Karl
begann die Diskussion am 10.12.06 (08:34) :
Bereits am Freitag hat es in Basel ein durch Geothermie-Bohrungen ausgelöstes Erdbeben der Stärke 3,6 (Landes-Erdbebendienst Freiburg) gegeben, welches in der Dreiländerregion am Oberrhein viele Menschen erschreckt hatte. Daraufhin wurden die Arbeiten an dem bisher größten Geothermie-Projekt am Oberrhein gestoppt.
Die Webseite von https://www.suedostschweiz.ch meldet:
Ermittlungen nach Erdbeben in Basel
Basel. Ein durch das Basler Geothermieprojekt "Deep Heat Mining" ausgelöstes heftiges Erdbeben hat zu Ermittlungen der Staatsanwaltschaft geführt. Sie hat ein Strafverfahren wegen Sachbeschädigung und Schreckung der Bevölkerung eingeleitet, wie die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt gestern mitteilte. Die Verantwortlichen der Anlage entschuldigten sich gestern vor den Medien, die Bevölkerung verängstigt zu haben. Das Pilotprojekt für den Wärmebergbau bleibt bis auf weiteres sistiert. Bei dem Projekt war am Freitagabend ein Beben der Magnitude 3,4 ausgelöst worden. (ap)
Internet-Tipp: /seniorentreff/de/geothermie
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Arno_Gebauer
antwortete am 10.12.06 (10:38):
Hallo, Karl,
die Nutzung der Geothermie in 5000 Meter Tiefe ist wissenschaftliches Neuland für die Wärmegewinnung in tektonischen Erdplattenrissen. Wenn Wissenschaftler und Staatsanwaltschaft sich gemeinsam bemühen, die Ursache der Erschütterung aufzuklären, kann das auch für die Weiterentwicklung hilfreich sein. Sehr dumm wäre es, wenn wegen dieses Ereignisses auf die Nutzung der Geothermie gänzlich verzichtet werden würde. "Scheitern kann man, aufgeben darf man nie!"
Viele Grüße Arno
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Claude
antwortete am 10.12.06 (10:51):
Karl steht es denn fest das durch die Arbeiten da das Erdbeben ausgelöst wurde, oder hätte die Erde auch so gebebt? Ich denke das man Geothermieprojekte in besonders aktiven Gebieten zu realisieren versucht! Gruß Claude
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Karl
antwortete am 10.12.06 (13:30):
@ Claude,
die Ursache war einwandfrei das Einpumpen von Wasser zwecks Aufweitung von Gängen und Rissen im Gestein bei etwa 5000 Meter Tiefe. In "Der Sonntag im Breisgau" steht auf Seite 1:
"Auch die Experten sind vom Ausmaß des Bebens völlig überrascht worden. Die sogenannte hydraulische Stimulation des Untergrundes ist bis auf weiteres gestoppt, die Zukunft des größten und ehrgeizigsten Erdwärmeprojekts in der Region fraglich".
@ Arno,
gewiss muss sorgfältig geprüft werden, aber da der Oberrheingraben sowieso ein Erdbebengebiet ist, ist m. E. zu erwarten, dass die Arbeiten in dieser Region vollständig eingestellt werden.
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Gerdi
antwortete am 10.12.06 (13:54):
Die Freiburger haben immer wieder allerhand mitmachen müssen, wenn ihnen plötzlich die Gläser vom Tisch rutschten. Die wünschen sich bestimmt nicht noch Schlimmeres.
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Arno_Gebauer
antwortete am 10.12.06 (15:22):
Hallo, Karl,
der Versuch hat doch gezeigt, daß eine riesige Energiemenge freigesetzt wurde und freigesetzt werden kann! In 5000 Meter Tiefe wurde die eingepreßte Wassermenge schlagartig in Wasserdampf umgesetzt. Bekannt ist, daß sich aus 18 ml Wasser(= 1 mol) 22.400ml Wasserdampf bilden. Eine schlagartige 1244-fache Volumenvergrößerung bezogen auf die eingepreßte Wassermenge hat dann leicht die Explosionskraft einer Atombombe. Fest steht, daß die eingepreßte Wassermenge um Potenzen zu hoch gewählt worden war. Im Zeitalter des Internets können sich die Schweizer Wissenschaftler schnell und einfach Rat bei ihren isländischen Kollegen holen. Hoffentlich stirbt dieses Projekt nicht!
Viele Grüße Arno
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hugo1
antwortete am 10.12.06 (17:16):
arno diese Volumenvergrößerung kann aber nur bei entsprechendem gleichzeitigem und totalem Druckabbau erfolgen ansonsten gibt es keine Verdampfung von diesen Ausmaßen.
Internet-Tipp: https://www.peacesoftware.de/einigewerte/wasser_dampf.html
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Claude
antwortete am 10.12.06 (17:40):
Karl, bedauerlich irgendwie wenn es so ist und man es technisch nicht in den Griff bekommt, das wäre eine Hoffnung weniger! Aber ich denke schon dass es weitergeht mit den Bemühungen um den Wärmebergbau, zu verlockend sind die Aussichten. gruß Claude
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schorsch
antwortete am 11.12.06 (11:29):
Was vielleicht bei der Beurteilung der Sachlage vergessen wird: In der Nähe der Bohrung werden seit vielen Jahrzehnten unterirdische Salzlager (Sole) abgebaut. Ich könnte mir vorstellen, dass dadurch grosse Lerräume entstehen, die bei Erschütterungen einstürzen können.
Im nahen Elsass wurden unter ähnlichen geologischen Verhältnissen auch Probebohrungen gemacht. Auch dort kam es schon mal zu Erdbeben-ähnlichen Erschütterungen.
Ich glaube aber nicht, dass der momentane Bohrstopp längere Zeit dauern wird. Eher, dass mit weniger starken "Explosionen" (Wasserdruckwellen) weiter gearbeitet werden wird. Denn ZU grosse Investitionen wurden bereits in dieses Erfolg versprechende Projekt gesteckt.
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Felix
antwortete am 12.12.06 (01:07):
In Basel und in der Regio haben in den letzten Tagen leidenschaftlich geführte Gespräche unter Fachleuten und Politikern über dieses Problem stattgefunden. Auf der einen Seite ist man über die Informationspolitik über dieses Projekt enttäuscht. Man hätte die betroffene Bevölkerung besser auf die zu erwartenden Erschütterungen vorbereiten sollen. Andrerseits wollte man auch nicht den Teufel an die Wand malen und damit die Akzeptanz gefährden. Ich selber neige eher dazu dieses Projekt unter Einhaltung aller Vorsichtsmassnahmen weiter zu betreiben. Die gefährlichen Bruchzonen, die das grosse Erdbeben damals ausgelöst hatten, liegen bedeutend tiefer und haben mit diesen oberflächlichen Beben vermutlich nichts zu tun. Klar ist, dass auch Alternativenergien nicht völlig risikofrei ausgenützt werden können. Dies gilt ja ganz allgemein für alle Eingriffe und Unternehmungen des Menschen!
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wuli
antwortete am 12.12.06 (21:49):
Ganz kurz zu diesem Thema, morgen 20.15 auf 3sat erfahren wir zur Energieversorgung der Zukunft mehr. Magazin Laufzeit: 130 Minuten "Energie" Ein 3sat-Wissensabend über die Energieversorgung der Zukunft
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Felix
antwortete am 14.12.06 (01:33):
Die Kontroverse um das Geothermie-Projekt wird heftig weitergeführft.
Auf der einen Seite herrscht die Meinung, dass es ein unverantwortbares Risiko sei in einem erdbebengefährdeten Gebiet solche Projekte durchzuführen. Es sei damit zu rechnen, dass man eine Katastrophe künstlich auslösen könnte. Andere finden, dass die Ausnützung der Erdwärme Priorität habe, und dass vielleicht sogar kleinere kontrollierte Spannungsbeben eine Entschärfung des Erdbebenherds bewirken könnten. Häufige kleinere Verschiebungen sind weniger gefährlich als in hunderten von Jahren aufgestaute Brüche.
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siegfried46
antwortete am 14.12.06 (08:40):
@wuli Vielen Dank für den Hinweis auf die sehr interessante Sendung. Ich habe sie gestern abend angeschaut. Es gibt anscheinend zahllose Möglichkeiten der Energiegewinnung - und alle haben irgendwelche Vor-und Nachteie. Auch das Energiesparen ist leider meist recht teuer und gerade im familiären Bereich nur schwer realisierbar.
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