BarbaraH
begann die Diskussion am 24.09.05 (00:07) :
In Brasilien boomt der Verkauf von Flex-Fuel-Autos. Das sind Autos die wahlweise mit Benzin oder Alkohol fahren. Die Flex-Technologie hat Bosch-Brasilien in den 90er Jahren entwickelt. Dabei identifiziert eine Sonde den verbrannten Treibstoff und steuert Zündung und Einspritzung entsprechend, sodass der Motor die optimale Leistung erzielt. Flex-Autos sind nicht einmal teurer als Benziner.
Ermöglicht hat diese Entwicklung der brasilianische Staat, der nur noch Tankstellen mit Zapfsäulen für Benzin und Alkohol eine Betriebsgenehmigung erteilt. Der Liter-Preis von Alkohol ist z.Zt. etwa halb so hoch wie der von Benzin, wobei Alkohol nicht die gleiche Wirkung erzielt. Es gilt die Regel, dass Alkohol günstiger als Benzin ist, wenn der Preis 30% niedriger.
Die Zeiten, in denen Brasilien aufgrund des gesättigten Weltmarktes Schwierigkeiten hatte, seinen Zucker loszuwerden, sind dank der Umstellung beim Tanken von Benzin auf Alkohol vorbei. Nicht nur die Binnennachfrage trug zu dieser Entwicklung bei: der Alkohol-Export Brasiliens hat sich von 2003 auf 2004 verdreifacht. Indien, die USA, Südkorea oder Japan kaufen das Zuckerrohr-Destillat bereits in Brasilien. Die Sorge, dass die Anbauflächen für Zuckerrohr knapp werden könnten, hat Brasilien auch nicht: 90 Millionen Hektar Agrarland-Reserve steht noch zur Verfügung, z.Zt. werden gerade mal 5,5 Mio Ha bewirtschaftet. Nicht einmal Sorgen um den Urwald muss man sich machen, da Zuckerrohr ein ganz anderes Klima braucht.
Sogar in Schweden fahren bereits fünf Millionen Flex-Autos. Wann wird man in Deutschland in die Puschen kommen?
Internet-Tipp: Frankfurter Rundschau vom 24.09.05 Gas geben mit Sprit aus Zuckerrohr von Wolfgang Kunath
Internet-Tipp: /seniorentreff/de/eEuJOREoR
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Agnes
antwortete am 24.09.05 (07:02):
>>> Sogar in Schweden fahren bereits fünf Millionen Flex-Autos. Wann wird man in Deutschland in die Puschen kommen? <<<
Dazu empfehle ich, den Artikel von Harro Albrecht "Mutprobe im Schwedenpanzer" aus https://www.zeit.de/2004/13/Autotest_13 zu lesen.
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Es hat alles seine zwei Seiten!
Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2004/13/Autotest_13
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mart
antwortete am 24.09.05 (07:42):
Wieviele Menschen hungern und verhungern in Brasilien?
Wie groß sind die Flächen, die dem Ackerbau entzogen werden um darauf Alkohol für das Auto anzubauen?
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angelottchen
antwortete am 24.09.05 (10:12):
Das gibt bestimmt tolle Strassenkinderpartys in Brasilien - nun müssen sie nicht mehr nur am Tank schnüffeln sondern können sich Caipirinha aus dem Tank holen und sich auf die Mütze kippen.
"Die Brasilianer produzieren pro Jahr mittlerweile 15 Milliarden Liter Bio-Ethanol - vor allem aus Zucker vornehmlich aus Zuckerrohr. Und das zu Kosten, die deutlich unter dem Einkaufspreis von Rohöl liegen und die Südamerikaner weitgehend unabhängig von den Fördermengen der OPEC machen. Deshalb kommen Ethanol-Autos dort heute auf einen Marktanteil von 50 Prozent. " Bio-Ethanol wird ausserdem aus Tomaten und Getreide gebrannt. Da kan man dann doch auch die Leichen der verhungerten Menschen gleich mitsammeln und zu Biodiesel verkochen...
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Graugans
antwortete am 24.09.05 (10:24):
Hallo Forumsbeteiligte,
es ist im Sinne aller Verbraucher, wenn in Fahrzeugen Motore eingebaut werden, die viele Kraftstoffe und Gemische daraus verbrennen können. Jeder Fahrzeughalter könnte dann stets den billigsten Treibstoff tanken. Der Spritmarkt käme dann richtig in Bewegung. Solche Fahrzeugmotore gibt es bereits. Der Einbau von Motoren, die nur zwei Kraftstoffe nutzen, ist immer noch kundenunfreundlich.
Viele Grüße Graugans
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Lissi
antwortete am 24.09.05 (11:18):
Und der sogenannte Wassermotor, muß der weiterhin totgeschwiegen werden ? Wenn ja, warum??
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angelottchen
antwortete am 24.09.05 (11:25):
es wurden auch schon Motoren entwickelt, die mit Holzpellets betrieben werden. Was für Kleinfeuerungsanlagen eine preiswerte und saubere Alternative ist, ist doch vielleicht auch für Autos sinnvoll. Holzpellets werden aus Sägespäne, also Abfall, gepresst.
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mart
antwortete am 24.09.05 (12:46):
Graugans,
Ich würde also vorschlagen, in die Autos Motoren einzubauen, die sowohl mit Benzin, Diesel und diversen Gasgemischen fahren können, auf Wasserstoff umschaltbar sind - auf dem Dach Photovoltaik besitzen, dazu noch einen Holzvergaser und, um Lissi zu gefallen, auch einen Wassermotor enthalten:-))
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angelottchen
antwortete am 24.09.05 (13:10):
nicht zu vergessen eine Deichsel und passenes Geschirr sowie einen Pfedeanhänger mit min. 1 PS, das bei leerem Tank und Ausfall aller anderen Systeme vor den Karren gespannht werden kann.
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Graugans
antwortete am 24.09.05 (13:55):
Hallo, "mart",
es ist doch so, daß man alle Brennstoffe auf Kohlen- Wasserstoffbasis vergasen kann! Der technische Aufwand für die Vergasung ist sehr gering und erforscht. Dadurch ist es möglich, die Hubkolbenmotore mit dem Gas aus Holzpellets über Brennspiritus, Alkoholgemische, Diesel bis zum Steinkohlenteeröl in jeder beliebigen Kombination zu betreiben. Es ist klar, daß bei Erdgas- und Flüssiggasbetrieb die Gasentspannung alleine ausreicht.
Viele Grüße Graugans
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Agnes
antwortete am 24.09.05 (14:11):
Seid Ihr schon mit "vergasten" Lastwagen gefahren?
Zum Glück haben sie später Rohre angeklebt, über die die Abgase der Gase entweichen konnten, ohne daß die Schwarzfahrer auf der Ladefläche das Zeitliche segnen mußten.
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Graugans
antwortete am 24.09.05 (14:37):
Hallo Agnes,
Deine Erfahrung aus dem letzten Jahrhundert kannst Du nicht vergleichen mit dem, was heute möglich ist. Die heutige Vergasungstechnik ist eine Hochtechnologie. Warum man diese Hochtechnologie nicht mit den Hubkolbenmotoren kombiniert, ist mir unverständlich, kann aber auch von der Erdölindustrie gewünscht sein.
Viele Grüße Graugans
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Claude
antwortete am 24.09.05 (15:10):
angelottchen, super und was bei den Pferden hinten rauskommt taugt zum düngen der Erdbeerbeete z.B. :-))) Gruß Claude
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mart
antwortete am 24.09.05 (23:56):
oder die Pferdäpfel werden zu Sprit veredelt wieder in den Tank gefüllt.
Graugans,
In stationären Anlagen gibt es diese Kombination - für das Autofahren etwas zu unhandlich.
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Graugans
antwortete am 25.09.05 (07:48):
Hallo, "mart",
die stationären Anlagen sind für sehr große Motorenleistungen vorgesehen. Automotore sind dagegen sehr klein. Dementsprechend würde das Aggregat für die Kraftstoffvergasung auch sehr wenig Platz verbrauchen. Ich glaube, daß die Nutzung der Kraftstoffvielfalt aus anderen Gründen für die Autos nicht umgesetzt wird!
Viele Grüße Graugans
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mart
antwortete am 25.09.05 (10:28):
Mir ist deine Gedankenverbindung zum Holzvergaser nicht ganz klar - oder habe ich hier eine falsche Verbindung hergestellt?
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Graugans
antwortete am 25.09.05 (18:54):
Hallo, "mart",
thermische Reaktoren für Vergasungen von brennbaren Flüssigkeiten usw. haben heute nichts mehr gemein mit den riesigen Holzvergasern aus dem 2. Weltkrieg. Ich denke, daß moderne Reaktoren für die stündliche Vergasung von 10 Liter einer brennbaren Flüssigkeit nicht so große wie eine Autobatterie sein dürften.
Viele Grüße Graugans
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mart
antwortete am 25.09.05 (22:31):
Ich weiß immer noch nicht was du ansprichst, - Motoren für Sondergase - gibt es
Motoren für die Verbrennung von Holzgas gibt es - als BHKW, stationär.
Autos, die mit Holz gefüttert werden, dieses verschwellen und mit dem Gas den Motor betreiben, gibt es heute nicht mehr - wenn es diese Anlagen allerdings in Autobatteriegröße geben sollte, werden sie früher oder später auf den Markt kommen.
Ebenso wie ich schon vor 30 Jahren mit einem Auto gefahren bin, das ich wahlweise mit Benzin oder Gas betrieben habe. No problem.
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Graugans
antwortete am 27.09.05 (09:37):
Hallo, "mart",
die meiste im Brennstoff enthaltene Energie wird mit den Abgasen in Freie geführt und mit dem Kühlwasser an die Umgebungsluft/Fahrtwind abgegeben. Diese Energie kann zum Zweitgebrauch zur Vergasung/Verdampfung von festen/flüssigen Brennstoffen benutzt werden. Dadurch verbessert sich der Wirkungsgrad und der Kraftstoff- verbrauch wird erheblich gesenkt.
Viele Grüße Graugans
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Wolfgang
antwortete am 11.10.05 (16:00):
Einen neuen Blog auf meiner Seite zum Thema biete ich an:
Billig + umweltfreundlich: 'Schnapsautos' in Brasilien (2) https://www.myblog.de/ecofreak/art/2101607
Internet-Tipp: https://www.myblog.de/ecofreak/art/2101607
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mart
antwortete am 12.10.05 (16:40):
Billig mag es sein; es bringt viel Devisen nach Brasilien und zu den Großgrundbesitzern
Umweltfreundlich als Zuckerrohr-Monokultur mit enormen Dünge- und Spritzaufwand sicherlich nicht.
Und sicherlich nicht menschenfreundlich:
Es ist vielleicht nicht allgemein bekannt, aber der Prozentsatz der Unterernährten, Fehlernährten und Hungernden ist in Brasilien gerade bei der Landbevölkerung sehr hoch.
Die Anbaufläche soll bis 2013 von 5,7 Millionen Hektar auf ca. 9 Millionen ausgedehnt werden. Sogar 90 Millionen Hektar seien möglich lt. Aussage der Brasilianischen Regierung.
Ich hoffe, es wird nicht erwartet, daß die Hungernden in Brasilien von anderen Staaten oder der Staatengemeinschaft alimentiert werden sollen.
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