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THEMA: Schlohweiß
12 Antwort(en).
wanda
begann die Diskussion am 26.05.05 (18:25) :
Gerüchten nach gibt es Menschen, die durch ein schreckliches Erlebnis über Nacht ergrauen. Mir haben es sowohl Eltern, wie Großeltern erzählt.
Gibt es darüber Untersuchungen oder wodurch verschwinden plötzlich alle Pigmente ?
Persönlich kenne ich einen Menschen, dem über Nacht eine ziemlich breite Strähne ergraute, angeblich weil er von der Polizei vernommen wurde. (er hatte keine Aufenthaltserlaubnis)
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Literaturfreund
antwortete am 26.05.05 (20:32):
Daß es früher "schloßweiß" hieß, kam vom Vergleich mit dem auffälligen Weiß des Eises, ja, der Eiskörmer, der "Schloßen". Aber es muss in der Natur - besonders bei Männern, vorgekommen sein, sonst hätte es kein Poet, kein Gerücht erfunden. Aber medizinisch...? Keine Ahnung!
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angelottchen
antwortete am 26.05.05 (21:00):
Hallo Wanda, ein interessantes Phänomen, das viele Wissenschaftler aber betreiten. Ich habe Dir hier nalk etwas aus der Website der Charité zum Thema Stressimmunoloigie herauskopiert:
"Stress und Haarausfall Sowohl im Volksmund, als auch unter Medizinern besteht seit jeher die Annahme, dass Stress mit vermehrtem Haarausfall und dem spontanen Ergrauen der Haare assoziiert werden kann. Ein sehr beeindruckendes Beispiel dieser Assoziation ist das Phänomen des sog. "Übernacht-Ergrauens", für das illustre, historische Persönlichkeiten als Zeugen zitiert werden, wie z.B. Marie-Antoinette von Frankreich unmittelbar vor ihrer Enthauptung. Heutzutage werden autoimmune Mechanismen für das "Übernacht-Ergrauen" verantwortlich gemacht (Paus et al., 1994), wodurch sich die Frage stellt, ob Alopezia areata auf eine Stress-vermittelte neurogene Entzündungsreaktion zurückzuführen ist (Paus et al. 1994b). Dies wird unterstützt durch Patientenangaben, aus denen hervorgeht, dass das erste Auftreten von Alopezia areata mit einer akuten stressreichen Lebensphase zusammenfiel. Eine ähnliche Assoziation wurde zwischen stressreichen Lebensphasen und dem Beginn eines diffusen, anderweitig unerklärbaren Haarausfall, dem sog. Telogen effluvium, beschrieben. Psychiatrische Lehrbücher führen Haarausfall als typisches "vegetatives" Symptom bei z.B. Patienten mit Depression auf.
Es ist bis heute jedoch noch nicht gelungen, überzeugende Beweise zu Stress-ausgelöstem Haarausfall aufzuzeigen, wobei Dermatologen durchaus von Interaktionen zwischen dem Haarfollikel und dem Nervensystem überzeugt sind und bei betroffenen Patienten mehr vermuten als eine simple Koinzidenz. Das von unserer Arbeitsgruppe verfolgte Arbeitsprogramm orientiert sich an der Arbeitshypothese, dass Stress in die bidirektionale Kommunikation von Neuropeptiden und Immunsystem der Haut eingreift und Haarausfall begünstigen kann. So konnten wir erstmalig Zusammenhänge zwischen Stressexposition und Haarwachstumsstörungen tierexperimentell aufzeigen, wodurch wir in der Lage waren die "brain-hair follicle axis" zu postulieren und partiell auszuformulieren (Arck et al., 2001)."
In einem extremen Fall haben meine Kollegen und ich es von einem Tag auf den anderen beobachtet, ist aber schon 30 Jahre her: Flugzeuge haben doch am Fahrwerk immer so komische Gummifetzen hängen - diese dienen dazu, die Maschine quasi zu "entladen" , indem sie beim Ausrollen über den Boden schleifen - von statischer Aufladung. Bei dieser Maschine, die durch ein ziemliches Gewitter gekommen war, waren diese Dinger ziemlich abgenutzt - diese Maschine hatte keinen Stehplatz am "Finger" sondern es wurde eine Treppe herangefahren. Eine Kollegin, damals die Braut einer der Piloten und heutige Frau, stand schon auf der Treppe, oben ging die Tür auf und noch bevor die Treppe die Maschine berührte, fielen die 2 sich in die Arme und - beide bekamen einen ziemlich schlimmen Schlag. Als wir den Mann 2 Tage später wieder sahen, war sein Haar wirklich fast weiss (vorher schwarz). Bis dahin hielt ich die Erzählungen solcher Art meiner Eltern immer für Ammenmärchen .
Internet-Tipp: https://www.pni-labor.de/seiten/proj.html
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wanda
antwortete am 27.05.05 (08:43):
@aangelottchen, habe vielen Dank für die Mühe, die Du Dir immer machst - der letzte Absatz ist sicher von Dir persönlich - und danach schließe ich nicht aus, dass dieser Urgroßvater evtl. auch vom Blitz getroffen worden war, vielleicht nur leicht, denn sonst wäre das auch erzählt worden - wir wurden immer mit Warnungen eingedeckt !!! :-))))))
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wanda
antwortete am 27.05.05 (08:45):
@angelottchen - bitte entschuldige, das eine a, das zuviel ist!
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schorsch
antwortete am 27.05.05 (12:28):
Ich kenne eine Menge Leute, aber niemanden, der/die über Nacht ergraut wäre - dafür aber einige, die über Nacht erblondet sind......
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maggy
antwortete am 31.05.05 (21:49):
oh schorsch, Du nun wieder lache schallend :-)))))
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DorisW
antwortete am 01.06.05 (09:50):
Christoph Drösser geht in der Kolumne "Stimmt's?" in der ZEIT regelmäßig solchen Fragen nach.
Das plötzliche Ergrauen war in 1998 Thema eines Beitrags, dort findet sich eine, wie ich meine, recht plausible Erklärung:
"Ist es möglich, über Nacht graue Haare zu bekommen?
Nein, auch wenn in der Literatur immer wieder Fälle auftauchen, in denen ein psychischer Schock solche Folgen nach sich zieht. Schon Grimmelshausen erzählte im "Simplicissimus" von einem Mann, dessen Haare und Bart eines Morgens grau waren, "wiewohl er den Abend als ein dreißigjähriger Mann mit schwarzen Haaren zu Bette gegangen sei". Solche Geschichten können nicht stimmen: Haare bestehen aus toten Zellen, ähnlich wie Fingernägel. Sind die Farbpigmente einmal drin, bleiben sie es. Graue (also farblose) Haare können nur von der Wurzel her nachwachsen, der Prozeß ist also ein allmählicher.
Eine mögliche Erklärung für ein scheinbar schnelles Ergrauen: Bekanntlich übt die Psyche Einfluß auf das Immunsystem aus. Nun gibt es eine Autoimmunkrankheit mit dem Namen Alopecia areata diffusa, bei der die Kopfhaare ausfallen - teilweise recht schnell, wenn auch nicht über Nacht. Aus ungeklärten Gründen sind die pigmentierten Haare anfälliger. Die grauen Haare, die bereits vorher da waren, bleiben übrig und fallen nun mehr auf."
Internet-Tipp: https://zeus.zeit.de/text/stimmts/1998/1998_7_stimmts
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schorsch
antwortete am 01.06.05 (09:58):
Das plötzliche Ergrauen oder "Erweissen" der Haare gehört wohl in die Kathegorie "Wenn man es lange genug behauptet, wird es wahr", wie die Behauptung, Vogel Strauss stecke bei Gefahr den Kopf in den Sand.
Schon in der Geschichte von Moby Dick gab es einen Matrosen, der - weil er wegen seiner weissen Haare keine Heuer mehr bekam - die Haare schwarz färbte. Als dann ein fürchterlicher Sturm kam mit Wellen, die das ganze Schiff überfluteten, wurden die Haare des Matrosen wieder weiss; und alle seine Kollegen glaubten an die Theorie, dass Haare im Schock weiss werden können!
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Sonnenblume
antwortete am 08.06.05 (18:37):
Hallo Wanda, wissenschaftlich kann ich es nicht erklären. Allerdings habe ich es selbst einmal erlebt bei einer Bekannten. Deren Tochter wurde in Wien grausam ermordet (Ilona Faber)und über Nacht wurden die Haare der Mutter schneeweiß. Vielleicht hat es doch auch mit Schockerlebnissen zu tun. Möge uns allen soetwas erspart bleiben. Herzliche Grüße, Sonnenblume
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schorsch
antwortete am 09.06.05 (11:32):
Wie es oben schon mal erwähnt wurde: Haare bestehen aus Horn, sind also - wie die Fingernägel - sozusagen "totes" Material. Sie können sich also nicht von selber weiss färben; jedenfalls nicht das schon Gewachsene.
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angelottchen
antwortete am 09.06.05 (15:35):
also totes material ganz sicher nicht, schorsch - denn haare reagieren ja auch auf bestimmte Mangelerscheinungen und Erkrankungen. Können stumpf und porös werden - was sich bei Genesung und Behebung der körperlichen Mängel beheben lässt.
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schorsch
antwortete am 09.06.05 (19:02):
Alles gut und recht, liebe Agelottchen. Aber doch nicht in Minuten oder Stunden. Stell dir mal vor, du wärst beim Coiffeur gewesen und hättest dir die Haare um 10 cm kürzen lassen. Nun lässt der Coiffeur deine Haare über Nacht am Boden liegen - und am Morgen sind sie vor Gram schloweiss geworden!
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