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THEMA:   Beste Gesellschaft

 26 Antwort(en).

wanda begann die Diskussion am 12.12.04 (08:02) :

Sie könnte Vera heißen. Letzte Woche hatte Vera Geburtstag. Sie lud 11 Frauen ein, zwischen 52 und 72. Die Feier fand in ihrer Wohnung statt und zwar in einem großen und in einem kleinem Raum und in der Küche, in der das Bufett angerichtet war. Ich war auch eingeladen und kenne alle Frauen, die einen mehr, die anderen weniger. Alle sind gut situiert, keine ist psychisch krank, soweit man das überhaupt beurteilen kann.
Gestern war ich mit Vera auf dem Weihnachtsmarkt verabredet. Sie erschien völlig aufgeregt und erzählte, dass Hilde an dem Abend 90 Euro aus der Handtasche gestohlen worden seien.
Ich hörte erst einmal zu und meinte dann, ob es denn möglich sei, dass Hilde sich getäuscht habe. Vielleicht hätte sie noch schnell getankt oder irgendetwas bezahlt, was ihr entfallen sei.
Nein, sagte Vera, sie ist sich ganz sicher.
Beim Glühwein und im Stehen gingen wir den Abend durch. Hilde saß im großen Zimmer vor dem Schreibtisch und hatte ihre Handtasche seitlich neben diesem abgestellt. Ich saß auf der Couch, Hilde direkt gegenüber. Der eine oder andere verließ mal den Raum. Wenn sich jemand unmittelbar am Schreibtisch gebückt hätte, wäre das aufgefallen. Gegen lO Uhr lichtete sich die Gesellschaft. Ich ging auch relativ früh. Die restlichen Gäste setzen sich ins kleine Zimmer und tagten dort bis 00.30. Jetzt stand die Handtasche im großen Zimmer unbeobachtet.
Vera wollte der Hilde heute die eingebüßten 90 Euro vorbeibringen. Ich riet davon ab, hatte aber auch keinen richtigen Vorschlag, was man machen könnte.
Auf jeden Fall bin ich nicht dafür, die Sache unter den Teppich zu kehren, natürlich muss das ganz allein Vera entscheiden, es war ihre Feier und es handelt sich um ihre Gäste.
Wie würdet ihr euch verhalten?


 Gudrun_D antwortete am 12.12.04 (08:55):

Eine peinliche Angelegenheit!
Wäre ich an Veras Stelle würde ich keinesfalls die 90 Euro ersetzen-der Verdacht läge nahe,selber der "Dieb" zu sein!
Haben wir uns nicht alle schon mal geirrt,etwas ganz fest behauptet,sogar selber überzeugt waren(!),und später stellte sich heraus,wie gross der Irrtum war.
Die vermeintlich Bestohlene war in einem Kreis "gutsituierter" Damen.
Wie, bitte, soll man sich vorstellen,dass eine unbemerkt etwas aus einer Handtasche nehmen konnte?
Ich würde mit Hilde den fraglichen Tag zurückverfolgen und bin mir -fast-sicher,es lässt sich klären,wo oder wann sie das Geld ausgegeben oder verlegt hat.
Eine Frage diesbezüglich an alle Eingeladenen würde unweigerlich zu grösster Missstimmung führen und vermutlich wäre es nicht möglich,weiterhin miteinander zu verkehren.


 pilli antwortete am 12.12.04 (10:41):

meine meinung:

"Beste Gesellschaft" hin oder her :-) aber als gastgeberin fühle ich mich für das wohl der gäste in meinen räumen verantwortlich und würde schon versuchen, so weit es meine mittel erlauben, den kummer über den verlust des geldes "mitzutragen".

vielleicht aber würde ich auch alle ladies, die anwesend waren, erneut einladen zu Kaffee und Kuchen und dann im trauten kreise das geschehene ansprechen. gemeinsam müßte es dann gelingen, daß nicht auch noch *hintenrum* klatsch und tratsch gerede entstünde.

ich könnte mir auch denken, daß ich schon im vorfeld bei der telefonischen einladung die ladies jeweils bitten würde, eine kleine aufmerksamkeit für "Vera" vorzubereiten, ein kleines seelentrösterli für erlittene unannehmlichkeiten.

:-)


 navallo antwortete am 12.12.04 (13:53):

Fragen aus denen man gewisse Rückschlüsse ziehen könnte:

Wurde Geld im Laufe des Abends benöigt (=gesehen woher)?
Lag das Geld lose in der Handtasche, in einem Seitenfach oder in einem Portemonnaie?
Ist die gesamte Barschaft oder nur ein Anteil davon gestohlen worden?

Ein Dieb, der zum engeren Bekanntenkreis gehört, stiehlt meist nur einen Teilbetrag (Psychologie: Bestohlenen schonen, z. B. Arbeitskollegen, vielleicht merkt er's nicht), während Unbekannte das gesamte Portemonnaie klauen und später leer (oft in einer Mülltonne) entsorgen.

Sollte also das gesamte vorhandene Geld einschließlich Börse weg sein, wäre eine Täterin innerhalb des Damenkränzchens wenig wahrscheinlich. Umgekehrt ist es bei fehlendem Teilbetrag aus einer noch vorhandenen Geldbörse.


 pamina antwortete am 12.12.04 (14:12):

Äußerst peinlich, so ein Vorfall - aber ich will Euch zwei Begebenheiten aus meinem Bekanntenkreis dazu erzählen:

Meine Freundin vermisste nach einem Besuch bei mir ihr 3-reihiges Perlenarmband. Ich nahm meine gesamte Polstergarnitur auseinander und drehte sie auf den Kopf, suchte in allen Zimmern, Ecken und Winkeln... Nichts! Es waren auch noch andere Gäste da, daher war die Sache auch wirklich unangenehm.

Sie fand das Armband Monate später in einem Reisighaufen in ihrem Garten....

Bei einem festlichen Abendessen erschienen 6 Herren in identischen, langen, nachtblauen Tuchmänteln. Der Abend verlief fröhlich-friedlich, aber eine Stunde nach seiner Heimkehr rief uns Adolf an mit der Nachricht, dass er wohl beim Aufbruch den falschen Mantel angezogen habe! Er sei ihm sofort etwas fremd vorgekommen.

Darauf begann ein hektisches Rumtelefonieren, in dessen Verlauf wir Tränen lachten. Die Identifikationsmerkmale waren unsicher und unbestimmt: Taschentuch in der rechten Außentasche, hellgraues Innenfutter, loser Knopf in der linken Tasche, Parkticket in der Innentasche. Tatsache war, dass eigentlich niemand genau wusste, wie sein Mantel aussah, aber alle, bis auf Adolf, hatten nichts gegen den Mantel einzuwenden, den sie mitgenommen hatten.

Inzwischen wird sich auch Adolf an seinen gewöhnt haben! :-)


 Medea. antwortete am 12.12.04 (18:33):

Nichts ist so schlimm wie Mißtrauen, das nun durch den Kopf der evtl. 'Bestohlenen' geistert und das steckt natürlich an und nach so einem Geschehen ist in der Damenrunde nichts mehr wie es vorher war.....

Navallos Psychologie-Logik scheint mir empfehlenswert -
wenn Hilde sich an den genauen Betrag von 90 Euro erinnert, wird sie auch wissen, ob sie darüber hinaus noch Scheine in der Geldbörse hatte, ob der gesamte Betrag verschwand oder ein paar Alibischeine übrig blieben.

Einen Diebesgriff in die Handtasche einer Freundin oder guten Bekannten mag ich nicht annehmen,
so etwas glaube ich erst dann, wenn die 'Täterin' zweifelsfrei feststeht.

Die Damen sollten sich unbedingt auf neutralem Boden, sprich Café etc. erneut treffen, um über den 'Fall' zu sprechen - vielleicht hat sich bis dahin herausgestellt,
daß Hilde in der ersten Aufregung vergessen hat, wofür sie das Geld ausgab oder wohin sie es getan hat.

Ich habe einmal in einer Streßsituation meine gerade aus dem Briefkasten geholte Post in den Kühlschrank gelegt ....
als ich später die Milch brauchte, war ich baß erstaunt, sie dort vorzufinden. Konnte mich ad hoc nicht erinnern, sie dorthin plaziert zu haben .... :-)


 Tessy antwortete am 12.12.04 (19:05):

Wie würdet ihr euch verhalten? lautet Wandas Frage.

Meine Überlegung: wie hätte ich mich als Hilde verhalten?

Wahrscheinlich mindestens eine Woche lang überlegt, alle Ausgaben nochmal durchdacht und schriftlich nachvollzogen.

Wenn ohne Erfolg: den Betrag abgeschrieben und in Zukunft mein Geld in einem Brustbeutel verwahrt ;-)


 hugo1 antwortete am 12.12.04 (19:57):

,,aber ein schaler Nachgeschmack (Verdacht) bleibt eben doch.
Ich glaub, ich würde -wenn ich Hilde wäre- erstmal mit niemandem darüber reden.
Überlegen, wer mit Sicherheit nicht für einen Diebstahl in Betracht kommt.
Mit dieser Person eine Fangschaltung realisieren.
Ein weiteres unverfängliches Treffen organisieren, bzw beim nächsten anstehendem Treffen dafür sorgen dass eine präparierte Tasche an günstiger Stelle (vielleicht halboffen usw,,,)plaziert und mittels getarnter Webcam, und/oder mit gezinktem Geld ( es gibt nichtabwaschbare, vorerst unsichtbare Farbe,) versehen wird.
Beachten dass unbedarfte Gäste durch die Kamera nicht kompromittiert werden.
Das ist zwar eine Variante die ziemlich dicht an den Tatbestand der Verleitung zum Kameradendiebstahl positioniert scheint, aber ich denke: Der Zweck heiligt die Mittel und wenn das Geld nicht angerührt wird, entlastet dies zumindest meine Gäste, auch ohne das Die das erfahren müssen.
Anders läge der Fall, wenn es sich um eine noch bedeutendere Summe (Monatslohn oder Rente) handeln würde, dann sollte vielleicht doch eine Anzeige erstattet werden, das ist dann kein Kavaliersdelikt mehr. (ist es aus Sicht der Betroffenen und Verdächtigten sowieso nicht)


 chatti antwortete am 12.12.04 (20:43):

Das ist eine ganz schwierige Situation. Wie man es auch macht, um hinter das Geheimnis des Verschwindens des Geldes zu kommen, die ungezwungene Atmosphäre der Damenrunde wird gestört. Es sei denn, das Geld findet sich doch noch entweder nach gründlicher Suche oder durch Zufall wieder an.

Hm, da fällt mir was ein, vielleicht lässt es sich irgendwie so machen:
Beim nächsten Treffen wird der Fall so besprochen, als ob er außerhalb dieser Runde geschah, und jeder wird um seine Meinung gebeten, was er tun würde.
Sollte sich der „Dieb“ tatsächlich unter den Damen befinden, wird er auf jeden Fall ein schlechtes Gewissen bekommen.
Wie er sich dann verhält, steht in den Sternen. Wer weiß . . . . .


 doris16 antwortete am 13.12.04 (01:57):

Vorschlag: alle derzeit anwesend gewesenen Damen nochmals einladen (Absagen werden nicht akzeptiert). Dabei die Situation kurz erwaehnen, d.h. Hilde ist scheint's ein 90 euro Betrag beim letzten Treffen abhanden gekommen. Ich, Gastgeberin, werde diesmal jeder von euch einen Umschlag geben, in den der entwendete Betrag oder ein Ersatz unauffällig plaziert werden kann. Ich werde die Umschläge einsammeln und Hilde übergeben. Der Vorfall wird damit erledigt und nicht wieder erwähnt werden.


 doris16 antwortete am 13.12.04 (02:23):

Diebin mit Gewissen - - Jeden Montag finden sich mehr oder weniger dieselben (etwa 30-35) Senioren zur "Health Watch" ein, wo Blutdruck, Puls und Gewicht gemessen werden.Eines Tages hatte ich meinen Mantel an dem dafür bestimmten Gestell aufgehängt. Als ich fertig war, und den Mantel wieder anziehen wollte, war er verschwunden mitsamt den Autoschlüsseln, die ich dämlicherweise in die Tasche gesteckt hatte. Panik!! Mehrere Leute standen um mich herum, bedauerten mich, empört, dass sowas unter Senioren passieren könne. Als sich dann schliesslich die Dame ihren Mantel anzog, neben dem meiner gehangen hatte, fasste sie in die Tasche, und ZOG MEIN SCHLUESSELBUND HERAUS! Da hatte doch die Diebin insofern ein Gewissen bewiesen, indem sie mir zumindestens die Autoschlüssel gelassen hatte!


 Karl antwortete am 13.12.04 (07:48):

Etwas neben dem Thema:
Ich suchte neulich verzweifelt meine Schlüssel und saß ohne sie im Institut fest. Ich war alle Wege des Tages noch einmal abgelaufen, vergeblich. Ich hatte gebrütet, wo ich sie verlegt haben könnte, eine zündende Idee fehlte mir aber. Abends um 19 Uhr öffnete sich die Tür und ein lieber Kollege stand freudestrahlend vor mir. Er hatte in einem Seminar neben mir gesessen und meine Schlüssel versehentlich eingesteckt. Sein eigener Schlüsselbund sah dem meinen täuschend ähnlich. Witzig allerdings, wie er den Irrtum bemerkt hatte. Zufällig (s. Thema 'Zufall' unter "Allgemeine Themen" ;-)) wollte er an diesem Tag einen seiner Schlüssel kopieren lassen. Der Schlüsseldienst sagte ihm aber "Wir könnten diesen Schlüssel kopieren, aber er ist nicht der ihre". Welch peinliche Situation. Wir haben viel gelacht und ich kam doch noch nach Hause.


 Ursula_J antwortete am 13.12.04 (08:37):

Ich würde gar nichts machen. Wenn`s wirklich gestohlen wurde und nicht anderweitig abhanden kam, muss es eine der Frauen genommen haben. Wenn allen dieses Geldwegkommen
erzählt wird, so könnte sich jede als Dieb verdächtigt fühlen.

Eine ähnliche Situation gab es mal auf meiner Arbeitsstelle.
Es fehlten 100,-- DM. Obwohl ich an dem Tag, als das Geld verschwand zu Hause war, war es mir unangenehm. Es wird doch jede(r) verdächtig.


 wanda antwortete am 13.12.04 (08:42):

allen ganz herzlichen Dank.
Ganz kurz zur Situation.
Hilde ist noch berufstätig und verheiratet. Bevor sie Vera anrief, um von dem Diebstahl zu erzählen, hatte sie sich lange mit ihrem Mann beraten. Dieser riet zu diesem Anruf, einfach um Vera vor weiterem Schaden zu bewahren.
Ausser Vera, mir und Hilde ist keiner eingeweiht.
Vera weiß nichts von meinem Vorhaben hier.
Da ich sie am Mittwoch sehe, werde ich fragen, wie die 90 Euro sich in der Tasche befanden. Also ob lose, im Portemonnai oder so.
Ich weiß nur, dass Hilde so sicher war, weil sie das Geld am nachmittag direkt vor der Geburtstagsfeier von einer Kegelgruppe einkassiert hatte, um es für eine Weihnachtsfeier zu verwenden.-
Wenn ich das so schreibe kommt mir die Idee, dass vielleicht unmittelbar nach dem Kassieren jemand an der Tasche war ?
Es ist nicht der Nabel der Welt, aber wenn es Neues gibt, werde ich es berichten. Euch allen nochmals Dank.


 wanda antwortete am 13.12.04 (08:49):

ich möchte noch zwei andere Sachen anbringen.
ich hatte Vera versprochen, mit niemandem darüber zu reden.
Dieser Druck lässt sich schlecht aushalten und so war es gut, dass ich es hier rauslassen konnte. Nicht, dass Ihr Euch für niemand haltet, aber es bleibt doch anonym. Das ist auch ein Vorteil eines solchen Forums, dass man Dampf ablassen kann.

Vor langer Zeit überführte ich einen Mann mit präpariertem Geld - wenn jemand glaubt, dass das für alle ein interessantes Thema ist, dann könnte ich es bringen.


 schorsch antwortete am 13.12.04 (09:54):

Falls Vera tatsächlich alle Damen nochmals einladen würde und sie würde auf das Ereignis zu sprechen kommen, würde eine so peinliche Situation entstehen, dass man in der Folge wohl die berühmte Stecknadel fallen hören würde. Ich an Veras Stelle würde der "bestohlenen" Dame einfach sagen: "ICH habe dich nicht bestohlen. Falls du die Sache aufklären willst, liegt es an dir, etwas zu unternehmen - aber bitte nicht bei mir - ich will mich doch vor meinen Freundinnen nicht zutode blamieren!"


 mart antwortete am 13.12.04 (13:12):

Nun, Schorsch,

das finde ich am vernünftigsten.

Bevor ich annehme, daß irgendjemand aus dieser Runde eine Diebin ist, - und den Verdacht auf alle lenkt, nehme ich zuerst einen Irrtum an.

Aber es wäre auch eine typische ! Erscheinung beginnender Demenz (diese tritt schon ab 60 zunehmend häufiger auf.)



Zum "Irrtum" möchte ich folgende persönliche Geschichte erzählen:

Nachdem ich vor langer Zeit mein Gehalt von der Bank abgehoben hatte, war es zuhause nicht mehr vorhanden. Und wie ich alles genau absuchte; Rückfragen in der Bank, Suche auf den Wegen, in den Geschäften, Auto total umgekrempelt...
Wenn ich einen Besuch gemacht hätte, wäre ich überzeugt gewesen, das Geld wäre dort verschwunden.

Nun, es fand sich - in einer Seitentasche meiner an Seitentaschen reichlich gesegneten und danach sogar ausgesuchten Handtasche:-)


 Karl antwortete am 13.12.04 (14:59):

@ mart,

das groteskeste Erlebnis dieser Art hatte ich einmal im Winterurlaub. Meine Geldbörse damals war aus schwarzem glatten Leder und gefiel mir besonders gut. Den Urlaub hatten wir mit guten Freunden verbracht, die wir aus dem Studium kannten und die das geworden sind, was man "als Freunde fürs Leben" bezeichnet. In verschiedenen Städten wohnend sind gemeinsame Urlaube oder Silvesterparties die seltenen Gelegenheiten, bei denen man sich sieht.

Am Tag der Abreise vermisste ich meine Geldbörse mit etwas Geld (immerhin war es das Urlaubsende), mit allen Papieren und Scheckkarten. Die Ferienwohnung wurde auf den Kopf gestellt. Den Kindern wurde eine hohe Belohnung versprochen für den Fall, dass sie die Geldbörse finden würden. Ihnen wurde explizit auch aufgetragen, das Auto gründlich zu untersuchen, was auch mit Eifer geschah. Nichts.

Die Abreise erfolgte also in etwas gedrückter Stimmung. Wir wohnten damals in Würzburg und es dauerte etwas, bis ich neue Papiere und Scheckkarten zusammen hatte. Dann aber geriet der Vorfall allmählich in Vergessenheit.
Etwa ein Vierteljahr später bestieg ich routinemässig wie jeden Morgen das Auto, um zur Uni zu fahren. Diesmal streifte jedoch mein Blick den Schaft der Handbremse - und schoß zurück. Da war sie, meine Geldbörse. Wie angegossen stand sie leicht aufgeklappt wie ein dorthin gehörendes schützendes Bauteil über dem unteren Handbremsenende. Alle alten Papiere, Scheckkaren, selbst der vermisste Geldbetrag waren vorhanden.

Meine Frau und ich haben sehr lange verwundert über diese Geschichte den Kopf geschüttelt. Sie zeigte uns, dass wir wir vieles nicht erkennen, was wir doch täglich sehen, nur weil wir es nicht dort erwarten.


 mart antwortete am 13.12.04 (15:44):

<<Sie zeigte uns, dass wir wir vieles nicht erkennen, was wir doch täglich sehen, nur weil wir es nicht dort erwarten.<<

Und wie unser/mein Gehirn in gleiche Bahnen geschaltet ist und jahrelange, tägliche Routinehandlungen nicht mehr wirklich registriert werden, will ich mit folgendem Erlebnis aufzeigen.

Es ist so unglaublich und wirft ein so seltsames Licht auf mich, daß ich diese Fehlleistung noch selten erzählt habe. Sie ist auch schon viele Jahre her.


Am Morgen ab ½ 6 üblicher Haushalt, zur Arbeit fahren und Parkplatz suchen. Da nur wenige Straßen dafür in Fragen kommen, ist naturgemäß die Auswahl eingeschränkt und einige Runden müssen fast immer gefahren werden.

Nun nach der Arbeit, die meine ganze Konzentration erforderte, zurück zum Auto, es ist heiß und schwül, meine Tasche ist sehr schwer –aber ich finde mein Auto nicht; ich gehe alle in Frage kommenden Straßen ab, es ist nicht da.

Na ja, ins Cafe und Kaffeetrinken, überlegen was tun – Anruf bei der Polizei, ob Auto abgeschleppt wurde – ich verstelle ja wirklich nicht eine der vielen Ausfahrten in dem Villenviertel, aber wer weiß, vielleicht ein neues Schild oder irgendetwas ähnliches.
Nein, nicht abgeschleppt – in letzter Verzweiflung gehe ich nochmals die Runden, und nun fällt es mir erst wieder ein – ich habe mich in der morgendlichen Eile in eine andere kl. Seitenstraße gestellt, die ich noch nie benutzt habe


 hugo1 antwortete am 13.12.04 (18:06):

schöön Karl :",,es dauerte etwas, bis ich neue Papiere und Scheckkarten zusammen hatte,,"
,,und nu hatteste (fast) alles Doppelt außer dem Geld.
da kannste ja nun auch mal mit einigen Promille, oder/und bei Rot und etwas zu zügig,,,?
oder wie registriert Flensburg die zweite oder gar dritte Fahrerlaubnis/Führerschein ? *g*


 DorisW antwortete am 14.12.04 (16:32):

@wanda antwortete am 13.12.04 (08:49):
"(...) Vor langer Zeit überführte ich einen Mann mit präpariertem Geld - wenn jemand glaubt, dass das für alle ein interessantes Thema ist, dann könnte ich es bringen."

Bitte erzähl doch mal davon, Wanda.

Und über Vera und Hilde hältst du uns ja sicher auf dem Laufenden?


 wanda antwortete am 16.12.04 (16:04):

Das Geld war in einem Portemonnaie und zwar in so einem, wo es vorn eine Art Beutel gibt fürs Hartgeld und hinten ein längliches Fach für die Scheine. Nur die Scheine waren weg. Vera hat sich nicht abhalten lassen, das Geld zu bezahlen. Hilde zierte sich und man einigte sich darauf, dass jeder die Hälfte trägt. Der Fall ist abgeschlossen. Für mich bleibt ein schaler Nachgeschmack. Inzwischen habe ich Vera gesagt, dass ich hier um Vorschläge gebeten hatte, alles was Ihr geschrieben habt, ist der Vera natürlich auch durch den Kopf gegangen, sie hatte ihre eigene Lösung und das muss man respektieren.

@doris16, bei der Sache mit dem Überführen müsste ich etwas ausholen, dazu reicht die Zeit im Moment nicht. ich vergesse es aber nicht. LG wanda


 doris16 antwortete am 17.12.04 (02:12):

Wanda - - da wir uns hier in "bester Gesellschaft" befinden, muss ich richtigstellen, dass ich die andere Doris (d.h. die kanadische) bin. Aber an der Ueberfuehrung waer ich ebenfalls interessiert.


 wanda antwortete am 17.12.04 (09:36):

Oh entschuldigt bitte, beide DorisW und dorisl6, dass mir das passiert ist, ich habe eine Erklärung, denn nur Du dorisl6 hattest Dich hier beteiligt - und DorisW - Du hast doch früher auch viel geschrieben, literarisch meine ich, also in diesem Forum, und daher kennen wir uns doch ?
Wie auch immer, ich muss besser aufpassen. LG an Euch beide!


 DorisW antwortete am 17.12.04 (17:32):

Liebe Wanda,
macht doch nix - ich habe kein Problem mit dieser Verwechslung ;-)

Ja, ich habe früher mehr geschrieben, dann eine gute Weile viel weniger, das hatte verschiedene Gründe.
Aber ich bin auf jeden Fall eine eifrige, wenn auch nicht ganz so regelmäßige Leserin und werde dieses Thema mit Interesse weiter verfolgen!

Herzliche Grüße an dich,
Doris mit dem W


 wanda antwortete am 19.12.04 (09:37):


Ende der 70er Jahre baute ich mit vielen Kindern ein Haus. Mit öffentlichen Mitteln natürlich. Wer sich auskennt, weiß, dass da ziemlich viel Auflagen auf einen zukommen.
Also, viele kleine Zimmer sollten geschaffen werden, nur ich, die ich ein kleines Zimmer wollte, mußte ein sogenanntes Elternschlafzimmer haben. Weit und breit kein Mann in Sicht und doch bestand das Bauamt auf einem Elternschlafzimmer. Das waren die Räume, in die ein Schlafzimmer wie aus dem Katalog von Neckermann hineinpasste. Wir zogen ein und die Zeit verging im Flug, die ersten Kinder zogen aus, die restlichen kamen in die Pubertät, mit Tanzstunde und so und duschten drei mal täglich.
Die Zinsbelastung war erträglich, das hatte man ja vorher gründlich durchgerechnet – aber die Nebenkosten stiegen ins unbezahlbare und so kamen wir auf die Idee, die nicht genutzten Zimmer zu vermieten. Es zogen Studenten ein und es lief wieder eine Weile gut.
Als wieder ein Zimmer frei war, rief sofort nach Erscheinen der Zeitung der Nachtportier des ersten Hauses am Platz an und fragte, ob denn nur ein Student infrage käme, oder ob ich auch einen Koch nehmen würde. Ich wollte mich sozial zeigen und sagte, ein Koch wäre auch recht. Keine fünf Minuten später erschienen die beiden und der Koch zog ein.

Zu dieser Zeit verkaufte ich ehrenamtlich aus Zinn und Kupfer gestanzte Bilder für Insassen des Zuchthauses Celle. Ich stellte auf Weihnachtsmärkten aus usw. Da ich auch Bestellungen aufnahm, wie zum Beispiel Dürers gefaltete Hände in Eichenrahmen oder das Abendmahl in Mahagoni, florierte der Handel bestens.
Einige kamen zu mir nachhause, um zu kaufen. Also hängte ich die Exemplare – es gab auch weltliches, wie den Kölner Dom oder den armen Poeten – im Flur und im Treppenhaus aus, so dass die Käufer nicht in die Zimmer mussten.
Keiner der Käufer meldete sich an und ich war manchmal gerade auf dem Sprung zu einem Termin und konnte noch 6O DM kassieren. Im Wohnzimmer, direkt hinter der Tür befand sich eine Vitrine, die in Augenhöhe endete. Darauf legte ich die 6O DM, um sie dann später dort zu verwahren, wo sie hingehörten


 wanda antwortete am 19.12.04 (09:42):

Der Koch war bald nach dem er eingezogen war, arbeitslos geworden, schuldete die Miete schon drei Monate und sagte immer, alles sei beantragt, aber er hätte noch nichts bekommen.
Die Untermieter hatten das Souterrain für sich, dort befand sich auch ein komplettes Badezimmer. Sie durften die Küche mitbenutzen und Jutta, eine Studentin tat das auch regelmässig. Erst vertraute ich mich Jutta an. Dann bat ich den Koch um eine Aussprache und fragte ihn direkt nach den Ringen. Nein, sagte er, ich habe nichts gesehen – warum sollte ich Schmuck wegnehmen. Dann ging ich zur Polizei. Diese riet mir, Ringe und Geld zu präparieren.
Genau das tat ich, trommelte alle zusammen und erzählte von dem Vorhaben und sagte auch noch, ihr dürft das auf keinen Fall anfassen, man sieht das Pulver nicht, aber auf euren Händen wird es dann mit einem speziellen Licht sichtbar.
Ich brauchte gar nicht lange zu warten. Das Geld, was auf der Vitrine lag, war im handumdrehen weg.
Dann rief ich bei der Polizei an – der Koch war nicht zuhause – aber während ich noch telefonierte, sah ich ihn durch das Flurfenster hindurch die Treppe hinauf kommen – ich sagte noch schnell, jetzt kommt er und legte dann schnell den Hörer hin. Mein Herz schlug mir fast zum Hals heraus.
Nach lO Minuten kamen zwei Polizeibeamte. Sie gingen nach unten – mein Herz schlug immer noch wie wahnsinnig und überhaupt war mir erbärmlich zu Mute.
Ein Beamter kam dann wieder nach oben und bat uns, die Hände zu zeigen.

Nach einer Weile sagte er, wissen sie, es ist so, wir haben zwei Verdächtige - um Gotteswillen, dachte ich, Jutta auch noch - aber das war nur für Sekunden – dann sagte de Beamte, ihre jüngste Tochter trägt eindeutige Spuren.

Diese, damals 11 Jahre alt, gestand unter Tränen, die Ringe untersucht zu haben, weil man ja gar nichts gesehen hätte!

Der Koch wurde mitgenommen. Mit Hilfe eines Nachbarn tauschten wir die Haustürschlösser aus… Es war bitterkalt draußen – 10 Grad minus - . In der Nacht hatte ich die Vision, der Koch würde irgendwo auf einer Parkbank erfrieren – ich rief wieder bei der Polizei an und hörte, dass er über Nacht dort bliebe.
Er kam nie wieder zurück. Zwei Tage später haben wir das Zimmer – ein Beamter und ich – inspiziert – Rotweinflaschen voller Urin – obwohl die Toilette drei Meter weit weg war – ein Koffer, voller Klamotten meiner jüngsten Tochter – unter der Matratze Listen mit der Aufstellung der Nationalmannschaft – er selbst hatte sich immer als Torhüter eingetragen –
Dann eine Art von Testament, in dem seine freundliche Wirtin, also ich, bedacht wurde.

Der Kelch war noch mal an uns vorbeigegangen......