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THEMA:   Alt und abgeschoben - ein Buch von C. Fussek / S. Loerzer

 11 Antwort(en).

Roby begann die Diskussion am 19.12.05 (07:56) :

Ik hab een schönett Buch uffgestöbert. „Alt und abgeschoben“. Der Autor ist Redakteur bei die Süddeutsche Zeitung, also keen Freund vonne Ossis, denk ik ma. Aber meiner isser trotzdem.
Watt der nämlich schreiben tut, dett is eene einzige Anklage an dett kapitalistische System. Überall bestimmt dett Geld. Menschenwürde? Achtung vor dem Leben, dem Alter? Integration der Schwachen? Allet Fehlanzeige. Meine Frieda hat geheult, wo ik ihr die ganzen schönen Vorteile der Demokratie uffgezählt und een bisken aus dem Buch vorgelesen hab. Die begreift es einfach nich, wie gut die Demokratie is. Zu Ostzeiten hättste nämlich so watt, watt der in dem Buch schreiben tut, gar nich sagen dürfen – wärste gleich eingesperrt worden, hab ik ihr erklärt.
Da hat se mir mitleidig angeguckt und gesagt: „Da gabs sonne Zustände wie inne Bundesdeutschen Pflegeheime nich! Und weeste warum nich? Weil niemand anne Gesundheit verdient hat! Wenn die Krankenhäuser und Pflegeheime nach dem Bockwurschtbudenprinzip betrieben werden, („Es muss sich rechnen“) denn kannste mir mit deine blöde Demokratie ma kreuzweise – ik will lieber leben!“ Rums – flog die Tür zu und draußen warse, meine Olle... die begreift dett ehm nie....


 schorsch antwortete am 19.12.05 (10:25):

Roby, könnte es sein, dass du früher hier unter einem anderen Nick geschrieben hast?


 Roby antwortete am 19.12.05 (10:28):

Nein. Ich hab zwar schon mal ein paar Beiträge hier geschrieben - das ist ein paar Monate her - aber auch als Roby.


 mart antwortete am 19.12.05 (11:54):

Ich höre die Botschaft, allein mir fehlt der Glaube -

<<„Da gabs sonne Zustände wie inne Bundesdeutschen Pflegeheime nich! <<

Wo, in welchem Land des real gelebten "Sozialismus" oder Kommunismus kann man diese vorbildlich geführten Pflegeheime besichtigen?

Ach, ich bin ein ungläubiger Thomas,- ich schließe aus der jämmerlichen Bedienung in Gasthäusern, die ich in kommunistischen Ländern erlebt habe, auf die bedienerische Fürsorge in Pflegeheimen - vollkommen ungerechtfertigt, ich weiß, - ich muß doch den Zeitzeugen glauben, die da feststellen "so watt gabs bei uns aber nicht" *g*


 Roby antwortete am 19.12.05 (13:51):

Dett stimmt. Die Bedienung in die paar wenigen Gaststätten des realen Sozialismus war grausam – ham wa uns ooch immer drüber uffgeregt. Meinste, in die Krankenhäuser und Feierabendheime war dett auch so? Ja? Na gut – wenn du dett sagts... ik gloob dir. Dett Buch „Alt und abgeschoben“ regt sich aber nich über schlampige und gleichgültige Bedienung uff – nee da geht es um ...

„Das Buch handelt von psychischer, physischer und struktureller Gewalt, von bodenloser Ignoranz gegenüber den Bedürfnissen von Menschen, die am Ende ihres Lebens stehen. Angesichts der kaum zu fassenden Anzahl von Missständen von „bedauerlichen Einzelfällen“ und „Diskreditierung eines ganzen Berufszweiges“ zu reden, zeugt von unerträglichem Zynismus.“

Bei Google findest jede Menge zu dett Buch. Abba mit mir müster nich meckern. Sacht dett der Frieda. Ik bin doch für dett betriebswirtschaftlich rentable Abwickeln vonne Alten... muss sich doch alles rechnen... oder?


 mart antwortete am 19.12.05 (17:08):

<<„Alt und abgeschoben“ regt sich aber nich über schlampige und gleichgültige Bedienung uff – nee da geht es um ... <<

Verdurstenlassen, Verhungernlassen, Dekubitus bis auf die Knochen, monatelang nicht geduscht, monatelang nicht Nägel geschnitten- ne, das Scheißhaus geputzt, zum Klo begleiten, aufs Klo setzen, Füttern, das Glas mit dem was gerne getrunken wird, 10 mal am Tag in die Hand gedrückt - datt hat gar nichts mit Bedienen zu tun, da wird deine Frieda natürlich recht haben. *g*

Das sind hoch intellektuelle Leistungen!

Und da paßts doch wunderbar, daß im Buch über Sterbehilfe und deren Notwendigkeit geplauscht wird.:-(((

Ach wo, damits nicht vergessen wird, wo kann man die kommunistischen Pflegeheime mit der tollen Pflege besichtigen -

ikk kenn nur ein kommunistisches Spital vom Hörensagen von einer Ungarin, ikk sag dir, die läuft sehr weit, noch halbtot, um in ein österreichisches zu kommen. Aber was solls auch, die Ungarn warn ja auch so Slawiner, die habens mit der kommunistischen Idee nicht gar so gehabt.


 carla antwortete am 19.12.05 (22:22):

Hier ein Interview mit Claus Fussek.

Internet-Tipp: https://www.br-online.de/umwelt-gesundheit/thema/hilflose/rechtslage.shtml


 Roby antwortete am 20.12.05 (08:57):

Lieb von dir, danke, Carla. Hier ein Auszug aus diesem Interview:

„Ich bekomme täglich Briefe, Anrufe, Faxe, E-Mails mit Schilderungen von Fällen. Würden die in einem Tierheim stattfinden, würde man reagieren und sagen: Das ist keine artgerechte Haltung. In Pflegeheimen müssen wir feststellen, dass es dort täglich unterlassene Hilfeleistung, Freiheitsberaubung und Körperverletzung, zum Teil mit Todesfolge gibt. Und das scheint niemanden zu interessieren.“

Mich wundert und macht nachdenklich, dass diesem Thema im ST kaum beachtet wird.
Ausgerechnet hier, bei den potentiell bald Betroffenen...hm? Schade. Oder sagen alle „In ein Pflegeheim kriegen mich keine 10 Pferde! Eher nehme ich den Strick!“ Das haben viele von denen, die jetzt dort sind, auch gesagt...

@Mart
(ab hier musste mit Augenzwinkern lesen – nich ernst/wörtlich nehmen, grinst Roby)

...die Frieda hat mir verboten, mit dir zu reden... aber...psssst.... komma Stückchen näher – ik flüster dir ma watt :

loof der lieber nich übern Weg – die will dir in een kommunistisches Musterpflegeheim zerren – damit du den Unterschied inne „Bedienung“ ma hautnah miterleben kannst... Zu Glück findet se aber keins mehr... allet platt gemacht....Kohl sei Dank... :-)))


 mart antwortete am 20.12.05 (12:17):

Roby,

dann gibt es leider nur mehr die Erinnerung an schönere Tage in einem Musterpflegeheim - und vielleicht die Aufarbeitung von Historikern über diese Glanzleistungen des kommunistischen Staates.

Eines glaube ich aber sicherlich, das Pfleger/Altenverhältnis wird garantiert sehr gut gewesen sein.- So unter dem Motto, eine Stelle mit zwei Leuten besetzt, garantiert, daß dann immer jemand da ist - zwei Tage anwesend, zwei Tage die Arbeit geteilt, drei Tage zuhause gewerkt:-)


 huhetto antwortete am 20.12.05 (12:20):

@roby
Schade, dat det alles platt is. Der Kapitalismus hat nun keine Schranken mehr.


 mart antwortete am 20.12.05 (12:30):

Aber Roby,

Im Prinzip gebe ich dir vollkommen Recht - ich hab nur so meine Zweifel, ob das in der DDR soviel besser war.

Ich habe ausreichend Erfahrungen mit drei Pflegeheimen und weiß, daß Angehörige selten mitbekommen, was und wie gespielt wird.

Das Resultat meines Kampfes: ein auf mich angesetzter Detektiv ---und meine Mutter ist jetzt bei mir.

Flüstere datt mal deiner Frieda,- vielleicht sieht sie mich dann mal mit ein bißchen freundlicheren Augen an:-)))


 hl antwortete am 24.12.05 (12:54):

*Ironieschalter an* Eine immer-noch-Altenpflegerin bedankt sich *Ironieschalter aus*

Zum Thema Kapitalismus mag ich nichts sagen und zum Thema Altenpflege habe ich bereits genug gesagt.