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THEMA:   Betäubendes Spektakel der Gefühlsduselei

 31 Antwort(en).

mart begann die Diskussion am 19.08.05 (12:25) :

"Der Soziologe und praktizierende Katholik Peter Fuchs wendet sich angewidert vom "betäubenden Spektakel der Gefühlsduselei" beim Weltjugendtag ab.

"Zum Beispiel werden wir Zeugen riefenstahlscher Masseninszenierungen. Das ist nicht nur formal so, sondern auch funktional äquivalent: Es geht um Giga-Appelle ans Emotionale, um bedenkenlose Gefühlsausschüttung, die als Instrument der Reflexionsblockade genutzt wird.

Das Herdersche 'Ich fühle, ich bin!', das Goetheische 'Gefühl ist alles!' gewinnt dabei aktuelle Bedeutung. Es heißt jetzt: 'Wir fühlen, wir sind jung, wir sind, und das ist alles!'

Es ist mehr als bezeichnend, dass im Zentrum dieser gewaltigen Schaustellungen ein nachgerade fiebrig-frenetischer Personenkult exerziert wird, der nichts gemein hat mit dem gleichsam zusammengenommenen, schlichten Leben des Jesus von Nazareth, der sich diesen Lärm verboten hätte."


"..Man vergleiche die Bilder von Massenbegeisterungen, welchem Anlass sie sich auch immer verdanken, durch die Zeiten: Sie sind immer Bilder einer körperlich-mimisch ausgedrückten Entleerung, endzeitlicher Hoffnung und Erwartung, von völliger Obsession, in der die Hände flehend gereckt sind, die Augen nass, Körper und Geist adrenalingesättigt und verschwitzt - ohne jede Aussicht auf ein cooling-down, das bislang ein Schlüsselmerkmal des Katholizismus war: als Bändigung überschießender Leidenschaften, als Ausschluss der (selbstbefriedigenden) Berauschungen..."

Internet-Tipp: https://www.fr-aktuell.de/ressorts/kultur_und_medien/feuilleton/?cnt=713731


 mart antwortete am 19.08.05 (12:46):

Meine persönliche Meinung:

Es ist erschütternd wie leicht sich Massen - immer noch - mobilisieren lassen.

(und Gott sei gedankt wird hier nicht zu einem neuen Kreuzzug aufgerufen - auch wenn dieser Kreuzzug "nur" für darum dienen würde, das Gute auf der Welt durchzusetzen).

Woher kommt der Begriff "Propaganda"?

Mit der Errichtung der jesuitischen "Heiligen Gesellschaft zur Verbreitung des Glaubens" (Sancta congregatio de propaganda fide), deren Zweck die Missionierung und die Verbreitung des "richtigen" Glaubens war, wurde der Begriff "Propaganda" geschaffen und weltweit übernommen.


Allerdings habe ich mir schon öfters gedacht, ein Spektakel á la Mekka würde sich sicherlich,auch wirtschaftlich, gut machen:-)


 angelottchen antwortete am 19.08.05 (12:52):

...DAS waren auch so meine Gedanken, als ich in Pillis Thread schrieb, dass mit bei dem ganzen Spektakel durchaus mulmig ist ...


 pilli antwortete am 19.08.05 (15:10):

"Heidenspass statt Höllenqualen"

Ist ganz Köln papstbesoffen?

Ganz Köln? Nein, ein kleines Häuflein aufrechter Kölner leistet Widerstand: das Heidenspaßkomitee. Das Heidenspaßkomitee ist ein lockerer Verband von selbständig denkenden Menschen, wie auch Vertretern verschiedener Organisationen wie dem Freidenkerverband Köln, dem Denkladen, der Giordano Bruno Stiftung, dem Internationalem Bund der Konfessionslosen und Atheisten und dem KAOS Kunst und Videoarchiv Köln e.V.

entnommen dem u.a. link

:-)
p.s. den spass lassen sich die kölschen net nehmen!

Internet-Tipp: https://www.religionsfreie-zone.de/


 nasti antwortete am 20.08.05 (11:00):

Ich bin auch katholisch,

und diesen großartigen Zirkus gefiel mir, gerade deswegen, weil in Köln spielt sich das ab.
Ist ein berühmten Fasching Stadt, es sieht aus, wie ein verlängerter Fasching.
Warum auch nicht?
Die Welt hat sich verändert, ist nicht so steif, die Bischöfe wackeln fröhlich mit Körper in Musik Rhythmus, der Papst verliert die Kappe, na und?
Kann sein, das wir ältere werden wieder bei der jugendlichen einen Respekt haben? Und schicken uns nicht in die Wüste wegen unserer Unsterblichkeit und leere Rentner Kassen?

Nasti


 Agnes antwortete am 20.08.05 (13:48):

:-)))


 Lissi antwortete am 20.08.05 (22:51):

Beste Voraussetzungen für die Massenhypnose, die dann eine Massenpsychose der Beteiligten stärken könnte scheint mir bei der großen Veranstaltung schon möglich.Bei der das Vorgegebene als absolute Wahrheit ungeprüft übernommen werden könnte.


 angelottchen antwortete am 21.08.05 (10:43):

es hätte mich bei der übertragung gestern nicht gewundert, wenn auch noch "Bernd das Brot" auf die Bühne gesprungen wär.


 ueberhaupt antwortete am 21.08.05 (11:59):

Wenn junge Menschen Euch heutzutage keinen Platz in Bus und Bahn mehr anbieten, wenn sie Kaugummi auf die Straße spucken, wenn sie schon früh rauchen oder gar Alkohol trinken, wenn sie auf Schule keinen Bock mehr haben, dann beklagt Ihr Euch über "die Jugend". Wenn hunderttausende von ihnen aus aller Welt friedlich und freundlich zusammenkommen, passt Euch das auch nicht. Was wollt Ihr, die Ihr hier nach Haaren in der Suppe sucht, denn nun? Der Papst ist vielleicht eines der letzten Idole, die junge Leute heute haben können; das "Spektakel/die Gefühlsduselei" oder wie immer Ihr das schimpft, was in Köln (und zuvor und danach in anderen Ländern!) stattfindet, ist mir allemal lieber und wahrhaftiger, als wenn bei einem Popkonzert für 80 € Eintritt zwei Stunden lang eine Scheinwelt vorgeführt wird, die keine nennenswerten Spuren bei den Besuchern hinterläßt.....Meine Meinung? Egal, wie Ihr zu Religon oder zum Papst steht: Freut Euch einfach über diese jungen Menschen, statt ihr Verhalten, und damit indirekt sie slbst, mies zu machen.


 angelottchen antwortete am 21.08.05 (12:10):

wer macht denn die jungen Leut schlecht??? Es geht um die Inszenierung und das Herumgekasper um den Papst.


 angelottchen antwortete am 21.08.05 (12:12):

die jungen leute werden dafür nur benutzt (missbraucht) und sind der willkommene Sympatieträger. Für mich Humpelfuss sind auch schon wild aussehende Punker im Bus aufgestanden...


 mart antwortete am 21.08.05 (12:27):

Überhaupt,

Es geht doch hier nicht um die jungen Leute und ihr Benehmen (den Beweis, daß hier nicht Kaugummi gespuckt wurde usw. mußt du aber erst erbringen),

es geht um etwas ganz anderes.


Die österr. Zeitschrift "Profil" ist eine der wenigen, die nicht auf den Zug der Verklärung aufspringt.
Vielleicht, weil die Skandale in Österreich um und mit der katholischen Kirche jahrelang zu einer immensen Austrittswelle geführt hat -

Aus untenstehendem Link:

"Was hat die katholische Kirchenführung, deren Ziel es eigentlich ist, den säkularen Relativismus zu bekämpfen und die Anhänger eines verwässerten Glaubens im postchristlichen Europa wieder zurück zu den von Rom verkündeten Dogmen zu führen, von dem Treiben?

Eine ganze Menge.

Zunächst ist das Zusammentrommeln von hunderttausenden Anhängern für jede Institution ein Machtbeweis. In Europa muss die Kirche im aussichtslosen Kampf gegen Abtreibung, Homo-Ehe und Stammzellenforschung permanent Niederlagen einstecken, da tut es dem Seelenheil gut, wenn die Öffentlichkeit über einen Auflauf staunt, wie ihn kein Staaten- und Religionsführer außer der Papst auslösen kann.

Weil singende Jugendliche und ein schmeichelweicher Papst mit absolut niemandem in Konflikt treten, sind auch die Schlagzeilen positiv.

..Aber das unablässige Singen und Skandieren täuscht. Ziel der katholischen Kirche bleibt die Rechristianisierung verlorener Gesellschaften.

...der Vatikan (denkt politisch), auch wenn das Weltjugendtreffen offiziell bloß der Begegnung dient.
Es heißt, Johannes Paul II. habe die regelmäßigen Treffen ins Leben gerufen, weil er sich der Jugend besonders nahe fühlte.

Unerwähnt bleibt, dass die Kirche den Nachwuchs gerade in Europa so dringend braucht wie Noah einst die Arche. Angesichts sinkender Mitglieder- und Priesterzahlen droht Rom im christlichen Abendland der Abstieg zu einer Gemeinschaft unter „ferner glaubten“.

So betrachtet war Köln eine Reise wert. Papst Benedikt XVI. profitierte davon, dass ihm sein sprödes Auftreten von den jungen Leuten wohlwollend als Schüchternheit ausgelegt wird und dass die meisten seine theologischen Abhandlungen und Verteufelungen der „Diktatur des Relativismus“ aus der Zeit vor dem Konklave nicht gelesen haben.
Beeeeeenedetto ließ das Skandieren geduldig über sich ergehen, denn wenn der Krach der guten Sache dient, möge er geschehen."

Internet-Tipp: https://www.profil.at/index.html?/articles/0533/560/119651.shtml


 Agnes antwortete am 21.08.05 (12:31):

>>> dass ihm sein sprödes Auftreten von den jungen Leuten wohlwollend als Schüchternheit ausgelegt wird <<<


Erschöpfung?
Wer sieht schon die Augenringe --


 mart antwortete am 21.08.05 (13:00):

Geht es hier um Augenringe, Hängekinn, zitternde Knie, Schwächeanfällte oder ähnliches, Agnes?


Es geht hier um Macht, um Machtdemonstration und um ein Rückerobern von verlorenen Schäfchen, um die Festschreibung einer dogmatischen Weltsicht unter einlullernden Klängen -

Wer diese Dimension nicht erkennen oder sehen will, ist meiner Meinung nach sehr anfällig auch für jede andere Art der Manipulation.

Unterscheidet sich hier das Verhalten der Masse, der "Weltjugendlichen" so vom Verhalten der (verführten -- so beurteilt man das heute) Masse bei den Jubelveranstaltungen einer unseligen Vergangenheit.

Sind die heutigen Jubelberichte nicht ebenso unkritisch und genau wenig distanziert wie diejenigen vor einigen Jahrzehnten?


 wanda antwortete am 21.08.05 (13:24):

es muss Leute geben, die das so sehen und ich bin froh, dass Du das äusserst, für alle, die sich leicht "mitreißen lassen".


 ueberhaupt antwortete am 21.08.05 (15:05):

Diese Jugendlichen auch nur im entferntesten mit einer "useligen Vergangenheit", sprich "dem Dritten Reich" in Zusammenhang zu bringen und auch "noch froh zu sein", dass jemand das äußert, ist für mich abartig. Ihr könnt nicht wirklich wissen, was Ihr da sagt. Und: Mit dem "Aufstehen im Bus".....Wenn "mal" ein Punker für Dich aufsteht, ändert das nichts daran, dass genau das "Nichtaufstehen" immer und immer wieder ein Kritikpunkt an jungen Leuten ist. Versuch' bitte nicht, mir anhand Deines "Beispieles" zu beweisen, dass das anders ist. Und: Ich bin nicht so blöd, zu glauben, dass in Köln kein Kaugummi ausgespuckt wurde; darum ging es mir auch nicht wörtlich; das wisst Ihr. Es ging mir nur um das zunehmende Meckern über "die Jugend" und darum, daß m.E. in Köln überwiegend eine "andere" Generation vertreten war. Und von meinen Meinungen, die ich ja keinem aufzwinge, lasse ich mich als Christ (übrigens: evangelisch!) auch nicht abbringen.


 angelottchen antwortete am 21.08.05 (15:33):

das Beispiel mit dem Bus kam von DIR - überhaupt - und das Dritte Rech hast du hier ins Spiel gebracht. Ich bin verwindert, dass man diese perfekte Inszenierung der Katholischen Kirche so kritiklos hinnimmt. Hier hat doch klein mensch über die Jungen leute gemeckert!!! WO bitte hast du das gelesen??? und wenn es woanders vorkommt, was hat das mit dem thema zu tun??


 ueberhaupt antwortete am 21.08.05 (15:59):

@Angelottschen! Den Punk-und nur um den ging es mir in der Erwiderung-hast Du benannt.Und: Ich habe geschrieben"indirekt" miesgemacht-und genau ds meinte ich.....Undn un merke ich, aß ich im flschen Thema bin. Es gibt ja noch eines mit fast 80 Antworten. Und ich denke, daß dort das Für UND Wider zu Worte kommt. Adieu an dieser Stelle.


 Marina antwortete am 21.08.05 (16:11):

Ich bin ähnlich wie Ueberhaupt der Meinung, dass dieses Spektakel und das "Verhalten der Masse, der Weltjugendlichen" (mart) in keiner Weise mit den "Jubelveranstaltungen einer unseligen Vergangenheit" (mart) vergleichbar sind.
Diese Jugendlichen treten überhaupt nicht fanatisch oder hysterisch auf, also nicht, als seien sie einer Massensuggestion erlegen. Sie sind einfach nur fröhlich und gut gelaunt, und ich empfinde sie als sehr mitreißend. Ich musste am Dienstag, also am ersten Tag, nach Köln, weil wir in einer Kirche eine kleine Bethlehem-Ausstellung von amnesty international hatten über die unseligen Auswirkungen der Mauer in Israel, die leider schlecht besucht war, weil es wohl nicht bekannt genug war. Auf alle Fälle hatte ich vorher ziemliche Bedenken vor der Zugfahrt und vor allem vor der Ankunft im Kölner Hauptbahnhof. Und ich muss sagen, es hat mir richtig gut gefallen. Der Zug war voll, trotzdem hatte ich das Glück, noch einen Sitzplatz zu bekommen, und es gab junge Pilgergruppen, vor allem französische und italienische, die ihre Lieder sangen, was mir großen Spaß gemacht hat, und nicht nur mir. Ich habe noch nie eine so fröhliche Stimmung in einem Zug erlebt. Alle Mitreisenden wirkten angesteckt und gut gelaunt trotz Überfüllung des Zuges, und zum erstenmal hat mich eine Masse nicht angestrengt. Als ich im Kölner Bahnhof war, wurde ich umringt von singenden und Fahne schwenkenden Jugendlichen, vor denen ich normalerweise in Panik zurückweiche. Hier war es nun anders. Ich fühlte mich in keiner Weise bedroht, eben weil alle so gut drauf und fröhlich waren, wie gesagt, dabei nicht massenhypnotisiert.
Wenn das Gleiche mit Hooligans gewesen wäre, wäre ich garantiert an dem Tag nicht nach Köln gefahren, sondern hätte alles getan, mich davor zu drücken.
Hinzu kommt, dass sie alle nett und höflich sind, jedenfalls höflicher, als man es sonst von Jugendlichen gewohnt ist, da hat Ueberhaupt recht. Ich habe in Düsseldorf auch eine Menge von ihnen auf Plätzen und am Rhein erlebt, und auch hier war ich sehr angetan von deren Art. Dabei sind sie nicht einmal ganz unflott (wie man leicht vermuten könnte :-)), es gab eine Rockmusik-Bühne, da wurde ganz heftig Musik gemacht, und auf dem Platz haben sie getanzt und gesungen. Also ich fand das, was ich mitgekriegt habe, alles sehr erfreulich. Was mich nicht daran hindert, sehr kritisch zu sein gegenüber dem Papst, gegenüber Päpsten im allgemeinen, und gegenüber vielem, was sie so verbreiten. Ich sehe das ähnlich wie Pilli. Man kann das eine vom anderen trennen. Das Positive als positiv anerkennen, ohne deshalb unkritsch zu werden. Aber mit Massenhysterie hatte das jedenfalls nichts zu tun, eher mit Massenfröhlichkeit. Und was sollte daran so schlecht sein? Nastis Kommentar (s.o.) war mir da auch sehr erfrischend. :-) Man kann so etwas durchaus auch mal lockerer sehen.


 Lissi antwortete am 21.08.05 (16:46):

Marina,ich hab deinen Bericht hier gerne gelesen,und bestätigt mein Gefühl in den letzten Tagen über Köln,dass wir die Jugend unterschätzen,dass sie mehr daraus macht, im positivem Sinne.
Was wissen wir, was es im Papst selber innerlich im posivem Sinne bewegt, so wie die Jugend auf ihm zugegangen ist.
Dass der Katholizismus andere Beweggründe hatte von Haus aus an diesen Tagen, wäre sinnlos abzustreiten.
Es liegt dennoch immer an jedem Einzelnen, wie er damit umgeht,was er daraus macht. Und die Jugend macht was besseres daraus, daran glaube ich .
Schwierigkeiten hat damit viel eher die Kriegs- und Nachkriegsgeneration, die noch andere leidvolle Erfahrungen mitschleifen. Die noch viel eher manipulierbar sind von der sogenannten Massenhysterie,weil eben oft noch Resonanz da ist im Unterbewußtsein.

Im Positivem Sinne gestaltet hat für mich eindeutig die Jugend diese Tage.
Keine Konfession, die da mitmachte hätte das Recht, den Erfolg für sich zu verbuchen. Das wäre nicht nur scheinheilig, ich getraue mich zu sagen - sogar niederträchtig.


 Marina antwortete am 21.08.05 (16:50):

Lissi, du widersprichst dir (s.o.) "Lissi antwortete am 20.08.05 (22:51)"


 Lissi antwortete am 21.08.05 (17:41):

-Marina, wieso widersprechen, ich meine mit Massenpsychose, Menschen die dafür anfällig sind. Da möchte ich die unbeschwerte Jugend nicht dazu zählen, zimindest bis auf ein geringers Prozent.


 mart antwortete am 21.08.05 (18:30):

Aber "die" Kirche hat jahrhunderte- bis jahrtausendelange Erfahrung mit der "Psychologie der Massen" ; das sollte man nicht unterschätzen -

«Der Buchstabe ist nicht der Geist, und die Bibel ist nicht die Religion.
«Man raubt, stiehlt, lügt, plündert. Wie aber nennt man's? Kolonisieren, zivilisieren, Kultur verbreiten. Man mordet, meuchelt, massakriert. Die 'logificatio post festum' (erg. nachträgliche Rechtfertigung) aber nennt es: Seelsorge, Christentum, Dienst am Ideal. So sind denn die Ideale nur Masken der Bestie Mensch. Wehe jedem, der dieses Spiel ernst nimmt. Wehe jedem, der daran glaubt.»

Lessing, deutsche Aufklärer, Humanist und Dichter


"Das ist der Grundgedanke: daß wir alle schlecht wären, hielten wir uns nicht an die christliche Religion. Mir scheint es, daß der größte Teil der Menschen, die sich daran gehalten hatte, außerordentlich schlecht war. Es ergibt die seltsame Tatsache, daß die Grausamkeit um so größer und die allgemeine Lage um so schlimmer waren, je stärker die Religion in ihrer vollen einer Zeit und je fester der dogmatische Glaube war."

Bertrand Russell, brit. Philosoph, Mathematiker u. Sozialkritiker


"Es gäbe wenig Gläubige auf der Welt, kennten sie ihre Glaubensgeschichte so gut wie ihr Glaubensbekenntnis."

(Karlheinz Deschner, dt. Autor u. Historiker, *1924)

Ich habe Deschners "Kriminalgeschichte des Christentums" gelesen´; ich kenne einige Methoden, die in christlichen Priesterschulen verwendet werden, ich kenne Methoden, die bei Exercitien angewandt werden -

und ich bewundere die Psychologie der katholischen Kirche.


 Lissi antwortete am 21.08.05 (18:39):

...mart, und dennoch drückst du dich schleierhaft aus.
Mit dem folgenden Satz: ich bewundere die Psychologie der kath.Kirche.
ich würde dich gerne verstehen wollen, wenn du magst per e-mail.
Grüße von Lissi


 mart antwortete am 21.08.05 (18:47):

Liebe Lissi,

Das was ich meine, kann ich - bis jetzt noch - auch in der Öffentlichkeit sagen.


Die kath. Kirche hat die Psychologie des Menschen, die Psychologie der Massen entdeckt und angewandt, lange bevor diese von der Wissenschaft als erforschungbares Wissensgebiet überhaupt entdeckt worden sind.


Diese uralte Tradition, mit Zuckerbrot und Peitsche Anhänger zu werben und zu erhalten ist wirklich bemerkenswert - viele Diktatoren (auch heute lebende) haben diese strenge Schulung mitgemacht und dann in ihrem Sinn verwendet.


 Lissi antwortete am 21.08.05 (20:26):

...mit Deinen obigen Aussagen Mart, sind wir inmitten der Sitten des alten Rom s .
Und ich werde den Verdacht nicht los, dass eben dieses alte Rom wieder voll und ganz auferstehen will.

Trotzdem glaube ich daran, wie das alte Rom gefallen ist- so wird auch das neue Rom fallen.
Weil das Bewußtsein der heutigen Jugend ein anderes ist.
Wenn sie die gleichen Wörter verwenden wie wir, sie meinen damit noch lange nicht dasselbe vom Sinn her.
Und auf diese Jugend baue ich.
Ich begreife deine Aussagen der uralten Tradition....
nur hab ich keinen Bock darauf, der mit meinen Gedanken noch zusätzlich Nahrung zu geben.
Ich halte es wiederum mit der Jugend, die sagt: "eure Traditionen gehn mir am Arsch vorbei".


 nasti antwortete am 21.08.05 (23:52):

Obwohl ich selber 2 Söhne habe, und ein Kontakt mit dem jugendlichen, verstehe trotzdem sehr viele nicht. Etwas ist meiner Generation entgangen, keine Ahnung, was das ist.
Kann ich mir nicht vorstellen, das ich als eine junge Mädchen 3 Tage lang mich treibe durch die Mengen Masse, hungrig und durstig, schlafe in die Kälte draußen , und alles deswegen, das ich unser Papst live sehen könnte.
Es muss dahinten etwas stecken, was wir wirklich nicht verstehen. Und überhaupt, meine Generation hat die führenden Persönlichkeiten abgelehnt, wenn wir und draußen treiben, dann eher in eine Revolution /1968 CSSR/, was ich persönlich ganz nahe erlebte.
Es war das Trieb, die Kommunistische Bonzen weg von Fenster bekommen, also, wir waren draußen als Rebbellanten und Kämpfer. Ich glaube, unsere Generation versteht mehr ein Krieg Situation, als eine mit Friede verbundene.
Der Deutsche Papst ist wirklich eine großartige Sache, sogar meine Söhne sind stolz darauf, ich glaube, er hat eine Mission, das blöde, und unendliche „Schuld“ den deutschen mit Nazi Zeiten endlich für ewige Zeiten annullieren.
Ich glaube, damit wird diese neue Jugend fertig mit Hilfe des Papstes .Oder irre mich, und steckt dahinten etwas, was ich überhaupt nicht verstehe.

Nasti


 mart antwortete am 22.08.05 (01:46):




Aus einem Interview von Heiner Barz im wdr

(Heiner Barz ist Professor für Erziehungswissenschaften und Leiter der Abteilung für Bildungsforschung an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Eins seiner Spezialgebiete ist "Jugend und Religion".)

..."In meiner Studie kam heraus, dass Veranstaltungen wie Kirchentage eher einen Eventcharakter für die Teilnehmer haben. Bei den Kirchentagen zumindest ging es den meisten nicht nur um das gemeinsame Glaubenserlebnis oder gar um die Festigung des Glaubens. Wichtiger waren die Nebeneffekte der kirchlichen Großveranstaltungen: Man trifft viele junge Leute, übernachtet gemeinsam in Turnhallen oder Zelten, singt, feiert und trinkt gemeinsam und manchmal dreht sogar mal einer einen Joint. Dieser Festival-Charakter ist sehr wichtig. Auch beim Weltjugendtag werden sich die Teilnehmer sicher ihre entsprechenden Erlebniswelten schaffen."








Internet-Tipp: /seniorentreff/de/rR9j85agV


 wanda antwortete am 22.08.05 (08:31):

@überhaupt - Du hast mich total missverstanden, ich unterstelle niemandem und schon gar nicht den Jugendlichen irgendetwas. Hier geht es um Phänomene, die nicht ins Bewusstsein geraten - und das ist eben das, wofür ich es gut finde, das mart darauf aufmerksam macht.


 Agnes antwortete am 22.08.05 (09:17):

>>> Phänomene, die nicht ins Bewusstsein geraten <<<

???


 ueberhaupt antwortete am 22.08.05 (09:31):

@wanda: Erklärung, daß ich Dich mißverstanden habe, ist akzeptiert.


 gruftnatter antwortete am 05.11.05 (19:00):

Hieronymus ist gar nicht froh
ob Ratzifatz und Meisner Joe.
Sein Löwe tröstet ihn indessen:
"Ich hab die beiden längst gefressen."

Siehe Lesetipp:

Internet-Tipp: https://kamelopedia.mormo.org/index.php/Hieronymusgedicht