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THEMA: Ist die Soziale Arbeit eine Profession ?
17 Antwort(en).
streamer
begann die Diskussion am 10.03.05 (09:55) :
Hallo an alle, mich würde mal interessieren ob Ihr die „Soziale Arbeit“ (das gesamte Berufsfeld) als „Profession“ bezeichnet, diese mit den klassischen Professionen wie Arzt, Psychologe u. Juristen mithalten kann? Die Diskussion ist folgende u. zwar sind die „klassischen Professionen“ der Meinung, dass die Soziale Arbeit nur eine minderwertige Funktion hat- Semiprofession, ein „Argumentationsgrund“ u.a ist, dass die Juristen Gesetze erlassen- die soziale Arbeit diese nur ausführt u. somit untergeordnet ist. Ist dieser Argumentationsgrund berechtigt…?
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tiramisusi
antwortete am 10.03.05 (10:53):
"Soziale Arbeit" gliedert sich doch in viele Bereiche und hat die unterschiedlichsten Anforderungsprofile. Einen Schulbus für behinderte Kinder zu fahren, Hilfsarbeiten im Altenheim zu verrichten oder Obdachlosen eine warme Mahlzeit zu verteilen ist ebenso "soziale Arbeit" wie Gemeindehelferin, Krankenschwester, Altenpflegerin, Familienberatung oder Diakon oder eben die akademischen Bereiche wie Arzt, Pastor, Psychologe usw.
Ich empfehle Ackermanns kurzes Referat über Beruf, Disziplin, Profession auf https://www.qualitative-sozialforschung.de
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wanda
antwortete am 10.03.05 (18:15):
Einen Juristen würde ich nicht von Anfang an zur "klassischen Profession" rechnen, was immer du damit auch meinst, streamer....
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Graugans
antwortete am 10.03.05 (19:50):
Hallo Forumsfreunde,
ich will es kurz machen. Für mich ist jede "soziale Arbeit" gelebte Politik!
Viele Grüße Graugans
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streamer
antwortete am 10.03.05 (22:26):
Hallo, erst einmal vielen Dank für das gezeigte Interesse, habe einfach mal ein Stück zusammengefassten Text (mit dem ich mich momentan auseinandersetze) in den Beitrag kopiert.
Was sind die Bedingungen der „Professionalität“? „Unter Profession wird in diesem Beitrag- wie in der Berufsoziologie üblich- eine besondere Klasse von Berufen verstanden“! „Jeder Beruf braucht, wissenssoziologisch gesehen, zum einen ein Mandat, zum andern eine Lizenz.“ „Mandat bedeutet, dass jeweils ein gesellschaftliches anerkanntes Wissen darüber vorausgesetzt wird, wozu und in welchen Bereich ein Beruf gut u. nützlich ist. In Deutschland wird dies z.B. in den Blättern für Berufskunde der Bundesanstalt für Arbeit beschrieben. Lizenz dagegen bedeutet ein gesellschaftliches Wissen darüber, was die Angehörigen eines Berufes tun dürfen und tun sollen sowie die Voraussetzungen, unter denen sie dies dürfen. Alle Berufsordnungen, Ausbildungsgesetze, staatliche Anerkennungsverfahren etc. sind Beispiele dafür.“
In den „klassischen Professionen“, sind die Anforderungen an Mandat u. Lizenz besonders hoch, was daran liegt das: -besondere zentrale Bereiche menschlichen Lebens betroffen sind. -den persönlichen Privat- oder gar Intimbereich von anderen Menschen berührt und deshalb. - für diejenigen Personen, denen diese Berufe nützen sollen, besondere Risiken u. Verletzungsgefahren einschließen.
Die drei klassischen Professionen: -Für alles was mit dem menschlichem Körper, seiner Gesundheit, und ihrer Gefährdung zusammen hängt, haben Ärzte das Mandat -Alles was mit den Rechten von Menschen u. ihrer Verletzbarkeit zusammenhängt, liegt im Zuständigkeitsbereich der Juristen -Alles was mit der menschlichen Seele u. ihren Gefährdungen zusammenhängt, ist oder war Angelegenheit der geistlichen Profession (Pfarrer, Psychologen)
Sozialarbeiter haben, ebenso wie die Bildungs- und Pflegeberufe, damit zu kämpfen, als eher semi- professionelle Berufe behandelt zu werden. Obwohl Sozialarbeiter es auch mit sensiblen Lebensbereichen zutun haben (die es zu schützen gilt) wie Zukunftschancen, Gesundheit, soziale Rechte und zentrale Lebensressourcen
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streamer
antwortete am 10.03.05 (22:28):
Danke für den netten Link, tiramisusi!
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wanda
antwortete am 11.03.05 (07:47):
@streamer, ich danke Dir für die Erklärung - das mag so gesehen werden. Aus der Praxis kann ich Dir aber sagen, dass die "semi-professionellen" oft mehr am Ball sind und sich weniger abgrenzen können, als z.B. die mit festen Sprechstunden.
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tiramisusi
antwortete am 11.03.05 (08:12):
@streamer: sag nie wieder "nett" zu mir ;) Ich denke, der Begriff "Profession" sollte wertfrei und nicht abgrenzend benutzt werden - in anderen Sprachen steht das Wort schlicht einfach nur für "Beruf" ...
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schorsch
antwortete am 11.03.05 (10:31):
Wenn ich jeden Tag ein paar nette Worte mit meiner alleinstehenden verwitweten Nachbarin rede, ist das auch soziales Engagement. Gehe ich aber achtlos an ihr vorbei und denke höchstens noch: die macht aber heute mal wieder ein Gesicht wie zehn Tage Regenwetter, verweigere ich das soziale Engagement.
P.S. Ich bin nicht extra freundlich mit meiner Nachbarin, nur weil ich annehme, die Früchte meines sozialen Engagements fallen vielleicht in ein paar Jahren auf meinen Kopf!
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wanda
antwortete am 11.03.05 (18:20):
Eine gewisse Aufmerksamkeit den Nachbarn gegenüber halte ich für eine Selbstverständlichkeit und noch nicht für ein soziales Engagement. Lieber Schorsch, erst, wenn Du Deiner Nachbarin eine Kiste Sprudel mitbringst ist es dann soweit :-))))) Wenn Du achtlos an ihr vorbei gehts, wärest Du ein Stoffel und das bist Du ja nicht ! - also wirklich nicht :-)))
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mart
antwortete am 11.03.05 (22:09):
Ich bin sicher, Schorsch zaubert ein Lächeln in das verkniffenste und verhärmteste Gesicht:-)))
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doris16
antwortete am 12.03.05 (02:00):
Tiramisusi, im Englischen gibt es noch weitere sechs Worte, die sich auf "Beruf"(occupation) beziehen. "Profession" wird, wie o.a., für die Berufe angewandt, die akademische Ausbildung voraussetzen.
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schorsch
antwortete am 12.03.05 (17:51):
Da könntest du Recht haben, mart. Nur weiss ich manchmal nicht, ob die mich an- oder auslachen bezw. -schmunzeln ):--((((
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mart
antwortete am 12.03.05 (18:47):
Alles ist besser als herabgezogene Mundwinkeln, Schorsch, und du wirst souverän wie du bist über ein eventuelles Auslachen hinwegkommen und wissen, auch dieses Lachen verlängert das Leben:-))
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schorsch
antwortete am 13.03.05 (09:27):
Das ist das Erbe meiner Mutter, liebe mart. Die war nämlich eine Österreicherin.....
Das ist auch der Hintergrund davon, dass ich in diesem Forum selten mich ärgere, sondern meistens schmunzle (:--))))
Allerdings wenn das Wort "Haider" fällt oder geschrieben steht, ziehen sich meine Mundwinkel auffällig rasch nach unten ):--((((
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ipos
antwortete am 24.05.05 (19:28):
Hallo streamer, ich weiß nicht ob dich noch das Thema interessiert, doch zu dem Thema Sozial Arbeit stellt sich mir die Frage: Was für ein Image hat eigentlich die "professionelle" Sozialarbeit bei der Bevölkerung? Was hast du oder ihr denn für eine Meinung über Sozialarbeiter oder Sozialarbeit?
Ich würde mich sehr über eure Meinung freuen.
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Justitia
antwortete am 05.06.05 (21:14):
Was ist Professionalisierung im Allgemeinen?
- akademische Berufe werden in der Regel als Professionen bezeichnet - Gebundenheit an die Berufsethik - man hat ein bestimmtes Fachwissen - Berufstätigkeit ist eher altruistisch und moralisch motiviert (das heisst, man tut was für die anderen und ist nicht egoistisch und tut nur was für sich) - grosse Autonomie in der Berufsausübung ist wichtig (diese ist notwendig, damit die Arbeit gut ausgeführt werden kann - Klienten müssen den Professionellen Vertrauen entgegenbringen (vereinfacht das Finden einer Lösung für die Probleme) - die Professionellen haben ein gesellschaftliches Ansehen und ein dementsprechendes Selbstbewusstsein - man hat einen klar definierten Aufgaben- und Arbeitsbereich - gibt verschiedene Karrierestufen - Es gibt eine Definition des Distanzrahmens für die Berufsausübung (Wo beginnt meine Arbeit, wo hört sie auf?) - Die Tätigkeit ist verbunden mit Titeln, Ehrenämtern und anderen symbolischen Gratifikationen) - öffentliche Werbung ist in der Regel untersagt, es besteht ein hohes Mass an Kollegialität.
Dies sind nur ein paar Punkte. Da die Soziale Arbeit nicht alle diese Punkte erfüllen kann, ist sie meiner Meinung nach eine Semi-Profession, was aber nicht heisst, dass sie den Juristen deshalb untergeordnet ist, weil sie sich den Gesetzen beugt. Man sollte sich ja den Gesetzen beugen.
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Justitia
antwortete am 05.06.05 (21:17):
Auf keinen Fall ist die Soziale Arbeit eine minderwertige Semiprofession, denn sie leistet sehr viel (Ist für mich eine Beleidigung). Und sowieso, was ist denn mit der Medizin? So unabhängig wie sie einmal waren, sind sie auch nicht mehr... geraten auch immer mehr unter den Nagel der Politik, auch wenn sie sich vehement dagegen wehren.
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