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THEMA: Hummeln mit kompliziertem Zeitgefühl
5 Antwort(en).
Arno_Gebauer
begann die Diskussion am 24.08.06 (09:35) :
Hallo, Forumsbeteiligte,
im WDR5, wurde mitgeteilt, daß Hummeln über ein geheimes Zeitwissen verfügen. Sie können sich nicht nur an Tages- oder Jahresrhythmen anpassen.Anscheinend können sie sich auch merken, wann verschiedene Pflanzen ihren Nektarvorrat wieder auffüllen und ihr Verhalten darauf abstimmen, berichten kanadische Forscher im Fachmagazin "Current Biology". Zwar ist ein gewisses Zeitgefühl für die meisten Pflanzen und Tiere wichtig. Aber die Fähigkeit, Zeitintervalle zu erfassen und abzuschätzen konnte bislang nur beim Menschen und anderen höheren Wirbeltieren nachgewiesen werden. "Pflanzenbestäuber müssen vielfältige Entscheidungen treffen. Deshalb sollten auch diese Tiere die Fähigkeit haben, Zeiträume besser abzuschätzen", schreiben Michael Boisvert von der University of Western Ontario und seine Kollegen. Die Forscher trainierten Hummeln darauf in einem Plexiglasraum Zuckerlösungen zu naschen. Nach diesem Training wurden die Hummeln in vier verschiedene Gruppen eingeteilt, in denen sie die Zuckerlösung nur noch nach bestimmten Zeitintervallen, nach sechs, zwölf oder 36 Sekunden, erhielten. Je länger die Zeitintervalle waren, desto länger warteten die Hummeln in Regel bevor sie erneut prüften, ob die Versuchsvorrichtung schon wieder mit der Zuckerlösung gefüllt war. In jedem Testlauf wurden den Hummeln 30 Zuckerladungen angeboten. Um zu prüfen, ob die Hummeln sich auch mehrere Zeitintervalle gleichzeitig merken können, variierten die Zeitintervalle je nach Gruppenzugehörigkeit. In allen Gruppen wechselten kurze (sechs oder zwölf Sekunden) und lange Zeitintervalle (36 Sekunden) einander ab. Aber während in zwei Gruppen kurze und lange Zeitintervalle wahllos gemischt wurden, war die Kombination der Zeitintervalle in den anderen beiden Gruppen genau festgelegt. Die ersten 15 Zuckerlösungen wurden jeweils nach einem kurzen Zeitintervall von sechs oder zwölf Sekunden angeboten. Die letzten 15 Zuckerlösungen erst nach langen Zeitintervallen von 36 Sekunden. Hummeln der ersten beiden Gruppen waren ungeduldiger und überprüften sehr viel schneller, ob schon wieder neues Zuckerwasser angeboten wurde. Hummeln aus Gruppen mit vorher genau fest gelegten Intervallen konnten sich besser und schneller auf die Zeitintervalle einstellen und warteten meist ein Drittel bis zur Hälfte des Intervalls ab, bevor sie einen neuen Versuch starteten. Je mehr Erfahrung sie hatten, desto länger warteten sie meistens auch.
Viele Grüße Arno Gebauer
Ein weiterer Link:
https://communications.uwo.ca/western_news/story.html?listing_id=21727
Internet-Tipp: https://communications.uwo.ca/western_news/story.html?listing_id=21727
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Karl
antwortete am 26.08.06 (21:24):
hallo arno,
"Zeitgefühl" ist ein Merkmal fast aller biologischer Systeme.
Der Tag-Nacht-Wechsel (circadiane Periodik) und die Jahreszeiten sind seit jeher Randbedingungen der Evolution. Es kann nicht verwundern, daß sich entsprechend subtile Anpassungen hieran in allen Organismen finden lassen. Die Chronobiologen haben in einer Vielfalt von Experimenten nachgewiesen, daß viele dem Tag-Nacht-Wechsel folgende Veränderungen in tierischen und pflanzlichen Organismen auf ein Zusammenspiel äußerer Zeitgeber und einer "inneren Uhr" zurückzuführen sind. Bahnbrechend waren hier die Arbeiten deutscher Forscher wie Bünning aus Tübingen und Aschoff aus Freiburg. Die innere (endogene) Uhr läuft auch unter experimentell konstanten Bedingungen, wie sie sich z.B. in speziell hierfür konstruierten Bunkern herstellen lassen, weiter. In Experimenten, in denen die äußeren Reize ausgeschaltet wurden, pegelt sich die Periodizität allmählich auf einen endogenen Wert ein. So wurde zum Beispiel bei menschlichen Testpersonen eine Aktivitätsperiodik von circa 24 Stunden festgestellt, wobei den Probanden jegliches Zeitgefühl abhanden kam. Die Bedeutung der äußeren Zeitgebersignale offenbart sich dadurch, daß die endogene Periodenlänge normalerweise von 24 h leicht abweicht, so daß sich unter konstanten äußeren Bedingungen über einen längeren Zeitraum eine kontinuierliche Verschiebung der Phasenlage zur Uhrzeit ergibt.
Mehr im Link:
Internet-Tipp: https://www.zum.de/neurogenetik/5_4.html
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dutchweepee
antwortete am 27.08.06 (04:12):
den begriff "chronobiologen" höre ich zum ersten mal - klingt spannend. ich sah neulich eine BBC-dokumentation über die innere uhr verschiedener tierarten.
plausibel erschien mir die these, daß die empfindlichkeit und schnelligkeit der bildwahrnehmung der taktgeber für die innere uhr sei.
eine fliege bemerkt winzigste bewegungen in bruchteilen einer sekunde, während reptilien dagegen beinahe blind sind (sicher gibt es bessere beispiele). aber dadurch lebt die fliege sozusagen in einer "beschleunigten welt", in derem zeitrahmen wir uns wie schnecken bewegen.
das vorbeiziehen eines wolkenschattens muß der fliege wie ein monat vorkommen. das hat für mich auch philosophische aspekte, da in diesem sinne selbst die für uns scheinbar kurzlebige fliege, im "selbstverständnis" ein langes leben hat, da ihre biologische uhr einfach schneller tickt.
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Maren
antwortete am 27.08.06 (07:11):
War es so nötig meinen Kurzkommentar "story" zu löschen, nur weil nicht verstanden worden ist was ich damit meinte?
das Wort steht im Link von Arno_Gebauer https://communications.uwo.ca/western_news/story.html?listing_id=21727
und auch auf der Seite "Western News" ** Search For More Stories **
das Wort "story" ist für mich eben kein terminus für eine wissenschaftliche Abhandlung
und gegen die Forenregeln hat mein Eintrag ja doch nicht verstoßen, oder?
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Arno_Gebauer
antwortete am 27.08.06 (09:39):
Hallo, Karl,
vielen Dank für Deinen sehr guten Beitrag. Der Begriff Zeit an sich ist kein Objekt, sondern nur ein subjektives Ordnungsempfinden. Die Hummeln schaffen damit Ordnung im Veränderungsprozeß ihrer materiellen Welt. Damit scheint Zeit auch eine Erfindung des Hummelverstandes, also ein Konstrukt der Hummelköpfe, zu sein, dem sie sich vollständig unterordnen. Zeit ist auch eine Hummelidee!
Viele Grüße Arno Gebauer
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Maren
antwortete am 27.08.06 (11:37):
** Damit scheint Zeit auch eine Erfindung des Hummelverstandes, also ein Konstrukt der Hummelköpfe, zu sein **
wieso?
und kann man bei Hummeln von *Verstand* sprechen?
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