und auch morgendliche verspätungen registriert. dazu mehrten sich die kunden reklamationen ob der unsauber gearbeiteten werkstücke, wie ich an den reklamationszetteln der mitarbeiter feststellen konnte, die ich zu bearbeiten hatte.

ausschlaggebend für mich war aber, dass ich W. hockend auf dem boden antraf und er, nur auf meine frage hin; ob er krank sei, ausfallend wurde; er sei lediglich ausgerutscht.

"sag mal, du bist ja betrunken" entgegnet ich ihm ziemlich laut und bat ihn, nach hause zu gehen.

dies alles schilderte ich cheffin tage später und sie lächelte mich an und meinte: "ich weiß schon"

beide...die junge mitarbeiterin und W. hatten sich gemeinsam zwischenzeitlich über mich beschwert und es sei ungeheuerlich, wäre wohl ihre äusserung dazu gewesen, welche anschuldigung ich da getroffen habe.

eine chance sollte W. noch erhalten und cheffin meinte dazu als erklärung, dass es arbeitsrechtlich nicht so leicht sei, zu kündigen. tja...und dann hörte ich sie erneut, die bitte, nachsicht zu üben, nicht gleich das schlimmste anzunehmen.

"nicht schon wieder" habe ich laut lachend geantwortet und so blieb es erstmal. ich versuchte nix zu sagen; er schwitzte weiter vor sich hin, die krankentage mehrten sich und die junge mitarbeiterin war beleidigt; sie grüßte mich nicht mehr, wenn sie morgens das büro betrat.


 pilli antwortete am 18.09.06 (02:06):

empört hatte sie anderen mitarbeiten berichtet, wie verletzend mein verhalten gegenüber W. sei.

sehr viel wütender aber machten mich die spässeken der mitarbeiter...die offenen und die "versteckten" bemerkungen; obwohl ihnen doch auch aufgefallen sein muss, was ich bemerkt habe.

wie kann es sein, dass hier alle schweigen und ich stehe wie *schwester-nixnutzia* da? wie kann ein mensch, die partnerin und andere dazu bewegen, nicht wahrzunehmen, dass er mehr trank, als ihm gut tat?

aber nicht nur die partnerin, er setzte auch durch, dass nicht mehr ich, sondern jemand anders mit ihm die reklamationen besprach. ich gebe zu, meine kommentare waren sicherlich nicht dazu geeignet, ihn friedlich zu stimmen.

ich straffe jetzt das geschehen; aber es geschah noch einiges unangenehmes, bis ich eines tages nach einem gespräch zu dritt (W.,der alles abstritt, cheffin und ich an einem tisch) so weit war, tage später regelrecht nach dem alkohol zu suchen.

gefunden habe ich während des tages, eine flasche Korn im wasserkasten der toilette und eine gefüllte thermosflasche in seiner aktentasche.

mir war bewußt, das ich nicht hätte in seiner tasche suchen dürfen; aber ich hatte keine andere chance. W. hätte meiner überlegung nach, nur wieder alles abgestritten und da ich während der mittagspause die flasche Korn fand, bin ich sofort zur werkstatt und öffnete die tasche.

W. wurde beurlaubt, seine partnerin stritt weiterhin alles ab, bis dann (endlich) sein zusammenbruch in der kneipe und die einlieferung in ein krankenhaus zur entgiftung erfolgte.

später erfuhr ich, dass W. seine partnerin geschlagen habe, wenn sie nicht für den nachschub von alkohol gesorgt hat und dennoch hat sie mich angefeindet.

und noch später dann, teilte mir cheffin mit, die junge mitarbeiterin habe gekündigt, weil "er" nun mit einer therapie begonnen habe und sie ihn dabei unterstützen wollte und auch wieder mit ihm zusammen lebe.

beim mittagstisch wurden die mitarbeiter unterrichtet und da erst habe ich gefragt, warum sie geschwiegen hätten; antworten bekam ich nur wenige aber bei dieser gelegenheit wenigstens keine spassigen mehr!


 Felix antwortete am 18.09.06 (02:40):

Ich habe aufmerksam und interessiert mitgelesen. In Bezug auf den Umgang mit der Alkoholsucht bin ich mit dem Gesagten weitgehend einverstanden. Ich habe in meiner Verwandtschaft und in meinem Bekanntenkreis leider viel zu viele Fälle, welche mir schon viel Kummer und Sorgen bereitet haben ... doch brauche ich sie hier kaum noch anzufügen.

Ich bin auch froh, dass meiner dringenden Bitte nachgelebt wurde, für dieses sehr ernsthafte Thema einen geeigneten Raum zu finden ohne die KK, die einen andern Zweck hat, zu belasten. Es hat sich hier deutlich gezeigt, dass das entsprechende Bedürfnis vorhanden ist.

Und wohlverstanden, wenn jemand seine persönlichen Sorgen und seinen Kummer als Abhängiger oder Co-Alkoholiker in die KK getragen hätte, wäre dies absolut i.O. gewesen. Auch dafür ist sie da.

Die Kritik und der Angriff richtete sich aber gegen die wenigstens von uns selbst als spassige Spielereien gedachten Sprüche und Abbildungen in der KK. Es ging so weit, dass einzelne sich sogar direkt angeschuldigt und diskriminiert fühlen mussten.
Mart kann es auch hier nicht lassen, die von mir als Gegenreaktion verwendeten ironisch gemeinten Plakate als ernstgemeinte Beweismittel anzubringen.
Sie scheint immer noch nicht verstanden zu haben, was uns an ihrem belehrenden, bevormundenden Auftritt in der KK gestört haben könnte! Schade!


 Medea. antwortete am 18.09.06 (07:46):

"Und, weißt du, wie es mit deinem Freund weitergegangen ist?
" fragt Mart.

Er ist tatsächlich in der sogenannten "Gosse" gelandet, verlor seinen Job, mußte das Haus aufgeben, der Gerichtsvollzieher kam, weil Rechnungen nicht mehr bezahlt werden konnten und landete letztendlich in der Klinik mit einem schweren Leber- und Pankreasschaden.
Später hat er bei den "Anonymen Alkoholikern" eine neue Partnerin kennengelernt und die beiden heirateten.
Das alles weiß ich von seinen früheren Kollegen.
Wie sein späterer Lebensweg verlaufen ist, entzieht sich meiner Kenntnis.


 mart antwortete am 18.09.06 (08:40):


<<Mart kann es auch hier nicht lassen, die von mir als Gegenreaktion verwendeten ironisch gemeinten Plakate als ernstgemeinte Beweismittel anzubringen.<< (Felix)


Nix verstanden, Felix - nur Beweismittel für die "Normalität"

Quod demonstrandum erat.


 Mulde antwortete am 18.09.06 (11:40):

Auch ich erlaube mir an der Diskussion zur Alkoholsucht teilzunehmen
Allerdings aus etwas anderer Sicht.
Über die Schädlichkeit im Besonderen aus der Alksucht sind wir uns ja
wohl im Prinzip einig.
Mir geht es mehr um das erkennen und die Verhaltensweise des betroffenen.
Aber auch um Sorgen und Nöte eines Vorgesetzten solcher Kranken.
1.Fall
Ein schon in den 60ern (alter)stehender Zimmermann ,der wirklich fachlich
anerkannt war, machte sich durch seine nicht oder kaum beherrschbare Trinklust
sehr oft zum Hanswurst im Kollektiv!
Auf Arbeitsplätzen die in der Höhe lagen, wurde er schon nicht mehr eingesetzt!
Dieser Kollege war nun stark Alkohol abhängig um es seinen Kollegen nicht
merken zu lassen (dies jedoch wussten) versteckte er die so genannten „Wackelmänner „
in Löchern zb in einem Ziegelstapel und ähnlichen
Die Krönung war , bei einer Gewerkschaftsverammlung hatte er sein Tagesquantum
in eine Thermosflasche in der Tasche- Der kollege war so „besoffen“das er beim trinken
sein Gebiss verlor!
Leider hat alles nur gelacht – für viele war er der Baustellenclown!
Trotz der üblichen monatlichen Arbeitsbelehrung hat er nie daraus gelernt,
er musste logischer Weise des öfteren vom Bauleiter der Baustelle verwiesen werden.
Zu hause wurde er von seiner Frau mit dem Besen die Treppe hoch geprügelt!
2.Fall
Als Ausbilder hat man mit jugendlichen und logischer Weise auch oft mit deren
„Untaten“ zu tun , das eine wurde lachend übersehen , das andere bedurfte schon mal
einer klaren Zurechtweisung- Das gehörte zum täglichen Arbeitablauf.
Nun hatte ich einen Lehrling wo das alles nichts half..
Abschluss 10. Klasse sehr intelligent aber Vater unbekannt und die Mutter nicht
das reine Vorbild für den Jungen.
Auffällig war er anfangs nicht ( Das Problem bestand aber schon , nur wir wussten es noch nicht!)
In der Berufsschule war bis zur großen Pause kaum mit ihm etwas anzufangen
zittrige Hände- vollkommen desinteressiert!
Danach war er der beste (fast) lernwillig und konnte das bisher gelehrte richtig
wiedergeben.
Wie kam das ?
In unmittelbarer Nähe der Schule befand sich eine Kaufhalle ( Supermarkt) dort holte er
sich 2 Flaschen Bier + zwei Wackelmänner (kleine Schnapsflaschen) kippte sofort
eine Flasche Bier + eine Schnaps in sich rein und war komplett „gesund“
Auf der Baustelle wurde das vom Brigadier ( Teamleiter) leider stillschweigend
geduldet , leider.
Vom Psychologen wurde er mit Tabletten behandelt im Arbeitskollektiv hatte jemand
es übenommen ihm die tägliche Dosis zu geben- Erfolg gleich Null er spuckte das hinterher
unbemerkt wieder aus!
Heute weis ich das er irgendwo in der Bundesrepublik auf der Strasse lebt und immer noch
nicht vom Alk los gekommen ist!!
Als Ausbilder kann man durch solche Leute schnell in Teufelsküche kommen.
bei Alkolabhängigkeit zeigen sich noch mehr unangenehme Dinge für den Außenstehenden.
Das im einzeln hier auflisten würde den Rahmen sprengen.


 mart antwortete am 23.09.06 (10:20):

Ja, ich stimme dir da vollkommen zu, Mulde -
<<Mir geht es mehr um das erkennen und die Verhaltensweise des betroffenen.
Aber auch um Sorgen und Nöte eines Vorgesetzten solcher Kranken.<<

Nun, da kenne ich einen Direktor, der ein Kämmerchen im Betrieb, das regelmäßig "Znuni" (die Vormittagsjause) mit entsprechender Versorgung nicht nur durch Wegsehen tolerierte, sondern auch teilweise daran teilnahm. Der Hinweis anderer bei Besprechungen, daß es möglicherweise ein schlechtes Bild abgäbe, wenn Kunden direkt von diesem Naßbiotop aus betreut werden, hatte - selbstverständlich - keine Konsequenzen.

Na, ja --- und speziell für pilli, etwas gerade Erlebtes.
Eine Bekannte, ja Freundin von mir, hat einen Mann, der durch sein seltsames und eigentümliches Verhalten mich schon mehrere Jahre abhielt, mit ihm in irgendeinen Kontakt zu treten. Das heißt, ich vermied es, ihm zu begegnen bzw. mit ihm zu sprechen. Mir genügte das, was ich am Telefon im Hintergrund an machohaften Befehlen hörte, wenn ich mit ihr hin und wieder telefonierte.
Dieser Mann zeichnet sich auch durch Agression aus, es fliegen Gegenstände durch die Wohnung, das Ausgehen, das Telefonieren.... wird der Frau verboten, die Kinder und die Frau beschimpft - es wurde sogar schon die Polizei von Nachbarn geholt --- Folge, Artikel in einer Lokalzeitung - dieser Mann hat eine nicht unbedeutende öffentliche Stellung.
Konsequenzen:
Der Mann hält sich nun mit körperlichen Angriffen zurück, stellt aber gegenüber der Frau die Konsequenzen eines weiteren Polizeieinsatzes heraus - Verlust des Arbeitsplatzes und sie müsse dann schauen, wie sie zu ihrem Geld kommen kann. Die Frau tut alles, um die Eskalation und das Öffentlichwerden der familiären Problematik zu verhindern.

Nun, bereits vor ca. 10 Jahren sprach ich sie darauf an, ob ihr Mann vielleicht zu viel trinken würde - nein, das könne sie sich nicht vorstellen.
Vor wenigen Tagen wiederum ein Gespräch in diese Richtung ausgehend von meiner Co-abhängigen Problematik. Nein, das könne sie sich nicht vorstellen.

Aber offensichtlich wurde sie nun derartig sensibilisiert, daß sie nicht wegsah. So entpuppte sich der tägliche Gang in den Keller nach dem Nachhausekommen am Abend als regelmäßiges Vortrinken aus der Tetrapackung. Nach dem Gang aus dem Keller ein Terrorregime über die Familie und am Abend allein vor dem Fernseher die offizielle Vollendung des Genusses mit den Gläschen Wein.
Diese Freundin erzählte mir nun auch zum ersten Mal, daß ihre Teenie-Töchter schon längere Zeit vom Vater als Alkoholiker sprachen; etwas, was sie als pubertäre Äußerung abtat und nun, als sie ihren Mann direkt darauf ansprach "Wohin kommt denn der viele Wein, den du dir immer liefern läßt?"mehr oder weniger bestätigt bekam.

So kann man wegsehen - aber leider läßt das Hinsehen und das Wegziehen des Schleiers die gr. Frage offen "Was tun?"


 pilli antwortete am 23.09.06 (12:33):

"was tun?"

mart, ich weiss es nicht...ich bin zur zeit verunsicherter, als je zuvor, bevor ich sehr spontan meine gedanken in der KK mitteilte.

abwarten und mir selbst klar werden wollen, ob es die vielzahl der mir selbst begegneten geschehnisse ist, die mich dazu verleiten könnte, härter zu werten?

wollte ich mir selbst bescheinigen, ich bin nicht co-abhängig...ich lasse mir nix mehr "schönreden"?

und dennoch habe ich in meinem beitrag an lemania in der KK ob des für mich immer noch unverständlichen vorwurf, ich habe rosi gemeint bei der nennung meines beispieles der witwe, mich wieder zurückgehalten und habe nicht auf das von chris selbst vorgetragene, persönliche schicksal reagiert, obwohl ich schon zu diesem zeitpunkt fragen wollte:

"wenn ihr mich bezüglich des thema alkohol nicht verstehen könnt, dann mal drastisch überlegt:

- stellt euch vor, ich sei liebhaberin von schusswaffen und präsentiere euch jetzt täglich...natürlich nur virtuell... eine auswahl besonders gut gestalteter waffen, euch daran zu erfreuen?

- stellt euch vor, ich als raucherin möchte meinen virtuellen aufenthalt in der KK, so angenehm gestalten, dass ich täglich fotos von mit kippen randvoll gefüllten aschenbechern anbiete...natürlich auch nur virtuell?

da ich sehr sicher bin, es hätte einen noch grösseren aufschrei gehabt, habe ich nicht reagiert, des lieben friedens willen.

zur "sorge und den nöten eines vorgesetzten", die Mulde schilderte, weiss ich bis heute nicht, ob es manchmal tatsächlich "sorge und nöte" sind oder das funktionieren des erwarteten geschäftsablaufes vorrangig ist. und weil es einen cheffe hat, der/die verantwortung tragen, entbindet mich das von der persönlichen mitverantwortung dem menschen gegenüber?

wegsehen und dafür lob erhalten...macht mich das nicht auch abhängig?


 mart antwortete am 23.09.06 (14:20):

<<wollte ich mir selbst bescheinigen, ich bin nicht co-abhängig...ich lasse mir nix mehr "schönreden"?<<

Das trifft eindeutig auf mich zu, der Blick wird schärfer ... nun auch der Blick meiner Bekannten wurde eindeutig klarer; sie hätte ohne meine Frage und unser anschließendes betrachtendes Gespräch die Tetrapacks (neben den Wein- und Bierflaschen) im Keller weiterhin als Apfelsaft angesehen und sogar noch ihren Mann bewundert, daß er sein Trinkglas selbst entsorgt - und sich weiterhin die Verantwortung für seine schwankende Laune und Ausbrüche gegeben und die Schuld bei sich und den Kindern gesucht.

Warum ich aber imstande bin ohne Skrupel fremde Leute daraufhin und auf anderes anzusprechen, bei mir zuhause aber versage, muß ich allerdings für mich noch klären.
So betrachte ich mein Schreiben in diesem Thread durchaus als "Lebenshilfe" und womöglich als Hilfe für andere einige Dinge besser zu überdenken.

Ich denke meine Scheu beruht auf der Angst, daß die einzige mögliche und sinnvolle Konsequenz meinerseits die Forderung ist, entweder der Alkohol oder ich,.... und ich mir ziemlich sicher bin, daß der Alkohol bevorzugt wird.
Das hieße, ich stünde vor den Trümmern meines Lebens, vor der Enttarnung einer Illusion .... und die Verlockung des Selbstbetrugs, der da lautet, ach ja, es ist ja nicht so schlimm, es geht ja nur um die gute Stimmung (wobei ich eindeutig weiß, daß es nur mehr um den Alkoholpegel im Blut geht), die Ausfälle sind doch noch nicht arg und im Suff weiß ja der Betreffende nicht, was er redet, ist sehr, sehr groß.


 Lissi antwortete am 23.09.06 (15:06):

mart,
für mein Gefühl bist Du schon sehr weit über Deinen Schatten gesprungen, so erscheint mir die Hürde über den "Angstschatten" nicht mehr so groß. Denn die "Namen" die diesbezüglich Deine Angst hat, liegen offen vor Dir, optimal um eine klare Entscheidung zu treffen.
Ich bin mir 100% sicher, daß Deinen Partner eine klare Entscheidung von Dir bis ins Mark trifft und zwar aufmuntert mit Alk Schluß zu machen. Du hast Ihm sodann vorgelebt, eine klare Entscheidung zu treffen, anstatt wie vorher immer wieder faule Kompromisse einzugehen, und Dich selber damit auf seine Stufe begeben hast. Noch bist Du Mitgestalter seines Zustandes, also kein Opfer.
Es kommen mir noch einige gute Beispiele in den Sinn, warum ich mir so gewiß bin, daß "Ihr" es zur Positiven Wende schafft, doch ich will Dich jetzt nicht damit überhäufen.
Du bist gefordert, eine klare Entscheidung zu treffen, nicht nur das, sondern verpflichtet, weil Du die Stabilere in dieser Seilschaft bist.
Mart vertraue Deinem positiven Energiepotential in Dir. Und Du bist bereits am Startplatz.
Gutes Gelingen und Gruß von Lissi


 pilli antwortete am 23.09.06 (16:01):

die mich privat betroffenen situationen bei der begegnung mit menschen die, meines denkens nach, mehr als nur dem genuss, dem wohlbefinden und der gesundheit förderlich sein kann, getrunken haben, da erkläre ich mir meine konsequente abkehr vom familiären miteinander damit, dass ich niemandem verpflichtet bin und rücksicht nur auf mich zu nehmen habe.

nicht "in liebe fallen gelassen" habe ich, sondern ohne "rücksicht auf verluste" entschieden, nicht mir mir!

wobei ich durchaus bereit bin, zu diskutieren, ob es nicht auch die befürchtung war, vor dem "stillschweigenden erkennen" von familie, den freunden, bekannten und anderen, ich hätte nicht erkennen können, wem ich da erlaube, mich zu begleiten? :-)

erst garnicht in die situation kommen zu wollen, etwas erklären, schönreden zu müssen, scham entstehen zu lassen?

der bekanntenkreis der jeweiligen partner; aber auch meiner, war geprägt durch fröhliche und breitgefächerte aktivitäten mancherlei art und bot damit zahlreiche gelegenheiten, trinkfreudige anlässe zu feiern.

- da hatte es fussball, karneval, kegeln...

- aber auch der gemeinsame restaurantbesuch nach einer vernissage, bei der bereits alkohol getrunken wurde.

- die besuche des opernhauses oder konzertante aufführungen, bei denen in den pausen sich zugeprostet wurde und die es galt, entsprechend angenehm "absacken" zu lassen.

- dazu die nicht wenigen einladungen zu den "runden" geburtstagen des grossen bekanntenkreises; zu gemeinsamen ausflügen und andere unternehmungen; sei es nur ein sommerlicher "grillabend" oder ein anruf von freunden:

"wir könnten mal wieder watt lekkeres essen gehen"

all das dann später noch "mal eben" in der stammkneipe "absacken" zu lassen...so verwerflich kann das doch nicht sein? :-)

verwerflich nicht, aber nachdenklich wurde ich, wenn denn dann aus dem einen absacker gleich mehrere wurden und weniger der "schöne abend" reflektiert wurde, sondern eben dieses, von mir so empfundene, "absacken" gemeint war.

beide partner haben nicht "zuhause" getrunken und das war meine stärkste und schwierigste hürde bei meinen anfänglichen überlegungen. es hatte vielleicht ein, zwei flaschen bier im eisschrank für besucher; aber ich erinnere mich bei beiden, nicht an ein zuhause getrunkenes bier.

meine persönliche sammlung gut sortierter getränke wurde höchstens komplettiert mit einer besonderheit als "mitbringsel", aber nicht getrunken...

"aber...der trinkt doch nicht!"

meinte die mum (bei beiden partnern) :-) wenn ich darüber sprach (nach der trennung) oder auch:

"das ist doch normal; bist du da nicht zu empfindlich...dir schmeckt es doch auch sehr gut?"

da hatte sie recht, es schmeckte und mundet mir noch heute gut; aber ich werde doch nicht unruhig wenn der "Vollmond"
naht? ich gehe doch nicht täglich in eine kneipe?

dieser tägliche besuch der stammkneipe, wenn auch nur für ein, zwei stunden während ich noch gearbeitet habe, der war dann der auslöser für mich, obwohl ich mich nicht an einen "betrunkenen" partner erinnern kann, wohl aber an durch den alkohol veränderte denk- und verhaltensweisen.

das "sich oftmals nicht mehr erinnern können", "termine vergessen und lapidare ausreden finden" und die weigerung, den täglichen besuch der stammkneipe diskutieren zu wollen, habe ich akzeptiert und mich verabschiedet.punkt!

aber; warum brauchte es dazu...auch bei beiden partnern...

die gleichlange zeit von sieben jahre?

erkennen müssen hätte ich es, zumindest was die zweite partnerschaft betraf, doch viel früher? :-) was hat mich schweigen lassen?


 Lara antwortete am 23.09.06 (16:05):

<Warum ich aber imstande bin ohne Skrupel fremde Leute daraufhin und auf anderes anzusprechen, bei mir zuhause aber versage, muß ich allerdings für mich noch klären.>

Hallo mart warum sprichst du von deinem versagen?

Wenn du deinen Partner ansprichst auf sein Trinkverhalten, dann spielen doch da deine Gefühle eine große Rolle. Bei einem Fremden hast du doch den nötigen Abstand.

<Ich denke meine Scheu beruht auf der Angst, daß die einzige mögliche und sinnvolle Konsequenz meinerseits die Forderung ist, entweder der Alkohol oder ich,.... und ich mir ziemlich sicher bin, daß der Alkohol bevorzugt wird.>
Es gibt aber auch noch andere Gründe warum du noch nicht den Mut hast ihn anzusprechen.

In meiner Erinnerung waren bei mir auch Gründe wie folgt:
in guten und in schlechten Zeiten
ihn nicht zu verletzen
ihn nicht im Stich lassen

Stelle bitte keine Fragen an ihn und beantworte sie dann selber. Wie er sich entscheidet wenn du ihn vor die Wahl stellst, kannst du doch gar nicht wissen.
Es ist keine Schande hinzufallen, aber es ist eine Schande, einfach liegen zu bleiben.
Steige aus der Achterbahn aus, setze ihm eine Frist, lüge nicht mehr für ihn, übernehme nur noch Verantwortung für dich aber nicht mehr für ihn.
Ich kenne wirklich sehr viele Paare die es gemeinsam geschafft haben.

Denke an Gelassenheitsspruch!

Ich wünsche dir die Kraft „ihn“ anzusprechen.


 pilli antwortete am 23.09.06 (16:06):

nachtrag:

ich habe erst jetzt die vorhergehenden beiträge gelesen, weil ich gerne gleich in das textfeld schreibe und dazu heute mal längere zeit brauchte :-) und zwischendurch nachgedacht habe; auch für mich selbst. mein beitrag ist also ohne kenntnis der vorhergehenden erfolgt.


 mart antwortete am 24.09.06 (07:55):

Ich bedanke mich für die aufmunternden Worte von Lissi und Lara.

Es ist nicht so sehr das Hauptproblem meinen Mann auf sein Trinkverhalten anzusprechen, das habe ich in den letzten 11 Jahren hin- und wieder getan. Da ich aber beginne, die Trinkmengen mit schrägen Augen zu beobachten und ich keineswegs in die nächste Stufe eines Co-abhängigen gleiten möchte, der zu zählen und zu kontrollieren beginnt, wäre eine eindeutige Klärung notwendig.
Ich bin nicht bereit und mit sehenden Augen und masochistisch leidend eine Talfahrt zu begleiten.

Das Problem ist vielmehr, daß ich von trockenen Alkoholikern bei den Anonymen Alkoholikern eigentlich nur gehört habe, sie haben erst dann "echt" aufgehört, als sie echt in der Gosse waren.
Ein Aufhören zuliebe eines anderen ist offensichtlich ein zu geringer Ansporn und führe nur zum Haß gegenüber denjenigen, dem die Schuld am weggenommenen Trinkfläschen gegeben wird, es führt zu einer mehr oder weniger langen Trinkpause, es wird schnell mit der Illusion des "kontrollierten Trinkens" liebäugelt, was rasantest dort endet, wo aufgehört wurde.Es führe zu einem Katz- und Mausspiel. Ein trockeneer Alkoholiker erzählte mir, daß er daraufhin von einem Spiegeltrinker zu einem Quartalssäufer mutiert sei und gedacht habe, es sei damit eh alles in Ordnung. Wer kann denn schon gegen gelegentliches, übermäßiges Trinken etwas haben - wir wollen doch gemütlich sein, oder nicht?

Ein Versprechen, in guten wie in schlechten Tagen, einander beizustehen, hindert mich allerdings nicht zu erkennen, daß damit sicherlich keine Einbahnstraße gemeint ist.

Mich überzeugt jedenfalls das Konzept der Anonymen Alkohliker mit ihrem 12 Schritten-Gebet überhaupt nicht. Davon stammt ja auch der Spruch "In Liebe fallen lassen". Gut, daß du pilli, hier auch deine berechtigten Zweifel hast. Es wird so erklärt, daß es nicht nötig sei, einen am Boden Liegenden in das Bett zu zerren sondern man solle am Boden zudecken. Ich finde beides übertrieben, kontraproduktiv und habe es bis jetzt nicht getan und werde es auch in Zukunft nicht tun.

Die trockenen Alkoholiker, die ich persönlich oder in Internetforen erzählen hörte, sagen nur, daß erst dann, als sie erkannten, daß sie sich selbst ruinierten, ein Aufhören möglich war .... Nicht "Ich darf nicht mehr trinken", sondern "Ich muß nicht mehr trinken".

Aber was macht man als Außenstehender bzw. Angehöriger, wenn das Trinkverhalten als nicht problematisch angesehen wird. "Ich hab alles im Griff" ist doch die am öfters geäußerte Selbsttäuschung auf dieser Talfahrt. Leider gibt es genügend Menschen, die hier aus versch. Gründen heraus bestätigend unterwegs sind.

Das heißt einfach Androhung von Konsequenzen und diese auch konsequent durchführen - vielleicht reicht das, aber in der Mehrzahl der Fälle nicht - Man hat doch alles voll im Griff und diese Miesepeter und Schwarzmaler wollen doch nur die Gemütlichkeit stören.... Ist das nicht so?


 Gudrun_D antwortete am 24.09.06 (08:34):

Mart
wenn ich so lese,was Du da aus Deinem Leben und Erleben berichtest,
habe ich das Gefühl,dass Du nicht nur ein Problem mit dem Akoholkunsum Deines Mannes hast!

Die Art der Verbissenheit,mit der Du gegen jedwedes Tröpfchen Alkohol wetterst,das entweder imaginär in der "KK"
oder bei Festlichkeiten genossen wird,lässt mich vermuten,dass Du weit grössere Probleme hast!

Nicht jeder wird zum Alkoholiker,der gerne mal in geselliger Runde ein Gläschen (oder auch mehr)Wein trinkt
oder zum Abendbrot seine Flasche Bier!

Selbstverständlich ist Alkoholsucht
eine Erkrankung,die schlimme Auswirkungen hat!
Sie wird aber absolut nicht dadurch heilbar,indem man fröhliche Zusammentreffen durch den "erhobenen Zeigefinger" stört!
Oder grundsätzlich alkoholische Getränke verdammt!

Es ist traurig und für betroffene Familienmitglieder und Freunde sehr belastend,wenn ein Mensch in die Alkohlabhängigkeit abrutscht!
Ich denke aber,mögliche Hilfe ist heute rechtzeitig zu finden!
Ich denke aber auch:
es hat überhaupt keinen Sinn durch Vorschriften
oder sich abwenden etwas ändern zu wollen-oder können!

Einfach "fallen lassen"?
Weggehen?

DAS wäre meinem Denken nach lieblos und verantwortungslos.


 utelo antwortete am 24.09.06 (09:01):

Meiner Erfahrung nach ist das "Fallenlassen" sehr wohl oft die einzige Möglichkeit, Alkoholiker oder auch Drogenabhängige zur Vernunft zu bringen. Leider musste ich in meinem Bekannten- und Freundeskreis über viele Jahre mit ansehen und erleben, wie Frauen und/oder Mütter über die Abhängigkeiten ihres Mannes oder Kindes fast verrückt wurden und sich finanziell ruinierten.


 Lara antwortete am 24.09.06 (11:03):

Hallo Gudrun,
gerade deine Argumente machen es so schwer aus einer Alkohol-Beziehung auszubrechen. Diese Argumente hört man von der Familie und von den von den Freunden

Der Partner der dem Alkohol verfallen ist, der ist lieblos und verantwortungslos. Er hat sich vor langer Zeit dem Alkohol zugewandt und ist damit aus der Beziehung ausgebrochen.

Dieses „fallen lassen“ ist der einzige Weg für den Alkoholiker sich mit seinem Suchtproblem auseinander zu setzen. Wenn der andere Partner für ihn alles macht, warum sollte er sich dann ändern?

Klar hat mart Probleme, sie ist mit einem Abhängigen zusammen der ihr alle Kraft nimmt.

Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen,
die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern,
die ich ändern kann und die Weisheit,
das eine von dem anderen zu unterscheiden.

Gott gebe mir Geduld mit Veränderungen,
die ihre Zeit brauchen, und Wertschätzung für alles,
was ich habe, Toleranz gegenüber jenen mit
anderen Schwierigkeiten und die Kraft,
aufzustehen und es wieder zu versuchen,


 Marieke antwortete am 24.09.06 (11:50):

Gudrun_D,
ich lese hier schon lange mit.
Aber das, was Du jetzt mart schreibst, hätte ich Dir nicht zugetraut!!
Ich muss hier nicht zitieren: oben steht ja, was Du schriebst...
Das finde ich gelinde gesagt billig: jemanden, der so schonungslos offen ist und war wie mart, noch nachtreten..

Guten Sonntag!


 pilli antwortete am 24.09.06 (12:01):

ich habe, Marieke

mart in den beiträgen der KK gefragt, ob sie stark genug ist, "aushalten" zu können, wenn es denn aus den ecken gekrochene und abwertende meinungen haben sollte, mit denen ich fest gerechnet habe...auch aus bekannten richtungen!

dass mart ein "Tabu"; und ich meine, es ist ein Tabu, dass viele bewegt, sei es selbstempfindend oder mitlesend und darüber nachdenkend, zum thema gemacht hat; zeigt für mich bewundernswerte stärke, die "aushält"! :-)

gemeinsam einen versuch starten, klarheit zu erhalten zu den eigenen persönlichen betroffenheiten, das wird in erinnerung bleiben...

nix anderes!

:-)


 Medea. antwortete am 24.09.06 (12:41):

"Das heißt einfach Androhung von Konsequenzen und diese auch konsequent durchführen - vielleicht reicht das, aber in der Mehrzahl der Fälle nicht - Man hat doch alles voll im Griff und diese Miesepeter und Schwarzmaler wollen doch nur die Gemütlichkeit stören.... Ist das nicht so?" (Mart)

Liebe Mart, es geht um D i c h und nur noch um D i c h und D e i n künftiges Leben. Du weißt, daß ich vor Jahren vor der gleichen Entscheidung stand - wenn alles Verständnis für den anderen, jede angebotene Hilfe mit larifari-Gerede des Alkoholkranken honoriert wird, dann ist der Zeitpunkt gekommen, ihn "fallenzulassen" und zwar nicht in Liebe, sondern im Zorn!
Regle Deine Angelegenheiten mit dem übrigen Teil der Familie, ziehe Dich heraus und distanziere Dich - je eher und schneller, desto besser. Hier geht es um Substanzielles, laß die "anderen" ruhig verständnislos zurück, miete Dich woanders ein, wenn es irgendwie möglich ist, mache eine mehrwöchige Reise oder verschwinde für einige Zeit nach Ungarn, aber setze Dich nicht täglich dem Tyrannen Alkohol aus. Zu meinem damaligen Partner starb meine Liebe für ihn Tag für Tag ein Stückcken - ich habe ihm damals klipp und klar gesagt:
ich werde gehen, da Du so weitermachen willst, dann
ich suche mir eine Wohnung nur für mich, dann
ich habe jetzt eine Wohnung gefunden, dann
ich werde am 1. des nächsten Monats ausziehen,
morgen kommt das Umzugsunternehmen, dann fange ich ein neues Leben ohne Dich an -
geglaubt hat er es erst, als die Möbelpacker vor der Tür standen.
Konsequenz scheint das einzige Mittel zu sein - niemand ist zu alt, um neuanzufangen -
eine Freundin von mir, Rechtsanwältin und Notarin erzählte einmal, eine 70jährige Klientin habe die Scheidung von ihrem Ehemann eingereicht und dabei nur bedauert, daß sie es nicht schon zwanzig Jahre früher getan habe.
Ich mache Dir Mut - es ist möglich.

Medea.



 Gudrun_D antwortete am 24.09.06 (12:48):

Marieke

Deine Kritik ist unangebracht!

Ich habe nicht "nachgetreten",sondern meine Meinung geschrieben.

Zu Deiner Kenntnis sei gesagt,dass ich sehr wohl weiss,wovon ich schreibe!

Als mein 2.-ältester Bruder definitiv wusste,dass er wegen gehabter Kinderkrankheiten nie eigene Kinder haben würde-und ich nach dem frühen Tod meines Mannes nicht bereit war,meines Bruders innigen Wunsch zu erfüllen,ihm meinen jüngsten Sohn zu "überlassen",begann er auch zu trinken!

Mein Sohn hätte es sehr gut bei meinem Bruder gehabt und wäre auch in jeder Hinsicht gefördert worden!

Um nicht irgendwann eigene oder andere Vorwürfe hören zu müssen,fragte ich meinen damals 14-jährigen Sohn,ob er für immer zu seinem Onkel übersiedeln wolle.
Selbstverständlich würde unser Verhältnis nicht davon berührt werden.

Obwohl der Onkel heiss geliebt wurde,kam als 1.Frage:
Mutti,willst du mich denn nicht mehr????

Nun,mein Sohn blieb bei mir-der Bruder suchte Trost im Alkohol.

Unsere ganze Familie war betroffen-in jeder Hinsicht.

Die 1.Ehefrau liess sich scheiden-sie konnte und wollte das nicht mittragen.

Eine "Trockenzeit" begann- die 2.Ehe wurde geschlossen-und irgendwann trank mein Bruder wieder!

Seine 2.Frau hat ihm treu zur Seite gestanden
-obwohl beruflich stark eingebunden-

seine Entziehungskur war erfolgreich

und gemeinsam haben sie es geschafft,dass mein Bruder nie wieder rückfällig wurde!


 Lissi antwortete am 24.09.06 (12:50):

Medea,
Achtung, Mart muß auf der Gefühlsebene "ihren" Weg gehen. Nicht ihrem Partner den Stepel aufdrücken, wie Dein Partner damit umgegangen ist. Es ist mir schon zugänglich, daß dadurch Deine Gefühle aufwallen, wie es für Euch ausgegangen ist.


 Lara antwortete am 24.09.06 (13:04):

Hallo Gudrun,
sie hat ihm treu zur Seite gestanden???

Wenn ich also einem Alkoholiker vor die Wahl stelle, entweder der Alkohol oder ich, dann bin ich untreu?

Ich habe es jahrelang auf diesem Schiff ausgehalten,
in der Nachschau war es ein sehr großer Fehler.



 Gudrun_D antwortete am 24.09.06 (13:24):

Nein,Lara

einen Alkoholkranken kann man vor keine Wahl stellen!

Ich weiss nur aus der familiären
-und auch beruflichen Erfahrung-

dass es sehr wohl sehr viel ausmacht,ob man den richtigen
Zeitpunkt für ein:

komm,wir schaffen das
findet!

Ich weiss aus unzähligen Gesprächen mit meiner Schwägerin und auch meinem Bruder,dass er selber aus dieser teuflischen Sucht heraus wollte
und ihm die Treue und Liebe seiner Frau sehr dabei geholfen und Kraft gegeben hat!

Mein Bruder war kein Schwächling,
war in exponenter Führungsposition,

und doch hat ihm seine Frau eigentlich erst die endgültige Kraft geben können,frei von der Alkoholsucht zu werden!

Ich bewunder meine Schwägerin auch heute noch!




 Lara antwortete am 24.09.06 (13:47):

Hallo Gudrun,
ich sehe das ganz anders als du.

Gerade dadurch dass ich den Alkoholiker vor die Wahl stelle entweder du trinkst weiter oder ich gehe, kann er sich endlich mit seinem Trinkverhalten auseinander setzen.

Dass es bei deiner Schwägerin und deinem Bruder so positiv ausgegangen ist, freut mich für deine Familie.

In meinem Fall hat es nicht geholfen, alle Therapien nicht!
Für mich gab es nur eine Entscheidung, entweder bleiben und mit ihm untergehen, oder aber den Weg den ich gewählt habe, endlich zu gehen.

Mein Partner war und ist ein wunderbarer Mensch, aber nur wenn er trocken ist!
Ein Alkoholiker hat zwei Seiten, die trockene und die nasse.
Es hat nichts mit dem was er hat und was er ist zu tun, sondern nur was hat der Alkohol aus ihm gemacht.


 mart antwortete am 24.09.06 (17:07):

Ich wußte schon auf was ich mich da mit meinem Tabubruch einließ:-)

Und wer besser als Gudrun demonstriert die ablaufenden Mechanismen:

Am 15.09.06 schreibt sie:

"Danke meinem Schicksal-nur beruflich- mit Alkoholkranken
in Berührung gekommen zu sein!
Mart und Medea
Eure schonungslosen Erlebnisberichte haben mich sehr nachdenklich gemacht!.."

Na ja, und 9 Tage später rückt sie mit ihrem Bruder als trockenen Alkoholiker heraus, "Unsere ganze Familie war betroffen-in jeder Hinsicht."

Nachdenklich frage ich mich, ob du bei deinem ersten Posting bewußt gelogen oder nur erfolgreich verdrängt hast.:-)

Dann stellt sich der erfolgreiche Weg des Bruders als die Bestätigung davon heraus, was hier in versch. Postings schon angeklungen ist und was man von trockenen Alkoholkranken nie anders hört.--- "dass er selber aus dieser teuflischen Sucht heraus wollte."

Aber auch dein Bruder, Gudrun, hat offensichtlich mit der gescheiterten ersten Ehe, seinem gescheiterten Versuch trocken zu leben und nun in der zweite Ehe vor wiederum denselben Schwierigkeiten stehend seinen persönlichen Tiefpunkt erreicht. Dann ist Hilfestellung nötig und oft erfolgreich. - So leben in Deutschland immerhin etwa 5,4% trockene Alkoholkranke.

Aber bei dieser hier demonstrierten Kunst der Verdrängung braucht die Vermutung nicht zu erstaunen, daß da irgend etwas am Partner des Alkoholkranken nicht stimmen müsse.

Ach ja, ihr Bruder war ja nicht für sein Saufen verantwortlich - Schuld war, daß er keine Kinder hatte, er trank ja aus Kummer, und daß seine erste Frau seine Trinkerkarriere nicht begleiten wollte.
Auch hier wieder die wunderbaren Verdrängungsmechanismus, die die Schuld an Angehörige bzw. die Umstände schieben.

Nun, Gudrun, ich lade dich einmal zu einen unserer legendären Festchen ein (Einladungen dazu sind durchaus begehrt) und du wirst sehen, daß es hier weder an einer ausgezeichneten Auswahl an Getränken noch an Geselligkeit mangelt.
Wenn du willst, darfst du deinen Bruder mitbringen - es wird mir eine besondere Freude sein ihn zu verwöhnen.


 schorsch antwortete am 24.09.06 (18:23):

Dass es möglich ist, mit Ultimatum jemanden zur Besinnung zu bringen, möge folgede wahre Geschichte veranschaulichen:

Die eine meiner 5 Schwestern hatte Freundschaft mit einem Alkoholiker - nur wusste sie damals noch nicht, dass er einer war. Als der Freund so weit gesunken war, dass er seinen eigenen Vater mit einer Eisenstange erschlagen wollte, stellte ihm meine Schwester das Ultimatum: Ab sofort keinen einzigen Tropfen Alkohol mehr, oder es ist aus zwischen uns. Der Freund meldete sich für eine Entziehungskur - und hielt sie durch. Sie heirateten. Er liess sich zum Alkoholberater ausbilden. Dieses Amt übte er Jahrzehnte lang aus und hatte bei seinen Mandanten gute Erfolge - weil er ihnen sagen konnte: "Ich habe es geschafft; du kannst das auch".


 Gudrun_D antwortete am 25.09.06 (07:58):

Mart
Dein eigenes Schicksal berechtigt nicht,andere Beiträge so zu zerpflücken,dass der Sinn entstellt wird!

Ich habe mich vielleicht nicht genau genug ausgedrückt,wenn ich schrieb:
'die ganze Familie war davon betroffen'
natürlich waren wir nicht selber 'davon' betroffen,sondern wir waren "betroffen",also sorgenvoll mitfühlend-

Deine Worte:
"Ach ja, ihr Bruder war ja nicht für sein Saufen verantwortlich - Schuld war, daß er keine Kinder hatte, er trank ja aus Kummer, ...
Auch hier wieder die wunderbaren Verdrängungsmechanismus, die die Schuld an Angehörige bzw. die Umstände schieben."

sind gelinde gesagt,eine Unverschämtheit!

Mein Bruder war kein Säufer-er hat nur sehr viel Alkohol getrunken-zuviel.
Dass er trotzdem seinen verantwortungsvollen Beruf ausüben und soviel an Selbstdisciplin aufbringen konnte,um dem Alkohol völlig zu entsagen,
(mit Hilfe der Entziehungskur und seiner 2. Ehefrau)

zeigt,dass sehr wohl möglich ist,was Du in Abrede stellst:

der rechte Zeitpunkt darf ebensowenig für eine Behandlung verfehlt werden,wie die Selbsteinsicht und Charakterstärke,
sich behandeln lassen zu wollen!

du schreibst:
"darfst du deinen Bruder mitbringen - es wird mir eine besondere Freude sein ihn zu verwöhnen."

Vor 34 Jahren geschah,was ich berichtete.

Vor 6 Jahren starb mein Bruder an Lympfdrüsenkrebs

Du schreibst weiter:
"Nun, Gudrun, ich lade dich einmal zu einen unserer legendären Festchen ein (Einladungen dazu sind durchaus begehrt) und du wirst sehen, daß es hier weder an einer ausgezeichneten Auswahl an Getränken noch an Geselligkeit mangelt."

Gerne nehme ich Einladungen zu Menschen an,bei denen ich mich wohlfühle,andere lehne ich höflich dankend ab!

Ich trinke in Gesellschaft gerne ein Gäschen oder auch zwei staubtrockenen Roten.......
Da ich aber Autofahrerin bin,macht es mir gar nichts aus,keinen Tropfen A. bei diesen Anlässen zu trinken!

Ich brauch kein Pseudostimulanz,um fröhlich sein zu können!

Ich denke,wenn Du in ähnlicher Weise mit Deinem Mann umgehst,wie im Forum,kann man ihn fast verstehen!


 pilli antwortete am 25.09.06 (08:00):

lügen haben kurze beine!

:-)


 Lara antwortete am 25.09.06 (08:07):

Hallo Gudrun,
was du in deinem letzten Satz geschrieben hast, halte ich für sehr unverschämt. Wie wäre es wenn du nicht nur wüßtest wie "verständnis" geschrieben wird, sondern wenn du es auch handhaben würdest.

Jeder Alkoholiker ist ein Säufer, wenn er es nicht wäre, wäre er kein Alkoholiker.


 mart antwortete am 25.09.06 (09:05):

Lara, Wie kannst du Verständnis von jemandem wie Gudrun erwarten, dessen Bruder nach einer Säuferkarriere und zwei Entziehungskuren trocken geworden ist, und die dann mit offensichtlich guten Gewissens behauptet, sie kenne Alkoholiker nur aus ihrem beruflichen Umfeld.

Ja, das sind ja andere Säufer, diese haben ja nicht den verantwortungsvollen Posten des Bruders, bei jenen darf man von Säufern schreiben, bei diesem aber, dem Bruder darf man das nicht,... der hat ja nur hin- und wieder ein Gläschen zuviel getrunken ... ach ja, und der hat ja auch einen Grund dafür gehabt, ja, ja, der Kummer!

Also hat Gudrun doch wieder recht, sie kennt Alkoholiker nur aus ihrem beruflichen Umfeld *grins* und *huste*.


 pilli antwortete am 25.09.06 (11:00):

wenn die *guteste aller guten* auch nur einen hauch von ahnung hat, was "entziehungskur" bedeutet und wenn dazu das erkennen logischer rückschlüsse nur bissi den kopp erleuchtet, es hat einer zweiten (!) entziehungskur gebraucht, nun dennoch mit stolzgeschwellter gänsebrust zu schwallen...

dann verstehe ich, warum ein bruder nicht "mehr" zur familie gehört; er wird schwuppdiwupp gedanklich vom familienverband ausgegrenzt und rutscht in die sparte:

"exponierte berufstätige"!

so hat es vieler der sanften lügen, sie zeigen mir ein gutes beispiel, wie betroffene familienangehörige leiden müssen, so einen nonsense heute noch mit voller überzeugung zu schreiben.

die sanften lügen sind es, die verbieten möchten, sie aufzudecken, das nachdenken und sich eingestehen ist eben keine leichte angelegenheit.

da wird selbst die hier im forum in der vergangenheit so übel bekrittelte schwägerin über nacht zur bewunderten person:

"Ich bewunder meine Schwägerin auch heute noch!"

vielleicht stimmt aber auch das alter milde und deckt zu, was die präsentation einer grossen glücklichen familie hinderlich sein könnte?

sich fügen, bedeutet lügen!


 schorsch antwortete am 25.09.06 (11:05):

Nach allgemeiner Definition sind Alkoholiker (Im Volksmund Säufer genannt) jene Mitmenschen, die nicht mehr ohne Alkohol auskommen können. Wer aber jeden Tag sein Bierchen oder seine 2-3 Gläschen Wein zu den Mahlzeiten trinkt, gilt nicht als Säufer, sondern als Gourmet!


 sammy07 antwortete am 25.09.06 (12:21):

@ schorsch;
ein klein wenig sieht die Definition für den Alkoholismus doch schon aus...es kommt eben nicht auf die MENGE Alkohol an, sondern auf den "freien Willen" jederzeit seine liebgewordenen Gewohnheiten entsagen zu können.


 Gudrun_D antwortete am 25.09.06 (19:40):

pilli

deine sinnverdrehende Wortklauberei ist nonsens!

Mein ältester Brude hat eine -EINE-
einzige Entziehungskur aus eigenem Antrieb gemacht!
"vergangenheit so übel bekrittelte schwägerin über nacht zur bewunderten person:"

Zu deiner Kenntnis:

ich hatte 2 -ZWEI- Brüder,demnach auch 2
-ZWEI-Schwägerinnen!

Nirgends schrieb ich:

" warum ein bruder nicht "mehr" zur familie gehört; "

wenn du keine wirkliche ahnung hast,verdrehst du Wort und Sinn und stellst Behauptungen ins Forum,die nicht mal den leisesten Hauch von Wahrheit haben!

Hauptsache,du hast irgendwatt getippt.........


 Gudrun_D antwortete am 25.09.06 (19:55):

Mart

Deine Worte:

"Lara, Wie kannst du Verständnis von jemandem wie Gudrun erwarten, dessen Bruder nach einer Säuferkarriere und zwei Entziehungskuren trocken geworden ist"

empfinde ich als ordinäre Ausdrucksweise,

umso mehr,da Du wohl wissentlich nicht wahrheitsgemäss antwortest!

Deine und Laras Ausdrucksweise :

'Säufer'oder gar 'Säuferkarriere'

ist nicht die meine!

Für mich sind alkoholabhängige Menschen krank und sollten auch so tituliert und behandelt werden!

Auch dir zur Kenntnis:

mein Bruder hat aus freier Entscheidung eine

EINE einzige E-Kur gemacht!


Eigentlich sollte man Mitleid mit Menschen haben können,
die-durch was auch immer-
in böser,sinnverdrehender,verletzen-wollender Absicht
ihren Worten Ausdruck verleihen........

warum fällt mir das bei dir so schwer?








 Lara antwortete am 25.09.06 (20:28):

Gudrun,
also dann will ich mich mal die dir entschuldigen
für meine ordinäre Ausdrucksweise.

Dein Bruder hat zuviel getrunken und deshalb hat der
Kostenträger eine Entziehungskur bezahlt.

Alkoholiker sind Kranke da gebe ich dir recht, aber sie haben über eine lange Zeit zu tief ins Glas oder in die Flasche geschaut.

Es gibt keine Gründe zum Trinken!

Gudrun eine Entziehungskur kann man nur freiwillig machen!

Aber der Frau eines Abhängigen würde ich nie so einen Satz

>Ich denke,wenn Du in ähnlicher Weise mit Deinem Mann umgehst,wie im Forum,kann man ihn fast verstehen!>

schreiben!

Dann möchte ich einen Alkoholiker lieber als Säufer titulieren.


 pilli antwortete am 25.09.06 (20:41):

vielleicht weil du gelogen hast Gudrun?

...

"Gudrun_D antwortete am 15.09.06 (08:48):

Danke meinem Schicksal-nur beruflich- mit Alkoholkranken
in Berührung gekommen zu sein!"

...

da steht nix von "be- oder getroffen" sein! ich lese klar und deutlich, dass du nur "beruflich" mit alkoholkranken in berührung gekommen bist und auch noch ein "Danke" meinst bemerken zu dürfen!

aber eine bitte hätte ich Gudrun:

ich für meinen teil, empfinde deine nachgetretenen ratschläge als nicht dem thema förderlich! und ich meine mal, du kannst dich vor weiteren angriffen schützen, wennze bissi zuückhaltung üben könntest, watt deine wertungen betrifft!

dein "mitleid" Gudrun,

darfst du dir an eine von dir bevorzugte stelle stecken; ich meine mal...niemand wird menschen mit "mitleid" beleidigen wollen; also verschone diejenigen davor, die mitgefühl von mitleid zu differenzieren wissen!

zeige verständnis Gudrun und spare dir weitere kommentare; das könnte zeigen, dass du gewillt bist, zu helfen!


 mart antwortete am 25.09.06 (22:24):

Ob du, Gudrun, deiner inneren Stimme folgen kannst, die dir einflüstert, Mitleid mit Menschen wie mir zu haben, ist allein deine Entscheidung.
Gleich wie sie ausfällt, ich kann damit leben.:-)

<<Auch dir zur Kenntnis:
mein Bruder hat aus freier Entscheidung eine
EINE einzige E-Kur gemacht!<<

Und der kalte Entzug, den er gemacht hat, nachdem ihn seine erste Frau verlassen hat?
Und "irgendwann einmal trank er wieder", nachdem er eine zweite Ehe mit einer verständnisvollen und informierten Frau eingegangen war. Dann wieder ein Entzug ..... na, wenn das nicht typisch für einen Alkoholiker, pardon Alkoholkranken ist.
Und eure ganze Familie war betroffen-in jeder Hinsicht, sagtest du. Dann aber präzisierst du deine Worte zu "natürlich waren wir nicht selber 'davon' betroffen,sondern wir waren "betroffen",also sorgenvoll mitfühlend-"


Ja, wenn der Schicksalschlag so plötzlich kommt, -- heute gesund, morgen Alkoholiker.
Vielleicht hätte ein früheres Hinsehen und ein früheres Betroffensein deinem Bruder mehr geholfen als die noch posthume Verniedlichung "Mein Bruder war kein Säufer-er hat nur sehr viel Alkohol getrunken-zuviel." Na wie wär es mit einem "schonungslosen Erlebnisbericht" deinerseits über die Veränderungen, die dein Bruder so gezeigt hat?

Möglicherweise stimmst du mit mir überein, daß dein von dir in der KK gesungenes Liedchen in diesem Zusammenhang makaber klingt:
"Wir lassen uns das "Schlückchen" nicht verbieten,
das "Schlückchen" nicht und nicht das Fröhlichsein!"

Aber, du dankst ja deinem Schicksal - nur beruflich - mit Alkoholkranken IN BERÜHRUNG gekommen zu sein.

Ein schöner Stuß, in den du dich da rein- und rausgeredet hast.



 pilli antwortete am 26.09.06 (00:15):

von einer jahrzehnte dauernden säufermond-karriere und der damit bis heute verbundenen co-abhängigkeit (meiner einschätzung nach), der ehefrau, die "sorgsam nach aussen absichert", möchte ich berichten, weil sie (für mich) ein klassisches beispiel bietet, dass konsequentes handeln auf dauer gefragt ist und nicht nur zur änderung eines zustandes auf zeit.

von gesprächen erfuhr ich, die eine trennung androhten; den gesprächen folgte eine terminvereinbarung...nix änderte sich!

"Sie" besorgte sich eine wohnung und bestellte zu einem erneut angedrohten termin ein umzugsunternehmen und ihrem damaligen bericht nach, wurde tatsächlich, während er noch in alkoholsüssen träumen schwelgte, dass bett neben ihm weggetragen und im raum kleider in kisten und kartons verpackt; kein angenehmes aufwachen!

"Sie" hat dann einige jahre alleine gelebt; fand einen interessanten job und "Er" später unterschlupf bei jemand, die weniger gewillt war, ihm den spass zu verderben und so könnte die geschichte enden und zeigen, konsequenz schafft zumindest für eine(n) der beiden partner ein lebenswertes umfeld.

"könnte"...ist aber nicht so. die beiden töchter und die enkelkinder boten anlass, sich mehrfach zu treffen und nach kurzer zeit, bat "Er", einen neuen gemeinsamen versuch zu starten; er habe nun begriffen und andere (meiner meinung nach)summseleien mehr.

nun...er zog in ihre wohnung, wurde später dann arbeitslos (alkohol war nicht der grund) und trank dass, was wohl mit dem:

"wir lassen uns das schlückchen nicht verbieten",

gemeint ist. er trank regelmässig; aber nicht so viel, stark auffällig zu werden und "Sie"?

duldete und litt!

ein weiteres mal konsequenz zu zeigen, dazu reichte dann, jetzt bald *70*, wohl nicht mehr ihre energie. erfahren habe ich, dass "Er" nun für familienfeste präpariert wird.

"kontrolliert" bier soll er trinken und auf schnaps verzichten, nachdem er begonnen hatte, sich bei den familiären treffen bei entsprechendem alkoholpegel, zu entkleiden.

bald werden sie "Goldene Hochzeit" feiern; sicherlich nicht ohne alkohol und werden vielleicht ihren kindern weismachen wollen, wie schön es ist, so viele jahre zusammen erlebt zu haben und dass man es gemeinsam geschafft habe!

ich hoffe für beide, sie schafft es auch diesmal, dass er nicht plötzlich nackt am büffet steht!

gratulieren werde ich beiden nicht zu diesem fest.


 Gudrun_D antwortete am 26.09.06 (06:38):

Lara!


deine Worte:
" Dein Bruder hat zuviel getrunken und deshalb hat der
Kostenträger eine Entziehungskur bezahlt"

Auch,wenn es für dich unvorstellbar ist,meines Bruders Behandlung wurde weder von der Allgemeinheit,noch einem Kostenträger übernommen!
Stell dir mal vor,das zahlte er aus eigener Tasche.........


 Gudrun_D antwortete am 26.09.06 (06:45):

piili!

"...als nicht dem thema förderlich! und ich meine mal, wennze bissi zuückhaltung üben könntest, watt deine wertungen betrifft!"

Dieser Rat von dir sollte dir in grossen Lettern vor fast jedem Getippsel gezeigt werden!


 Gudrun_D antwortete am 26.09.06 (06:53):

Es ist einfach unfair,

hier nun auch noch erlebtes Schicksal anderer
in bekannter Manie zu zerpflücken!
Und ihr Verhalten ins Makabre zu ziehen versuchen!

'Tabu'

so war das Thema gegeben.

Ich denke,es sollte jedem selber überlassen bleiben,
mit irgendeinem Tabuthema
so umzugehen,wie es ihm sein Charakter und Verantwortungsgefühl vorgibt!


 Lara antwortete am 26.09.06 (07:05):

Gudrun,
so langsam aber sicher reißt mir der Geduldsfaden.

So wie ich dich verstehe war dein Bruder ein Edeltrinker,der durch zuviel Sorgen ein bißchen zuviel
getrunken hat.

Alle anderen Alkoholiker, da ist das Umfeld schuld.

Ob dein Bruder die Kosten als Selbstzahler übernommen hat,
oder ein Kostenträger, er ist Alkoholiker.

Ich gebe dir den Rat, schaue dir den Film "Rückfälle" mit
Günther Lamprecht an, der schildert nach m.M. sehr gut, wie es mit einem Alkoholiker sein kann.

Was mich noch erheblich stört bei deinen Beiträgen zu diesem Thema ist, ständige wiederholungen von " er hatte einen verantwortungsvollen Job, er hatte genug Geld".

Ich bin finanziel nicht auf Rosen gebettet, meine Bildung glänzt nicht durch Abitur und Studium, aber ich habe meine Kinder zu rechtschaffenen Menschen erzogen und habe meinen Mann geliebt, aber nur den Trockenen und nicht den Nassen.

Aber mein Mann hat die Familie zerstört und krank gemacht.

Du kommst mir vor wie jemand der sagt:
wasche mich, aber mache mich nicht nass.

Sollte jemand Rechtschreibfehler finden, darf er sie behalten.
Mir fehlt die Knete (ordinäre Ausdrucksweise) für die Volkshochschule!.


 Gudrun_D antwortete am 26.09.06 (09:00):

Lara
Du kannst auch in der Grund-und Hauptschule Rechtschreibung lernen!

Deine Unterstellungen,mein Bruder -inzwischen verstorben-sei der Allgemeinheit zur Last gefallen,
beantwortete ich wahrheitsgemäss,um aufzuzeigen,
dass du Unrecht hattest-
nicht,
um "anzugeben" ,
was wer hat oder ist!

Das zeigt jeder selber am besten durch
seine Denk-und Schreibweise!

Was regt dich eigentlich an meinen Beiträgen so auf,
dass du persönlich werden musst?

Ich zwinge Dich doch nicht,zu lesen,was ich schrieb und von dem ich glaubte,dass es einen Kontrapunkt zu dem hasserfüllten
"Säufer-fallen-lassen"

geben könnte.

Für einander DA sein,
in guten wie in schlechten Tagen

sollte mehr gelebt
und nicht nur einmal im Leben so dahin geplappert werden!


 pilli antwortete am 26.09.06 (09:16):

er war ein säufer, ein suffkopp, ein schluckspecht Gudrun!

ganz gleich, wie vornehm du dich auskotzt!

ein verantwortungslos handelnder, nicht entscheidungsfähiger mensch an kompetenter stelle war m.e. dein bruder Gudrun!

ein der sucht verfallener, der leider, wie es mir scheint, dazu das pech hatte, dich zur schwester zu haben, der die richtige wortwahl wichtiger zu sein scheint, als die erkenntnis, dass er gesoffen hat dein bruder und zwar vom allerfeinsten!

...

"Unterm Säufermond"

Wieder geht ein Tag zu Ende
und die Dämmerung zieht rauf
Leise zittern ihm die Hände
und der Säufermond geht auf...
Er läuft hin und her im Zimmer
Wie magnetisch fällt sein Blick
auf die Mini-Bar wie immer

"Gib mir doch'n kleines Glück -
Meine Nerven die sind, ach
die sind heut' wieder'n bißchen schwach
meine Nerven die sind, ach
heut' bißchen schwach

Komm, mach mich wieder wach
mach mich bitte wieder wach"

Und der Whisky - der zieht runter
und sein Blut wird schnell und warm
und jetzt nimmt ihn Lady Whisky
ganz zärtlich in den arm.
gratuliert zu den Geschäften
"Die sind heut' sehr gut gelaufen!
Laß uns beide, Du und ich
erstmal richtig einen saufen.

Meine Küsse, scharf und naß
komm' erheb das nachste Gläs
Eine Nutte heute Nacht,
die's Dir für'n paar Scheine macht -
die brauchst Du nicht
wenn Lady Whisky von der Liebe spricht."

Und die Zimmerdecke hebt sich
und die Wände brechen ein
auf dem Boden leere Flaschen
und er wieder so allein
Menschen in Hotels sind einsam
sie sind immer nur zu Gast
ewige Vertreter, die jeder Kund haßt

In den Ohren ist ein Sirren
und im Herzen ist ein Schlag
alle Fenster hört er klirren
dieses Zimmer ist ein Sarg ...
Aus dem Fenster zu den Sternen
nur:

Die kann er nicht mehr sehn
Und in dunkler Wolkenferne

scheint fahl
der Säufermond
Ein Mann lag in seinem Zimmer
im HOTEL IMPERIAL
mit den Nerven wurd' es schlimmer
jede Nacht 'ne neue Qual
Dieses Leben ist so arm
- ferngesteuerte Quälerei

Öffne die große Flasche Nummer drei...
(Udo Lindenberg)

...


 Gudrun_D antwortete am 26.09.06 (09:19):

* pilli antwortete am 26.09.06 (09:16):

er war ein säufer, ein suffkopp, ein schluckspecht Gudrun!

ganz gleich, wie vornehm du dich auskotzt!

ein verantwortungslos handelnder, nicht entscheidungsfähiger mensch an kompetenter stelle war m.e. dein bruder Gudrun!

ein der sucht verfallener, der leider, wie es mir scheint, dazu das pech hatte, dich zur schwester zu haben, der die richtige wortwahl wichtiger zu sein scheint, als die erkenntnis, dass er gesoffen hat dein bruder und zwar vom allerfeinsten!*

Und ab jetzt sei vorsichtig,Rosemarie Pilgram!


 Gudrun_D antwortete am 26.09.06 (09:21):

sorry,ein -e- zuviel


 Karl antwortete am 26.09.06 (09:22):

@ Pilli und Gudrun,


ich finde es absolut beschämend, was ihr Streithennen aus diesem Thema gemacht habt. Das ist unterstes Niveau von beiden!


 pilli antwortete am 26.09.06 (09:50):

tatsächlich Karl?

so unterschiedlich können die grenzen des niveaus sein, wenn es gilt, bei der wahrheit zu bleiben!

ich bin bereit, sehr tief zu steigen und bin nicht abhängig von irgendeiner beurteilung! wer hat Gudrun gerufen?

sie wußte, dass bei diesem thema nicht gelogen und verdeckt werden braucht, wie es der raum de KK und die wenigen besucher dort erwarten!

nur mal so nebenbei gefragt Karl;

das ist alles, was du als pädagoge zu diesem thema zu schreiben weißt?

nicht viel...gelle?


 Gudrun_D antwortete am 26.09.06 (09:50):

Karl,
ich bin mit Deiner Zurechtweisung absolut nicht einverstanden!

Wenn hiergestattet wird,
dass meine Beiträge,
die eigentlich zum nachdenken anregen sollten,

(daher das eingebrachte Beispiel)

in übelster Weise sinnentstellt zerpflückt werden,

dazu wissentlich unwahre Angaben verbreitet werden,
sowie an mich gerichtete perfide Äusserungen
-auch über einen Verstorbenen-

müsstest Du eigentlich

entweder diese Beiträge
schnellstmöglich löschen
oder
dulden,
dass auch ich meine Argumente hier einsetze!

Dabei möchte ich betonen,dass ich mich stets einer
Ausdrucksweise bediene,die nie ins Ordinäre abrutscht!


 Gudrun_D antwortete am 26.09.06 (09:51):

Hiermit verabschiede ich mich!

Gudrun


 Lara antwortete am 26.09.06 (09:57):

Gudrun,
scheinbar bist du nicht in der Lage, meine Beiträge
zu lesen.
Wer hier persönlich wird, steht weiter oben.
Ich war für meinen Partner da, aber er nicht für mich.
Sein Partner war der Alkohol!
Du schreibst vom

hasserfüllten
"Säufer-fallen-lassen"

nein, ich war nicht hasserfüllt, sondern verzweifelt! Ich plappere
auch nicht so daher, ich spreche von meinen Erfahrungen.

Die Überschrift lautet: Soziales & Lebenshilfe und unter diesem stand eben
„Tabu“

Was ich mir selber jetzt vorwerfe war mein Satz, mit der Volkshochschule,da hast du Recht
mich darauf hinzuweisen, er hatte nichts mit dir zu tun.
Stand in einem anderen Thema!

Dafür möchte ich mich bei dir entschuldigen!

Aber dann möchte ich dich auch bitten, dir deine Worte genau zu überlegen!

Es verletzt doch sehr wenn Angehörige für den Alkoholismus
verantwortlich gemacht werden. Es gibt nicht den richtigen Zeitpunkt und auch alle Liebe
das Partners hilft nicht, nur
der Alkoholiker kann selbst etwas tun!

Ich habe alles versucht, ich bin weit über meine Grenzen
gegangen, meine körperlichen und seelischen Grenzen.


 Felix antwortete am 26.09.06 (11:14):

Und wiedereinmal wurde ein sehr ernsthaftes wichtiges Thema durch eigene Befindlichkeiten gekillt .... bravo!


 Lissi antwortete am 26.09.06 (11:36):

Pilli
bitte mache Dir bewußt, daß Du mit Deinen Aktivitäten aus dem Archiv, sehr viel Schaden anrichten kannst, vor allem bei demjenigen den Du (genüsslich) aufblätterst. Du tippst oft emotionale Komplexe an, die derjenige möglicherweise fast überwunden hat, oder ernsthaft daran ist dies zu tun. Da bist Du dann ein sehr negativer Störefried dabei. Möchtest Du wirklich so ein Mensch sein ?
Ich meine damit nicht, dass keine positive Seiten an Deinen Beiträgen zu erkennen sind.
Ich wünsche auch Dir den Mut, mal Deine inneren Sümpfe anzugehen,anstatt diese immer wieder im ST und über Leute zu gießen. Nix für Ungut Pilli, doch du nervst mit solchen Absackern.


 pilli antwortete am 26.09.06 (12:09):

nö Felix

den bisherigen mehr als 90 beiträge werden weitere hinzugefügt werden, was hat dich also veranlasst, jetzt schon zu glauben, das thema sei "gekillt"?

empfindlichkeiten zu schonen, ist m.e. kein weg, lösungen zu finden und nur das wird doch versucht?

zum thema alkohol werden nicht nur meiner meinung nach, verdrängungsleistungen in kaum vorstellbarem ausmass erforderlich, wenn betroffene nicht den dazu nötigen klaren blick finden.

erschwerdend mögen sich die begriffe "Scham" und "Schande" zeigen...erleichterung verschafft dann das lügen, das stillschweigende dulden und zuletzt die schreiende aufforderung, auch andere, nichtbetroffene, haben das so zu sehen und die sanften lügen zu akzeptieren!

ob es persönliche schwäche, die naive zuflucht zum: "datt wird schon...", oder auch die sorge, alleine überleben zu können sind, das sehe ich als gleichwertige ursachen dafür an, das sich ein sog bildet, dem schwer zu entkommen sein wird.

und so entstehen in langen jahren märchen und legenden, die davon erzählen, es sei möglich, auf einen anderen menschen derart einzuwirken, dass eine änderung des zustandes möglich ist.

dem ist aber nicht so, wenn nicht der alkoholiker selbst und alleine, ohne stützende hilfe, bereit ist, den harten weg zu gehen...meine ich jedenfalls und bin auch da, wie ich erfahren durfte, nicht alleine mit meiner überlegung.

es wird verzweifelt ge- und verfälscht, das nachdenken abgewürgt und neue wertungen gesucht und gefunden!

die nichtbetroffenen zeigen plötzliche distanz und fühlen sich berufen, weitabschweifend nach gründen zu suchen, nicht einbezogen zu werden...nicht nachdenken zu brauchen...

sie doch nicht!

eine m.e. simple art dem thema zu begegnen aber durchaus erlaubt und sicherlich auch wünschenswert!

JA! es sind hässliche bilder, die der alkohol bereiten kann!


 pilli antwortete am 26.09.06 (12:19):

Lissi

wenn ich bereit bin, mich in einem diskussionsforum zu bewegen, dann nehme ich all das, was die mir seit jahren bekannten diskutanten berichten, wahr und vorallem, zunächst mal ernst. dazu braucht es aber nicht des archiv; sondern nur die fähigkeit, sich erinnern zu können. das archiv erhält für mich Lissi, erst dann eine wichtigkeit, wenn es gilt, den oder die daran erinnern zu können, watt sache ist und war!

leute die glauben, alles und jedes nur mit dem wendemäntelchen der harmonie verziert, diskutieren zu wollen, dürften da mit meinem widerspruch rechnen.

:-)


 Karl antwortete am 26.09.06 (22:56):

@ Pilli,

du liebst die offenen Worte, also musst du sie auch ertragen. Was ich an deinen Beiträgen nicht mag, ist, dass sie sehr häufig nicht wirklich an der Sache, sprich am Thema orientiert erscheinen, sondern den Eindruck machen, dass es dich freut, wenn du jemanden so richtig fertig machen kannst. Am meisten Freude scheinst du zu verspüren, wenn du dich den "Opfern" überlegen fühlst. Du suchst die Schwachstellen von Diskutanten und bohrst und bohrst darin herum, teilweise mit einer bewusst verletzen wollenden Sprache. Wenn Gudrun von ihrem Bruder im Imperfekt spricht, dann lebt er wohl nicht mehr und ich finde es einfach nur gemein, ihr dann an Kopf zu knallen "er war ein säufer, ein suffkopp, ein schluckspecht Gudrun!". Gudrun ist ein gutes Beispiel für das gelebte Tabu, aber es sollte auch möglich sein ihr das anders zu sagen oder wenn sie es nicht versteht, dann muss man darüber hinweg gehen. Es ist m. E. unerträglich wie unsensibel du hier Menschen angehst. Spiegelneurone scheinst du nicht viele zu haben.


 mart antwortete am 27.09.06 (00:40):

"Der Gescheitere gibt nach! Ein unsterbliches Wort. Es begründete die Weltherrschaft der Dummheit,"

hat bereits die M.Ebner-Eschenbach exellent formuliert.

pillis Beitrag vom 26.09.06 (12:09)ist wenig hinzuzufügen.

Zu der Frage der Kosten eines Entzugs.
Selbstverständlich werden diejenigen, die es sich leisten können, selbst bezahlen - sie wollen ja die Allgemeinheit nicht mit den Behandlungskosten einer selbstverschuldeten Krankheit belasten -- hat aber auch den nicht so kleinen Vorteil, daß dann niemand etwas über das "Ein Gläschen zu viel" erfahren muß:-)

Danken wir doch Gott, daß wir nicht so sind wie jene Alkoholiker.

Was mir sonst noch aufgefallen ist:

Ich wurde mit meinem Anliegen in den Kummerkasten verwiesen. Ja warum denn das?

Ich wurde wiederholt mit meinem Anliegen in die Sparte "Gesundheit" verwiesen. .... ja, ja,... da dürfte ich meine Kenntnisse über die Gefährlichkeit des Alkohols darlegen.
Warum denn das? Wissen den ältere und alte Leute nicht, daß der Alkohol Körper, Geist und Persönlichkeit zerstört?


Und der Titel "Tabu?" sei nicht aussagekräftig genug ....

Ja, dann *g*, damit sollte klar sein, warum die Dummheit die Welt beherrscht.


 pilli antwortete am 27.09.06 (00:48):

"du liebst die offenen Worte, also musst du sie auch ertragen."

ich bitte darum Karl,

und für mich ist es kein tabu, sachverhalte offen anzusprechen; kein grund also für mich, etwas zu "ertragen"!

stell dir einfach vor Karl,

das ist jemand, der du deine meinung mitteilen kannst, und zwar ohne rücksicht nehmen zu müssen auf eigenartige befindlichkeiten, oder lange mitgeschleppte verhaltensmuster...

einfach nur klartext ist erwünscht! :-)

"Was ich an deinen Beiträgen nicht mag, ist, dass sie sehr häufig nicht wirklich an der Sache, sprich am Thema orientiert erscheinen, sondern den Eindruck machen, dass es dich freut, wenn du jemanden so richtig fertig machen kannst."

stimmt Karl, freude und spass empfinde ich oft, aber nicht das "fertigmachen" ist da absicht, sondern der austausch von
gegenteiliger meinung, das spiel mit den worten.

den thematischen bezügen mehr aufmerksamkeit zu schenken, sicherlich eine nachdenkenswerte anregung; danke!

"Am meisten Freude scheinst du zu verspüren, wenn du dich den "Opfern" überlegen fühlst."

"überlegen" sein; das wird wohl nicht allzu oft treffen; aber gleichberechtigt den argumenten der diskutanten entgegnen zu können, das verstehe ich als richtlinie für eine diskussion und ich betrachte diskutanten auch nicht als "opfer" sondern vielmehr als partner, die wissen, mit klartext umzugehen :-)

natürlich gebe ich dir recht, das Gudrun ein gutes beispiel für gelebtes Tabu ist; das darf aber doch m.e. nicht dazu führen, dass nun das grosse schweigen entsteht und vor lauter wechgucken die angegriffenen beginnen, sich tatsächlich anderer eleganten worte zu bedienen, nur um zu schützen, was nicht bereit ist, wahrzunehmen?

vielleicht gefallen die worte aus der Suchtfibel besser:

"Wir tranken vor Glück - und wurden unglücklich;
wir tranken vor Freude - und fühlten uns miserabel;
wir tranken aus Geselligkeit - und bekamen Streit;
wir tranken aus Freundschaft - und schufen uns Feinde;
wir tranken, um schlafen zu können - und wachten übernächtigt auf;
wir tranken, um leichter sprechen zu können - aber wir stammelten nur;
wir tranken, um uns himmlisch zu fühlen - und hatten die Hölle;
wir tranken, um zu vergessen - aber die Gedanken holten uns ein;
wir tranken, um frei zu werden - und wurden abhängig;
wir tranken, um Probleme zu lösen - aber sie wurden immer mehr;
wir tranken, um mit dem Leben fertig zu werden - und luden den Tod ein. (Quelle : »Suchtfibel« Seite 133)


 mart antwortete am 27.09.06 (01:27):

Das ist nun wirklich eine umfassende Sammlung an Gründen, warum zur Flasche gegriffen wird.


Und für diejenigen, die sich als etwas Besseres betrachten, da sie ja niemals aus einer Flasche trinken würden, ein Gedicht.

"Edel geht die Welt zugrunde

"Ach die vielen hübschen Gläschen,
am liebsten auch noch mit Gravur
die ich hob bis unters Näschen
das ist trinken mit Kultur

Niemals stemmt ich einen Bembel
Das ist einfach zu gemein
Höchstens schwenkt ich einen Römer
Halb gefüllt mit edlem Wein.

Nippte vornehm an der Flöte
mit Champagner, nicht mit Sekt
bringt den Körper nicht in Nöte
macht den Kreislauf erst perfekt.

Und ich pflegte meine Leber
mit edlen Kräutern als Essenz.
Alles nur für die Gesundheit
keinesfalls aus Dekadenz.

Auch mein Intellekt blieb rege
gut genährt mit reinem Geist
die Phantasie fand neue Wege
bin gedanklich weit gereist.

Und nun bin ich hier und zweifle
weiss nicht mehr, wie mir geschah
Mit dem Kopf lieg ich im Rinnstein
War dem Schmutz noch nie so nah.

Guck mal, die besoffne Alte
hör ich nah an meinem Ohr
dabei war ich nur, wie immer
auf dem Weg zum Weinkontor"

Käthe


 wanda antwortete am 27.09.06 (08:05):

mich stört die "Penetranz" mit der hier gegen den Alkohol vorgegangen wird.
So sprechen Frauen von ihren Männern, wenn sie die Scheidung nicht verkraftet haben. Es bleibt ein gewisser Hass und das mag ich nicht.


 Gudrun_D antwortete am 27.09.06 (08:15):

Da ausser pilli und Mart

auch andere hier lesen,
die sich nicht mehr schreibend beteiligen,

Karl
zudem folgende Worte schrieb:

' Gudrun ist ein gutes Beispiel für das gelebte Tabu, '

Karl,
hier die Frage an Dich:

in wiefern glaubst du,beurteilen zu dürfen,das ich
als Beispiel für 'gelebtes Tabu'
anzusehen bin?

Mit schweren oder bösartigen Erkrankungen geht nicht jeder gern "hausieren"!

Es wird also nicht nur eine Akoholerkrankung ungern bekannt gemacht!
Was hätte das auch für einen Sinn?

Um noch mal das Beispiel meines verstorbenen Bruders anzuführen:
er ging tagsüber ganz normal seinem Beruf nach
und trank nur abends zu Hause.

Krakelte nicht rum und drangsalierte auch niemand!

Gespräche mit Ehefrau,nächsten Angehörigen und seinem mit ihm befreundeten Hausarzt
konnten noch so rechtzeitig geführt werden,
dass er selber erkennen konnte,
ER muss sein Verhalten ändern,und sich helfen lassen durch eine E-Kur.

Was also soll hier Beispiel für Tabuisierung im negativen Sinn sein?

Hätten wir alle Welt aufmerksam machen sollen,
dass ein Problem zu bewältigen war??!?

Das "Problem" wurde erkannt und konnte gelöst werden!

"Tabu"
wird im Allgemeinen als eine Art Verbot angesehen.

"Tabu"
ist aber auch:
*eine unantastbare Norm der Gesellschaft*

Zu dieser "Norm" zähle ich auch Begebenheiten,die leider vorkommen,geändert werden können,
ohne dass alle Welt darauf aufmerksam gemacht werden muss!

Na,also,so dämlich bin ich nun auch wieder nicht:

* wenn sie es nicht versteht, dann muss man darüber hinweg gehen*

Karl
Es muss doch auch hier jedem das Recht zugestanden werden,sein Verhalten und seine eigene Meinung zu
bestimmten Dingen erklären zu dürfen,ohne dass er gleich für geistig minderbemittelt gilt!


Abschliessend ist es mir ein Bedürfnis,
noch einmal zu betonen,
dass ich Sucht und Heilung meines Bruders

als Beispiel hier einsetzte,

weil mich die Härte erschütterte,mit der Einige hier
A-Kranke titulierten und kritisierten .

Ich weiss selber,dass ein Beispiel keine allgemeingültige Regel sein kann.

Denke mir aber,dass ein positives Beispiel
sehr wohl zum nachdenken anregen kann.











 Karl antwortete am 27.09.06 (08:36):

Hallo Gudrun,

ich gebe dir Recht, dass nicht nur der Alkoholismus ein Tabu ist. Wir konnten feststellen, dass Gleiches auch für andere Krankheiten gilt, z. B. für Krebsleiden. Menschen, die erkranken, werden plötzlich von Freunden gemieden, es herrscht Sprachlosigkeit. Solche Tabus müssen aktiv durchbrochen werden. Ich finde es gut, dass du dich in diesem Thema nach anfänglicher Verdrängung (du hattest dich ursprünglich nur an "berufliche" Kontakte mit Alkoholabhängigen erinnert) dann doch noch geoutet hast als direkt betroffene Angehörige.

Ich fände es gut, wir könnten gemeinsam die Krankheit, den Alkoholismus als Feind erkennen, und nicht den Mitdiskutanten.


 pucki antwortete am 27.09.06 (08:47):

Gudrun, dann habt Ihr Glück gehabt, daß Dein Bruder
noch so klar erkennen konnte, daß er etwas tun muß.
Die meisten Liebhaber des Alkohols erkennen doch gar nicht,
daß sie bereits süchtig sind. Spricht man sie auf ihren
Alkoholkonsum an, wird beschönigt, noch heimlicher getrunken, sie werden ausfallend. Es ist immer schwer,
jemanden zu beeinflussen, nicht nur beim Alkohol. Wie sieht
es denn bei den Rauchern aus? Sie wissen genau, wie
schädlich -nicht nur für sie selbst -das Rauchen ist,
rauchen aber lustig weiter. -Aber das Thema hatten wir
hier ja schon des öfteren.
Was mir auffällt, daß Konfirmanden nach der Konfirmation
mit vollen Weinflaschen rumlaufen und wohl glauben, nun
dürften sie auch ordentlich trinken. Das ist wirklich
schlimm! -"Ach, laßt sie doch!" -Ja, lassen wir sie doch
trinken, ist doch nichts dabei!!!!


 Gudrun_D antwortete am 27.09.06 (08:51):

Karl

danke für obige Worte!

Ich hatte wirklich vergessen,dass vor 34 Jahren
mein Bruder betroffen war.

"Beruflich"
lernte ich trockene Alkoholiker kennen,die nach einer E-Kur in das von mir geleitete Heim von ihren Angehörigen "abgeschoben" worden waren.

Ich war damals ganz erschüttert,wieviel "kluge" Menschen dem Alkohol zuviel Platz in ihrem Leben gegeben hatten!

Ärzte,Apotheker,Lehrer u.a.

Woher nahem sie nur die stoische Gelassenheit,den Heimaufenthalt zu ertragen?


 pilli antwortete am 27.09.06 (09:35):

tja...Karl

ich habe dir wirklich gewünscht, da hätte jemand geschwiegen, so wie es angekündigt war. nun darfst du "übernehmen", denn selbst ich wüßte nix zu schreiben auf diesen beitrag, dessen inhaltliche darstellung nicht besser hätte dokumentieren können, was da sache ist!

wenn im beruflichen umfeld es nicht nur kontakt hatte mit alkoholikern, sonden auch betreut wurde, frage ich mich, warum nach all diesen begegnungen heute immer noch die frage gestellt wird:

"Woher nahem sie nur die stoische Gelassenheit,den Heimaufenthalt zu ertragen?"

ja...woher wohl?

ich zitiere aus wikipedia.

"Alkoholkonsum beeinträchtigt Gehirn und Nervensystem. Schon bei einzelnen Räuschen treten Gedächtnislücken („Filmrisse“) auf. Langfristig bilden sich chronische neuropsychologische Defizite in den Bereichen Aufmerksamkeit, Konzentration, Gedächtnis, Lernfähigkeit, räumliches Vorstellungsvermögen, Zeitwahrnehmung und Problemlösungsstrategien. Dazu kann es zu sozialen Störungen wie dem alkoholischen Eifersuchtswahn und zu sexuellen Deviationen kommen.

Eine über Jahre bestehende Alkoholkrankheit führt häufig zum Absterben der Purkinjezellen in der Kleinhirnrinde. Die Folge davon sind Ataxie und andere Symptome einer schweren Kleinhirnschädigung.

Weitere Krankheiten in diesem Zusammenhang: Wernicke-Korsakow-Syndrom, Hepatische Enzephalopathie, alkoholbedingte Polyneuropathie, alkoholischer Tremor, funikuläre Myelose, zentrale pontine Myelose, Hirnatrophie, Hirngefäßschädigungen (Schlaganfälle und Hirnblutungen), epileptische Anfälle und delirium tremens.
(zitatende)

das sind meinem verständnis nach gründe, die durchaus ein "stoisches verhalten" bewirken können? eine später gezeigtes trockenes verhalten kann doch nicht bewirken, dass zerstörtes eneuert wird?

...
"Wenn einer im Delirium tremens immer Ratten sieht, ist er deshalb noch lange kein Naturforscher." Gilbert Chesterton

Internet-Tipp: https://de.wikipedia.org/wiki/Alkoholismus#Folgekrankheiten


 schorsch antwortete am 27.09.06 (10:15):

pilli, was ich dir eigentlich schon lange sagen wollte (hat aber mit dem obigen Beitrag von dir nix zutun):

Es gibt zwei Arten sich über andere Menschen zu erheben:

- 1. Man rankt sich an ihnen hoch, lernt von ihnen, wächst ihnen über den Kopf - und lässt sie dies nicht merken;

- 2. Man reisst sie so lange runter und trampelt auf ihnen rum bis sie kleiner sind als man selber.

Welche Methode gefällt oder liegt dir besser?


 pilli antwortete am 27.09.06 (10:41):

keine von beiden schorsch! :-)

dass es vielleicht noch weitere möglichkeiten haben könnte, biete ich dir zur überlegung an.

:-)

...
"Alkohol tötet langsam - wir haben Zeit." (Volksmund)


 mart antwortete am 27.09.06 (12:59):

Angesichts der Tatsache, daß Alkoholismus die 2. bzw. 3 häufigste Erkrankung in Industrieländern ist, - in Rußland steht er an 1.Stelle - , angesichts der Tatsache, daß nicht nur die Alkoholiker sondern auch die Angehörigen von dieser Krankheit intensivst betroffen sind, also Millionen Menschen in Deutschland, angesichts der Tatsache, daß der Alkoholmißbrauch wesentlich mehr Kosten verursacht als durch die Besteuerung dem Staat zukommt, angesichts des ungeheuren Leids, daß unter der schützenden Decke des Lügens gelitten wird, angesichts der Tatsache, daß das Übereinkommen, nicht darüber zu sprechen, auch als eine sogenannte "unantastbare Norm der Gesellschaft" (Gudrun) bestätigt und gutgeheißen wird, sehe ich mich leider in meinem Standpunkt nur allzu gut bestätigt.

Quod erat demonstrandum.


 Gudrun_D antwortete am 27.09.06 (14:52):

Mart!

nicht alles muss "an die grosse Glocke" gehängt werden
und kann trotzdem -oder gerade darum!-
behandelt,geheilt und vielleicht,vergessen werden!

Was du verlangst,ist für mich ein:
an den Pranger stellen!

Dem A-Kranken hilft es in keiner Weise,wenn man ihn blossstellt

wiederholt gab ich an:

den rechten Zeitpunkt,um einzugreifen,
nicht zu verpassen,
kann Hilfe und Heilung bedeuten.

Wenn ein Mensch ins Wasser fällt,zieht man ihn auch schnellstmöglich raus!

Auch Angehörige von Schwerkranken sind "Co's"!!

Statt wild um sich zu schlagen
-hier im übertragenen Sinn gemeint-

sollten "Co's" adäquate Hilfe aufsuchen!

Merkst du eigentlich selber nicht,dass dein Kampf
hier im St gegen den Alkohol
ein einziger Hilfeschrei ist?



Dein Quod...
kannste vergessen-nicht alle hier sind Lateiner!


 mart antwortete am 27.09.06 (15:16):

<<nicht alles muss "an die grosse Glocke" gehängt werden
und kann trotzdem -oder gerade darum!-
behandelt,geheilt und vielleicht,vergessen werden!<<

Gudrun, als ob du dich nicht schon mit deinen vorhergehenden Beiträgen genügend disqualifiziert hättest - diese von dir hier demonstrierte Ignoranz der Problematik, insbesondere die bezüglich eines trockenes Alkoholikers, schlägt nun wirklich dem Faß den Boden aus.


 Treff antwortete am 28.09.06 (00:49):

Bin neu in eurerer Rubrick und möchte mich nur ein bischen umhören .bitte bitte keine panik


 Treff antwortete am 28.09.06 (00:52):

Bin neu brauche noch ein wenig Bedenkzeit???


 pilli antwortete am 28.09.06 (00:53):

willkommen im club!

:-)


 Marieke antwortete am 28.09.06 (07:04):

@ Treff:
speziell Dir einen Guten Morgen.
Erzähl uns mal, ob Du Weiblein oder Männlein bist. Alles Gute!


 schorsch antwortete am 28.09.06 (13:08):

Senior grüsst Treff (;-)


 mart antwortete am 28.09.06 (15:26):

Ich möchte näher darauf eingehen, warum "Vergessen" nach der "Heilung" eines Alkoholkranken unmöglich ist.

Zuerst die Frage "Heilung". Ein Alkoholiker kann nicht geheilt werden. Er kann Trinkpausen einlegen, das ist sicher keine "Heilung", er kann auch dauerhaft trocken werden. Die Gefahr eines Rückfalls in das ehemalige Trinkverhalten ist beim Trinken eines kleinen Gläschens vorprogrammiert. Ein Alkoholkranker bleibt sein ganzes Leben lang krank, das heißt, daß der Körper das ehemalige Suchtverhalten nicht vergißt. Er wird zeitlebens auf Alkohol anders reagieren als ein "normaler" Alkoholtrinker.

Deshalb beantwortet ein trockener Alkohokranke diese Frage folgendermaßen:

Als Alkoholiker outen und jedem von meiner Alkoholkrankheit erzählen?

"Wenn man dauerhaft nüchtern leben möchte, ist es wichtig, dass man dem näherem Umfeld von seiner Alkoholkrankheit erzählt und sich outet. Dazu zählen meiner Meinung, die Familie, die Arbeitskollegen und auch die Menschen, die ich weiterhin zu meinen Kontakten zählen möchte.

"Dadurch kann man viele Gefahren aus den Weg gehen und Risiken für einer Rückfall minimieren. Jede Situation, wo ich mich erneut erklären muß, warum ich keinen Alkohol trinke, wird jedes mal eine neue Herausforderung, wo ich mich entscheiden muß, ob ich die Wahrheit sage oder ob ich mir eine Ausrede einfallen lassen muß. Die Anstrengung, immer zu wissen, wen ich was gesagt habe, macht es mir auch nicht leichter. Verwicklungen und Widersprüche bedeuten für mein Gegenüber Zweifel und Mißtrauen.

"Wenn ich ehrlich und offen mit meiner Alkoholkrankheit umgehe, gehe ich nicht nur diese Situationen aus den Weg, sondern bekomme auch Unterstützung, wenn ich mich Gefahren aussetze. Menschen, die ständig Alkohol trinken, mein Alkoholproblem nicht verstehen können oder wollen, werden sich von mir und ich mich von ihnen, früher oder später distanzieren.

"Ich habe noch niemanden getroffen, der mich wegen meiner Offenheit schief angeschaut hat. Im Gegenteil, viele aufmunternde Worte und eben so viele gesenkte Blicke von Menschen, denen ihr eigener Alkoholkonsum eben bewusst wurde."

Quelle:

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/p9y7chSfh