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THEMA: Göttlicher Cyberspace
8 Antwort(en).
nasti
begann die Diskussion am 27.12.06 (17:26) :
ACHTUNG: MAXIMALE TEXTLAENGE VON ETWA 500 WOERTERN UEBERSCHRITTEN! GEHEN SIE ZUM KUERZEN ZURUECK
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nasti
antwortete am 27.12.06 (17:28):
https://www.welt.de/data/2006/12/12/1143576.html
Theologie Göttlicher Cyberspace
Für manch einen scheint das Internet nicht nur allwissend, sondern sogar allmächtig zu sein. Ist das Netz deshalb der Gott des dritten Jahrtausends? Ein Theologieprofessor fahndet nach Indizien für eine religiöse Verehrung des Internets - und wird fündig. Von Matthias Armborst
Neue Dimension: Als wäre das Netz vollkommen "Viele Cybertheoretiker glorifizieren das Internet und laden es mit Heilserwartungen auf", sagt Professor Klaus Müller von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Münster. Zunächst habe er das Internet vor allem als eine technische Angelegenheit betrachtet. "Doch dann habe ich verblüfft festgestellt: Hier werden uralte religiöse Vorstellungen und Hoffnungen zu neuem Leben erweckt", sagt Müller. "Die gesamte Cybertheoretie wird von religiöser Sprache und religiösen Modellen beherrscht."
Zum Beispiel der Babylon-Mythos: Im Alten Testament strafte Gott die überheblichen Turmbauer von Babel, indem er sie in unzähligen Sprachen sprechen ließ. Cybertheoretiker setzen nun darauf, dass dieses Sprachgewirr endlich ein Ende haben könnte: "Sie träumen von einer Sphäre, in der jeder mit jedem kommunizieren kann", erklärt Müller. "Diese Leute denken, dass sich das Internet zu einer babylonischen Gegenwelt entwickelt."
Ganz so, als wäre das Netz vollkommen - als wäre es göttlich. "Diese Überhöhung ist kein neues Phänomen", berichtet Müller. Heilserwartungen seien immer dann zu beobachten, wenn neue Techniken das Leben der Menschen binnen Kurzem völlig umkrempelten. Auch Eisenbahn, Elektrizität und Atomkraft hätten anfangs vollkommen übertriebene Hoffnungen auf ganz neue Lebensqualitäten geweckt. Auch bei vielen Fach-Begriffen der Internet-Welt konnte der Theologe einen religiösen Ursprung nachweisen. Etwa beim Wort "Virtualität", das Computernutzern ständig begegnet: Müller entdeckte es in mittelalterlichen Schriften zur Heiligenverehrung. Mit dem Begriff "Virtualität" wurde damals angegeben, wie nah die Heiligen den Betenden in der Meditation kommen konnten.
Transhumanisten empfinden für menschliche Schwäche Verachtung
Eine beinahe religiöse Dimension erkennt Müller auch im modernen Technik-Fetisch: Die Leidenschaft, mit der sich die Fans von Microsoft und Apple bekämpfen, erinnert ihn an die Gegnerschaft zwischen Katholiken und Protestanten im Dreißigjährigen Krieg. "Manchmal werde technische Geräte wie Götzen verehrt.
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nasti
antwortete am 27.12.06 (17:29):
geht weiter:
Menschen bringen enorme finanzielle Opfer, um sich dann ihrem Ein und Alles zu unterwerfen." Eine grenzenlose Technikbegeisterung ist aus Sicht der Kirche nicht immer unproblematisch. Vor allem die "Transhumanisten" sind Müller ein Dorn im Auge. Die Visionen dieser Fortschrittsgläubigen erinnern an Filme wie "Matrix" oder "Terminator": Computerchips sollen menschliche Körper steuern und perfektionieren. "Das Problem ist, dass Transhumanisten für menschliche Schwäche nur noch Verachtung übrig haben", sagt der Theologe. "Für sie ist der Körper nichts weiter als ein "Wassersack", der nach Möglichkeit ausgeschaltet werden muss." Religionen, die Barmherzigkeit predigten, seien nach dieser Logik nichts weiter als Fortschrittsbremsen.
Online-Religion kann aber auch eine ganz andere Dimension haben: "Alle Bistümer haben inzwischen eine Internetseelsorge", berichtet Müller. Doch die Überlegungen der Theologen gehen noch viel weiter. "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen" - so lautet ein Jesus-Zitat aus dem Matthäus-Evangelium. Doch könnte das Wort "versammelt" nicht auch durch das Wort "online" ersetzt werden? Jahrtausende lang kam es bei Gottesdiensten darauf an, dass Menschen in einem Tempel oder einer Kirche körperlich anwesend waren. "Doch jetzt wird intensiv nachgedacht", berichtet Müller. "Die Frage ist, ob man nicht auch von einer Gemeinde sprechen kann, wenn die Menschen zeitlich und räumlich getrennt sind." Theologisch gesehen seien "Online-Gottesdienste" ein völlig offenes Feld.
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Arno_Gebauer
antwortete am 27.12.06 (20:25):
Hallo, nasti,
die Online-Gottesdienste gibt es seit vielen Jahren bereits im Rundfunk! Die Kirche hat mit vielen Rundfunkanstalten feste Verträge mit Sendezeiten usw. vereinbart. Mit der Dynamik des Internets kommt die steife und unflexible Kirche nicht mehr mit. Darüber bin ich sehr froh! In diesem Medium kann die Kirche mitmischen, aber nichts mehr diktieren!
Viele Grüße Arno
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Baghira
antwortete am 29.12.06 (00:52):
Hallo, nicht das Internet ist göttlich, sondern die neue Komunikationsplattform wird nur auch von Gott verwendet.
Früher zog Jesus Christus los und predigte vor mehreren Tausend Menschen unter freiem Himmel, das war sicherlich ohne technische Hilfsmittel nach menschlichen Maßstäben schon ein Wunder für sich. In Amerika gibt es Gemeinden, bei denen heute mehr als 20000 Menschen regelmäßig Sonntags zum Gottesdienst gehen. Das Internet dient Christen zum Glaubens- und Informations-austausch und bietet die Möglichkeit, anderen Menschen von Gott zu erzählen. Das christliche Internet ist aber heute eher noch recht unbedeutend. Der zitierte Bibelspruch "wenn 2 oder 3 in meinem Namen versammelt sind.." trifft selbstverständlich auch für das Internet zu, aber es geht hier um die geistliche Gemeinschaft mit Jesus Christus. Nur wenn wir am PC sitzen, und uns durch den Heiligen Geist lenken lassen, ist Jesus Christus mitten unter uns; das gilt aber auch in einer Raumstation, oder im Flugzeug oder wo wir uns sonst gerade befinden. Gott ist bei den Menschen; nicht im Internet, sondern wirkt durch die Menschen im Internet.
Lieber Gruß, Baghira
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schorsch
antwortete am 29.12.06 (10:03):
Im Gegensatz zu den Massenpredigten, die Christus und andere Prediger machten, ist das Internet im Dienste der Kleriker harmloser - weil es keine Massenpsychosen auslöst.
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Karl
antwortete am 29.12.06 (16:09):
... es sei denn hier im ST ;-)
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nasti
antwortete am 30.12.06 (11:09):
Hallo Arno,
so ist es, mir hat die Kirche nicht diktiert, eher vermisse ich das Religion Unterricht in meiner Kindheit. Nachholen habe ich wenig Lust, ist vorbei. Gestern traffen wir ein Man, 72 Jähriger , er hat sich an Uni angemeldet. Er ist plötzlich munter und gesunder geworden, wenn studieren dann etwas anderes als Religion, für mich wäre das beste einfach englische Sprache Studieren. Auch wenig Lust. Die Genetik sollte ich studieren. :O)))) Deine Themen gehen am ende des Jahres aus? Bin ewig äusser der Thema.
Grüsst
Nasti
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Arno_Gebauer
antwortete am 30.12.06 (17:42):
Hallo, Nasti,
die Themen gehen mir nicht aus. Ich habe Besuch und wenig Zeit. Das ist mein Problem.
Viele Grüße Arno
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