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THEMA:   das zweite Gesicht

 21 Antwort(en).

seniorin begann die Diskussion am 02.12.05 (13:23) :

Auf N24 wird soeben eine Pressekonferenz aus Frankreich übertragen mit einem Bericht über die Transplantation eines Teils des Gesichts (Nase, Mund, Kinn) einer Hirntoten auf das zerstörte Gesicht einer Frau, die von einem Hund schwer verletzt worden war.

Abgesehen von medizinischen Aspekten - z.B. was soll geschehen, wenn das Organ abgestoßen wird? - oder von ethischen Gesichtspunkten, eröffnet dieser medizinische Fortschritt für fernere Zeiten sicherlich auch Gefahren innerhalb krimineller Absichten und Machenschaften.

Osama Bin Laden mit einem anderen Gesicht darf in Ruhe, unverfolgt und ungejagt, terroristisch weiter agieren?


 nasti antwortete am 03.12.05 (00:43):

Gerade in TV gesehen. Ein Psychologe behauptet, es kann zum psychische Schwierigkeiten kommen mit einem Gesicht von einer tote Frau leben.


 seniorin antwortete am 03.12.05 (05:46):

... wenn sie wenigstens tot gewesen wäre ...,
so wie ein Mensch, dessen Herz man bekommt.

Aber mit der Vorstellung leben zu müssen, wie die Hirntote ohne Gesicht nun aussehen möge ...


 utelo antwortete am 03.12.05 (21:50):

In der kriminellen Szene sind Gesichtsveränderungen doch schon seit Jahrzehnten Gang und Gebe. Ebenso wie die Transplantationen von Fingerkuppen, um eine Identifizierung zu verhindern. Dazu müssen nicht mal fremde Gesichter von Toten genommen werden. Dank der kosmetischen Chirurgie wird dies bei größerer Perfektion immer einfacher, wenn das nötige Kleingeld da ist. Dies ist bei Mafiosi, Terrosristen und anderen Verbrechern doch der Fall.
Bei Osaman sieht man eh kein Gesicht mehr vor lauter Bartgestrüpp, da müsste man Augen verpflanzen, wenn überhaupt.


 Claude antwortete am 03.12.05 (22:26):

seniorin.
ist eine Hirntote denn nicht tot?
Claude


 nasti antwortete am 03.12.05 (23:55):

Die Frau ist dankbar, wenn sich wirklich alles normalisiert, und die Gewebe bleibt, ich kann glauben, das Sie damit leben kann. Ihre Seele bleibt konstant. Sie hatte kein Gesicht mehr. So eine Tragödie.
Unsere Gesichter haben sich mit Zeit auch verändert,ich erkenne mich nicht wieder in Spiegel. Sehe ich meine Oma, und das nervt mich. Wie kann so eine elastische Haut schlapp machen? Trotzdem ist mir mein Gesicht nicht fremd.




 seniorin antwortete am 04.12.05 (05:32):

claude,
wenn sie so tot wäre, wie Du es meinst,
hätte man das Wort "Hirn" nicht verwendet.

"Hirntot" bedeutet ja, daß andere Organe - außer dem Gehirn - noch funktionieren.

Von 'gänzlich Toten' etwas zu transplantieren,
ist u. U. gar nicht mehr möglich.


 claudiawien antwortete am 04.12.05 (06:27):

Von 'gänzlich Toten' etwas zu transplantieren,
ist u. U. gar nicht mehr möglich.
--------------

Stimmt nicht. Es gibt die sog. "Lebendspende", aber auch die "Leichenspende" (zB Organentnahme von Verstorbenen).

Was mir auf die Schnelle einfällt: Hornhauttransplantate stammen von Verstorbenen; Herzklappen, Knochen und Knochenteile auch. Auch Hauttransplantate von Verstorbenen kommen zum Einsatz (etwa bei der Behandlung von Brandwunden).


 seniorin antwortete am 04.12.05 (07:55):

Ich schrieb "u.U." -, was heißen soll: 'unter Umständen'.

Heißt nicht, daß es gar nicht geht, aber eben nur 'unter bestimmten Umständen'.

Man kann nicht einem heute Verstorbenen übermorgen das Herz entfernen und es nach einer Woche "einfach so" in einen lebenden Körper verlegen.


 seniorin antwortete am 04.12.05 (08:06):

Je lebendiger ein Organismus noch ist, dem man ein Transplantat entnimmt, desto besser. Unter anderem ist es länger durchblutet gewesen als das eines schon Verstorbenen. Ansonsten sind neben Eile viele Maßnahmen erforderlich, um das entnommene Organ transplantationsfähig zu erhalten. Wenn diese ‚Umstände’ aber nicht gegeben sind ...


Na ja, manchmal überlege ich mir schon, was ich schreibe,
auch wenn es wieder als perfide gelesen werden sollte.


 Claude antwortete am 04.12.05 (08:46):

seniorin,
ich weiß das die restlichen Organe bei Hirntoten noch Funktionieren und von Toten nichts transplantiert werden kann. Ich meinte sollte man moralische Bedenken haben ein Organ oder Körperteil von einem Hirntntoten transplantiert zu bekommen?
Gruß Claude


 Karl antwortete am 04.12.05 (10:42):

Eine Gesichtstransplantation berührt emotional stark. Das kann ich gut verstehen.
Für den Empfänger ist der Zustand zuvor (ohne Gesicht) mehr als eine Tragödie, es bedeutet das Ende jeder normalen zwischenmenschlichen Kommunkation und ich kann mir nicht vorstellen, was es für das Selbstwertgefühl bedeutet, ohne Gesicht zu sein.
Für den hirntoten Spender ist es letztlich egal, ob er sein Herz oder sein Gesicht spendet.
Für uns als Außenstehende und für die transplantierenden Ärzte sollte Hirntod Hirntod bleiben und das Wohl des Empfängers im Mittelpunkt stehen.

Danke für das gute Diskussionsthema, Seniorin.


 Claude antwortete am 04.12.05 (12:19):

Ich denke auch das Wohl des Empfängers steht im Vordergrund,der Empfänger wird sicher froh sein wieder ein Gesicht zu haben und wird sich an ein fremdes Gesicht eher gewöhnen als ohne ein solches leben zu müßen.
Gruß Claude


 seniorin antwortete am 04.12.05 (12:41):

"sollte man moralische Bedenken haben ein Organ oder Körperteil von einem Hirntntoten transplantiert zu bekommen?" (claude)

Was heißt "soll"?
Ob solche Bedenken entstehen, liegt wohl in der Natur des jeweils Betroffenen.

Ich für mich persönlich meine: so lange ich nicht in die diskutierte Situation gerate, so lange kann ich überhaupt nicht beurteilen, wie und wozu ich mich entscheiden würde.

Für den obigen Fall sind wir ja nur Zuschauer, Zuhörer und Informations-Empfänger. Und da bleiben Diskussionen eben Theorie.

Nur: ich stelle mir einen lieben Menschen vor, der sich zwar nicht mehr äußern kann, der aber noch atmet und dessen Herz noch schlägt: wie könnte ich es ertragen, daß ihm sein Gesicht entfernt wird, um damit meine Wunden zu behandeln?

Oder aber möchte ich in Zukunft wie ein Fremder aussehen?

Gestern hörte ich den Kommentar eines Transplantations-Chirurgen, der erklärte, daß die fremde Gesichtshaut keine Mimik haben wird.
Wer bin ich dann noch?

Dann vielleicht doch besser ein bißchen Haut und Knochen aus meinen eigenen Beinen in und auf die Biß-Wunden in meinem Gesicht?


Vielleicht baut man keine Aversion gegen eine fremde Niere in sich auf. Aber es gibt Menschen, die sich schwer damit tun, mit einem fremden Herzen zu leben. Herz im Sinne "spürbares Gefühl". Was da klopft, bin ich ja gar nicht. Habe ich mich vielleicht auch sonst verändert?

.............


 Claude antwortete am 04.12.05 (13:03):

Seniorin,
du hast ganz sicherlich in vielen Bereichen Recht mit deinen Bedenken und es kommt wohl auch immer auf die Person an wie sie damit umgeht, umgehen kann.

Aber ich erinnere mich noch an die zerschossenen Gesichter von Soldaten, in den fünfziger Jahren waren die nicht selten zu sehen, oder an Menschen denen während eines Bombenangriffs brennender Phosphor auf den Kopf tropfte( im Bekanntenkreis meiner Eltern befand sich eine Frau der das mit dem Phosphor passiert war) Dem Aussehen nach waren das Monster, die Leute erschreckten sich vor diesen armen Menschen. Ich denke dass die schon ein fremdes Gesicht in Kauf genommen hätten, auch wenn sie keine Mimik gehabt hätten. es gibt auch jetzt solche Verletzungen in Deutschland auch ohne Kriegeinwirkungen ich meine denen ist mit einem neuen Gesicht geholfen von den unzähligen Kriegsopfern in aller Welt ganz zu schweigen.
Freundlicher Gruß Claude


 navallo antwortete am 04.12.05 (13:13):

Bei der Nachricht "Gesichtstransplantation" wäre ich ausgesprochen skeptisch. Solange keine Vorher/Nachher-Fotos vorgelegt werden und nicht exakt dargestellt wird, was dabei transplantiert wurde (nur Haut? Muskulatur? Knochen? haartragende Bereiche? Lippenschleimhaut? Nerven? Gefäße?...), halte ich das für einen Gag, bei dem irgend ein Ehrgeizling mal wieder der Erste sein wollte. Hautteile zu transplantieren ist ein uralter Hut. Man braucht dazu aber normalerweise keine Leichenteile, weil körpereigene Haut zumindest für das Gesicht meist in ausreichender Menge weitaus frischer und verträglicher zur Verfügung steht (- Brandverletzungen ausgenommen). Nachteil: Die Haut behält die Eigenschaften der Entnahmestelle bei. Wird also ein Stück behaarte Brusthaut (versehentlich?) als Stirn eingesetzt, sprießen auch hier weiterhin die Haare.


 seniorin antwortete am 04.12.05 (14:08):

Nun, w a s sie transplantiert haben, wurde ja im Modell gezeigt. Da war auch die Rede von Nerven- und Gefäßnähten. Es gab Vorher-Fotos.
Wenn es nur Haut gewesen wäre, würde es ja nicht als Sensation gelten: "zum ersten Mal in der Medizin" usw.
Zwei große Teams in Kliniken zweier Städte haben stundenlang an dem Eingriff gearbeitet.
Für einen Gag?
--------------

Und claude,
hast Du das Gesicht von Nicki Lauda direkt nach seinem Unfall gesehen?
Ihm hat man keine Leichenteile transplantiert.
Sieht er heute wie ein Monster aus?


Was wird geschehen, wenn der Körper der Frau das Transplantat abstößt?
Möglicherweise raufen sie sich dann die Haare - jetzt, wo eine zweite Wiederherstellung noch viel schwieriger ist -, daß sie dieses Experiment überhaupt gestartet haben.

Und davon, daß die Frau ihr Leben lang wird immunsuppressive Medikamente schlucken müssen, die ja schließlich keine Zückerchen sind, haben wir noch gar nicht gesprochen.

Herz? O.k., wenn ich noch länger leben will.
Aber Gesicht?


 Ursula antwortete am 04.12.05 (15:37):

Auch in der Online-Ausgabe des "Deutschen Ärzteblattes" vom 02.12.05 wird über den Fall berichtet (Internet-Tipp).

Danach soll der Frau "ein Dreieck, bestehend aus der Nase, Lippen und Wangen," transplantiert worden sein, das Haut, Unterhautfettgewebe und mimische Muskulatur umfasst habe.

Außerdem sei bei der Patientin noch eine Knochenmarkstransplantation durchgeführt worden, um Abstoßungsreaktionen zu vermindern. Dies will die "New York Times" von dem Leiter der Operation, Jean Michel Dubernard vom Hôspital Éduard Herriot, Lyon erfahren haben ...

Internet-Tipp: https://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=22256


 Claude antwortete am 04.12.05 (15:41):

seniorin,navallo,
unterschätze das Gesicht nicht, gut Nicki Lauda sieht nicht aus wie ein Monster hatte aber doch eine Reihe von Operationen über sich ergehen lassen müssen und sehr schön ist er auch nicht gerade, doch darauf kommt es nicht an wenn er zufrieden ist.
Ich möchte noch einmal sagen dass ich mit Monster solche Verletzte nicht abwerten wollte sondern nur darauf hinweisen das sie den Zustand je nach Persönlichkeit doch sehr bedrückend finden könnten. Für einen jungen Menschen ist es wohl ganz besonders schlimm.
Wenn es denn eine Möglichkeit gäbe das besser zu machen warum eigentlich nicht. Das muß ja auch jeder dann für sich selbst entscheiden. Ich erinnere mich noch an die erste Herzverpflanzung da wurden auch sehr viele Bedenken geäußert heute ist es eine Routineoperation. Das Problem dabei ist die Gewebeverträglichkeit und bei manchen ist es auch ein Gefühlsmäßiges Problem, aber ändert sich die Persönlichkeit tatsächlich?

Ich denke dass auch nach einer gewissen Zeit bei Gesichtstransplantationen eine Routine einkehren wird. Ich bin mir nicht sicher aber man kann doch annehmen das solche Menschen es eher als kleineres Übel nehmen mit einem anderen Gesicht herumzulaufen als mit einer starken Verunstaltung.
Freundlicher Gruß Claude


 Ursula antwortete am 04.12.05 (16:01):

Das sehe ich ganz ähnlich, Claude. Warum nicht auch Teile eines Gesichtes transplantieren ? Für mich ist eine partielle (!) Gesichtstransplantation ethisch nicht anders zu beurteilen als andere Transplantationen.

Entscheidend ist, dass der Frau durch den Eingriff geholfen werden sollte, wieder ein halbwegs normales Leben zu führen und nicht ärztlicher Ehrgeiz das wahre Motiv war.


 seniorin antwortete am 04.12.05 (16:02):

Nun ja, claude,
wir reden aneinander vorbei.


 Claude antwortete am 04.12.05 (16:18):

seniorin,
scheint so das wir aneinander vorbeireden, belassen wir es dabei.
Freundlicher Gruß Claude