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THEMA: Neue EU-Verordnung bedroht Existenz von TAFEL e.V.
8 Antwort(en).
tiramisusi
begann die Diskussion am 11.03.05 (12:38) :
Wäre es nicht so traurig und tragisch, man könnte vielleicht lachen über das, was sich die EU da wieder geleistet hat - aber leider könnte es bedeuten, dass die TAFELN ihre grossartige Arbeit einstellen müsen - einige bekommen schon kaum noch Ware ... aber es besteht Hoffnung - Aus der Presse: EU-Bürokratie erschwert Spenden Neue Verordnung bedeutet mehr Aufwand in Lebensmittelgeschäften. Dank eines Arrangements sinkt Spendenvolumen jedoch nicht.
90 Prozent weniger Lebensmittel im Angebot der Bonner Tafel, etwa 15 Prozent weniger bei der gleichen Einrichtung in Moers. Große Lebensmittelketten wie etwa Edeka spenden keine Waren mehr, weil das zusätzlichen bürokratischen Aufwand bedeutet. Die Händler müssen nämlich Listen ausfüllen, was in welcher Menge wohin geliefert wurde. Diese Mehrarbeit beschert eine seit Anfang des Jahres geltende Verordnung der EU, die zur lückenlosen "Rückverfolgbarkeit" von Lebensmittel, also vom Zulieferer über den Produzenten bis hin zum Handel, verpflichtet. Als normaler Lebensmittelhandel sind auch die "Tafeln" eingestuft, deren ehrenamtliche Helfer gespendete Lebensmittel an bedürftige Menschen verteilen.
Ganz gelassen bleiben Rolf Steeger, 2. Vorsitzender der Duisburger Tafel und zuständig für die Essenausgabe an der Düssseldorfer Straße in Grunewald, und seine "rechte Hand" Peter Klein. Denn Probleme gibt es bei ihnen nicht.
Aldi, Lidl und Rewe sind große Spender der Tafel. "Wir haben Einzelgespräche mit den Filialleitern geführt, da sie in letzter Instanz die Tafel beliefern", schildert Rolf Steeger und fügt hinzu: "Man muss sich arrangieren. Wir nehmen dem Filialleiter die Mehrarbeit ab." Das Arrangement ist ganz einfach: Die sechs ehrenamtlichen Fahrer, die mit zwei Lieferwagen wöchentlich insgesamt 35 Geschäfte ansteuern, füllen die vorgeschriebene Liste aus, tragen Menge, Produkt und Mindesthaltbarkeitsdatum ein. Der Händler muss nur noch unterschreiben.
Es sieht also gut aus mit dem Fortbestand der Essensausgabe. Zum Glück. Denn immer mehr Menschen sind seit der Euro-Einführung und erst recht seit Hartz IV auf das Angebot angewiesen. Rund 50 Essen werden täglich am Grunewald für einen Euro serviert. 20 Familien, Tendenz steigend, kommen jeden Tag und holen sich Lebensmittel für Zuhause ab. Weitere Spenden gehen an: zwölf Tagesschulen, fünf Kindertagesstätten/Horte, Bahnhofsmission, Frauenhäuser, Männerwohnheime, Drogen-Hilfe, Aids-Hilfe, Notunterkünfte und Kirchengemeinden.
Copyright: Neue Ruhr/Rhein Zeitung NRZ
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ueberhaupt
antwortete am 16.03.05 (19:57):
@tiramisusi: Ich tippe mal, daß hier keine Antwort kommt, weil niemand weiß-oder WISSEN WILL-, was "Tafel e.V." ist. Liebe Leute: Tafel eV. ist, wenn mich (Hartz IV-Mitverantwortlicher) vorgestern eine Mutter anruft und sagt, daß sie zweimal die Woche zur "Tafel" geht und sich dort was zu Essen holt, damit sie mit dem Geld, was sie (nach SGB II/Hartz IV) bekommt, ihren Kindern auch was "außer der Reihe" kaufen kann (McDoof oder Klamotten mit 'nem Namen drauf).
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tiramisusi
antwortete am 16.03.05 (20:43):
ich denke du unterschätzt die leser hier - was die tafel e.v. ist, wissen sicher 95%, das thema wudre schon seh oft diskutiert und vorgestellt. was ist dagegen einzuwenden, wenn auch eine hartz4 bezieherin ihren kindern mal nen mac oder einen markenartikel gönnen will? ist hartz4 eine strafe?
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Marina
antwortete am 16.03.05 (23:56):
Ja, es gibt auch heute noch Leute, die glauben dass Hartz-IV-Bezieher "Sozialschmarotzer" sind, die nicht arbeiten wollen. Es soll auch heute noch Leute geben, die behaupten, dass Arbeitslosigkeit selbst verschuldet ist und dass jeder, der arbeiten will, einen Arbeitsplatz findet.
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schorsch
antwortete am 17.03.05 (09:08):
Jedem der behauptet, dass jeder Arbeit finde wenn er nur wolle, muss man einfach die Frage stellen: Bist du bereit, deinen Arbeitsplatz für ein paar Jahre diesem Arbeitlosen zur Verfügung zu stellen?
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maggy
antwortete am 24.03.05 (10:16):
Danke tiramisusi, dass Du das Thema hier eingestellt hast. Ich mochte es nicht tun, da ich Vorsitzende einer Tafel bin. Also, ganz so arg sieht es bisher noch nicht aus für die Tafeln. Der Bundesverband "Deutsche Tafel e.V." konnte ein vereinfachtes Verfahren in Punkto Lieferschein mit dem Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft für die Tafeln aushandeln. Bisher ist in unserer Stadt nur EINE Lebensmittelkette abgesprungen. Wir haben alle Lebensmittelanbieter angeschrieben. Die Warenabgabe erfolgt weiterhin positiv
@ ueberhaupt Da es zwischenzeitlich über 440 Tafeln in Deutschland gibt, wirst Du mir sicherlich abnehmen, dass die Tafeln bundesweit sehr bekannt sind
@ Marina ja leider ist diese Meinung noch bei etlichen Menschen vertreten. Wenn ich von der Tafel erzähle, kommt hin und wieder von nicht bedürftigen Menschen immer noch der Spruch: "Ich bin auch bedürftig"! Das ist dann natürlich flapsig gemeint, aber mich berührt es stets unangenehm
@ schorsch Du triffst mal wieder den Nagel auf den Kopf. Deine Frage, die Du geschrieben hast, habe ich schon mancher Person, die sich negativ über Arbeitslose geäußert hat, gestellt. Was meinst Du wohl, welche Antwort ich in fast allen Fällen bekam? Niemand wollten freiwillig seinen Arbeitsplatz zur Verfügung stellen. War doch klar oder?
Nächstes Jahr wird unsere Tafel 10 Jahre alt. Über 60 Mitarbeiter helfen ausschließlich ehrenamtlich mit. Wir sind sicher, dass die Arbeit weitergeht, auch wenn die Gesetze uns das Leben schwer machen.
Internet-Tipp: https://www.tafel.de
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tiramisusi
antwortete am 25.03.05 (08:35):
Hallo Maggy, das ist beruhigend zu lesen, zumal es von Dir quasi aus erster Hand kommt. Was die EU-Kommissionen sich da zum Teil ausdenken, ist haarsträubend. Ich sehe, wie gross die Not gerade auch hier in ländlicher Gegend ist und fahre ab und zu mal "Versorgungswochenrationen" zu meist älteren Leuten, die selbst gar nicht zur Tafel kommen können und wenn man dann sieht, wie weit entfernt ins Minus von der bedeutung des Wortes "bescheiden" Menschen in diesem Land leben müssen, dann ist das schon schockierend. Bei überheblichen Parolen wie weiter oben von "überhaupt" kommt einem da nur das Würgen .. wer selbst den Hintern in trickenen Tüchern hat und ihn auch nicht mehr hochkriegt, der kann eigene Untätigkeit so auch trefflich entschuldigen.
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maggy
antwortete am 26.03.05 (10:51):
Hier noch einmal kurz worum es geht:
EU-Verordnung 178/2002 - Lückenlose Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln Zum 1. Januar 2005 treten wesentliche Teile der EU-Verordnung 178/2002 in Kraft. Sie haben weitreichende Folgen für alle Unternehmen, die Lebensmittel und Futtermittel herstellen und vertreiben.
Die Verordnung verpflichtet alle Beteiligten in der Lebensmittelkette die lückenlose Rückverfolgbarkeit ihrer Produkte jederzeit zu gewährleisten und Verfahren des Krisenmanagements einzurichten.
******************************************** Es geht letztendlich um die Haftung. Seit der Lebensmittelskandale um Rindfleisch und das Umtüten von Hackfleisch soll die neue Verordnung u.a. diese Skandale verhindern. Laut Bundesverband hat es bei einigen Tafeln bereits Kontrollen gegeben, ob die Lieferscheine entsprechend vorhanden waren. Es soll ein Bußgeld verhängt werden.
Dazu möchte ich persönlich anmerken: Das Gesetz ist erst seit Januar 2005 in Kraft. Wir haben jetzt März 2005. Warum werden Ehrenamtliche so schnell geprüft? Für die Umsetzung einer Verordnung in diesem Ausmaß sollte den Tafeln eine Einarbeitungszeit gestattet sein.
Internet-Tipp: /seniorentreff/de/FVyAUotkS
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seewolf
antwortete am 26.03.05 (17:08):
Anscheinend wird es wirklich Zeit, einen privatrechtlichen Verband zu gründen, der behördliches Handeln auf breiter Front überprüft auf Plausibilität und dabei den Finger in jede der vielen öffentlichrechtlichen Wunden legt. Dieser Fall mit der Tafel eV ist ein Parade-Beispiel für Erbsenzählerei, und das auch noch an der sozial empfindlichsten Stelle dieser Gesellschaft.
Der Teufel soll doch diese "Haken-in-Formulare-Macher" holen !
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